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Dienstag, 25. Juni 2024

Fundzettel aus der Archäologenhölle

Vor Jahren gab es hier eine Rubrik: Unbraucbare Fundzettel.

Heute gibt es einen Nachtrag:

(Foto: R. Schreg)

Links


 



Montag, 25. Januar 2021

Forschungen zur Umweltgeschichte der Ulmer Alb

Noch eine neue Publikation: ein Überblick über verschiedene Forschungen zur Umweltgeschichte der Ulmer Alb, die auf den Abendvortrages bei der gemeinsamen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit (DGAMN), der Österreichischen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters (ÖGM) und der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit(SAM) am Juni 2019 in Ulm basiert:


Der Beitrag sollte den Tagungsteilnehmern die Region des Tagungsortes näher bringen und zugleich zum Tagungsthema "Konstruierte Landschaften" etwas beitragen. Er fasst die Forschungen auf der Blaubeurener und Stubersheimer Alb sowie die Arbeiten mit der Sammlung Kley zusammen.
 



Der Geislinger Talkessel, Blick von der Schildwacht im Süden
(Foto: R. Schreg, 2011)


Freitag, 20. Juli 2018

Jahrzehnte der Sammlungsarbeit: eine Zwischenbilanz

Über Jahrzehnte hinweg war Albert Kley im Umland von Geislingen an der Steige mit systematischen archäologischen Begehungen und Notgrabungen aktiv. Im alten Schulhaus in Bräunisheim konnte er 1972 seine umfangreiche Sammlung unterbringen. Nach seinem Tod im Jahr 2000 begann eine langwierige Aufarbeitung, über die nun ein Artikel berichtet:

Ausgehend von der Privatsammlung Albert Kley wurden 2002 auf der Stubersheimer Alb im nördlichen Alb-Donau-Kreis landschaftsarchäologische Forschungen gestartet mit dem Ziel einen Beitrag zur mittelalterlichen Dorfgenese und Wüstungsforschung zu leisten.  Bezogen auf den Ort Bräunisheim fasst ein Artikel anläßlich des Ortsjubiläums von Bräunisheim die bisherigen Ergebnisse zusammen:
Zwischenlagerung der Sammlung Kley
(Foto: R. Schreg)

Desweiteren sind erschienen:
  • M. Schranz/K. W. Alt/B. Neubert, Bräunisheim in der Frühen Neuzeit. In: S. Schittek (Hrsg.), Noch mehr Geschichte und Geschichten von Bräunisheim (Amstetten-Bräunisheim 2018) 230–246.
  • R. Filzwieser/W. Neubauer/M. Wallner u. a., Geophysikalische Prospektion in Bräunisheim. In: S. Schittek (Hrsg.), Noch mehr Geschichte und Geschichten von Bräunisheim (Amstetten-Bräunisheim 2018) 220–229. 

Interner Link





Änderungsvermerk:
22.7. Nachtrag interner Link

Sonntag, 9. Juli 2017

Eiszeithöhlen der Schwäbischen Alb als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt

Geschoßspitze mit abgeschrägter Basis aus
der Brillenhöhle bei Blaubeuren-Weiler.
Sie wurde 1952 von A. Kley gefunden und
gemeldet. Sie rückte die  Fundstelle
in den Blick der Forschung und gab
Anlaß zu den Grabungen durch G. Riek
1955-1963.
(Slg. A. Kley, Foto: R. Schreg)
Auf der Sitzung des Welterbekommitees der UNESCO in Krakau wurden am 9.7.2017 die paläolithischen Fundstellen im Lone- und Aachtal auf der Schwäbischen Alb zum Weltkulturerbe erklärt.
Ein erster Kommentar:
Noch vor kurzem gab es heftige Auseinandersetzungen um den Bau von Windkraftanlagen im direkten Umfeld des Lonetals.

Interner Link

Sonntag, 4. Juni 2017

Rubrik: Unbrauchbare Fundzettel (4)

(Foto: R. Schreg)
Im Rahmen einer Tübinger Lehrveranstaltung sichten und ordnen wir nun den schriftlichen Nachlass von A. Kley. Das gibt Einblicke in die Potentiale und Probleme alter Sammlungen, Erfahrungen im Umgang mit problematischen Dokumentationen und eine Sensibilisierung für zentrale Aspekte analoger Datenhaltung (Stifte, Papier, Informationsgehalt der Beschreibungen etc.).

Dienstag, 16. August 2016

Fertig erfasst - Sammlungsprobleme

Vorsortierte Funde
Die Aufnahme der Sammlung Albert Kley ist abgeschlossen, jedenfalls was die Funde selbst angeht. Die Arbeit hat fast 15 Jahre in Anspruch genommen, nachdem eine ursprünglich angedachte Finanzierung aus Mitteln der Denkmalpflege sich nach einer Kürzungsrunde zerschlagen hatte. Neben meinen Dienstaufgaben war dies nun über die Jahre hinweg eine Tätigkeit, die ich 'nebenbei' erledigt habe. Der eine oder andere Aspekt konnte in einem Forschungsprojekt aufgegriffen werden (Stubersheimer Alb, Blaubeurer Alb), bei der Masse der Funde wurde aber lediglich die Beschriftung, der Zustand der Funde und die Verpackung kontrolliert. Vieles war seit 50 Jahren noch im Zustand, wie es von der Baustelle oder vom Feld geborgen wurde. Funde mussten daher in vielen Fällen noch gewaschen werden.

