Montag, 29. Juni 2020

Frühe archäologische Forschungen im Filstal

Werke zur archäologischen Forschungsgeschichte nehmen oft eine Metaperspektive ein, indem sie die Gesamtheit des Faches, wenn auch meist auf der nationalen Ebene betrachten.
Es scheint mir indes spannend, die  so zu beobachtenden allgemeinen Entwicklungen in einer Lokalperspektive zu verifizieren. Detaillierte regionale  Studien zur Forschungsgeschichte gibt es kaum, wenn auch viele Abhandlungen über die Archäologie einzelner Regionen ganz selbstverständlich auch ein forschungsgeschichtliches Kapitel enthalten.

Ich greife als Beispiel dafür den Landkreis Göppingen und seine  Forschungsgeschchte bis zum ende des Zweiten Weltkriegs heraus. Das hat pragmatische Gründe: Als Studienanfänger hatte ich die Gelegenheit für die Kreisarchäologie Göppingen den Archäologischen Kreiskatalog zu erarbeiten und daher habe ich auch im Corona-Homeoffice die nötigen Quellen und ältere Entwürfe zur Hand, um eine Darstellung von hinreichender Präzision zu liefern. Das Besondere am Landkreis Göppingen ist, dass es eben kaum  Besonderes zu vermerken gibt. Gerade deshalb lässt sich gut erkennen, wie die 'große' Forschungsgeschichte lokal wirkt.




Das Filstal

Das Filstal ist keine herausragende archäologische Fundlandschaft. Die Fils ist ein Nebenfluss des Neckars, der in der Schwäbischen Alb entspringt und dann das Albvorland durchfließt. Die Randhöhen der Fils liefern gute Siedlungsstandorte mit kleinen Lößflächen, die - jedenfalls ganz im Westen - seit dem Frühneolithikum besiedelt sind. Überregional bekannte 'Sensationsfunde' gibt es allerdings nicht. Die prominenteste Fundstelle ist wohl der Hohenstaufen, die namengebende 'Stammburg' der Staufer. Der Kreis Göppingen ist heute dennoch einer der wenigen Landkreise in Baden-Württemberg, der eine eigene Kreisarchäologie unterhält. Eine wichtige Rolle für ihre Einrichtung  Mitte der 1980er Jahre spielte die Archäologie des Mittelalters, das hier am Albrand zahlreiche Monumente - Burgen, Kirchen und Städte - hinterlassen hat. Speziell zu nennen sind aber insbesondere die Ausgrabungen in der spätmittelalterlichen Glashütte im Nassachtal durch den ersten Stelleninhaber Walter Lang (Lang 2001).

Forschungen im 19. Jahrhundert

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Ur- und Frühgeschichte zur eigenständigen Wissenschaft (vergl. Daniel 1982; Kossack 1999). Eine wichtige Rolle kam einer Reihe spektakulärer Funde zu, die ihren Teil dazu beitrugen, dem neuen Fach die notwendige Öffentlichkeit zu schaffen. Nachdem bereits im sehr trockenen Winter 1853/54 sinkende Wasserspiegel in den Voralpenseen der Schweiz zur Entdeckung zahlreicher vorgeschichtlicher Seeuferrandsiedlungen, der sog. Pfahlbauten geführt hatte, kam es hier, vor allem im Zusammenhang mit der großen Juragewässerkorrektion seit 1868 zu einer wissenschaftlichen Grabungstätigkeit, die auch schon die Nachbardisziplinen der Archäobotanik und Archäozoologie heranzog. Wichtig und aufsehenerregend waren insbesondere auch die medial geschickt inszenierten Grabungen Heinrich Schliemanns in Mykene und Troia (vgl. Archaeologik 30.4.2019). Aber erst in den 1890er Jahren etablierte sich die Ur- und Frühgeschichte zum Universitätsfach, 1892 wurde in Wien die erste Habilitation für 'prähistorische Archäologie' angenommen und ein Lehrstuhl eingerichtet (Moriz Hoernes). Das steigende Nationalbewußtsein hatte zur Gründung zahlreicher Altertumsvereine geführt, ohne dass dies jedoch in Göppingen oder Geislingen damals schon seinen Niederschlag gefunden hätte.

Eduard Paulus der Ältere
(Ölgemälde: Landesmus.
Württemberg
[Urheberrechte erloschen];
Wikimedia Commons)
In Württemberg wurde 1858 das 'Conservatorium für die vaterländische Kunst- und Altertumsdenkmale' gegründet. Von Anfang an war neben der Kunst- und Baudenkmalpflege hier auch die Bodendenkmalpflege integriert. 1862 gründete der erste Landeskonservator K.D. Haßler die Königliche Sammlung Vaterländischer Altertümer.  Schon zuvor wurden im Anschluß an die topographische Landesvermessung Versuche unternommen, das damals vorhandene Material systematisch zu erfassen. Zu den wichtigsten Mitarbeitern der Landesvermessung gehörte Karl Eduard Paulus der Ältere (1803-1878) (Archaeologik 20.5.2013), der bald auch zahlreiche Oberamtsbeschreibungen verfasste. Darin wurde auch eine archäologische 'Landesaufnahme' begonnen, die den jeweiligen Förstern und Oberamtsgeometern übertragen wurde.

So sind auch für den Kreis Göppingen die beiden Oberamtsbeschreibungen von Geislingen und Göppingen die ersten  Abhandlungen der Altertümer. Allerdings gab es nicht viel zu berichten.
Als 1842 für die Beschreibung des Oberamts Geislingen auch die Altertümer des Bezirks zusammengestellt wurden (Stälin 1842), war neben den 1828 in Geislingen gemachten Funden aus Geislingen (siehe Archaeologik 12.9.2013) lediglich ein römischer Altar aus Hohenstadt bekannt. Erst im Zuge des Bahnbaues 1846 kamen einige römische Fundmünzen in Geislingen zum Vorschein; in Amstetten wurde man auf römische Gebäudereste, knapp außerhalb der heutigen Kreisgrenze aufmerksam (Hertlein/Goessler 1930, 268). Auch im Oberamt Göppingen waren bis dahin nur wenige Funde bekannt geworden. Die Oberamtsbeschreibung von 1844 nennt vor allem alte Straßentrassen, die seitdem kaum neues Forschungsinteresse gefunden haben und deren Verlauf im Gelände heute kaum zu verifizieren ist. Unklar bleibt auch, welche Beobachtungen zu dem Schluß geführt hatten, der römische Limes sei über Maitis auf den Hohenstaufen gezogen. Bei den Burgen bestanden  noch erhebliche Unsicherheit in der Datierung, nicht nur für den Hohenstaufen wird über eine römische Vergangenheit spekuliert. Explizit heißt es, "der Bezirk hat auch keine Spuren von vorchristlichen deutschen Alterthümern vorzuweisen:" (Moser 1844, 44).

Nach den Oberamtsbeschreibungen gaben für den Kreis Göppingen die 1877 erschienenen "Altertümer in Württemberg" von Eduard Paulus (d.Ä.) und der 1886 durch L. Mayer publizierte Katalog der merowingerzeitlichen Funde in der K. Staatssammlung in Stuttgart wesentliche Bestandsaufnahmen.




Ausschnitt aus der Archäologischen Karte von Württemberg von E. Paulus
(Public Domain)



Ein erstes regelmäßiges Fundaufkommen

Vor dem Hintergrund dieses Interesses ist auch das seit den späten 1850er Jahren im Kreis Göppingen festzustellende erste regelmäßige Fundaufkommen zu sehen. Es ist dies der lokale Niederschlag einer intensiven Grabungstätigkeit dieser Zeit, die aus heutiger Sicht allerdings oft den Beigeschmack der Schatzgräberei hat. In Württemberg sind damals einige wichtige Entdeckungen gemacht und erste systematische Grabungen begonnen worden. Vor allem wurden zahlreiche Grabhügel geöffnet - in der Vergangenheit und leider auch noch in der Gegenwart ein beliebtes Ziel von Schatzgräbern. Funde späthallstatt- bzw. frühlatènezeitlicher 'Fürstengräber' - der Begriff entstand damals unter dem Eindruck der kurz zuvor von Schliemann in Mykene aufgedeckten Gräber - bei Hundersingen, Ludwigsburg und im Kleinaspergle erregten großes Aufsehen. Im Kreis Göppingen wurde damals das große Grabhügelfeld im 'Oberholz' nördlich von Göppingen angegangen. Die Spuren der damaligen Grabungstätigkeit sind noch heute zu erkennen. Man trichterte die Hügel in der Mitte, um auf die zentrale Hauptbestattung zu stoßen. Mehrere Personen wurden hier in den Jahren 1865, 1866 und 1869 aktiv: Der vor allem anthropologisch interessierte Medizinalrat von Hölder (†1906), der Göppinger Polizeidiener Christoph Heinrich Aberle (1819-1877), der im Auftrag des Geologen Oscar Fraas vom damaligen Naturaliencabinett die Grabungen in den Travertinen von Cannstatt (Tierreste und Jagdplatz der letzten Warmzeit z.Zt. des Neandertalers) begann, und dessen Bruder Michael Heinrich Aberle (1815-1898), Baumwart zu Söflingen, der einen schwunghaften Handel mit Antiquitäten betrieb und der zahlreiche Grabhügel auf der Schwäbischen Alb geöffnet und auch in den alamannischen Gräberfeldern von Aufhausen und Hohenstadt gegraben hat.

Grabhügelfeld Oberholz bei Göppingen - von den Grabungen des 19. Jahrhunderts liegt keine Dokumentation vor. Die meisten Hügel sind alt gegraben, wie die Trichter im Hügelzentrum erkennen lassen.
(Foto: R. Schreg, 1988)


Christoph Aberle und Hölder begannen 1864 auch erste Grabungen im alamannischen Gräberfeld "In den blauen Steinbrüch" bei Göppingen, wo einige interessante Befunde angetroffen, aber leider nur ungenügend dokumentiert wurden. Damals waren hier stellenweise noch hölzerne Särge erhalten, die man dann aber einfach verbrannte. Viele Funde sind spurlos verschollen, einiges landete in den Museen in Stuttgart, Sigmaringen und Berlin. Auch der Dreschmaschinenbesitzer Johannes Dorn vom Weiler Haid, verantwortllich für viele Trichterungen von Grabhügeln auf der Schwäbischen Alb tritt im Kreis Göppingen auf. 1869 nahm er mehrere alamannische Gräber bei Aufhausen aus - es war dies eine seiner östlichsten Unternehmungen.

Das Landeskonservatorium sah solches Treiben nur ungern. Zeitweise versuchte man, das Fundmaterial für die Altertümersammlung in Stuttgart anzukaufen und die Grabungstätigkeiten durch offizielle Aufträge unter wissenschaftliche Kontrolle zu bringen, doch wurde die Auflage einer genauen Beobachtung und Dokumentation der angetroffenen Fundsituation nur ungenügend befolgt. Es liegen daher heute nur knappe Berichte vor, teilweise auch von fremden Beobachtern, die keine Beurteilung der angetroffenen Befunde mehr erlauben. So wurde etwa der Aufhausener Pfarrer Renz 1869 vom Landeskonservatorium gebeten, die Grabungen, nicht zuletzt von Hölder im dortigen alamannischen Gräberfeld zu beobachten und jeweils nach Stuttgart zu berichten.  Im April 1905 schließlich gab das Königl. Württ. Ministerium des Innern einen Brief an die Oberämter im Bereich der Alb heraus, worin "auf das schädigende Vorgehen des Dorn (...) ausdrücklich aufmerksam gemacht" wurde und die Behörden zur sofortigen Anzeige "über jeden zu ihrer Kenntnis gelangenden Fall der Veranstaltung von Grabungen" an den Konservator aufgefordert wurde.

