Mittwoch, 27. Dezember 2023

Neo-Wikinger - und die ethische Verantwortung der Archäologie?


Die Wikinger schaffen heute unter Skandinaviern eine Phantasy-Identität als heidnische Indigene, die an die Ideologie der Neo-Rechten erinnert, die für sich in Anspruch nehmen, keinem Rassismus zu frönen, sondern verschiedene Identitäten und Ethnien zu respektieren, sich selbst aber dennoch von ihrem Blut her dennoch für irgendetwas Besseres halten - sich aber zugleich als unterdrückte Opfer von wem auch immer (wobei hier  dann vielfach Antisemitismus oder Islamfeindlichkeit ins Spiel kommt) sehen.

Wikingerschlacht in Wolin, 2017
(Foto: Jakub T. Jankiewicz, CC BY SA4.0,
via WikimediaCommons)

 
Diese Spielart rechter Ideologie erlaubt es auch, dass Wikinger und Slawen, die in der alten Nazi-Welt als Erbfeinde begriffen werden müssten, die einen als "Herren-", die anderen als "Untermenschen" nun gemeinsam solche Festivals veranstalten, etwa im polnischen Wolin.

Der Artikel in fluter geht nicht darauf ein, welche Rolle die Archäologie dabei spielt, aber das thematisierte Midgardsblot-Festival ist nicht allein ein Heavy-Metal-Festival, sondern  auch ein Wikingerfestival, das seit 2015 regelmäßig (nur während Corona online) vom Midgards Vikingcentre in Borre ausgerichtet wird.

Das bei fluter angesprochene Forschungsprojekt „Back to Blood“, 2020 bis Mitte 2024  finanziert vom Norwegischen Forschungsrat (NFR) an den Universität Linköping und Stavanger analysiert die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, dass kulturelle Akteure die Nachfrage nach Wikingern und der nordischen Vergangenheit decken. Die Hypothese von „Back to Blood“ ist es, "dass der Bezug zur nordischen Vergangenheit in aktuellen Kulturproduktionen und spirituellen Strömungen mit den Sorgen der Menschen um Nachhaltigkeit, Identität und Staatsbürgerschaft verbunden sind. Solche kulturelle und spirituelle Produkte sind beispielsweise Fernsehserien, Filme, digitale Spiele, Musik, Festivals und Wikingermärkte sowie neue Formen der Verbreitung und Nutzung der nordischen Vergangenheit im Museums-, Schul- und Tourismusbereich."

Die Rolle der Archäologie wird/wurde in dem Projekt anscheinend aber nur im Hinblick auf die Frage der Bedeutung traditionellen Handwerks für die Vermittlungsarbeit in archäologischen Museen ein. Interessant wäre m.E. genauer zu untersuchen, welche Forschungsarbeiten und welche Museumspräsentationen im Reenactment wie herangezogen werden. Welche wissenschaftlichen Aussagen werden gemacht, wie werden sie in der Öffentlichkeit aufgegriffen. Werden Onjekte selektiert oder bevorzugt? Wenn ja, welche? Wo kommen die Bedeutungszuschreibungen her?

Daran schließt sich für die Archäologie eine wichtige ethische Frage an: Dürfen archäologischen Museen oder andere Institutionen solche Strömungen, die ihnen ja durchaus Publikum und Aufmerksamkeit bringen können, unterstützen?

Meine Antwort: Nein!

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Montag, 25. Dezember 2023

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Samstag, 23. Dezember 2023

Mittwoch, 20. Dezember 2023

Dienstag, 19. Dezember 2023

Montag, 18. Dezember 2023

Sonntag, 17. Dezember 2023

Samstag, 16. Dezember 2023

Freitag, 15. Dezember 2023

Donnerstag, 14. Dezember 2023

Der Diskobol des Myron - Begierden zwischen Klassik und NS-Propaganda

Myron (ca. 480–440 v.Chr.) war neben Phidias und Polyklet einer der berühmten Künstler der griechischen klassischen Periode. Die Statue zeigt einen "Diskuswerfer, der sich in der Haltung des Abwurfs gebückt hat, seinen Kopf zu der Hand gewendet, die den Diskos hält, ein Knie leicht gebeugt, wobei er den Eindruck erweckt, dass er sich gleichzeitig mit dem Wurf wiederaufrichten wird" (Lukian, Philopseudes 18). Das Original war aus Bronze, doch wurden insbesondere in römischer Zeit Marmorkopien. Eine davon wurde 1781 auf dem Esquilin in Rom gefunden und gelangte in den Besitz der Adelsfamile Lancelotti, nach der das Exemplar heute benannt wird.
Diskobolos Lancelloti: Römische Marmorkopie (2. Jh. n.Chr.),
gefunden 1781 auf dem Esquilin in Rom, heute im Nationalmuseum Palazzo Massimo
(Foto: Rabax [CC BY SA 4.0 DEED] via WikimediaCommons)

 
 
Im 19. Jahrhundert wurde der Diskobol zu einem Symbol der Olympischen Spiele - und auch 1938 spielte er in dem  NS-Propagandafilm Olympia der Regisseurin Leni Riefenstahl eine besondere Rolle. Die Statue war in Rom auch Adolf Hitler aufgefallen, der sie unbedingt kaufen wollte, obwohl die Oberste Altertumsbehörde in Italien die damals noch im Besitz der Familie Lancelotti befindlichen Statue für unverkäuflich hielt. Im Mai 1938 wurde die Statue mit Genehmigung des italienischen Außenministers für  6 485 000.- Lire an die deutsche Reichsregierung verkauft, woraufhin sie als Leihgabe in die Glyptothek in München gelangte.
 