Bei einigen Funden ist der Kontext verloren gegangen beispielsweise durch "Mäusefraß" an Fundzetteln, Ausbleichen von Stiften (Rubrik: Unbraucbare Fundzettel (3)), Zersetzung säurehaltigen Papiers (Rubrik: Unbrauchbare Fundzettel (2)) oder Wasserschaden. Vielfach war die Beschriftung von Anfang an ungenügend (Rubrik: Unbrauchbare Fundzettel), einige Metallfunde sind rettungslos verloren. Viele Kartons waren feuchtigkeitsbedingt instabil und der Inhalt musste nicht unähnlich einer Grabung geborgen worden. Oft wurden in einzer Schachtel Funde mehrere Fundstellen, nur durch ein Zeitungspapier getrennt aufbewahrt. Einige Funde waren angeschimmelt (vergl.Schimmel-Keramik).

Meist fehlt auch eine Dokumentation der genauen Tätigkeiten im Gelände, etwa in Form eines Tagebuchs oder einer Fundstellendokumentation Für die Auswertung ist dies grundlegend, denn nur so kann eingeschätzt werden, ob Funde repräsentativ sind, ob Fundausdehnungen und chronologisches Fundspektrum ausreichend erfasst sind. Der schriftliche Nachlass ist bislang nur grob sortiert. Für einige Fundstellen gibt es systematische Beschreibungen in kleinen Notizbüchern, für andere beschränken sich die Informationen auf kurze Bemerkungen auf den Briefumschlägen, die als Fundtüte gedient hatten.

Fundorte der Sammlung Kley (vergl. Eine Karte der Sammlung Kley)

Immerhin: Die Sammlung hat nicht das Schicksal vieler anderer Privatsammlungen geteilt. Sie ist nicht in den Müll gewandert. Ich kenne einige Fälle, in denen die Sammlung von den Erben einfach entsorgt wurde. Ähnliches gilt übrigens auch für kleinere Schulsammlungen oder eine Aufbewahrung auf dem Rathaus. Bei irgendeinem Umbau oder Umzug wandern die Funde in den Container. Eine Übergabe der Sammlung zu Lebzeiten kommt oft nicht zustande, da die Sammler, die Funde als ihr Eigentum ansehen und die Kontakte zur Denkmalpflege oder den Museen oft eher sehr locker sind. 
Im Falle der Sammlung Kley war es deshalb kein Problem, weil die Erben sich des wissenschaftlichen Wertes der Sammlung bewusst waren und über Jahre hinweg auch bereit waren, die Sammlung in den ursprünglichen Räumen zu belassen, wo es am ehesten möglich war, die Informationsverluste zu minimieren und die Funde zu sortieren.
Die Sammlung Kley zeigt die Probleme, mit der sich die Archäologie bei der Auswertung von Privatsammlungen  konfrontiert sehen. Diese betreffen zunächst 
  • die ungenügende Dokumentation an der Fundstelle, 
  • den kaum dokumentierten Arbeitsablauf vor Ort, dessen Kenntnis wichtig ist für die unerlässliche Quellenkritik, 
  • die oft unübersichtliche Ordnung und
  • die Konservierung der Funde,
  • den Umgang mit der Sammlung nach dem Tod des Sammlers.
Eine umfassende Auswertung einer einzelnen Sammlung macht meist wenig Sinn. In der Regel muss der siedlungsgeschichtliche kontext hergestellt werden, was bedeutet, das für eine Region alle verfügbaren Funde (oder doch eine als repräsentativ eingeschätzte Stichprobe), nicht nur die zufällige Auswahl einer Sammlung berücksichtigt werden müssen.
Damit die Sammlung für die Wissenschaft und die Gesellschaft einen Nutzen hat, benötigt es
  • eine Erschließung und Zugänglichkeit der Sammlung
  • die Sicherstellung einer dauerhaften Aufbewahrung
Nur so können die Funde zu einem Gesamtbild zusammen gefügt werden.

Der (fast) letzte Transport: Die Beladung eines
Transporters des Denkmalamtes, 12.8.2016
(Foto: R. Schreg)
Der finanzielle und personelle Aufwand einer Inventarisierung und Bearbeitung der hinterlassenen Sammlung sowie ggf. einer nötigen Restaurierung ist nicht zu unterschätzen. Ich habe - allerdings zum allergrößten Teil in meiner Freizeit und nur wenige Tage im Jahr, aber immer wieder mit freiwilliger Unterstützung - fast 15 Jahre für eine komplette Sichtung der Bestände gebraucht. Im Sommer 2016 konnte nun das letzte Material in ein Depot der Denkmalpflege Baden-Württemberg gebracht werdem, wobei dort unter besseren Platzbedingungen noch eine endgültige Sortierung und Beschriftung zu erledigen ist. Einige Funde gingen zu einer Bearbeitung im regionalen Kontext an die Kreisarchäologie Straubing-Boden sowie die Kreisarchäologie Göppingen.