Grabfunde Geislingen  (Abb. aus Veeck 1931)


1875 wurde Eduard Paulus d. J. (1837-1907), der Sohn von Paulus d.Ä.  Konservator der vaterländischen Kunst- und Altertumsdenkmale. 1881 setzte er sich mit den befestigten Höhensiedlungen entlang des Filstals auseinander. Nach heutiger Auffassung sind sie freilich zum Großteil erst mittelalterlich. Neben den v.a. bei Bauarbeiten aufgefundenen merowingerzeitlichen Gräbern wurden, wie in vielen anderen Regionen die "Burgwälle" ein frühes Feld gezielter Geländeforschung. Ausgeklammert von einem archäologischen Interesse blieben die klassischen mittelalterlichen Burganlagen.

Terra Sigillate Schüssel
Hofstett a. St., Ziegelwald
Grabung 1903
(Heimatmus. Geislingen,
Foto R. Schreg)
Da das Filstal innerhalb des römischen Limesgebietes liegt, waren die römischen Altertümer ein weiteres  wichtiges Forschungsthema. Das Interesse an der römischen Geschichte und am Limes führte in den 1880er Jahren auch zu wissenschaftlichen Grabungen in den römischen Kastellen Köngen und Urspring.  1892 wurde die Reichslimeskommission zur Erforschung des römischen Grenzsystems gegründet. Prof. Eugen Nägele,  Mitbegründer des Schwäbischen Albvereins, ehedem Leiter des Pädagogiums in Geislingen und zuständiger Kommissar der Reichslimeskommission zur "Untersuchung der für die Limesforschung wichtigsten Römerstraßen auf württembergischem Gebiet" erkannte den römischen Alblimes mit Kastellen in Donnstetten, Urspring und Heidenheim und, wie wir heute wissen, auch einem Kleinkastell oberhalb von Deggingen.  An dieser Alblimesstraße liegen auch die römischen Gebäudereste im Ziegelwald bei Hofstett. 1903 wurden sie zusammen mit weiteren römischen Ruinen bei Stubersheim durch Forstmeister Schultz aus Geislingen, damals Correspondent des K. Landeskonservatoriums ausgegraben und anschließend konserviert. Da ihnen später jedoch keine laufende Pflege mehr zukam, zerfielen sie weiter, ein einsturzgefährdeter Keller im 'Sandrain' bei Stubersheim mußte nach dem Krieg verfüllt werden.

Bis 1910 blieb das Fundaufkommen im Kreis gering. Aus Anlaß der Entdeckung frühlatènezeitlicher Gräber im Jahre 1912 schrieb Peter Goessler (1872-1956), gebürtiger Geislinger, studierter klassischer Archäologe und seit 1906 Leiter des Landeskonservatoriums über die archäologische Situation Geislingens:
"Es ist mir schon lange aufgefallen, dass sich in den letzten Jahren, wo in Altenstadt soviel gebaut worden ist, keine solche Reihengräber, in denen die Männer meist mit eisernen Waffen, die Frauen mit Bronze- und Perlenschmuck, immer von West nach Ost gerichtet, beigesetzt sind, mehr gefunden haben. (...) So mag der Altenstädter Skelettfund der Ausgangspunkt sein für ein regeres Leben auf dem Gebiet der Altertumsforschung im oberen Filstal."

Dieser Wunsch ging nur bedingt in Erfüllung; lediglich Ch. Kolb, der Besitzer des Grundstückes, auf dem das latènezeitliche Grab geborgen wurde, meldete im folgenden Jahr erneute Grabfunde, diesmal alamannischer Zeitstellung. Im unteren Filstal sind in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg demgegenüber verstärkte archäologische Beobachtungen und auch kleinere Grabungen durchgeführt worden. Oberlehrer Wolfgang Scheuthle konnte 1912 mehrere Gräber im alamannischen Gräberfeld 'Säuwasen' bei Uhingen untersuchen.

Die 1920er und frühen 30er Jahren

In den 1920er Jahren sind zunehmende Fundmeldungen zu beobachten. 1918 war Georg Burkhardt (1876-1967) als Schuldirektor nach Geislingen gekommen. Seine Geislinger Zeit begann er mit der Gründung des Kunst- und Altertumsvereins und des Heimatmuseums. Bereits zuvor hatte er sich insbesondere während seines Schuldienstes in Ehingen durch die Entdeckung der römischen Kastelle Emerkingen und Rißtissen große Verdienste um die Archäologie erworben. Während seines Schuldienstes konnte er aber kaum Aktivitäten entfalten, nach seiner vorzeitigen Pensionierung 1928 bemühte er sich insbesondere um Ausgrabung und Konservierung der Burg Helfenstein. Mit Kurt Bittel (1907-1991) konnte er 1926 jedoch einen Archäologiestudenten aus Heidenheim für Grabungen auf dem Geiselstein gewinnen. Es war dies die erste offizielle Grabung von Kurt Bittel, der wohl als einer der bedeutendsten deutschen Archäologen gelten darf. Er leitete später die Grabungen in der hethitischen Königsstadt Hattuscha in der Türkei und wurde Präsident des Deutschen Archäologischen Institutes.

nach Bittel 1929

Im unteren Filstal sind Grabbergungen im alamannischen Gräberfeld von Bartenbach zu verzeichnen, die wiederum durch W. Scheuthle betreut wurden. In Göppingen selbst versuchte das Landesamt durch kleinere Sondagen die aus dem letzten Jahrhundert nur ungenügend bekannten alamannischen Gräberfelder durch kleinere Sondagen zu lokalisieren - mit nur mäßigem Erfolg (Rademacher 2003).


Vor dem Krieg wurden in den Heimatmuseen in Göppingen und Geislingen Ausstellungen mit vorgeschichtlichen Funden aus dem Kreis Göppingen aufgebaut. Träger waren örtliche Vereine, der Geschichts- und Altertumsverein in Göppingen und der Kunst- und Altertumsverein in Geislingen. Die Geislinger Ausstellung zeigte vor allem auch Galvano-Replikate der WMF Geislingen (vergl. Goessler 1910). Die Vor- und Frühgeschichte wurde hier - wie auch bis heute im Naturkundemuseum in Göppingen - als ein Teil der Naturgeschichte begriffen.
Im Unterschied zu manchen anderen Regionen, wo die Altertumsvereine ins 19. Jahrhundert zurück reichten, ist eine entsprechende Institutionalisierung der regionalen Forschung hier also erst spät erfolgt.

Nationalsozialistische Archäologie in der Provinz

Im Nationalsozialismus hat sich die Archäologie in vielfältiger Weise schuldig gemacht: Durch eine Legitimierung von Krieg und Holocaust, von Rassenlehre und Herrschafts- wie Landansprüche. Archäologische Quellen wurden hier mißbraucht, in ihrer Aussage manipuliert und zum Teil sogar gefälscht. Kriegsgefangene wurden zu Grabungsarbeiten eingesetzt. Ein Effekt der propagandistisch ausgeschlachteten Archäologie war ein enormer Ausbau an den Universitäten, aber auch die Aufmerksamkeit weiterer Bevölkerungskreise und ein generell ansteigendes Fundaufkommen.
So kam es auch im Kreis Göppingen zu einem ersten Höhepunkt im Fundanfall. Im Raum Göppingen sind Eduard Scheer und Karl Kirschmer während der 1930er Jahre einige kleinere Fundbergungen zu verdanken, doch liegen kaum genauere Dokumentationen vor. Während der 1930er Jahre engagierte sich aber auch G. Burkhardt wieder verstärkt für die lokale Archäologie. In Geislingen kamen neben einigen alamannischen Gräbern auch die ersten hallstattzeitlichen Funde in den 'Rappenäckern' zum Vorschein. Außerdem kam 1934 mit Albert Kley ein weiterer archäologisch interessierter und vorgebildeter Mann nach Geislingen. Er hatte während seines Studiums in Tübingen 3 bis 4 Semester lang auch Lehrveranstaltungen des Urgeschichtlichen Forschungsinstitutes besucht und 1925 als wissenschaftlicher Assistent an der bedeutenden Grabung der 'Wasserburg' Buchau im Federseemoor teilgenommen. Bis zum Krieg bemühte er sich gemeinsam mit Burkhardt um die archäologischen Funde aus Geislingen, betrieb jedoch auch Feldforschungen im Umland. Er entdeckte seit 1937 in der Umgebung des Eybtales ebenfalls zahlreiche mesolithische Fundstellen und 1938 auch die wichtige jungneolithische und urnenfelderzeitliche Höhensiedlung auf dem Waldenbühl. Hinzuweisen ist schließlich auch auf Willhelm Müller aus Zuffenhausen, der insbesondere im Landkreis Ludwigsburg tätig war und das Filstal nur gelegentlich bei Ausflügen berührte. Auf ihn gehen einige kleinere Fundstellen zurück.

Wenngleich die damals im Kreisgebiet tätigen Heimatforscher von nationalsozialistischer 'Ideologie' unbelastet erscheinen, sind die Tendenzen der Zeit auch im Kreis Göppingen zu fassen. Mit einer "Ausstellung frühgeschichtlicher Funde aus dem Filstalgebiet" 1935 in Göppingen und verstärkter Presseberichte ist auch hier die verstärkte Popularisierung der Vorgeschichtsforschung zu fassen. Die Göppinger Ausstellung ging auf eine Anregung des NS-Lehrerbundes zurück, der seine Mitglieder zu Schulungskursen verpflichtet hatte. Bei der Ausstellungseröffnung am 26. Juni 1935 waren dann auch alle Vertreter der Parteileitung erschienen. Der Kreisamtsleiter des NSLB Hildenbrand betonte in seiner Begrüßung die Rolle der Frühgeschichte für völkische Idee und Rassegedanke. Die von K. Kirschmer erarbeitete Ausstellung, wie auch Kirschmers Eröffnungsvortrag blieb nach den vorhandenen Unterlagen jedoch unpolitisch (Göppinger Zeitung vom 26.6.1935). Im Mai desselben Jahres erschien in einer Beilage der Göppinger Zeitung mit dem Titel 'Siegende Jugend' aber ein wenig wissenschaftlicher Artikel zu den hallstattzeitlichen Grabhügeln im Oberholz, worin der 'Nachweis' geführt wurde, dass es sich hierbei um die Reste steinzeitlicher Erdhäuser handele (Kapff 1935).
Im Raum Geislingen wurde in den 1930er Jahre ein Merkblatt veröffentlicht, das zeigt, wie die NSDAP das Interesse an der Vorgeschichte auch im lokalen Rahmen zu fördern und vielleicht auch zu kontrollieren versuchte, indem hier der Kreisleiter als eine Anlaufstelle für Fundmeldungen angegeben wird.


Öffentlichkeitsarbeit der 1930er Jahre im Kreis Geislingen: ein Merkblatt für den Umgang mit Funden



Bemerkenswerterweise wurde 1943 aus Gingen der Fund eines angeblichen Runensteines mit Hakenkreuzdarstellungen gemeldet. Er soll nahe der Fundstelle der 1910 bzw. 1927 gefundenen römischen Weihesteine und einer Mercurstatue gefunden worden sein. Die Fälschung war aber offensichtlich recht plump und wurde nicht weiter beachtet (Ortsakten LfD, Esslingen).