Im Novemberg 1948 wurde die Statue an Italien restituiert. Sie ist heute im Museo Nazionale Romano ausgestellt.
 
Und jetzt kam die Glyptothek daher und fordert die Statue zurück nach München. Die Restitution sei illegal gewesen, Adolf Hitler hätte die Statue rechtmäßig erworben. Eine offizielle Forderung der Bundesrepublik Deutschland ist das indes nicht.
 

Wenn die Darstellung der Berliner Morgenpost den Sachverhalt richtig wieder gibt, ist die Forderung der Rückgabe einer ehemals von Adolf Hitler angekauften Satatue ein reichlich unverständlicher Vorgang, der der Glaubwürdigkeit der Archäologie und allen Bemühungen im Umgang mit NS-Raubkunst schadet.

Anlaß für die Rückforderung war nach den Berichten zu urteilen jedoch eine eher kindische Retourkutsche für Forderungen aus Italien, nun auch den noch immer in München befndlichen Sockel zur Statue an Italien zurück zu geben. Warum München den neuzeitlichen Sockel zur Statue überhaupt behalten hat, ist mir nicht verständlich.


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Adventskalender 2023
 

 

 

  

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Mittwoch, 13. Dezember 2023

Dienstag, 12. Dezember 2023

Sonntag, 10. Dezember 2023

Samstag, 9. Dezember 2023

Freitag, 8. Dezember 2023

Streichungsgefahr für die Archäologie! nicht nur in Sachsen

Die schon lange andauernden Prozesse der zunehmenden sozialen Ungleichheit, der internationalen Erstärkung nationalistischer Ideen in Rußland, dem Vorderen Orient, aber auch in Europa und selbst hier in Deutschland sowie dem demographischen Wandel, der Klimawandel und der Digitalisierung sind in vielerlei Hinsicht besorgniserregend. 
 
In dieser Konstellation entsteht vielfältiger Druck auf die Universitäten und letztlich auf die kleinen und vermeintlich exotischen oder gesellschaftlich irrelevanten Fächer. Gerade die Archäologien geraten hier leicht in eine Schnittmene und auf Streichlisten - aktuell in Leipzig.
.
Hier soll die klassische Archologie gestrichen werden (die schon früher zu einer Juniorprofessur für Archäologie des Mittelmeerraumes abgewertet wurde)  und die Ur- und Frühgeschichte durch eine billigere Juniorprofessur "Professur für Digitale Archäologie Mitteleuropas" ersetzt werden. Auch Mittelbau-Stellen sollen wegfallen. Die bisherigen Studiengänge  „BA Archäologie und Geschichte des Alten Europa“ und MA "Archäologie der Alten Welt" müssen in der Folge eingestellt werden.
In Leipzig zeigt sich schon lange ein systematisches Kaputtsparen der archäologischen Studiengänge, denn das Zusammenlegen vonklassischer Archäologie und Ur- und Frühgeschichte auf Master-Niveau ist für Absolvent*innen höchst unattraktiv, da es an der beruflichen Praxis völlig vorbei geht. Klassische Archäologen sind in ganz anderen Berufsfeldern gefragt als Ur- und Frühgeschichtler.  Das setzt sich nun fort. Eine Professur für Digitale Archäologie Mitteleuropas allein kann kein Studium stemmen, das vernünftige Berufsperspektiven bietet, sie ist nur ein hochschulpolitisches Lätzchen, die das völlige Streichen der Archäologie versteckt. Praktisch wird sich eine solche neue Professur bestenfalls in einen Studiengang im Bereich der Digital Humanities einbinden lassen, um dort einen Touch materielle Kultur und Kulturlandschaft einzubringen. Im ganzen Hype um Digitalisierung und Digital Humanities - solche Studiengänge sprießen allerortens - gerät aber die Frage in den Hintergrud, was Absolventen denn mit einer solchen Ausbildung anfangen sollen. Wissenschaft entsteht durch Fragestellungen, nicht durch Methoden, Eine Ausbildung zu den Möglichkeiten digitaler Methoden ist heute unverzichtbar, aber diese macht nur Sinn, wenn auch die fachlichen Grundlagen gelehrt werden.