Die zugehörige schriftliche Dokumentation, die oft auf wiederverwendeten Briefumschlägen oder großen Pappbögen findet, ist bisher nur grob gesichtet und den Fundstellen zugeordnet. Offenbar gibt es zahlreiche Geländebeobachtungen, zu denen keine Funde vorliegen. Die Lokalisierung der Fundstellen erweist sich ohne Koordinatenangaben häufig als schwierig. Für Herrn Kley war es vielfach nicht einfach, geeignetes Kartenmaterial zu beschaffen. Manche Skizzen beruhen auf einer Handpause der offiziellen Flurkarten.
Als die Aufnahme der Sammlung um 2001 begann, war noch kaum abzusehen, welche Möglichkeiten Geographische Informationssysteme heute spielen. Die Erfassung erfolgte daher in einer einfachen Tabellenstruktur, die vielfach nur grobe Angaben enthält.  


Die Art und Weise der Aufarbeitung der Sammlung Kley - als freiwillige, unbezahlte Leistung - kann nicht der Regelfall sein.

Der letzte Fund in den Sammlungsbeständen:
spätbronzezeitliche Henkeltasse aus einem Brandgrab aus Niederhofen
(Foto: R. Schreg)
Bis ganz zum Schluß war die Aufnahme der Sammlung voller Überraschungen. Nach dem letzten Transport fiel noch ein Schränkchen ins Auge, in dem sich dann noch als letzte von rund 575 Fundstellen das Keramikinventars eines 1940 entdeckten spätbronzezeitlichen Brandgrabes befand.




Interner Link


Änderungsvermerk (23.9.2016)
Link zu Rubrik Unbrauchbare Fundzettel 3

 nachgetragen

Dienstag, 9. August 2016

Rubrik: Unbrauchbare Fundzettel

"Hazienda Chantilly. aus dem Kätzchengrab am Witwenbaum"
1 Ws, handgem. Grobware, braun, geglättet, sehr fein gemagert, hart gebrannt
(Sammlung Kley)

Montag, 14. Juli 2014

Schimmel-Keramik

Die Bearbeitung von Keramikfunden aus alten Sammlungsbeständen kann hin und wieder eklig sein: Milbenpopulationen und Schimmelflecken sind mir nun schon mehrfach begegnet. Jüngster Fall ist ein bronze- und urnenfelderzeitlicher Keramikbestand der Sammlung Kley - der anders als die nebenan gelagerten Funde auf fast allen Scherben punktuell auftretenden weißen Schimmel zeigt.
verschimmelte Keramik einer urnenfelderzeitlichen Fundstelle aus Langenau, geborgen Mitte der 1980er Jahre
(Foto: R. Schreg)

Im Falle des Schimmels wurden die Scherben nochmals gewaschen, wobei die befallene Fläche etwas wasserabweisend ist. Ohne Einsatz einer Bürste sind die Schimmelreste nicht ohne Weiteres zu beseitigen. Für weniger hart gebrannte vorgeschichtliche Keramik ist das ein Risiko für die Erhaltung der originalen Oberflächen.

Bei der Milbenpopulation hatte es keinen anderen Ausweg gegeben, als mit Insektenvernichtungsmitteln zu agieren - was ggf. für künftige archäometrische Untersuchungen ein Problem sein könnte.
Auch für Keramik sind trockene Lagerungsbedingungen wichtig - ebenso wie eine gelegentliche Prüfung des Zustandes der Funde.

Montag, 3. Juni 2013

Eine Karte der Sammlung Kley

Fundstellen der Sammlung Kley nach seinen Einträgen auf der TK 25. Im Zentrum als roter Kasten Geislingen.
Als ich vor 10 Jahren mit der Aufarbeitung der Sammlung Albert Kley begonnen habe, war an ein bequemes GIS noch nicht zu denken, doch wurden von Anfang an die Koordinaten der Fundstellen mit erfasst.
Zur Lokalisierung stehen unterschiedliche Quellen zur Verfügung: Neben den Fundzetteln, persönlicher Kenntnis aus gemeinsamen Besuchen einzelner Fundstellen und einer umfangreichen, aber immer noch nur ansatzweise geordneten schriftlichen Überlieferung sind es vor allem die Kartierungen, die A. Kley selbst auf Topographischen Karten 1:25000 angefertigt hat. Sie zeigen leider nur die wichtigeren Fundstellen, geben aber das Einzugsgebiet der Sammlung - von Ausreisern in Bayern und Schleswig-Holstein abgesehen - wieder.
Diese Karte gilt es nun mit den erfassten Funden abzugleichen.