Das verstärkte archäologische Interesse im Kreis Göppingen während der 1930er Jahre wohl weniger die Folge nationalsozialistischer Propaganda, als vielmehr die Folge eines besonderen Ereignisses: Seit Mitte der 1920er Jahre führte Gustav Riek, Professor in Tübingen, Grabungen an paläolithischen Höhlenstationen durch. 1930 grub er in der Papierfelshöhle bei Wiesensteig, 1933/34 in der Burkhardtshöhle bei Westerheim und 1938 schließlich mit SS-Mannschaften in der Haldenstein-Höhle bei Urspring (Alb-Donau-Kreis) - die damals angebrachte Tafel mit dem Hinweis auf die SS-Grabung hängt hier noch heute. Dabei gab die Grabung in der Burkhardtshöhle dem damaligen wissenschaftlichen Assistenten des Tübinger Institutes Hermann Stoll im April 1933 Gelegenheit zu der bereits genannten Forschungswanderung entlang des Albtraufes. Sie führte zunächst dem oberen Filstal, dann dem Eybtal entlang und schließlich über das Rehgebirge zum Hohenstaufen und erbrachte mindestens 17 neue Fundstellen, darunter die großen mesolithischen Fundstreuungen am Birkhof oberhalb von Donzdorf. Dies Einzelereignis zeigt deutlich, wie der geübte Blick und systematische Begehungen das Fundbild zu verändern vermögen. Wohl auch durch diesen Erfolg wurden Eduard Scheer und Karl Kirschmer veranlaßt, auf den Randhöhen des Filstales gezielt nach mesolithischen Fundstellen zu suchen. Erstmals gelangten damit Silexfunde ins Blickfeld der örtlich tätigen Forscher. Ihnen folgten Paul Käser in Wäschenbeuren und in jüngerer Zeit Rainer Heer. Mesolithische Fundstellen sind daher äußerst zahlreich und spiegeln zusammen mit den Funden von Albert Kley sogar landesweit einen mesolithischen 'Siedlungsschwerpunkt' vor.

Urspring, Erinnerungstafel an eine Grabung der SS
(Foto: R. Schreg)



1938 erschien in der von Gustaf Kossinna begründeten und nun von Hans Reinerth herausgegebenen Publikationsreihe "Mannus-Bücherei" der Band "Vorgeschichte der Schwäbischen Alb". In einem DFG-Projekt unternahm Adolf Rieth von 1933 bis 1936 eine systematische Bestandsaufnahme, indem er die Akten der Denkmalpflege, aber auch örtliche Museen und private Sammlungen sichtete. Das Ergebnis ist eine Arbeit, die heute zwar in vielem überholt ist, die aber in mehreren Karten die Siedlungsgeschichte detailliert darstellte und mit den naturräumlichen Gegebenheiten in Bezug setzte. Das Filstal markiert hier den nördlichen Rand des Arbeitsgebietes, aber es ist zu erkennen, wie in der Arbeit zwar einige zeittypische Vorstellungen präsent sind, aber keineswegs ideologisiert werden.



Fazit

Der Blick in eine Kleinregion zeigt, wie die große Forschungsgeschichte und der 'Zeitgeist' auf lokaler Ebene wirkt. Beispielsweise sieht man hier, dass auch in der NS-Zeit seriöse Forschung betrieben worden ist. Hier bedarf es heute (mehr noch wie auch zu anderen Epochen) einer kritischen Prüfung, welche Daten und Ergebnisse tatsächlich auf objektiver Beobachtung und wissenschaftlicher Interpretation beruhen.

Mancher Forschungsboom geht auf eher lokale Ereignisse zurück, große übergeordnete Theorien kommen vor Ort unter Umständen gar nicht an.

Für das Verständnis der regionalen Siedlungsentwicklung ist ein solcher detaillierter Blick in die Forschungsgeschichte ein wichtiger Beitrag zur Quellenkritik. Nur so sind Forschungsdefizite wie umgekehrt mögliche Überbewertungen zu erkennen.



Literaturhinweise und Quellen

  • Bittel 1929
    K. Bittel, Der Geiselstein - eine vorgeschichtliche Befestigung. Gesch. Mitt. v. Geislingen u. Umgebung 1, 1929, 31–34.
  • Bittel 1971
    K. Bittel, Nachruf Georg Burkhardt (1876-1967). Fundber. Schwaben N.F. 19, 1971, 396 f.; 
  • Daniel 1982
    G. Daniel, Geschichte der Archäologie (Bergisch-Gladbach 1982)
  • Goessler 1910
    P. Goessler, Galvanoplastische Nachbildungen vorrömischer, römischer und Merowingischer Altertümer aus der kgl. Staatssammlung vaterländischer Altertümer Stuttgart. Ausgeführt und zu beziehen durch die Württembergische Metallwarenfabrik Abteilung für Galvanoplastik Geislingen-Steige (Württemberg). WMF Württembergische Metallwarenfabrik  / Abteilung für Galvanoplastik (Geislingen-Steige 1910). 
  • Goessler 1924
    P. Goessler, Aus der Vor- und Frühgeschichte des Göppinger Bezirks. In: J. Illig (Hrsg.), Geschichte von Göppingen und Umgebung19841984 (Göppingen 1924) 7–26.
  • Kapff 1935
    E. Kapff, Das Göppinger Oberholz in vorgeschichtlicher Zeit. Siegende Jugend - Beilage der Göppinger Zeitung Nr.20/2. Jahrgang. 18. Wonne­mond 1935. 
  • Kley/ Schreg 1992
    A. Kley/R. Schreg, Vor- und Frühgeschichte von Geislingen und Umgebung. Scherben schreiben Geschichte (Geislingen/Steige 1992).
  • Kossack 1999
    G. Kossack, Prähistorische Archäologie in Deutschland im Wandel der geistigen und politischen Situation. Vorgelegt in der Sitzung vom 2. Juli 1999. Sitzungsberichte / Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 1999,4 (München 1999).
  • Krins 1983
    H. Krins, Die Gründung der staatlichen Denkmalpflege in Baden und Württemberg. Denkmalpfl. Bad.-Württ. 12, 1983, 34 ff.
  • Kübler 1941Führer durch die geologische und mineralogische Abteilung (1941 neugeordnet durch W. Kübler) und die archäologische Abteilung des Hei­matmuseums der Stadt Geislingen (Steige) (Faltblatt o.O. o.J. [1941-45]). 
  • Lang 1985
    W. Lang, Vor- und Frühgeschichte. In: Der Kreis Göppingen (Stuttgart, Aalen 1985).
  • Lang 2001
    W. Lang, Spätmittelalterliche Glasproduktion im Nassachtal, Uhingen, Kreis Göppingen. Materialh. Arch. Bad.-Württ. 59 (Stuttgart 2001). 
  • Lang/Schreg 1996
    W. Lang/R. Schreg, Archäologische Fundstellen im Kreis Göppingen - Ur- und Frühgeschichte I. Erläuterungen. Archäologischer Katalog des Landkreises Göppingen (Göppingen 1996).
  • Mayer 1883
    L. Mayer, Beschreibender Katalog der Königl. Staats-Sammlung vaterländischer Kunst- und Alterthums-Denkmäler I. Die Reihengräber-Funde (Stuttgart 1883)
  • Moser 1844
    R. Moser, Beschreibung des Oberamts Goeppingen 1973(Stuttgart, Tübingen 1844)
  • Paret 1961
    O. Paret, Württemberg in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Veröff. Komm. gesch. Landeskunde Bad.-Württ. B 17 (Stuttgart 1961).
  • Paulus 1877
    E. Paulus, Altertümer in Württemberg (Stuttgart 1877)
  • Paulus 1881
    E. Paulus, Ringwälle im Filstal. Vierteljahresh. Landesgesch. 4, 1881, 220-221 (in: Württ. Jahrb. Statistik u. Landeskunde 1881 II).
  • Rademacher 2003
    R. Rademacher, Archäologische Forschungsgeschichte des Frühmittelalters in Göppingen. In: A. Hegele (Hrsg.), Geppo. Krieger Bauer Siedlungsgründer? Veröff. Stadtarchiv Göppingen 43 (Göppingen 2003), 10-21.
  • Rieth 1938
    A. Rieth, Vorgeschichte der Schwäbischen Alb. Mannus-Bücherei 61 (Leipzig 1938).
  • Scheff 2001
    J. Scheff, Johannes Dorn (1853–1925) – Landwirt und Altertumsforscher, in:. Heimatkundliche Blätter Balingen 48, 2001, 1253–1255 u. 1259.
  • Schiek 1983
    S. Schiek, Zur Geschichte der archäologischen Denkmalpflege in Württemberg und Hohenzollern. Denkmalpfl. Bad.-Württ. 12, 1983, 52 ff.
  • Schreg 1999
    R. Schreg, Die alamannische Besiedlung des Geislinger Talkessels. (Markungen Altenstadt und Geislingen, Stadt Geislingen a.d. Steige, Lkr. Göppingen). Fundber. Bad.-Württ. 23, 1999, 385-617.
  • Stälin 1842
    C. F. v. Stälin, Beschreibung des Oberamts Geislingen 1976(Stuttgart, Tübingen 1842)
  • Die archäologische Landesaufnahme in Württemberg. Nachr. deutsche Alterthumsfunde 1892, 77 ff.





Ortsakten der Denkmalpflege im Regierungsbezirk Stuttgart, Esslingen / Kreisarchäologie Göppingen.

Sonntag, 28. Juni 2020

Zwischen Nazis und Sowjets: Die Krimgoten in den 1930er und 40er Jahren

Das Interesse an den alten Stätten der Krim reicht weit zurück. Der polnische Gesandte Marcin Broniewski versuchte bei seiner Krimreise 1578/79 bei der einheimischen Bevölkerung, vor allem aber bei christlichen Priestern Informationen zu sammeln. Broniewski liefert so eine Beschreibung des Mangup-Kale und des Ėski Kermen, sein Interesse richtete sich aber vor allem auf die Identifikation der bei antiken Geographen, allen voran bei Strabon, genannten Orte.
Im Kontext der Forschungsgeschichte der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit komme ich nun noch einmal zurück auf die Krim, denn hier zeigt sich sehr 'schön', wie Archäologie und Politik zusammen hängen - während des Zweiten Weltkriegs, als hier die 'gotische' Vergangenheit auf deutscher wie auf sowjetsicher Seite politisch instrumentiert wurde. aber auch aktuell, wo die Geschichte auch ein Opfer der andauernden "Krim-Krise" ist. Letzteres war bereits mehrfach Anlaß für Blogposts auf Archaeologik, auf die hier nur kurz verlinkt sei:

 

Forschungsgeschichte der südwestlichen Krim

Etwas genauer soll hier auf die Rolle der Archäologie im Zweiten Weltkrieg geblickt werden, wobei ich im Wesentlichen auf einen 2013 publizierten Artikel zurück greife, den ich indes punktuell ergänzen kann:
  • R. Schreg, Forschungen zum Umland der frühmittelalterlichen Höhlenstädte Mangup und Eski Kermen – eine umwelthistorische Perspektive. In: S. Albrecht/F. Daim/M. Herdick (Hrsg.), Die Höhensiedlungen im Bergland der Krim. Umwelt, Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches. Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 113 (Mainz 2013) 403–445. - auf academia.edu


Es geht um die Landschaft im Südwesten der Krim, zwischen Sevastopol und Simferopol. Archäologisch sind die zahlreichen frühmittelalterlichen Höh(l)ensiedlungen prominente Fundplätze. Zu nennen sind Cufut Kale bei Bachhissaraj, Bakla und vor allem Eski kermen und Manup-Kale. Hier sind jeweils aus dem anstehenden Kalkmassiv der mittleren Bergkette des Jaila-Gebirges künstliche Höhlen herausgearbeitet, Kirchen, aber auch Ställe oder Vorratsgruben und tiefe Brunnenschächte. Obenauf waren zahlreiche Gebäude und Kirchen errichtet, von denen mit wenigen Ausnahmen aber nur wenig aufgehendes Mauerwerk zu sehen ist. Im Umfeld dieser Anlagen liegen oft ausgedehnte frühmittelalterliche Gräberfelder, oft mit reicher Grabausstattung. Sie waren daher schon lange - und sind es bis heute - ein Ziel von Raubgrabungen. Da die Gräber ebenfalls aus dem anstehenden Untergrund ausgehöhlt wurden, handelt es sich um Grabkammern, deren Funde ohne zuverlässige Befundbeobachtung nicht als gleichzeitig niedergelegt gelten können. Aufgrund der Beraubung gibt es kaum geschlossene Inventare, was die Chronologie der Funde stark beeinträchtigt und möglicherweise auch ein Faktor in der starken Diskrepanz im Vergleich zur mitteleuropäischen Chronologie darstellt. Die Funde auf der Krim gelten oft als retardierende Kulturerscheinung, weil die Bevölkerung in den abgelegenen Gebieten der Krim an ihren Traditionen fest gehalten hätte.