Die oben verlinkte Petition der Fachschaft Archäologie Universität Leipzig wendet sich an den Staatsminister für Wissenschaft, Kultur und Tourismus des Freistaates Sachsen, Herrn Sebastian Gemkow (CDU), und die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Eva Inés Obergfell und fordert ein Bekenntnis der Universität Leipzig und der SMWK zur Archäologie in Leipzig und eine dauerhafte Absicherung der vollwertigen archäologischen Ausbildung mit den bestehenden Fachrichtungen Ur- und Frühgeschichte und Klassische Archäologie an der Universität Leipzig!
 
Der Protest hat auch die Medien erreicht.
Der mdr berichtet:

und weiter

 Die Diskussion in Leipzig ist nicht neu. Schon 2014 gab es eine Petition.

und einen Blog zu den damaligen Streichungsvorgängen :

 

Hintergründe der Sparzwänge: beschränkter Wissenschaftsbegriff und politisches Rumlavieren

Der Druck auf die kleinen Fächer und insbesondere die Archäologie ist schon lange zu spüren, nicht nur in Leipzig, sondern aktuell auch in Jena und Halle..In Großbritannien wurde das renommierte und florierende Institut in Sheffield einfach abgewickelt.
 
Im Hintergrund wirken verschiedene Mechanismen, die  überwiegend aus der aktuellen Hochschulpolitik resultieren, die in Bund und Ländern - aber auch anderswo in Europa - meist einen eher geringen Stellenwert hat. Bildung und Forschung geraten regelmäßig und oft wider besseren Wissens unter die Räder eines politischen Aktivismus und Lavierens, egal ob von Regierungsparteien, Oppositionsparteien und vermeintlichen Alternativen, wobei insbesondere aber nicht ausschließlich letztere explizit antiwissenschaftliche und post-aufklärerische Positionen vertritt. 
 
In der Corona-Krise und der Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs wurden die Universitäten - und die Studierenden - gerne vergessen oder vielleicht auch bewusst als ein Bereich wahrgenommen, den man zur Reduzierung der finanziellen Belastung auch übergehen kann. So wurden in einigen Ländern die Unis angewiesen, die Mehrausgaben für die hohen Energiepreise im letzten Winter aus ihren finanziellen Reserven zu bestreiten. Im Unterschied zur Wirtschaft oder Schulen gab es hier vielfach keine Finanzspritzen.

Der bereits angesprochene Trend zur Digitalisierung ist für die Politik vor allem eine Demonstration der eigenen Modernität. Hier wird publikumswirksam gefördert, obwohl das vielfach für die Berufsperspektiven der Studierenden nur bedingt sinnvoll scheint. In Bayern beispielsweise ist man stolz auf seine High-Tech-Agenda mit 1000 neuen Professuren, die vor und nach der Landtagswahl kräftig gefeiert wird. Tatsächlich werden hiernur  die Gehälter für die Professoren finanziert, aber nicht die dafür notwendige Infrastruktur an den Universitäten, also kein Mittelaufwachs für die nötigen Räumlichkeiten, Mitarbeiterstellen oder auch die High-Tech, die solche Stellen erst attrkativ machen. Die Universitäten, die solche High-Tech-Stellen übernommen haben, müssen sich diese Kosten nun an anderer Stelle einsparen.

Ein entscheidender Trend ist dabei die Ökonomisierung der Wissenschaft. Im neuen bayerischen Hochschulinnovationsgesetz ist besipielsweise als neuer Aufgabenbereich der Universitäten neben Forschung und Lehre auch der "Transfer" festgeschrieben, nach dem die Fächer auch bewertet werden. Dazu gehören insbesondere Patentanmeldungen und Ausgründungen von Start-Ups. Mit der aktuellen Schuldenkrise und der "Diskussion" der letzten Wochen wurden mehrfach Äußerungen getätigt, die von den Universitäten eine Konzentration auf die Überwindung der Wirtschaftskrise und die Energiewende durch technische Innovation einfordern.
Grundlagende gesellschaftliche Funktionen von Wissenschaft, wie z.B. die Begleitung aktueller gesellschaftlicher Prozesse oder auch einfach grundlegende Grundlagenforschung, die (zumindest aktuell noch) keine wirtschaftliche Anwendung verfolgt, werden einfach nicht bedient. 
Hier zeigt sich ein kaputtes Wissenschaftsverständnis, für das plakativ die Google-News-Rubrik Wissenschaft und Technik steht, die nur über Gaming-Produkte und neue Handies berichtet, aber überhaupt keine Forschung, weder in den Geistes- noch in den Naturwissenschaften liefert. Tatsächlich werden hier aber auch die Ingenieurwissenschaften nicht abgebildet.

Mit einem solchen verquerten und beschränkten Wissenschaftsverständnis kann eigentlich keine Wissenschaftspolitik betrieben werden. Es ist auch gefährlich, weil es die wissenschaftlichen Grundlagen der Moderne untergräbt und postfaktischen Positionen den Weg freiräumt, da jene Fächer, die den nötigen Widerspruch begründen können, keine Patente liefern. 
 