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Donnerstag, 26. Juli 2012

Römer und Barbaren - Siedlungsfunde aus Heuchlingen

Bei der Aufnahme der Sammlung Kley fiel ein kleiner Fundbestand frühalamannischer Keramik aus Heuchlingen (Gde. Gerstetten, Lkr. Heidenheim) ins Auge. Anfang der 1970er Jahre konnte Kley in einer Pflugfurche die Reste einer völkerwanderungszeitlichen Grube dokumentieren. Neben einem möglicherweise erst ins 5. Jahrhundert zu datierenden schräg gerieften Gefäß (5) und einem ebenso späten stempelverzierten Stück liegen zahlreiche Scherben grober handgemachter Keramik vor, von der zahlreiche Scherben eine flächendeckende Fingertupfenverzierung aufweisen (1-2). Diese Verzierungsart ist in Südwestdeutschland eher ungewöhnlich und tritt etwa in der frühalamannischen Siedlung im ehemaligen Kastell Heidenheim nur in geringer Zahl auf. Sie weist auf „rhein-wesergermanische“ Beziehungen, wo entsprechende Keramik schon in kaiserzeitlichen Kontexten auftritt. Das Heuchlinger Fundspektrum umfasst allerdings auch typische "elbgermanische" feine graue handgemachte Ware (3-4) und etwas Grobkeramik.
Zellenabstand und Zelleninnenabstand in Tabellen
1

2

3
4


5
Keramikfunde aus Heuchlingen
(Slg. A. Kley, Fotos R. Schreg)

Kley hat in seinen Skizzen die Lage der Grube festgehalten, wenn auch die damalige Einmessung nicht mehr exakt nachzuvollziehen ist. Außerdem geht aus seinen Aufzeichnungen hervor, dass im angrenzenden Gelände zahlreiche römische Keramik lag. Damit stellt sich die Frage, in welcher Lagebeziehung die spätantiken/ völkerwanderungszeitlichen Funde zu den römischen stehen.

Schon seit langem wird die Kontinuität der Siedlungsstrukturen über das Ende der Limeszeit hinaus diskutiert. Zumeist wird dabei daran gedacht, dass sich die landnehmenden Alamannen neben die alten Gutshöfe gesetzt hätten. Inzwischen gibt es aber auch Überlegungen, ob die alamannische Bevölkerung nicht gezielt von römischer Seite auf einzelne Gutshöfe eingewiesen worden sind. Die genannte Fundstelle in Heuchlingen dürfte für diese Frage nicht uninteressant sein, könnte die 'rhein-weser-germanische' Keramik doch teilweise noch ins 3. Jahrhundert datieren.


Befliegungen rund um Heuchlingen
Im Zusammenhang mit den Arbeiten auf der Stubersheimer Alb und - früher schon - zum Geislinger Talkessel ergab sich mehrfach die Gelegenheit zu luftbildarchäologischen Flügen. 2005 wurde somit auch Heuchlingen angesteuert, um etwas mehr Klarheit über die topographische Relation der 'barbarischen' und der römischen Fundstelle zu erhalten.

Heuchlingen: römische Villa. Der rot markierte Bereich gibt
den Bereich an, in dem nach den Unterlagen von Kley die
Grube mit der völkerwanderungszeitlichen Keramik
lokalisiert werden muss.
(Luftbild R. Schreg 2005)
Tatsächlich zeigte sich im Luftbild der deutliche Grundriss einer römischen Villa rustica samt ihrer Umfassungsmauer. Damit wurde deutlich, dass die Grube mit der spätantiken/ völkerwanderungszeitlichen Keramik knapp außerhalb des Villengeländes lag.

Heuchlingen (Luftbild R. Schreg 2005)

Interessanterweise wurde jedoch auch nur wenige hundert Meter von der genannten Fundstelle bei Heuchlingen entfernt eine zweite Villa im Luftbild erfasst, von der noch keine Funde aktenkundig waren. Als Resonanz auf eine erste Publikation der Luftbilder im Heidenheimer Jahrbuch ging jedoch der Hinweis ein, dass bereits früher dort römische Funde gemacht worden sind. Entsprechende Informationen gingen daraufhin auch an die Bodendenkmalpflege. 2011 war es für die Kollegen notwendig, Teile dieses Gutshofes in einer Rettungsgrabung zu untersuchen. Der Steinbauphase ging hier offenbar eine Holzphase voraus.

Die Heuchlinger Befunde fügen sich ein in ein Bild der römischen Besiedlung auf der östlichen Schwäbischen Alb, das in den vergangenen Jahren schärfere Konturen angenommen hat. Mehrfach sind hier kleine römische Villen erfasst worden: In Flur Fürsamen bei Heidenheim wurde ein Gehöft ergraben, bei dem gerade mal der Keller gemauert war. Ähnliches zeigen die Grabungen entlang der Autobahn A8 und die geophysikalischen Prospektionen auf der Stubersheimer Alb. Dort war schon 1997 bei den angesprochenen Befliegungen bei Bräunisheim der Grundriß eines römischen Gebäudes erfasst und anschließend geomagnetisch prospektiert worden. Ich habe das Gebäude als Hinweis auf kleine römische Gutshöfe verstanden, doch hat sich nun bei großflächigem Bodenradareinsatz gezeigt, dass es sich lediglich um das Nebengebäude einer Villa rustica handelte (s. Archaeologik). Das Hauptgebäude lag nicht weit entfernt, wurde aber schon früher bei Baumaßnahmen weitgehend zerstört. Aus älteren Aufsammlungen vor der Flurbereinigung der 1970er Jahre liegen von Oberflächenfunde römischer Keramik vor; neue Begehungen erbrachten nur noch unbestimmbare kleinste Scherbchen.
Weitere römische Anlagen wurden auf der Stubersheimer Alb im vorigen Jahr bei großflächigen Prospektionen dokumentiert (s. Archaeologik).