"Gotenfestung" Eski Kermen
(Foto: RGZM/R. Schreg)


Die betreffenden Fundstellen liegen zwar weitgehend im Inland, sind aber doch nur wenige Kilometer von den zahlreichen Hafenstädten entfernt und lassen etwa bei der Kirchenarchitektur  starke byzantinische Einflüsse erkennen. Als eine völlig abgeschiedene Gegend kann die Region schwerlich gelten.

ausgewählte Höh(l)ensiedlungen auf der südwestlichen Krim zwischen Sevastopol und Simferopol
(Kartengrundlage: OSM/ srtm/ OpenTopoMap)

Die Goten-Frage

Die ethnische Interpretation dieser Gräberfelder und Höhensiedlungen war lange ein wichtiges Thema für die Forschung. Einerseits wurde die Bevölkerung als gotisch bezeichnet, andererseits (bis heute) als alano-gotisch.

Im Hintergrund stehen verschiedene Überlieferungen seit dem 13. Jahrhundert (Wilhelm von Rubruk), die auf eine Sprache hinweisen, die dem Deutschen verwandt sei.  Daraus wurde gefolgert, dass hier die sogenannten Krimgoten zu fassen seien, die nach dem Hunneneinfall im 4. Jahrhundert auf der Krim zurück geblieben seien, während die Masse der Ostgoten dann nach Westen aufgebrochen sei. Noch im 16. Jahrhundert sind 'gotische' Sprachbelege überliefert (Ogier Ghislain de Busbecq), doch hatte das Griechische größere Bedeutung. In der Mitte des 15. Jahrhunderts hatte Giosafat Barbaro, ein venezianischer Kaufmann, der 1436 auf die Krim gereist war, wo an der Küste einige italienische Niederlassungen bestanden, vermerkte. dass sich die Krimgoten mit den ortsansässigen Alanen vermischt hätte und bezeichnete diese als Gotitalani (http://www.columbia.edu/itc/mealac/pritchett/00generallinks/kerr/vol01chap19.html), ein Begriff der ähnlich auch bei Bertrandon de la Brocquière genannt wird.

Schon Ende des 19. Jahrhunderts fanden die Krimgoten daher auch in Deutschland große Aufmerksamkeit. Dies zeigen zahlreiche deutsche Publikationen zur Krim aus dieser Zeit, etwa von dem  tschechisch-österreichischen Geograph Wilhelm Tomaschek (Tomaschek 1881), oder die Philologen Richard Loewe (1863-mind. 1931) und Friedrich Braun (1862-1942) (Loewe 1896; Braun 1890). Man suchte - erfolglos - nach gotischen Lehnwörtern im lokalen Sprachgebrauch und versuchte anthropologisch 'germanische' Eigenschaften zu finden. In dieser Phase bestand ein enger Austausch zwischen der deutschen und russischen Forschung. Tomascek etwa war Mitglied der russischen Akademie der Wissenschaften und der deutschstämmige Friedrich Braun erhielt wurde von einer Professur in St. Petersburg nach Leipzig berufen.

Archäologische Grabungen setzten auf der südwestlichen Krim erst im 19. Jahrhundert ein. Die antike Stadt Cherson entwickelte sich dabei zu einem Schwerpunkt. Früh schon wurde hier auch die byzantinische Zeit erforscht. Da der ältesten russischen Chronik, der Povest’vremennych let, zufolge die Christianisierung der Rus’ mit der Taufe Vladimirs I. im Jahr 988 in Cherson ihren Ausgangspunkt nahm, wurde das byzantinische Cherson zu einer Art russischem bzw. ukrainischem Nationaldenkmal - was sich etwa auch in der Neuorganisation nach der russischen Besetzung der Krim zeigt (Archaeologik 6.8.2015). Nicht zufällig wurde nach dem Ende der Sowjetunion gerade die Vladimirkathedrale im alten Ruinengelände aufwändig wieder aufgebaut.

Sevastopol, Vladimirkathedrale auf dem Gelände des antiken Chersonesos
(Foto: R. Schreg)


Auf den Höhensiedlungen im Landesinneren begannen die Untersuchungen ebenfalls schon im späten 19. Jahrhundert. Das Gräberfeld von Suuk-Su an der Südküste wurde ab 1903 von N.I. Repnikov ausgegraben (Repnikov 1906). Einen Höhepunkt der archäologischen Forschungen stellten die Untersuchungen von Nikolaj Lvovich Ernst (1889-1956) und Evgen Volodimirovic̆ Vejmarn vor allem in den 1920er und 1930er Jahren. Es fanden Grabungen auf dem Ėski Kermen und dem Mangup-Kale statt, darüber hinaus aber auch Untersuchungen im Umfeld der beiden Höhensiedlungen. So wurden im Umfeld des Ėski Kermen Gebäudereste und Reste einer Wasserleitung freigelegt.

Immer wieder waren von der südwestlichen Krim frühmittelalterliche Grabfunde bekannt geworden, deren Adlerschnallen und Bügelfibeln rasch als "gotisch" klassifiziert wurden.  Bis heute werden diese Gräberfelder von Raubgräbern geplündert, die mit dem illegalen Handel offenbar gute Profite erzielen. Systematische Forschungen mit einer Dokumentation der Grabkammern setzen erst verhältnismäßig spät ein. Zu nennen sind hier Untersuchungen in Lučistoe, Ėski Kermen und Almalyk unterhalb des Mangup-Kale, aber auch Notgrabungen wie in Krasni Mak. Nicht selten erfolgen die Grabungen im Wettlauf mit den Raubgräbern, die vielfach jedoch besser ausgestattet sind als die Wissenschaftler. So bleibt oft nur die nachträgliche Dokumentation bereits geplünderter Gräber. Das Problem fehlender gesicherter Grabzusammenhänge wird sich so allerdings nicht lösen lassen.

Raubgrabungslöcher auf einem frühmittelalterlichen Gräberfeld bei der Höhensiedlung Bakla
(Foto RGZM/ R. Schreg)

Raubgrabungstrichter in ein frühmittelalterliches Kammergrab bei Sevastopol
(Foto: RGZM/ R. Schreg)




Zwischen Nazis und Sowjets

Die archäologische Erforschung der "krimgotischen" Hinterlassenschaften war aber immer auch eine politische "Frage". In der Sowjetunion wurde ein Interesse an den Krimgoten nicht honoriert. Zunächst war eine Goten-Forschung noch möglich und so erschien 1921-27 auch eine umfassende Studie zu den Goten der Krim von dem Byzantinisten Aleksander Vasiliev (1936).

Sowjetische Krim-Forschung

1930 wurde jedoch am Akademie-Institut für die Geschichte der materiellen Kultur (GAIMK) eine spezielle Forschungsgruppe eingesetzt, die sich mit den Krimgoten befassen sollte. Diese Forschungseinrichtung unter Vladislav Iosifovich Ravdonikas (1894-1976) diente jedoch eher der Verleugnung der Goten. Ravdonikas hatte zu frühmittelalterlichen Grabhügeln im Nordwesten Russlands gearbeitet und war später ein wichtiger Streiter in der Normannen-Frage, bei der es um die Rolle des skandinavischen Einflusses auf die Entwicklung der Kiewer Rus ging. Als Ravdonikas 1929 bei der GAIMK in Leningrad eine Stelle erhielt, war er in Fachkreisen weitgehend umbekannt, obwohl er schon mehrere Kurgane in Nordwestrussland gegraben hatte. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der russischen Armee, im Bürgerkrieg in der Roten Armee. Er wurde 1918 Mitglied der Partei der Bolschewiken - und trat 1922 wieder aus, da er durch eine Versetzung für ein entferntes Parteiamt seine persönliche Freiheit eingeschränkt sah und sein Studium abschließen wollte. Als Neuling im Fach hielt er einen rasch auch gedruckten Vortrag "Für eine marxistische Geschichte der materiellen Kultur", in dem er die etablierten Wissenschaftler angriff. Seine Motive sind unklar, möglicherweise wollte er seinen durchaus gefährlichen Parteiaustritt wieder wett machen (Klejn u.a. 2012, 222ff.). In der Folge kam es tatsächlich zu einer Säuberung der alten Kader.  In einer Arbeit über die ‘Die Höhlenstädte der Krim und das Gotenproblem im Zusammenhang mit der Stadienentwicklung im nördlichen Schwarzmeerraum" setzte er 1932 seine Angriffe gegen Kollegen fort, entwickelte aber auch eine Theorie, wie die Archäologie die marxistischen Gesellschaftsstadien im Fundmaterial belegen könnte. Dabei behauptete er eine Transformation der Skythen zu Goten und dann zu Slawen. Dies wurde vor allem deshalb wichtig, weil es Bestrebungen gab, die Archäologie als eine bürgerliche Wissenschaft in der Sowjetunion ganz abzuschaffen. (ebd. 224ff.)

1934 war in der Sowjetunion das Jahr, in Stalins Terror und Säuberungen  dramatische Ausmaße annahmen. Die gesamte Führungsriege des GAIMK  fiel aus. Ravdonikas aber überstand diese Jahre, vielleicht, weil er kein Parteimitglied war. 1934 wurde er formlos promoviert, erhielt eine Professur in Leningrad  (Klejn u.a. 2012, 225ff.).

Viele Gotenforscher wurden Opfer der Stalin‘schen Säuberungen oder Repressionen.. So wurde N. L. Ernst 1936 für viele Jahre in Straflager in Sibirien geschickt. Ihm wurde sein Interesse für die Goten zum Verhängnis: man warf ihm vor, "Agent der deutschen Aufklärung" zu sein und germanophile Propaganda betrieben zu haben.  Die 'Goten' waren politisch nun hoch brisant, begründete doch das nationalsozialistische Deutschland damit seine Ansprüche auf die Krim.
Dennoch wurden noch 1938 Grabungen auf dem Mangup durchgeführt und wissenschaftliche Arbeiten zur Krim publiziert (z.B. Jakobson 1940) - allerdings mit einem besonderen Blick auf die byzantinische Zeit.
Ravdonikas - den Leo Klejn als den "roten Teufel" der sowjetischen Archäologie bezeichnete, zog sich Ende der 1940er Jahre aus der Archäologie zurück, nachdem er damit gescheitert war, die angeblich modernen Archäologen aus Leningrad gegen jene aus Moskau auszuspielen.