Fachkräftemangel auch in der Archäologie

Übrigens ist Archäologie derzeit noch nicht mal eine brotlose Kunst: Grabungsfirmen suchen händeringend nach Archäologen, die Ausgrabungen  im Rahmen der kommerziellen Archäologie übernehmen können... Digitale Archäologen werden diese Lücke kaum schließen.

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Adventskalender 2023
 

  

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Donnerstag, 7. Dezember 2023

Mittwoch, 6. Dezember 2023

Archäologie ist wie Schwarzwälder Kirschtorte essen

Der tolle Kollege Armand Baeriswyl im Sonntagsinterview beim srf mit vielen anschaulichen Vergleichen zur Archäologie und insbesondere der Archäologie des Mittelalters - man muss sich nur etwas Mühe geben, um dem schwyzerdütsch zu folgen. Lohnt sich aber.

ab 4:45

 

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Adventskalender 2023
 

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Montag, 4. Dezember 2023

Sonntag, 3. Dezember 2023

Auf gutem Weg

Das ist doch schon mal ein besserer Bericht., ohne Geheimweg, aber mit Bildern, die zeigen, dass das schon ein toller Befund ist. Eine Sensation ist m.E. jedoch was anderes.

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Adventskalender 2023


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Samstag, 2. Dezember 2023

Freitag, 1. Dezember 2023

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Adventskalender 2023

Heute startet auf Archaeologik mal wieder ein Adventskalender. Jeden Tag gibt es etwas Keramik, überwiegend ausgewählt aus dem Bestand  der frei unter CC-Lizenzen verfügbaren und verwendbaren Bilder verschiedener Museen. Das könnte gerne noch etwas (viel) mehr sein. Leider ergeben sich nämlich auch einige blinde Flecken, etwa in Bayern, wo zwar Digitalisierung politisch hoch gehängt wird, wo man aber bei entsprechenden Angeboten abgehängt ist. Besonders traurig ist es, dass es teilweise zwar CC-Lzenzen gibt, es aber technisch nicht möglich ist, die Bilder auch ohne großen Aufwand und mit einigermaßen Qualität weiter zu nutzen, weder für Adventskalender noch für Forschung.

Nun aber zum eigentlichen Inhalt von Adventspost 1:

Donnerstag, 30. November 2023

"Geheimweg" und "Sensationsfund" - Grabungskommunikation auf Abwegen

Ein Bohlenweg in dem heute zur Stadt Fürth gehörendem Dorf Burgfarnbach ist ein wichtiger archäologischer Fund, weil er - von lokalgeschichtlichen Aspekten einmal abgesehen - zeigt, wie der Alltag in vorindustrieller Zeit ausgesehen hat, wie früher Transport funktioniert hat. Ein "Sensationsfund" ist das nicht, denn der Befund einer Straße an der Stelle einer Straße ist nicht überraschend. Das wird dem Leser aber nicht kommuniziert.

Das Geschwafel von "Geheimwegen" befeuert das Klischee, Archäologie beschäftige sich mit Mystery. Zudem fokussiert der Artikel so sehr auf Funde, dass es schon gefährlich wird. Gefunden wurden "einige Gegenstände", "mehrere Hufeisen und eine ganze Menge an Metallobjekten", die so "angegriffen und zerfressen" sind, dass sie nicht zu bestimmen sind. Immerhin gibt eine wertlose Silbermünze einen "tollen Hinweis" zur Datierung. Dafür ist die Dorfstraße gesperrt. 

Das ist kein Einzelfall. Vor Jahren wurde ebenfalls aus Franken ein Zeitungsartikel unter der Überschrift "Archäologen finden alten Nachttopf" publiziert, den ich leider weder gepostet noch abgespeichert habe. Hier wurden auch die Kosten der Grabung genannt, die nach dem Artikel einen dreckigen, kaputten Nachttopf zu Tage gebracht haben. Die naheliegende Schlussfolgerung des Lesers angesichts des Topffotos: Im Baumarkt ist der Topf billiger und obendrein noch sauber.

Welche Botschaft nimmt der Leser von solch einer Darstellung von Archäologie mit?
  • Unsinnige Spinnerei oder Spielerei
  • Geldverschwendung
Es sind übrigens nicht die Journalisten allein, die für so ein Kommunikationsdebakel verantwortlich sind. Sie brauchen Infos. Wenn Archäolog*innen selbst nur graben und Funde machen, aber keine rechtfertigende wissenschaftliche Fragestellung haben und diese auch kommunizieren können, dann gewinnen wir zwar jetzt einen interessanten Bohlenweg, schaffen aber ein Klima, das mittelfristig die öffentliche Bereitschaft für denkmalpflegerische Belange gefährdet. 
 
Hier muß dringend die Sinnhaftigkeit solch einer Ausgrabung - oder eben der ungewöhnliche Erhaltungszustand, der weitere Forschungen ermöglicht - kommuniziert werden - und die liegt eben nicht in den Funden, sondern in der Erkenntnis. Sensationalisierung und Medialisierung von Funden ist unter Umständen eher kontraproduktiv.