Völkerwanderungszeitliche Siedlungen
Heuchlingen.
Grabung des
Landesamts für Denkmalpflege 2011
(Foto R. Schreg)
Die östliche Schwäbische Alb ist seit langem eine bedeutende Fundlandschaft für die Völkerwanderungszeit. Grabfunde sind vergleichsweise selten, aber Siedlungsfunde liegen aus Sontheim an der Brenz, aus Nattheim, aus Heidenheim-Schnaitheim und aus dem Kastell Heidenheim vor. Weiter westlich liegen Fundstellen bei Essingen, und Urspring sowie in Geislingen an der Steige. Hinzu kommen einige Funde aus der Sammlung Kley aus Treffelhausen, Schalkstetten und Stubersheim (s. Archaeologik).

Immer wieder ist hier eine Nachbarschaft zu römischen Ansiedlungen zu erkennen, am deutlichsten in Heidenheim, wo innerhalb der alten Kastellmauern eine völkerwanderungszeitliche Siedlung mit großen Pfostenbauten nachgewiesen werden konnte.



Heidenheim, Barbaren im Kastell: völkerwanderungszeitliche Langhäuser
(Graphik R. Schreg nach Planunterlagen von M. Scholz)
Um inhaltlich voran zu kommen, müssen die offenen chronologischen Fragen - vor- und nach dem Limesfall - geklärt werden. Das wird allein mit Lesefunden nicht gelingen, sondern setzt exakte Befundbeobachtungen voraus. Und es wird wichtig sein, die "barbarischen" Bauaktivitäten zu identifizieren. Die Fundstelle in Heuchlingen bietet hier eventuell einen vielversprechenden Ansatz - eine geophysikalische Prospektion wäre ein erster strategischer Schritt dazu. Wildes Absammeln ohne genaue Einzelfundeinmessung sollte (auch im Pflughorizont) unterbleiben!


Literaturhinweis
  • R. Schreg: Luftbildarchäologie zwischen Heidenheim, Urspring und Langenau. Römische Gutshöfe bei Heuchlingen und Bräunisheim. Heidenheimer Jahrbuch 12, 2007/08, 106-118
  • A. Neth, Eine villa rustica in Holz und Stein bei Heuchlingen. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 2011, 164-167.
  • R. Schreg, Die Erschließung der Siedlungslandschaft. In: D. Ade/B. Rüth/A. Zekorn (Hrsg.), Alamannen zwischen Schwarzwald, Neckar und Donau. Begleitbuch zur Wanderausstellung (Stuttgart 2008) 56–61. 
  • S. Spors-Gröger, Die ersten Alamannen. In: A. Gut (Hrsg.), Die Alamannen auf der Ostalb. Frühe Siedler im Raum zwischen Lauchheim und Niederstotzingen. Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg 60 (Esslingen 2010) 40–55.
  • M. Scholz, Eine römische Villa rustica und völkerwanderungszeitliche Bauernhäuser bei Heidenheim-Schnaitheim. Vorbericht der Ausgrabungen 2002 und 2004 im Gewann "Fürsamen". Jahrb. Heimat- u. Altver. Heidenheim 11, 2005/2006, 64–94.
  • M. Scholz, Die spätantike Besiedlung der östlichen Schwäbischen Alb. In: J. Biel/J. Heiligmann/D. Krauße (Hrsg.), Landesarchäologie. Festschrift für Dieter Planck zum 65. Geburtstag. Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 100 (Stuttgart 2009) 469–501.
interner Link
    Dank
    an Dieter Schwell, den Piloten und Siegfried Kastler für den Hinweis auf frühere Funde in Heuchlingen

    Dienstag, 27. März 2012

    Eine hallstattzeitliche Grabkammer bei Westerheim

    1949 hat Albert Kley einen hallstattzeitlichen Grabhügel bei Westerheim (Alb-Donau-Kreis) ausgegraben. Eine erste Publikation durch Kley enthielt leider keinerlei Abbildungen. Die Funde wurden dann in dem umfassenden Katalogwerk hallstattzeitlicher Grabfunde in Württemberg und Hohenzollern von Hartwig Zürn publiziert, der Grabungsplan 1992 in einem Ausstellungsbegleitheft erstmals vorgelegt - ein Überblick über die Befundsituation ist so kaum zu gewinnen.
    Dieser Blogpost soll (und kann) keine Aufarbeitung des Komplexes bieten, sondern lediglich einige Beobachtungen skizzieren, die bei der Fundaufnahme und Ordnung der Sammlung Kley zu machen waren. Dabei ist die Sichtung noch nicht abgeschlossen, da noch mehrere Quarkschachteln mit Funden aus Westerheim identifiziert werden konnten, die aber noch nicht genauer durchgesehen sind.