Deutsch-nationalsozialistische Krim-Forschung

Als die Krim im November 1941 von deutschen Truppen besetzt wurde, ergab sich ein direkter Zugriff deutscher Archäologen. Dabei machten sich zwei Institutionen gegenseitig Konkurrenz: Auf der einen Seite stand das Amt Rosenberg mit Hans Reinerth, der über den Reichsbund für deutsche Vorgeschichte in den Jahren vor dem Krieg vergeblich versucht hatte, durch die Gründung eines "Reichsinstitutes" die deutsche Vor- und Frühgeschichtsforschung unter seine Kontrolle zu bekommen. Da Alfred Rosenberg 1941 Reichsminister für die besetzten Ostgebiete wurde, sah Reinerth die Chance für ein archäologisches "Ostinstitut" gekommen. Der Einsatzstab "Reichsleiter Rosenberg" (ERR) zeigte besonderes Interesse an Forschungen auf der Krim und hatte Ėski Kermen beschlagnahmen und mit entsprechenden Hinweisschildern versehen lassen. Rosenberg war selbst im Revolutionsjahr 1917 auf der Krim gewesen und zeigte sich von den Gotenhöhlen am Mangup beeindruckt (Kunz 2005, 29).

Hans Reinerth besuchte selbst die Höhlenstädte, die er bereits 1940 in seinem Werk "Vorgeschichte der deutschen Stämme breiten Raum eingenommen hatten. Rudolf Stampfuß wurde Leiter des "Sonderstabes Vorgeschichte" im Reichskommissariat Ukraine. Stampfuß war für Museen und Ausgrabungen zuständig. In dieser Funktion ließ er deutsche Übersetzungen der Grabungstagebücher von Vejmarn und Repnikov anfertigen. Sie wurden auf der Rückseite ausgemusterter Militärkarten niedergeschrieben. Wahrscheinlich gehen auch Vermessungsarbeiten auf dem Ėski Kermen und Mangup-Kale auf seine Initiative zurück. Noch während der Schlacht um Sevastopol im Juni 1942 begann ein Vermessungs- und Kartographietrupp der Wehrmacht detaillierte Vermessungen der Höhensiedlung Ėski Kermen (19. bis zum 25. Juni 1942) und Mangup-Kale (23., 24. Juni und 7. Juli 1942). Dazu wurden fotogrammetrische Aufnahmen durchgeführt und Luftbilder der deutschen Aufklärung herangezogen. Erhalten scheint nur das Vermessungsprotokoll, das sich im Nachlaß von Rudolph Stampfuss fand.

Eski Kermen, aufgenommen im Juni 1942 von der Vermessungs- und Kartenabt. [mot] 617
(Archiv RGZM)


Spuren des Zweiten Weltkrieges sind in der Landschaft bis heute massiv präsent.   Bei den Surveys, die das RGZM 2006 bis 2009 mit Kollegen vor Ort durchführte, wurden unweit südlich des Eski Kermen an der dortgen Steilkante, die den Blick auf das Chornaya-Tal ermöglicht, die Spuren einer wohl deutschen Schützenstellung gefunden, in der Reste von Militärgeschirr sowie ein Sprengkopf lag. Vermutlich fanden die Vermessungsarbeiten am Eski Kermen direkt am Rand des Schlachtfeldes statt. Auf wessen Befehl die archäologischen Arbeiten gerade in dieser Situation durchgeführt wurden, ist bisher nicht bekannt.

Deutsche Wochenschau 592 , Feb 1942: deutsche Truppen vor Sevastopol
(via https://archive.org/details/1942-01-07-Die-Deutsche-Wochenschau-592)
Lesesteinhaufen mit byzantinischer Keramik und Stellung des Zweiten Weltkriegs
(Foto: RGZM/ R. Schreg)


In verschiedenen Publikationen schlachteten Stampfuß (1942; 1943), aber auch andere Archäologen (z.B. Toepfer 1942) die Krimgoten und die Gotenburgen propagandistisch aus.
 
EskiKermen auf dem Titelblatt der Zeitschrift Germanen-Erbe des Reichsbund nfür Deutsche Vorzeit, 1942

Auf der anderen Seite standen das SS-Ahnenerbe und das "Sonderkommando Jankuhn". Herbert Jankuhn bemühte sich insbesondere um die "Sicherstellung" des Schatzes von Kerč, einem Komplex herausragender "gotischer" Objekte aus den dortigen zahlreichen völkerwanderungszeitlichen Prunkgräbern. Da die Sowjets das Museum in Kerč jedoch evakuiert hatten, schloss sich Jankuhn der berüchtigten SS-Panzerdivision Viking an, in deren Begleitung auch ein Kommando der SD-Einsatzgruppe D operierte, die mit einem mobilen Gaswagen die Judenvernichtung vor Ort betrieb. Als Heinrich Himmler auf Forschungen zu den Krimgoten drängte und im September 1942 schließlich ankündigte, selbst die Höhlenstädte zu besuchen, war Jankuhn in Maikop im nördlichen Kaukasus immer noch mit der Suche nach den Museumsbeständen aus Kerč beschäftigt. Er schickte daher Karl Kersten, der sich in seinem Kommando aufhielt, auf die südwestliche Krim. Kersten besuchte Čufut Kale, Bakla und Ėski Kermen, nicht aber den Mangup-Kale, da hier kurz zuvor Partisanenaktivitäten gemeldet wurden. Auch als Himmler im Oktober 1942 die Gotenstädte besuchen wollte, war dies zu gefährlich. Eine deutsche Operation gegen die Partisanen war eben gescheitert. Angesichts der Beschlagnahmung des Ėski Kermen durch den Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg wurde im Oktober 1942 eine Gegenstrategie entwickelt. Wolfram Sievers, Geschäftsführer des SS-Ahnenerbe, hatte  Kersten am 5. Oktober mittels Funkspruch angewiesen, "alles Erfassbare beschlagnahmen zu lassen". Die zuvor durch Rosenberg veranlassten Beschlagnahmungen sah man als ungültig an. Dabei berief man sich darauf, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft schon 1929 Grabungsrechte am Ėski Kermen erworben habe, die auf das Ahnenerbe übertragen worden wären.
Josef Sauer, Professor für christliche Archäologie an der Universität Freiburg, publizierte 1932 einen Überblicksartikel, der sich mit den christlichen Denkmäler "im Gotengebiet" der Krim befasste. Im Sommer 1929 hatte die DFG ihm eine Forschungsreise zu den Grabungen am Ėski Kermen finanziert und dabei angeblich auch besagte Grabungsrechte erhalten. Soweit bekannt, erfolgten die Grabungen 1929-1935 jedoch ohne deutsche Beteiligung.

Das Germanentum der Krimgoten wurde massiv propagiert, um deutsche Gebietsansprüche zu begründen. Es sollte auf der Krim ein "Gotenland" bzw. ein "Gotengau" gegründet werden, der unter anderem dazu dienen sollte, den aus dem verbündeten Italien ausgesiedelten Südtirolern eine neue Heimstatt zu geben. Der Streit um die ethnische Interpretation der frühmittelalterlichen Grabfunde der südwestlichen Krim drehte sich häufig mehr um politische Ansprüche als um objektive archäologisch-historische Forschung. Auf beiden Seiten wurde mit dem gleichen methodischen Instrumentarium argumentiert: der Siedlungsarchäologie im Sinne von Gustaf Kossinna. Sein Werk stand in der damaligen archäologischen Forschungslandschaft nicht isoliert und hatte enormen Einfluss über Deutschland hinaus, auch in Osteuropa. In der Sowjetunion setzte man sich mit seinen Ansätzen intensiv auseinander. Zunächst erfolgte dies eher in Abgrenzung, nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch in einer langsamen Annäherung.

Angesichts schriftlicher Quellen, die von einer "gotischen" Bevölkerung der Krim sprechen, propagierte die deutsche Seite deren reines Gotentum, während die sowjetische Forschung dies abstritt oder doch relativierte, gleichwohl aber ethnische Gruppen nachzuweisen suchte. Die von russischen Kollegen vertretene Vorstellung von "Alano-Goten" trägt der prinzipiellen Vermischung unterschiedlicher Traditionen Rechnung, hält aber gleichwohl an ethnischen Interpretationen und an der zentralen historischen Bedeutung ethnischer Entitäten fest.

Die  sowjetische Forschung setzte dem heroischen Gotenbild der Nationalsozialisten auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg ein Bild entgegen, das die Goten als einen Stamm russischer Slawen oder als Teil der indigenen Bevölkerung auffasste. Teilweise wurden die Goten auch lächerlich gemacht, indem sie als sonderbarer unbedeutender Stamm ohne eigene Kultur dargestellt wurden (Shnirelman 1995, 136). Überhaupt: Germanen waren in der sowjetischen Darstellung ein primitives Volk. Die germanische Sprache sei als Übergang zwischen  'Japhetischen" Sprachen (angebl. mit dem Semitischen verwandte Sprachen des Kaukasus) und dem Keltischen zu verstehen und die Germanen seien unter dem Einfluss von Kelten und Proto-Slawen nur oberflächlich indogermanisiert. Das deutsche Volk sei erst seit dem 10. Jahrhundert als Mischung verschiedener Rassen und Ethnien entstanden (Shnirelman 1995, 136).
Nach dem Krieg, 1948 rechnete E. V. Vejmarn mit seinen Kollegen – vor allem N. I. Repnikov und Anatolij Leopoldovič Jakobson – ab und bezichtigte sie, "bewusst oder unbewusst den deutschen Imperialisten in die Hände" zu spielen. Er verurteilte die Auseinandersetzung mit den "Goten" genauso wie die mit der Rolle von Byzanz und forderte, die Geschichte der Krim müsse "in untrennbarem Zusammenhang mit der Geschichte der Völker der UdSSR, der Geschichte des großen russischen Volkes, geschrieben" werden.


Ein neuer Altfund von 1938

Im Jahr 1938 grub die russische Archäologin Maria Tikhanova (1898-1981) die Basilika des Mangup aus und fand dabei zwei Marmorplatten, die nach ihrer Verzierung in frühbyzantinsiche Zeit gehörten und wohl der ersten Bauphase der Kirche zuzuschreiben sind, aber sekundär im angebuaten Baptisterium als Bodenplatten verwendet und mit mehreren Graffiti geritzt wurden. Eine der Platten überdeckte ein Grab.
Die  beiden Platten wurden in einer Publikation Anfang der 1950er Jahren zwar kurz beschrieben, aber erst vor wenigen Jahren in ihrer Bedeutung erkannt.  Fünf Graffiti sind in einem Alphabet ähnlich der gotischen Wulfila-Bibel geschrieben und repräsentieren tatsächlich Texte in gotischer Sprache. Es handelt sich um kurze Gebete, wie sie ähnlich auf den Steinen auch auf Griechisch zu finden sind (Vinogradov/Korobov 2018).
Die Inschriften sind bislang außer wesentlich jüngeren und im Detail disktuablen Sprachbelegen die einzigen Zeugnisse der gotischen Sprache auf der Krim, von der man bisher auch nicht wußte, dass sie geschrieben wurden. Die Graffiti werden in das späte 9. und ins 10. Jahrhundert datiert, werden zum Teil von jüngeren griechischen Inschriften überlagert.