Da in der Verursacherfinanzierung keine Auswertung vorgesehen ist, bleiben die Funde am Ende vielfach auch ohne wissenschaftliche Inwertsetzung. Der Verursacher zahlt, aber außer einem nüchternen, öffentlich meist gar nicht zugänglichen Bericht kommt nichts dabei heraus, noch nicht einmal die Befriedigung, mit seinem Geld etwas für die Ortsgeschichte oder die Wissenschaft geleistet zu haben.

Prinzipiell müssen die Auswertungskosten im Verursacherprinzip berücksichtigt werden, weil das im Augenblick zwar teurer, langfristig aber nachhaltiger die Finanzierung archäologischer Denkmapflege sichert. Die Auswertung kann man übrigens nicht an die Universitäten abschieben. Dass die zentrale Arbeit der Auswertung dort kostenlos oder bestenfalls mit einem Stipendium erledigt werden soll, ist geradezu unethisch. Zudem sind in diesem System für die anspruchsvollste und entscheidende wissenschaftliche Arbeit logischerweise immer die unerfahrensten Kolleg*innen verantwortlich. Davon abgesehen stehen Tausenden von Maßnahmen nur wenige Absolventen gegenüber, die bereit sind, eine Auswertung zu übernehmen.



Mittwoch, 29. November 2023

Kunstverbrechen: Anderthalb Stunden Raubgräber

Unter dem Schlagwort "True Crime" widmet NDR-Kultur der Geschichte rund um die Himmelsscheibe von Nebra gleich zwei Podcast-Folgen von zusammen fast anderthalb Stunden nicht gefühlter Länge, die auch Einblicke in die Raubgräberszene geben. Wohltuend ist dabei, dass die Sucherei der Sondengänger nicht wie so häufig mit der Pauschal-Anssage "es ist verboten" abgetan wird, sondern durchaus erklärt wird, welchen Schaden sie mit ihrem eher kontraproduktiven "Geschichtsinteresse" anrichten. Letzteres hätte allerdings noch stärker thematisiert werden dürfen. Hervorzuheben ist auch, dass Sondengänger angehört und interviewt werden, was vor allem deutlich macht, dass sie eine seriöse Wissenschaftskommunikation de facto nicht erreicht.


leider wieder kein Bild der Himmelsscheibe


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Montag, 27. November 2023

Keramik aus Südwestdeutschland - nicht lieferbar

Immer wieder erreichen mich Nachfragen nach meinem Buch "Keramik aus Südwestdeutschland". Das 1998 erstmals publizierte Buch gibt eine erste Hilfe zur Beschreibung, Bestimmung und Datierung archäologischer Keramikfunde aus Südwestdeutschland vom Neolithikum bis in die frühe Neuzeit. Die Zweitauflage enthielt noch einige Korrekturen, doch wurde seitdem unverändert nachgedruckt, zuletzt 2012. 

Der Band ist nun jedoch weder über Buchhandel noch über den Verlag des Vereins für Archäologie des Mittelalters Schloß Hohentübingen lieferbar. Auch ich habe keine Exemplare mehr verfügbar.

 

Rainer Schreg, Keramik aus Südwestdeutschland. Eine Hilfe zur Beschreibung, Bestimmung und Datierung archäologischer Funde vom Neolithikum bis zur Neuzeit. Lehr- und Arbeitsmaterialien zur Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit (Tübingen 2012).

ISBN 978-3-9806533-0-5 
Verlag des Vereins für Archäologie des Mittelalters Schloß Hohentübingen
ehem. 27,50 €

 
Einen weiteren Nachdruck wird es auch nicht geben, da die bisherige Druckerei nicht mehr existiert. Wir versuchen aber, den Band in absehbarer unverändert online verfügbar zu machen, eventuell auch mit der Option des print on demand. Das ist ist schon länger geplant, doch stammt der Band aus dem Vor-pdf-Zeitalter, so dass die originalen Druckdateien nicht mehr ohne weiteres zu gebrauchen waren.
 
Verschiedentlich habe ich Anläufe unternommen, das Buch zu aktualisieren, unter anderem unter Einbindung von Studierenden. Die Fortschritte waren zu gering, um den Band als Ganzes in aktualisierter Neuauflage wieder drucken zu können.

Als Nachfolgeprojekt gibt es nun das als Wiki konzipierte Bamberger Lehr- und Informationssystem zur mittelalterlichen und neuzeitlichen Keramik (kurz: BaLISminK). Eine erste Version läuft bereits mit bald 500 Stichworten. Es befindet sich allerdings bisher nur in einer Testphase und ist noch nicht öffentlich zugänglich.
 
Unter dem Label BaLISminK  gibt es hier auf Archaeologik Updates über dessen Entwicklung, so dass Interessierte den öffentlichen Start nicht verpassen - oder sehen, wo sie sich selbst engagieren. können, um die Keramikforschung auf eine neue Basis zu stellen.