    Die Fundstelle
    Etwa 1,5 km südwestlich des Ortes wurde 1949 "in der Au", im Katzental ein Erdhügel abgetragen, um Boden für die Wiederherstellung eines zu Ende des zweiten Weltkriegs zerstörten Anwesens zu gewinnen. Dabei auftretende Funde wurden durch einen Einwohner an Georg Burkhardt in Geislingen gemeldet (vgl. Merkblatt).
    Der Hügel war bei der Grabung noch etwa 0,9 m hoch und hatte einen Durchmesser von rund 17 m.

    Die Grabung
    Der Geschichts- und Altertumsvereins Geislingen, dessen Vorstand Burkhardt war, finanzierte für die Rettungsgrabung zwei Grabungsarbeiter und übertrug die Grabungsleitung an A. Kley. Hinzu kamen weitere Schüler und Kollegen von Herrn Kley, wie auch dessen Frau.
    Der Hügel wurde in vier Quadranten gegraben, so dass ein Kreuz von Profilstegen stehen blieb.


    Dokumentation
    Die Originaldokumentation der Grabung ist im Nachlaß Albert Kley vorhanden, sie ist indes relativ unübersichtlich und besteht aus vielen kleinen Zettelchen. Der von Kley publizierte Text ist die einzige zusammenhängende Beschreibung, ansonsten existiert ein Übersichtsplan. Profilzeichnungen wurden noch nicht aufgefunden. Bei der Grabung wurden keine Befundnummern vergeben, sondern einzelne Referenzpunkte gesetzt, auf die Fundstellenangaben bezogen wurden.
    Fotoaufnahmen der Grabung scheinen nicht zu existieren.

    Der Befund
    Westerheim, In der Au
    (Umzeichnung des Grabungsplans von A. Kley
    durch R. Schreg)




    Der Plan lässt die Reste einer hölzernen Konstruktion erkennen. Kley beschreibt sie als eine "Ansammlung von verkohlten Buchenscheitern", die "zuunterst auf dem gewachsenen Boden" gelegen hätten. "Sie bildeten ein genau nord-südlich gerichtetes Rechteck von stark 3 x 2 m Seitenlänge und lagen meist in 2 bis 3 Lagen senkrecht übereinander." Kley interpretierte dies als den Rest eines Holzstoßes für die Leichenverbrennung, wobei er auf Reste von Leichenbrand aus einer das Holz überdeckenden Ascheschicht hinweist.

    Alternativ mag hier an die Reste einer Grabkammer zu denken sein, die auf einem Bretterboden in Blockbauweise errichtet worden ist. Die Hölzer der Grabkammer waren vor allem in der Nordhälfte inkohlt erhalten. Umgeben wird die Kammer von einer kreisförmigen Struktur, bei der es sich wahrscheinlich um einen Kreisgraben handelt, der jedoch auffallend dicht an der Grabkammer verläuft. Eine genauere Beschreibung des Befundes konnte ich bislang nicht ausfindig machen. Im Abstand von zwei Metern verläuft ein weiterer gebogener Befund, der einen Kreisgraben am eigentlichen Hügelfuß angeben könnte. Die Beschreibung von A. Kley verweist indes auf einen "ungenauen Kreis von Kalksteinen in einigermaßen regelmäßigen Abständen" "wohl nahe dem ehemaligen Rand des unverschleiften Hügels".

    Es liegen einige wenige Knochenreste vor, die auf eine Körperbestattung verweisen. Bisher ist es mir nicht gelungen, ihre Lage im Plan zu verifizieren.
    Über der eigentlichen Grabkammer verzeichnet der Grabungsplan einzelne größere Steinblöcke, möglicherweise der Rest einer Kammerabdeckung mit einer Steinpackung.Kley beschreibt jedoch explizit nur vier große Steine, um die herum "eine Art Mantel aus besonders hartem, offenbar festgestampftem Lehm" lag.

    Funde
    Die Arbeit von Hartwig Zürn verzeichnet die wichtigsten Funde des Grabes und bildet diese auch in Zeichnungen ab. Hier seien einige Arbeitsfotos wiedergegeben.
    1. Metallfunde
    • 6 Bronzeringchen mit dreieckigem Querschnitt
    • 2 kleine Bronzekügelchen, vermutlich ursprünglich auf einem Eisenstift 
    • Gliederstab, an beiden Enden kleine Ösen ursprünglich wohl drehbar eingesetzt - nach dem Bericht von Kley müssten weitere Stücke vorhanden sein
    2. Keramik
    • unverz., geglättete Kragenrandschale
    • Alb-Hegau-Teller. Möglicherweise gehören zwei Randscherben mit Kreisstempeln (hier nur eine abgebildet) zu einem zweiten Stufenteller
      Nach dem Bericht von A. Kley dürften Kragenrandschale und Stufenteller vor Beginn der Untersuchung gefunden worden sein.
     