Es scheint keine Indizien zu geben, dass diese Inschriften bewusst unterschlagen worden sind. Wahrscheinlich wurde einfach den nicht leserlichen Inschriften keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Mangup, Basilika
(Foto: RGZM/ R. Schreg)

Der Unsinn ethnischer Interpretation

Die neuen Inschriften stehen bisher isoliert. Das Fundmaterial des 9. und 10. Jahrhunderts weist keine 'gotischen' Charakteristika auf. Selbst in der Völkerwanderungszeit fällt es schwer, 'gotische' Funde zu bestimmen, wenn es auch einige Funde gibt, die Parallelen in großer Distanz in Nordeuropa finden. In dieser Zeit können Fernbeziehungen aber immer wieder festgestellt werden und dürften weniger auf Wanderungen, als auf Elitennetzwerke zurück zu führen sein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg (bzw. bereits in den letzten NS-Jahren beginnend) wurden ethnische Interpretationen in Deutschland vordergründig gemieden und die Diskussion nur nebenbei in einer Ablehnung der Kossinna-Schule (und Hans Reinerths) aufgegriffen (z.B. Wahle 1941; Goessler 1949/50). Dies geschah nicht aufgrund einer kritischen Aufarbeitung der Forschungsansätze, sondern stellt eine Verdrängung eines kritischen Themas dar, wie sie den Umgang mit dem Nationalsozialismus in den frühen Jahren der Bundesrepublik generell kennzeichnete. Erst seit den 1990er Jahren erfolgte fachintern eine intensivere Auseinandersetzung mit der Forschungsgeschichte im Nationalsozialismus und eine breitere methodisch-theoretische Reflektion über die historische Bedeutung von Ethnien und die Möglichkeiten einer archäologischen ethnischen Deutung (z.B. Brather 2004). So stellt sich heute die Frage, inwiefern Ethnien tatsächlich die historisch entscheidenden Größen der Geschichte gewesen sind, ob sie nicht ein viel zu statisches Bild der Geschichte vermitteln und ob sie nicht eher den Blick auf andere, wichtigere gesellschaftliche Prozesse verstellen. Wichtiger als die ethnische Identifikation archäologischer Funde erscheint heute die Auseinandersetzung mit Prozessen sozialen und kulturellen Wandels und die Identifikation von identitätsstiftenden Werten.

Meines Erachtens helfen ethnische Identifikationen beim Verständnis der betreffenden Gesellschaften und ihrer kulturellen Entwicklung grundsätzlich nicht weiter. Im Gegenteil: Die ethnische Deutung verstellt eher den Blick auf sehr viel wesentlichere Aspekte und sie suggeriert, die historische Entwicklung sei schicksalhaft mit einer unveränderlichen ethnischen Identität verbunden. Die ethnische Identität an sich hat kein historisches Erklärungspotential, denn hier ist sehr viel mehr auf soziale Praktiken und Traditionen, auf Öffnung oder Abschluss, auf Normierung oder Vielfalt zu achten; es ist die Wirtschaft im Hinblick auf Produktion und Konsum zu analysieren und es sind die komplexen Mensch-Umwelt-Interaktionen zu berücksichtigen. Sekundär  können all diese Faktoren sehr wohl zu einer ethnischen Identität beitragen, die aber jeweils historisch, d.h. in einem ganz spezifischen Zeithorizont zu sehen ist.


In den 1950er Jahren befasste sich Anatoly Leopoldovich Jakobson (1906-1984), der sich vor allem um die Erforschung von Cherson verdient gemacht hat, mit den ländlichen Siedlungen des Berglandes. Er grub an zahlreichen Plätzen, vor allem am Nordrand des Beidarska-Beckens, rund 10 km südlich des Mangup-Kale. Er konnte Steingebäude kleiner weilerartiger Siedlungen nachweisen und in Einzelfällen auch die angrenzende Feldflur erfassen.

Während der Nachkriegszeit kam es auf Ėski Kermen und Mangup-Kale zwar immer wieder zu Grabungskampagnen, jedoch arbeiten erst die Expeditionen von A. I. Ajbabin und A. G. Gercen seit Ende der 1980er Jahren wieder intensiv an beiden Bergen Eski Kermen und Mangup.

Seit 2014 sind die gotische Funde schon wieder zwischen den politischen Fronten, diesmal allerdings weniger ideologisch überfrachtet:


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Literaturhinweise

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    A. I. Ajbabin, Archäologie und Geschichte der Krim in byzantinischer Zeit. Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 98 (Mainz 2011). 
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    A. I. Ajbabin/Ė. A. Chajredinova, Das Gräberfeld beim Dorf Lučistoe. Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 83,1 (Mainz 2009).
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    A. I. Ajbabin/S. Albrecht/M. von Aufschnaiter/J. Bemmann/S. Černyš/F. Daim/U. von Freeden/A. Gercen/M. Herdick/M. Maczyńska/R. Schreg/A. Urbaniak, Höhlenstädte der Krim am Rande des Byzantinischen Reiches. Arch. Deutschland 1/1, 2008, 12–16.
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  • Bemmann u.a. 2013
    J. Bemmann/K. Schneider/A. Gercen/S. Černyš/M. Maczyńska/A. Urbaniak/U. von Freeden, Die frühmittelalterlichen Gräberfelder von Adym-Čokrak, Južnyj I und Južnyj II am Fuße des Mangup. Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 108 (Mainz 2013).
  • Bierbrauer 2010
    V. Bierbrauer, Goten im Osten und Westen: Ethnos und Mobilität am Ende des 5. und in der 1. Hälfte des 6. Jahrhunderts aus archäologischer Sicht. Kölner Jahrb. 43, 2010, 71–111.
  • Brather 2004
    S. Brather, Ethnische Interpretationen in der frühgeschichtlichen Archäologie. Geschichte, Grundlagen und Alternativen. RGA Ergbd. 42 (Berlin 2004).
  • Braun 1890
    F. Braun, Die letzten Schicksale der Krimgoten (St. Petersburg 1890)
  • Goessler 1949/50
    P. Goessler, Geschichte in der Vorgeschichte. Prähist. Zeitschr. 34/35 (1), 1949/50, 5–17.
  • Jakobson 1940
    A. L. Jakobson, из истории средневековой средневековойархитектуры в Крыму. Sovj. Arch. 6, 1940, 205–226.
  • Klejn u. a. 2012
    L. S. Klejn/R. Ireland/K. Windle, Soviet archaeology. Schools, trends, and history. Oxford Studies in the History of Archaeology (Oxford 2012).
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    M. Korobov/A. Vinogradov, Gotische Graffito-Inschriften aus der Bergkrim. Zeitschrift für deutsches Altertum und Literatur 145, 2016, 141–157. [Corona bedingt noch nicht eingesehen]
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    N. Kunz, Die Krim unter deutscher Herrschaft (1941 - 1944). Germanisierungsutopie und Besatzungsrealität. Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart 5 (Darmstadt 2005).
  • Loewe 1896
    R. Loewe, Die Reste der Germanen am Schwarzen Meer (1896)
  • Mahrsarski 2011
    D. Mahrsarski, Herbert Jankuhn (1905 - 1990). Ein deutscher Prähistoriker zwischen nationalsozialistischer Ideologie und wissenschaftlicher Objektivität. Internationale Archäologie 114 (Rahden/Westf. 2011).
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    H. A. Pringle, The master plan. Himmler's scholars and the Holocaust (London 2006).
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    N. I. Repnikov, Nekotorye mogil’niki oblasti krymskikh gotov.  Izv, imperatorskoi arkheologicheskoi komissii 19 (St. Petersburg 1906).
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  • Shnirelman 1995
    V. A. Shnirelman, From internationalism to nationalism: forgotten pages of Soviet archaeology in the 1930s and 1940s. In: C. P. Fawcett/P. L. Kohl (Hrsg.), Nationalism, politics, and the practice of archaeology (Cambridge 1995) 120-138. 
  • Stampfuss 1942
    R. Stampfuss, Germanen in der Ukraine. Germanen-Erbe 7, 1942, 130–140.
  • Stampfuss 1943
    R. Stampfuss, Die Geschichte der Krimgoten. In:
    Wir erobern die Krim. Soldaten der Krim-Armee berichten (Neustadt/Weinstraße 1943) 269–276.
  • Toepfer 1942
    V. Toepfer, Die Gotenfestung Eski Kermen auf der Krim. Germania 26, 1942, 195–200.
  • Tomascek1881
    W. Tomascke, Die Goten in Taurien (1881)
  • Vasiliev 1936
    A. Vasiliev, The Goths in the Crimea (Cambridge, Massachusetts, 1936) [russ. original 1921-27.
  • Vinogradov/Korobov 2018
    A. Vinogradov/M. Korobov, Gothic graffiti from the Mangup basilica. Nowele 71, 2018, 223–235.
  • Wahle 1941
    E. Wahle, Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen. Grenzen der frühgeschichtlichen Erkenntnis. Sitzungsber. Heidelberger Akad. Wiss., Phil.-Hist. Kl. 2. Abh. 1 (Heidelberg 1941).
  • Виноградов/Коробов 2015
    А.Ю. Виноградов/М.И. Коробов, Готские граффити из мангупской базилики. Средние века 76, 3-4, 2015, 57–75.  - https://publications.hse.ru/articles/164572880

 

Samstag, 20. Juni 2020

Masern - ein alter Virus

Im Blogpost "Archäologie der Erreger" (Archaeologik 28.3.2020) wurden die Masern nicht angesprochen - eine weitere Krankheit, die bis heute vor allem Kindern gefährlich werden kann, jedenfalls wenn keine Impfung vorliegt. Eine neue Studie befasst sich mit der Entstehung der Masern und stellt die These auf, dass diese auf die antike Urbanisierung zurück ginge.
  • A. Düx/S. Lequime/L. V. Patrono u. a., Measles virus and rinderpest virus divergence dated to the sixth century BCE. Science 368, 6497, 2020, 1367–1370. - DOI: 10.1126/science.aba9411
Der Erreger ist der Masernvirus MeV (Measles morbillivirus), der eng verwandt ist mit der Rinderpest. Letzterer gilt seit einigen Jahren als erfolgreich mittels Pest ausgerottet, während der Masernvirus wegen zu geringer Impfquoten in den vergangenen Jahren wieder um 30% zugenommen hat (Ärzte-Zeitung 8.2.2019). 

Corona-Beiträge auf Archaeologik
Viren
(biology pop [CC BY SA 4.0]
via WikimediaCommons)
Zur Geschichte des Masernvirus wurde bislang postuliert, dass er im Laufe des Mittelalters vom Rind auf den Menschen übergesprungen sei (Furuse u. a. 2010). Anhand der DNA aus einer Lungenprobe von 1912 konnte nun die molekulare Uhr neu geeicht werden, so dass die Datierung nun weit früher liegen muss. Die Studie weist auf das 6. Jahrhundert v.Chr. und postuliert eine Verknüpfung mit der Entstehung großer Städte. Die molekulare Uhr sagt indes nichts über die Region aus, in der die Übertragung stattgefunden hat und größere Siedlungen, die eine Grundlage für eine weitere Ausbreitung der Masern geboten hätten, gab es in einigen Regionen auch schon früher. Eine solche Korrelation ist aus einer archäologisch-historischen Sicht wenig aussagekräftig, da sich eben auch die antike Urbanisierung über einen längeren Zeitraum hingezogen hat. Klärung kann hier nur eine Studie an aDNA bringen, die enstprechende Proben aus archäologischen Kontexten voraus setzt.