Links


 

Samstag, 25. November 2023

Streit um Bilder der Himmelsscheibe von Nebra bei WikimediaCommons

Marken- und Urheberrechte um die Himmelsscheibe von Nebra waren schon mehrfach Anlaß für rechtliche und auch gerichtliche Auseinandersetzungen.

Auf der Wikipedia-Seite zur Himmelscheibe von Nebra informiert ein Nutzer nun - mit verlinkten Anwaltsbriefen - über eine neue Auseinandersetzung um die unter einer CC-Lizenz auf Wikimedia hochgeladenen Bilder der Scheibe. Im Oktober 2023 forderte demnach eine Berliner Anwaltskanzlei im Auftrag des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalts die Löschung von Bildern der Himmelsscheibe auf Wikimedia Commons. Wikimedia Deutschland wies die Forderung als unbegründet zurück und die angemahnten Bilder sind noch online. Die mahnende Anwaltskanzlei geht davon aus, dass das Foto von Jan Liptak aufgenommen wurde, der Uploader in Wikimedia gibt an, er habe das Foto selbst 2006 bei einer Ausstellung in Basel gemacht. [Edit 14.12.2023: Das scheint eine andere Aufnahme zu sein, das abgemahnte Bild ist tatsächlich das Foto eines Fotos von Jan Liptak.]


leider kein Bild der Himmelsscheibe
(Graphik R. Schreg)



Wie auch immer man das nun rechtlich beurteilen mag: es ist widersinnig, dass ein Museum, dessen Auftrag Wissenschaftsvermittlung ist, versucht, Bilder von ihren archäologischen Funden aus Wikimedia löschen zu lassen. Das wäre vielleicht in Ordnung, wenn das Museum selbst Bilder unter einer angemessenen CC-Lizenz, gegebenenfalls auch non-Commercial bereit stellen würde. Qualitätvolle, frei verfügbare und auch nachnutzbare  Abbildungen von Funden im Netz, sindt heute die beste Öffentlichkeitsarbeit - auch besser, billiger und nachhaltiger als archäologische Funde ins All zu schießen. Immerhin war es hier nur eine Kopie der Himmelsscheibe.
Hoffentlich wird es nicht zum neuen Trend, archäologische Funde ins All zu schießen (vgl. Archaeologik 13.9.2023).

Montag, 20. November 2023

Prospektion mit alten Bildern

greift einen neuen Artikel aus Antiquity auf:
  • J. Casana/ D. Goodman/ C. Ferwerda, A wall or a road? A remote sensing-based investigation of fortifications on Rome's eastern frontier. Antiquity 2023, 1-18. - https://doi.org/10.15184/aqy.2023.153

Der methodische Ansatz ist nicht ganz neu, er hat sich gerade für römische Militärlager bewährt:

  • W.S. Hanson/ I.A. Oltean (Hrsg.), Archaeology from Historical Aerial and Satellite Archives (New York, Heidelberg 2013)

Samstag, 18. November 2023

Archäologie auch 2023 eine hervorragend nationale Wissenschaft

Spektrum der Wissenschaft berichtet über die politische Bedeutung der Archäologie für die chinesische Staatsführung, insbesondere für Staatspräsident Xi Jinping.  Die Förderung für die Archäologie ist meist dann gut, wenn die Regierungspolitik davon Identitätsstiftung und Legitimierung verspricht - Dinge, die eine seriöse Wissenschaft ihr aus methodisch-theoretischen Gründen nicht zu liefern vermag. Die Dekonstruktion von Mythen ist hingegen eine Stärke von Archäologie und Geschichte, aber das ist meist deutlich weniger gern gesehen.
 

chinesische Quellen



Xi Jinping, Staatspräsident der Volksrepublik China
(Foto: Palácio do Planalto, Brasilien, CC BY SA DEED via WikimediaCommons)

Weitere Links zum Thema

Literatur



Sonntag, 12. November 2023

KI übernimmt Aufgaben für GIS

Unter Zeitdruck eine GIS-Karte zu erstellen, scheitert gerne an der Lokalisierung der betreffenden Orte. Verschiedene Kartendienste und GeoNameServices machen es heute zwar kaum noch notwendig, auf Telefonbücher zurück zu greifen. (Im Tübinger Institut für Vor- und Frühgeschichte war man stolz auf den Besitz aller französischen Telefonbücher aus den späten 1930er Jahren, die Wolfgang Kimmig aus dem Krieg mitgebracht hatte und die einige Regalmeter in der Institutsbibliothek einnahmen). Trotzdem ist das Zusammenstellen der Koordinaten ein wesentlicher Zeitfaktor.