    • Wandscherben ritzverzierter Keramik in Alb-Hegau-Tradition
    • Fragmente eines ritzverzierten Kragenrandgefäßes in Alb-Hegau-Tradition
    Desweiteren liegen zahlreiche weitere kleine Keramikscherben vor, zumeist unverziertes Material, darunter auch die Randscherbe einer gewölbten Schale. Ausgesprochen grob gemagerte Stücke fehlen, doch zeigt eine Scherbe Abdrücke von Getreidekörnern.
    Beispiel weiterer Keramikscherben

    Scherbe mit organischer Magerung

    Randscherbe einer gewölbten Schale
    3. weitere Funde 
    Kley erwähnt einige weitere Funde, die zur Zeit nicht vorliegen:
    • eine ganze Anzahl von Eisengegenständen, u.a. ein sichelförmiger Gegenstand
    • eine runde Scheibe aus Bronzeblech, knap 8cm Durchmesser mit drei konzentrischen Doppelkreisen aus eingepunzten feinsten Pünktchen, lag mit dem Gliederstab und Holzresten unter einem der großen Steine am Nordrand der Holzkonstruktion
    • neolithische Pfeilspitze
    Bemerkungen zur Einordnung
    Die Keramik verweist den Fund in den Kontext der Stufe Hallstatt C. Auffallend sind jedoch die große Grabkammer und die Knochenreste, die kaum in diesen zeitlichen Kontext, sondern eher in die Späthallstattzeit (HaD) zu passen scheinen. Der kleine Kreisgraben unter der Grabkammer mag hier eine Mehrphasigkeit des Grabhügels andeuten, so dass die Kammer in Ha D in einen älteren Hügel eingebracht worden sein könnte.
    Ob diese These zutrifft, könnte eine genauere Sichtung der vorhandenen Unterlagen vielleicht noch zeigen.

    Die Fundstelle liegt am Ostrand der Verbreitung hallstattzeitlicher Grabhügel auf der mittleren Alb. Nach Osten zu sind erst wieder im Heidenheimer Raum hallstattzeitlichen Funde bekannt, die bereits der Ostalb-Gruppe angehören (vgl. Blogpost). Von der Geislinger Alb sind entsprechende Grabfunde bislang nicht bekannt, doch mag es sich hier um eine Folge des ungenügenden Forschungsstandes handeln. Auf der Stubersheimer Alb liegen jedenfalls mehrere bisher nicht untersuchte Grabhügel, zudem sind mehrere Siedlungsstellen bekannt, die sowohl Alb-Hegau-Keramik als auch Ostalb-Keramik erbracht haben.


    Literatur
    • Fundberichte aus Schwaben N.F. 11, 1938-50, 84 (kurze Notiz)
    • A. Kley, Vorgeschichtliche Grabhügel bei Westerheim. Geschichtliche Mitteilungen von Geislingen und Umgebung 13, 1952, 79-81
    • H. Zürn, Hallstattzeitliche Grabfunde aus Württemberg und Hohenzollern. Forsch. u. Ber. Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 25 (Stuttgart 1988) 
    • R. Schreg/ A. Kley, Scherben schreiben Geschichte. Vor- und Frühgeschichte von Geislingen und Umgebung (Geislingen 1992), 25f.

    Bemerkung
    Dieser Text wird bis auf weiteres ggf. ergänzt und korrigiert werden.


    Mittwoch, 14. Dezember 2011

    Mittelalterliche Keramik aus Geislingen


    handgemachte Keramik
    aus Geislingen
    (Foto R. Schreg)
    Bei Keramikpublikationen war es bislang generell kaum üblich, Farbfotografien der Funde vorzulegen. Für die Bestimmung von Warenarten und deren Vergleich sind bloße Zeichnungen und Beschreibungen aber nicht ausreichend.

    Auch meine 1994 entstandene Magisterarbeit zur alamannischen Besiedlung im Geislinger Talkessel enthielt in der publizierten Fassung von 1999 keine Fotos. Bei der Fundaufnahme hatte ich nur wenige ausgewählte Stücke mit Schwarz-Weiß- und Dia-Film fotografiert - ähnlich bin ich auch noch bei der Aufnahme der Funde meiner Dissertation zum Renninger Becken verfahren. Inzwischen dokumentiere ich bei der Fundbearbeitung nahezu alle Keramikstücke mit digitalen Arbeitsfotos - nicht zuletzt auch deshalb, weil die letzten Fundaufnahmen jeweils Keramikfunde aus Auslandsprojekten betrafen, die zur Bearbeitung nicht nach Deutschland gebracht werden konnten. Diese Arbeitsfotos sind prinzipiell nicht zur Publikation vorgesehen, weshalb ich meist Beleuchtung und Weißabgleich (zu) wenig Beachtung geschenkt habe.
    Im Zusammenhang mit der laufenden Bearbeitung der Funde der Stubersheimer Alb gab es verschiedentlich Gelegenheit, nochmals die Funde aus dem Geislinger Talkessel in die Hände zu nehmen und nachträglich einige "Arbeitsfotos" anzufertigen. Die 1994 definierten Warenarten seien hier kurz vorgestellt und mit den neuen Arbeitsfotos illustriert, um die Funde leichter für vergleichende Bearbeitungen zugänglich zu machen. Die formale Diskussion von 1994 wird hier nicht wiederholt, obgleich im Einzelfall auch hier Aktualisierungen möglich wären.