Literaturhinweis


  • Furuse u. a. 2010
    Y. Furuse/A. Suzuki/H. Oshitani, Origin of measles virus. Divergence from rinderpest virus between the 11th and 12th centuries. Virol J 7, 1, 2010, 52.

Montag, 15. Juni 2020

Vergessene Pioniere der Mittelalterarchäologie: Das RGZM in der Weimarer Republik

Um die Entwicklung der Archäologie des Mittelalters in der Weimarer Republik darzustellen, lohnt sich ein Blick auf das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz, obwohl es seit der Aufagbenteilung mit dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg explizit nicht mit dem Mittelalter befasst war. Sein Gründungsdirektor Ludwig Lindenschmit hatte zwar in den 1840er Jahren auch Grabungen durchgeführt, die man heute als Mittelalter- bzw. Stadtarchäologie klassifizieren würden, hat daher aber später nicht mehr über das Frühmittelalter in jüngere Perioden ausgegriffen.

Denkmalpflege am RGZM

Die Provinzen im Volksstaat Hessen
(PD via WikimediaCommons)
Dies änderte sich, als dem RGZM 1922 "die Amtsobliegenheiten  des Denkmalpflegers für die Altertümer in den Provinzen Rheinhessen und Starkenburg durch nebenamtliche Übertragung an das Römisch-Germanische Centralmuseum" (Denkmalpfl. u. Heimatschutz 25, 1922, 54) delegiert wurden. Ein Großteil der Arbeit scheint hier auf mittelalterarchäologische Grabungen verwendet worden zu sein. In diese Zeit fallen einige bedeutende mittelalterarchäologische Ausgrabungen, wie z.B. in der Burg Dreieichenhain 1924/25 (F. Behn, K. Nahrgang), im Kloster Lorsch, 1927-1937 (F. Behn) und in der Einhardsbasilika bei Steinbach 1931-1933 (F. Behn, O. Müller). Daneben gab es zahlreiche weitere Maßnahmen, die ich derzeit noch nicht vollständig überblicke, etwa in Alzey (St. Georg), der Kirche St. Paul in Worms oder auch in Ingelheim.

Für das RGZM waren diese Aufgaben in der Denkmalpflege wenig geliebte, zusätzliche Arbeit. Immerhin war der Mitarbeiterstamm schon vor dem Ersten Weltkrieg gewachsen, indem dem Direktor Karl Schumacher (1860-1934) mit Gustav Behrens (1894-1953) und Friedrich Behn (1883-1970) zwei  promovierte Experten zur Verfügung standen. 

Gustav Behrens übernahm vor allem Rheinhessen. Er wandte sich in der Folge zunehmend auch dem frühen Mittelalter zu und publizierte - allerdings ganz sporadisch - nun auch zu jüngeren Funden, so beispielsweise zu mittelalterlichen und neuzeitlichen Münzfunden  (Behrens 1932; 1949). Aus seiner denkmalpflegerischen Auseinandersetzung mit Rheinhessen entstanden mehrere siedlungsgeschichtliche Regionalstudien (Behrens 1927). Nach seiner Berufung 1927 als Schumachers Nachfolger zum Generaldirektor des RGZM erhielt Friedrich Behn zusätzlich zu seiner Zuständigkeit  für die Provinz Starkenburg (heute etwa der hessische Regierungsbezirk Darmstadt) auch Rheinhessen übertragen. Diese Strukturen blieben bis 1945 bestehen, als der Volksstaat Hessen aufgelöst und die Denkmalpflege in den neuen Ländern Hessen und in Rheinland-Pfalz neu organisiert werden musste.

Gedenktafel für Friedrich Behn
in der Klosterkirche Lorsch
(Foto: R. Schreg)

Daher war es vor allem Friedrich Behn, der die Aufgaben der Denkmalpflege zu tragen hatte. Behn hatte klassische Archäologie studiert und mit 23 in Rostock promoviert. 1909 kam er als Volontär ans RGZM. Wahrscheinlich hatte Behn Schumacher im Rahmen seiner Dissertation zur ficoronischen Ciste kennengelernt, denn Schumacher war selbst ein ausgewiesener Fachmann für diese Fundkategorie etruskischer Bronzegefäße. Behn wurde bald wissenschaftlicher Hilfsarbeiter, Direkorialassistent und schließlich Kustos. 1920 erhielt er den Professorentitel an der TU Darmstadt. Er publizierte in Erweiterung älterer Ausgaben von Moriz Hoernes mehrere Überblickswerke 'Kultur der Urzeit' (z.B. Hoernes / Behn 1923). 
 
Mit der Übernahme der denkmalpflegerischen Aufgaben wurde Behn  aber nicht zuletzt im Bereich der Archäologie des Mittelalters aktiv. Er steht damit freilich in der Tradition seines Vorgängers Rudolf Adamy (1850-1898), der als Kunsthistoriker und Architekt ebenfalls in Lorsch und in Steinbach gegraben hatte.Auch in Nordhessen hatte der dortige Denkmalpfleger Joseph Vonderau (1863-1951) einen starken Schwerpunkt in der Archäologie des Mittelalters. Er hat Grabungen im Dom in Fulda und 1921–1922 in der Stiftskirche Hersfeld durchgeführt. 1926 bis 1931 grub er auf der Büraburg bei Fritzlar, dem Ort einer frühen Bistumsgründung durch Bonifatius. 
 

Grabungen im Kloster Lorsch

Kloster Lorsch ist eines der großen frühmittelalterlichen Klöstern in Südwestdeutschland und ist heute Weltkulturerbe. Das Kloster wurde 746 gegründet und erhielt bald zahlreiche Schenkungen, so dass es am nördlichen Oberrhein und weit darüber hinaus über Besitzungen verfügte.
Erhalten sind indes nur die berühmte Torhalle, sowie ein Rumpfstück der ehemaligen Klosterkirche. Eine archäologische Auseinandersetzung mit dem Klosterareal gab es bereits im 19. Jahrhundert, aber erst Friedirch Behn konnte großflächige Grabungen und Sondagen ansetzen. Er grub die Klosterkirche annähernd vollständig aus. legte Teile der Klausur frei und sondierte fast alle anderen Klosterbereiche. Auch das benachbarte Kloster Altenmünster grub Behn umfassend aus. 1934 legte Behn eine umfassende Monographie vor, die auch eine Rekonstruktionen des Klosters gab.

1934 bis 1937 grub Behn dann noch einmal in Lorsch, nämlich an der Umfassungsmauer südöstlich der Klausur. Er legte hier ein Gebäude frei, das er als Torhalle ähnlich der erhaltenen 'Königshalle' rekonstruierte.

Neuere Grabungen, etwa die von 1998 bis 2008 durch den Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit in Bamberg durchgeführten (Ericsson/Sanke 2004), zeigten, dass an manchen Befundaufnahmen und -interpretationen durch Behn Zweifel angebracht sind. Die südöstliche Torhalle beispielsweise ist als Latrinenbau zu rekonstruieren.  stellen die Grabungen der 1920er Jahre doch eine besondere Pionierleistung der Mittelalterarchäologie dar.

Der Grabungsplan und die publizierten Grabungsfotos (Behn 1934) lassen erkennen, dass man grabungstechnisch auf eine Methode von schmalen Grabungsschnitten setzte, die in zentralen Bereichen durch größere Plana und einzelne Profilschnitte zu einzelnen Befunden setzte.  Genaue stratigraphische Beobachtungen waren so kaum möglich. Leider ist die originale Befunddokumentation nicht vollständig überliefert, so dass man in den 1990er Jahren beschlossen hat, durch eine erneute Öffnung der alten Grabungsschnitte soweit möglich, die alten Beobachtungen zu prüfen. Dabei zeigte sich, dass durch die Behn'sche Grabungsmethode tief greifende Befunde in vielen Teilen noch erhalten waren, durchgehende auswertbare Stratigraphien aber weitgehend zerstört sind.
Bei den jüngeren Grabungen kam zahlreiches Fundmaterial zum Vorschein, auch aus dem Schutt der Grabung Behn. Offenbar hat man nicht so sorgfältig auf Funde geachtet, wie dies modernen Anforderungen entspricht.

Grabungsplan der Klosterkirche Lorsch
(nach Behn 1934)


Weder Schumacher, noch Behn oder Behrens hatten einschlägige Grabungserfahrungen. Vielleicht wurde deshalb Erich Schmidt als Grabungsleiter gewonnen, der als klassischer Archäologe 1922 in Jena über den Domitianspalast auf dem Palatin in Rom promoviert hatte. Ob er über einschlägige Grabungserfahrung verfügte, ist mir nicht bekannt. Schmidt war an verschiedenen Grabungen Behns beteiligt, so auch bei einer Kirchengrabung in Worms (Schmidt 1929).  Er publizierte 1932 in den Katalogen des RGZM eine Monographie zu den kirchlichen Bauten des frühen Mittelalters in Südwestdeutschland. Im Mittelpunkt des Interesses standen Kirchengrundrisse bis ins 10. Jahrhundert, die Schmidt versuchte in Schulen und Gruppen zu gliedern. Abgesehen davon, dass die Datenbasis viel zu schmal und die Einschätzung, man könne aus stehenden Bauten auf die karolingischen Anlagen schließen viel zu optimistisch war, lässt die Fragestellung ein normatives Geschichtsbild erkennen, bei dem Könige, Kaiser und einflußreiche Äbte weiträumig die Architektur bestimmen. Hier kommt - an dieser Stelle nur nebenbei vermerkt - ein Kennzeichen historistischer Geschichtsauffassungen zum Tragen. Ab 1931 war Schmidt an den Grabungen in Kloster Hirsau beteiligt, die der Architekt Erich Fiechter inittiert hatte. Ab  1932 übernahm Schmidt die Grabungsleitung in Hirsau, wo er große Teile des Klosters graben konnte - eine eingehende Publikation konnte er jedoch nicht vorlegen. In der Einschätzung von Mathias Untermann lernte der Kirchenarchäologe mehr von Erich Fiechter als von Friedrich Behn (Untermann 2005, 15).
Behn war erkennbar kein Kirchenhistoriker und so mutet sein Vergleich der Klosterkirche  mit einem römischen Atrium-Peristylhaus und einem ägyptischen Tempel etwas sonderbar an.

Lorscher Torhalle
(Foto R. Schreg, 2019)

Die alten Grabungen erweisen sich also als problematisch, doch darf nicht übersehen werden, dass es sich hier um eine der ersten Großgrabungen der Archäologie des Mittelalters handelte. Den Umgang mit Architektur kannte die Archäologie zwar  schon lange von Grabungen der klassischen Archäologie, doch stand auch hier meist das Interesse an einer Baurekonstruktion im Mittelpunkt, während feine stratigraphische Beobachtungen zu Bodenbefunden und genaue Kontextualisierungen der Funde lange Zeit unterblieben.

Kulturgeschichte

Dass eine Archäologie des Mittelalters damals am RGZM trotz der Abgrenzung gegen Nürnberg einen Platz fand, hat sicher etwas mit dem damaligen Direktor Karl Schumacher zu tun. Schumacher verfolgte ein dezidiert kulturgeschichtliches Programm.