Genau hier hat sich für mich jedoch BingChat bewährt. Für einen Vortrag (im September bei Ruralia) benötigte ich eine Kartierung der Marktorte zwischen Esslingen und Ulm, die ich aus der historischen Literatur mit einer Kategorisierung zusammengestellt habe. Die Koordinaten herauszusuchen dauerte mir zu lange, also habe ich die Liste nach BingChat kopiert mit der Aufgabe "Stelle mir aus folgenden Orten, die im Raum zwischen Esslingen und Ulm liegen eine Tabelle mit WGS84 Koordinaten zusammen, die ich als csv-Tabelle in QGIS nutzen kann". Das war Sekunden später fertig und einfach in eine Tabellenkalkulation zu kopieren, als csv-Datei zu speichern und dann in QGIS zu importieren…

Kartierung mittelalterlicher und neuzeitlicher Märkte zwischen Plochingen und Ulm.
Die Einträge zu den Märkten (nicht den Tanzplätzen) wurden nach einer einfachen Liste mittels KI georeferenziert und als Tabelle für QGIS aufbereitet.
(Graphik: R. Schreg, Kartengrundlage auf Basis SMRT)


Sonntag, 22. Oktober 2023

Archäologie im Kino

aktuell im Kino, offenbar mit nur wenigen Terminen.

 

 Dazu:

Donnerstag, 12. Oktober 2023

Australopithecus sediba & Homo naledi im All - BILD liest Archaeologik

 - umgekehrt gilt das nur bedingt

Zur Sache - dem Raumausflug von homo naledi und Australopithecus sediba - hat BILD nichts Neues hinzuzufügen, obgleich mittlerweile eine Stellungnahme des Initiators und Ausgräbers der Fossilien, Lee Berger vorliegt. Diese liegt aber hinter einer PayWall und so ist sie für die Wahrnehmung des PR-Unternehmens, Fossilien gegen jede Ethik ins All zu schießen, nicht viel wert.. Medial bleibt also die Kritik im Mittelpunkt und die intentionierte Würdigung der Frühmenschen bleibt aus.

 

Interner Link

 


Freitag, 29. September 2023

British Museum sucht Funde

und zwar die geklauten. Dazu wurde eine Website und eine e-Mail-Adresse eingerichtet.
 
in den Medien (Auswahl)
Die Website nennt die konkreten gestohlenen Objekte nicht. Diese diene dazu, zu verhindern, dass die dann unverkäuflichen gesuchten Funde im Schwarzmarkt landeten oder zerstört würden.
Übrigens war das BM nicht nur beim Verschwinden der Funde nachlässig, sondern auch beim Erwerb von Objekten und hat sich selbst beim Hehler bedient:

 interner Link

Sonntag, 17. September 2023

Frühmenschen im All

Zu der unsinnigen Aktion, wertvollste Frühmenschenfossilien einfach mal so aus PR-Gründen für Ego und Nation  ins All zu schießen (Australopithecus und homo naledi kommen aus dem Weltall (fast...). Archaeologik 13.9.2023), gibt es noch einige neue Reaktionen:


VSS UNity, 2016
(Foto: Ronrosano CC BY SA 3.0 via WikimediaCommons)
Lee Berger und die Universität Witwatersrand schweigen.
 
Ob die Menschenreste die Aktion unbeschadet überstanden haben, ist weiterhin unbekannt. 

Mittwoch, 13. September 2023

Australopithecus und homo naledi kommen aus dem Weltall (fast...)

Mit dem Schwachsinn der Ancient Aliens hat das nichts zu tun, wohl aber mit einem merkwürdigen, unethischen Umgang mit Wissenschaft und archäologischen Funden.

Fossilien des Australopithecus sediba  (ca. 2 Mio Jahre alt) und des Homo naledi (ca. 250.00 Jahre alt) wurden von dem Unternehmer Timothy Nash zusammen mit einer Flagge Südafrikas in einer Karbon-Box auf den dritten Touristenflug der privaten Firma Virgin Galactics. Der Flug an Bord der VSS Unity führte am 8. September in den suborbitalen Raum etwa 88,5 Kilometer über der Erdoberfläche.

VSS UNity, 2016
(Foto: Ronrosano CC BY SA 3.0 via WikimediaCommons)

Initiiert hat diese PR Aktion der Anthropologe Lee Burger, der schon früher einige Auseinandersetzungen um sein Wissenschaftsgebaren ausgelöst hat. Dabei ging es zumeist jedoch um die Art der Publikation seiner Forschungsergebnisse, die ohne peer review im open access erscheinen.

 

Lee Berger
Lee Berger und Australopithecus sediba 2011
(Foto Brett Eloff, courtesy of Lee R. Berger and the University of the Witwatersrand,
CC BY SA 3.0 via WikimediaCommons)

 

Von den südafrikanischen Behörden, der South African Heritage Resources Agency (SAHRA) war die Aktion genehmigt worden. Begründet war der Antrag Bergers mit der  Werbung für Wissenschaft und eine globale Anerkennung der Frühmenschenforschung in Südafrika  Dabei wurde das Risiko für die Funde offenbar als gering eingestuft, wobei diese als paläontologische, nicht als menschlche Überreste klassifiziert worden sind. Die Situation analysiert die Archäologin Natsicle auf Twitter / X: 

Der Antrag stand wohl irgendwo zum Kommentieren online, doch gab es da keine Rückmeldungen.