Grab Karl Schumachers in Bad Mergentheim
(Foto: R. Schreg 2020)
Seit 1901 war Karl Schumacher (1860-1934) erster Direktor des RGZM. Vom Studium war er klassischer Archäologe und Philologe und promovierte 1886 in Heidelberg über ein philologisxches Thema.  Danach war er Assistent an den Großherzoglichen Sammlungen in Karlsruhe (heute Badiches Landesmuseum) und 1892 übernahm er die Funktion als Streckenkommissar der Reichslimeskommission für Baden. In diesen Positionen war Schumacher mit denkmalpflegerischen Aufgaben betraut. 1898 publizierte er eine stratigraphische Auswertung verschiedener Stratigraphien von Pfahlbausiedlungen des Bodensees und des Schweizer Mittellandes, mit der er nachwies, dass die Kultur der Schnurkeramik das Ende des Neolithikums und den Übergang zur Bronzezeit repräsentiert.

Seit der Gründung des RGZM im Jahre 1852 waren "Kulturzustände" ein wichtiges Thema des zunächst nur sehr prekär aufgestellten Museums. Schumacher modernisierte die Ausstellung des RGZM nun jedoch, indem er sie durch Modelle ergänzt. Zwar gab es schon zuvor Modellfiguren von römischen Soldaten und germanischen Kriegern, nun aber wurden auch Siedlungsbefunde durch Modelle von Befundistuationen,  Rekonstruktionen, und Geländesituationen aber auch technische Details etwa der Hausrekonstruktionen dargestellt. Systematisch sammelte man nun auch Grabungspläne.

All das spiegelt sich  in Schumachers dreibändiger “Siedlungs- und Kulturgeschichte der Rheinlande“ (Schumacher 1923-25), die bis ins Mittelalter ausgriff. Die beiden ersten Bände behandelten die vorrömische und römische Zeit, währen der dritte die Merowinger- und Karolingerzeit zum Gegenstand hatte. Es ist dies der bei weitem umfangreichste Band, wobei anzumerken ist, dass dieser nur die Siedlungsgeschichte behandelt, während ein zweiter Teil, der die Kulturgeschichte behandeln sollte, nicht mehr erschienen ist.

Inhaltlich ist Schumachers Werk längst völlig veraltet, bemerkenswert ist es dennoch. In den 1920er Jahren entstand gerade erst ein umfassenderes Interesse einer Siedlungsarchäologie, die sich im Unterschied zur damals üblichen Siedlungsarchäologie Gustad Kossinnas tatsächlich für die Siedlungen interessierte. Schumacher präsentiert sowohl Hausrekonstruktionen (die aus heutiger Sicht sehr positivistisch erscheinen und sich an jungen ethnographischen Befunden orientieren) als auch Lageanalysen einzelner Siedlungen. So präsentiert Schumacher eine Umfeldkartierung für das Kloster Lorsch, das auch die dortigen alten Neckarläufe berücksichtigt und Landschaftsveränderungen in Rechnung stellt. Chronologisch wollte Schumacher die Merowinger- und Karolingerzeit behandeln, dass er dabei immer wieder auch jüngere hoch- oder spätmittelalterliche Befunde heranzog, hängt mit den damals ungenügenden Vorstellungen der Chronologie bzw. in der Annahme einer langfristigen Kontinuität der Volkskultur zusammen.
(nach Schumacher 1923-25)

Das RGZM gab seit 1922 eine Publikationsreihe 'kulturgeschichtliche Wegweiser' heraus. Das Programm der Reihe verweist darauf, was die damalige Direktion des RGZM unter Karl Schumacher unter Kulturgeschichte verstanden hat: Es geht um die "verschiedenen menschlichen Beschäftigungen und Bestrebungen anhanden des Museumsmaterials" mit  den Themen "Acker-, Haus und Schiffbau, Jagd und Fischfang, Kriegswesen, Handel und Verkehr, die verschiedenen Gewerbe, Tracht und Aussehen der einzelnen Volksstämme bis zu den Äußerungen des geistigen Lebens in Religion, Musik, Kunst" (Behn 1922, 3). In den 1920er Jahren sind in dieser Reihe erschienen:
  • Das Haus in vorrömischer Zeit (F. Behn 1922).
  • Der Ackerbau in vorrömischer und römischer Zeit (K. Schumacher 1922).
  • Die Jagd der Vorzeit (F. Behn, 1922).
  • Das Beleuchtungs-Gerät in römischer Zeit (F. Fremersdorf 1924). 
  • Kultgeräte der christlichen Kirche im frühen Mittelalter (W.F. Volbach, 1925).
  • Steinindustrie des Altertums (F. Behn, 1926).
Damit wurden allerdings nur ältere Forschungstraditionen - übrigens auch über die NS-Zeit bis in die 1950er Jahre hinweg - fortgeführt.

All dies firmierte unter dem Begriff der Kulturgeschichte, die viel weiter gefasst war als eine Geschichte der Sachkultur, auf die dies sie am RGZM später verengt werden sollte. Schumacher brachte ein für die damalige Zeit bemerkenswertes Verständnis sowohl für eine Landschaftsarchäologie als auch für eine Archäologie des Mittelalters mit, die freilich Spätmittelalter oder gar die Neuzeit nicht berührte.
Dass hier keine Öffnung stattfand mag vielleicht damit zusammen hängen, dass auch am RGZM ein in der Weimarer Zeit unter Historikern und Archäologen weit verbreitete konservative Gesinnung dominierte. Bei der 75-Jahrfeier war man stolz, dass mit den kaiserlichen Farben beflaggt wurde und nicht etwa mit Schwarz-Rot-Gold. Friedrich Behn publizierte seine 'Altgermanische Kunst' (Behn 1925) in rechtsgerichteten Kreisen, die früh der NSDAP nahe standen. Man sah darum auch keinen Handlungsbedarf, in der NS-Zeit die Ausrichtung zu ändern, auch als das RGZM Vorwürfen ausgesetzt war, es sei mehr römisch als germanisch (Schreg 2019). Das gängige Narrativ, das die Vorgeschichtsforschung in den Worten Kossinnas zur "hervorragend nationalen Wissenschaft" machte, nämlich das Alter der germanischen Kultur ließ sich nicht ohne weiteres auf das Mittelalter übertragen, auch wenn Behn die Lorscher Torhalle als Beleg für die eigenständige germanische Architektur anführte.

In Mainz brachen diese frühen Traditionen einer Mittelalterarchäologie ab, als das RGZM seine nie besonders geschätzten Aufgaben in der Denkmalpflege nach 1945 wieder abgeben konnte. Friedrich Behn verließ das RGZM altersbedingt 1948, nahm aber 1950 einen Ruf als Professor an die Universität Leipzig an, wo er bis 1954, kommissarisch aber sogar bis 1963 lehrte. Danach war eine Archäologie des Mittelalters am RGZM immer nur sporadisch vertreten, etwa mit Anläufen zum Hildegard-Jahr 1979 (Lehrbach 1979) oder Anfang der 1990er Jahre mit dem Engagement für die große Salierausstellung in Speyer (RGZM 1992). Hingegen konnte sich das Forschungsthema der byzantinischen Archäologie, das mit Wolfgang Volbach (1953-58 als Nachfolger Gustav Behrens' Direktor des RGZM) ebenfalls in den 1920er Jahren begann, langfristig halten. Die mitteleuropäische Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit hat aber noch immer keinen tragfähigen Anschluß an eine Forschungsinstitution gefunden. Die Kombination von Denkmalpflege und kulturhistorischem Museum, wie sie in den 1920er Jahren in Mainz bestand, hatte zwar in Verbindung mit dem damaligen kulturgeschichtlichen Konzept durchaus Potential, wurde aber nie perspektivisch gedacht.

 

 Literatur

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    F. Behn, Funde der Wikingerzeit auf Föhr. Praehistorische Zeitschrift 5, 1913, 468-471.
  • Behn 1926
    F. Behn, Der viereckige Turm der Burg Dreieichenhain: Berichte der freiw.-tätigen Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Heimatforschung 5, 1926, 92-97
  • Behn 1927
    F. Behn, Altgermanische Kunst (München 1927)
  • Behn 1927a
    F. Behn, Ottonische Turmburgen im Mittelrheingebiet. Nassauische Annalen 48, 1927, 31-36
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    F. Behn, Die Ausgrabungen im Kloster Lorsch. Zeitschrift für Denkmalpflege 3, 1928/29, 20-35
  • Behn 1928
    F. Behn,  Ausgrabungen am Kloster Lorsch. Forschungen und Fortschritte 4, 1928, 169-170,
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  • Behn 1930
    F. Behn, Das Kloster Lorsch. Volk und Scholle 8, 1930, 97-101
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    F. Behn, Die Einhards-Basilika zu Steinbach im Odenwald 1: Die Ausgrabungen. Ein Vorbericht. Die Denkmalpflege 5, 1931, 41-48,
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    F. Behn, Der Petersberg bei Gau-Odernheim. Mainzer Zeitschrift 41/43, 1946/48 (1950) 52-59
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  • Behrens 1927
    G. Behrens, Bodenurkunden aus Rheinhessen 1. Die vorrömische Zeit (Mainz 1927).
  • Behrens 1932
    G. Behrens, Eine Gelddose des 16. Jahrhunderts, Frankfurter Münzzeitung NF. 3, 1932, 20-25
  • Behrens 1949
    G. Behrens, Ein Kreuznacher Münzfund aus dem Mittelalter. In: Chr.-Eckert-Festschrift (1949) 85-87.
  • Böhner 1970
    K. Böhner, Friedrich Behn (1883-1970). Jahrb. RGZM 17, 1970, VIII–XIII. 
  • Ericsson/Sanke 2004
    I. Ericsson/M. Sanke (Hrsg.), Aktuelle Forschungen zum ehemaligen Reichs- und Königskloster Lorsch. Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission N.F. 24 (Darmstadt 2004). 
  • Hoernes/Behn 1923
    M. Hoernes/F. Behn, Kultur der Urzeit III. Eisenzeit. Sammlung Göschen 566 (Berlin 1923). 
  • Lehrbach 1979
    H. Lehrbach (Hrsg.), Hl. Hildegard von Bingen 1179 - 1979. Katalog zur Internationalen Ausstellung "Hl. Hildegard von Bingen 1179 - 1979" aus Anlass des 800. Todestages der Heiligen: Haus "am Rupertsberg", Bingen-Bingerbrück 15.9. - 21.10.1979 (Bingen 1979).
  • RGZM 1992
    Das Reich der Salier 1024-1125. Katalog zur Ausstellung vom 23.3.-21.6.1992 (Sigmaringen 1992).
  • Schmidt 1932
    E. Schmidt, Kirchliche Bauten des frühen Mittelalters in Süddeutschland. Katalog des RGZM 11 (Mainz 1932).
  • Schreg 2019
    R. Schreg, Die Germanisierung der Archäologie im Nationalsozialismus. Gustav Behrens und das RGZM in kritischer Distanz? In: W. Dobras (Hrsg.), Eine Zeitreise in 175 Geschichten. Der Mainzer Altertumsverein 1844-2019. Mainzer Zeitschrift 114 (2019) (Mainz 2019) 234–235.
  • Schumacher 1923-1925
    K. Schumacher, Siedlungs- und Kulturgeschichte der Rheinlande von der Urzeit bis ins Mittelalter. Handb. RGZM 1 (Mainz 1923-1925).
  • Untermann 2005
    M. Untermann, Fragmente eines Benediktinerklosters: St. Georgen im Schwarzwald. Südwestdt. Beitr. Hausforsch. 6, 2005, 9–214.

Links