Timothy Nash ist ein südafrikanischer Milliardär, der sich seit langem für die menschliche Evolution interessiert und der den Landstrich mit der Rising Star-Höhle (Dinaledi-Höhle) aufgekauft hat und nun sein Privateigentum nennt. Die Höhlen sind seit 1999 UNESCO-Welterbe.

Motive

Eine Pressemeldung der Universität Wittswaterrand in Johannesburg nennt einige Begründungen für die Mitnahme der Fossilien ins All:

"Die Mitnahme dieser Fossilien soll als symbolische Hommage an das menschliche Streben nach Weltraumerkundung dienen. ("a tribute to the contribution of all human ancestors and ancient human relatives for their part in making the ultimate gesture of human exploration and technological advancement possible – space fligh)"

Es gehe um eine Anerkennung für den Beitrag der Vorfahren der Menschheit ("appreciation of the contribution of all of humanity’s ancestors and our ancient relatives" Lee Berger) ". 

Die Fossilien wurden nicht nur wegen ihrer symbolischen bedeutung, sonder auch weil sie die am besten dokumentierten menschlichen Fossilien sind, die mit Abformungen, Scans und Bildern dank der Open Access-Politik überall auf der Welt verfügbar sind (“The fossils were carefully chosen not only for their symbolic importance, but also because they are among the most documented fossils of hominins in existence, with casts, scans and images available across the world due to our scientific and open access efforts” (Bernhard Zipfel, Curator of Collections at the University of the Wittwatersrand).

Die Expedition sei eine Hommage an Wissenschaft und Entdeckung und bedeutet die Möglichkeiten, unsere Vergangenheit mit unserer Zukunft zu verbinden. (“This expedition is a tribute to science and discovery and signifies the possibilities of connecting our past with our future." (Zeblon Vilakazi, Vice-Chancellor and Principal of the University of the Witwatersrand)).

Festzuhalten ist: Es ging nicht um irgendwelche spacigen Fragestellungen und Experimente, sondern tatsächlich nur um die PR.  Vielmehr ist geplant, dass die Fossilien zusammen mit Erinnerungsstücken aus dem Flug in Museen und anderen Institutionen in Afrika und auf der ganzen Welt nach ihrer Rückkehr nach Südafrika ausgestellt werden. ("It is the intention for the fossils, along with memorabilia from the flight, to be placed on display in museums and other institutions in Africa and around the world after their return to South Africa.)"

Teil der PR-Aktion ist auch National Geographic, die Lee Berger als National Geographic Explorer in Residence führt. Timothy Nash gehört dem Advisory Board von National Geographic an.

Anders als bei den beiden vorherigen kommerziellen Flügen der VSS Unity gab das Unternehmen die Namen der Passagiere erst nach der Landung bekannt und verzichtete auch auf einen Webcast, sondern berichtete nur in den Social Media.

Kritik

Die PR-Aktion löste einige Reaktionen bei Archäolog*innen und Anthropolog*innen aus - soweit zu sehen einhellig ablehnend.

Die Kritik setzt an vielen Punkten an:

  • das Risiko für die Funde
    • durch die Reise selbst
    • durch Weltraumstrahlung 
    • Es handelt sich um einzigartige Funde, sogar um jene, an denen die Arten definiert worden sind.
  • der Umgang mit menschlichen Überresten 
    • die hier offenbar als paläontologisch klassifiziert wurden, da sonst eine Genehmigung hätte verwehrt werden müssen - eine bewusste Entmenschlichung
    • die Individuen hätten ihre Reise in die obere Atmosphäre nicht verstanden
  • die finanziellen Interessen
  • nationale Interessen
     
Möglicherweise, aber das ist hier nur zu vermuten, spielt es auch eine Rolle, dass aktuell verschiedene Nationen wieder mit Weltraumabenteuern ihr nationales Selbstbewusstsein aufzupolieren versuchen und Südafrika hier vorerst nicht mitspielt.

Eine PR-Aktion ist per se nicht unbedingt verwerflich, die Frage, die sich hier stellt, ist die nach dem ethischen Umgang mit Funden von Frühmenschen, die hier nicht als Menschen anerkannt werden, obwohl gerade ihr Beitrag für unsere Kultur herausgestellt werden soll. Fraglich ist auch, ob die Risikoabwägung angemessen war. 
Zwar nennt die Pressemeldung der Universität Witwatersrand zwar einige Motive für die Aktion, aber eine klare Botschaft, die vielleicht das Risiko hätte aufwiegen können, wurde mit der Aktion nicht verbunden. Die Notwendigkeit, sorgsam mit archäologischen Funden umzugehen, wäre durchaus eine wichtige Botschaft - aber so funktioniert das natürlich nicht. Aber vielleicht nur ein gut platziertes Statement gegen Ancient Aliens-Mythen, die offenbar immer mehr um sich greifen? So ist das leider nur angeberische Selbstdarstellung, die Wissenschaft nicht fördert, sondern diskreditiert.