    Die Funde stammen aus den Siedlungen "Mühlwiesen" (u.a. Sandgrube Schall) sowie "Am Oelweg" in Geislingen-Altenstadt, Lkr. Göppingen, die nur wenige hundert Meter voneinander entfernt liegen. Das Keramikspektrum beginnt - von den verstreuten römischen Funden abgesehen - in der Völkerwanderungszeit und reicht bis etwa ins 10./11. Jahrhundert.
    Warenarten, wie sie hier verstanden werden, definieren sich sowohl über technische wie über formale Kriterien.

    Samstag, 9. Juli 2011

    Keramik aus Südwestdeutschland - eine Vergleichssammlung im Netz

    Übungssammlung Keramik der Tübinger Archäologie des Mittelalters


    Zahlreiche fundortlose Scherben der Sammlung Kley und nicht exakt zuweisbarer Ausschuß des damaligen Landesdenkmalamtes Tübingen dienten als Grundstock einer Keramik-Vergleichssammlung, die bei der Tübinger Archäologie des Mittelalters aufgebaut wurde. Sören Frommer hat im Wintersemester 2008/9 die Sammlung im Rahmen einer Lehrveranstaltung geordnet und teilweise auch über das Internet zugänglich gemacht. Die Einzelne Scherben sind im Foto greifbar und vermitteln eine genauere Vorstellung von den verschiedenen Warenarten.
    Obwohl die Sammlung im Internet unvollständig ist und die Beschreibungen nicht immer ganz präzise sind, bildet die Seite eine willkommene Ergänzung meiner nun schon etwas älteren Einführung in die Keramik aus Südwestdeutschland, die nur Schwarz-Weiß-Strichgraphiken enthält.
     
    Die Original-Sammlung ist für Tübinger Studierende zugänglich.

    Literaturhinweis
    • R. Schreg, Keramik aus Südwestdeutschland. Eine Hilfe zur Beschreibung, Bestimmung und Datierung archäologischer Funde vom Neolithikum bis zur Neuzeit. Lehr- und Arbeitsmaterialien zur Archäologie des Mittelalters 1 (Tübingen 1998) 
    Interner Link (Nachtrag):

    Donnerstag, 26. Mai 2011

    Bronze- und urnenfelderzeitliche Höhensiedlung Ehrenstein

    Vom Schlossberg in Ehrenstein (Alb-Donau-Kreis) sind seit langem vorgeschichtliche Funde bekannt. Albert Kley hatte in den 1930er Jahren kleinere Sondagen vorgenommen.
    1957 wurden die Funde in den Fundberichten aus Schwaben (Neue Folge) in Zeichnungen vorgelegt, wobei Hans-Jürgen Hundt, damals am RGZM in Mainz die frühbronzezeitlichen Keramikfunde in einer näheren Bearbeitung würdigte. Die Funde wurden daraufhin verschiedentlich in der Diskussion um die frühbronzezeitliche Keramik zitiert.
    Da die Beschreibung der Scherbenbeschaffenheit aber etwas zu wünschen übrig lässt, gebe ich hier einige ausgewählte Scherben im Foto.
    Ehrenstein Schloßberg
    Fundber. Schwaben N.F. 14, 1958, Taf. 13,12

    Fundber. Schwaben N.F. 14, 1957, Taf. 12,9

    Fundber. Schwaben N.F. 14, 1957, Taf. 12,10
    unpubl.


    unpubl.
    Zur urnenfelderzeitlichen Phase:
    'Mondidol'
    Fundber. Schwaben N.F. 14, 1957, Taf. 16,11


    Stempel
    Fundber. Schwaben N.F. 14, 1957, Taf. 16,5


    Daneben finden sich auf dem Ehrensteiner Schloßberg noch Funde der Hallstattzeit und des frühen und hohen Mittelalters.


    Literatur

    Mittwoch, 19. Januar 2011

    Forschungsgeschichte von unten

    Albert Kley, Schuldirektor in Geislingen verstarb im in April 2000 im Alter von 93 Jahren. Kleys Interesse galt vor allem der Jungsteinzeit auf der Schwäbischen Alb sowie der Siedlungsgeschichte des frühen Mittelalters im Raum Geislingen. Da seine archäologische Biographie fast 80 Jahre archäologischer Forschungsgeschichte in Südwestdeutschland spiegelt, bietet seine Biographie eine Forschungsgeschichtliche Studie "von unten" dar. Sie spiegelt die Auswirkungen der politischen und institutionellen Rahmenbedingungen für die praktische archäologische Arbeit vor Ort von den 1920er Jahren, über die NS-Zeit bis zur Einführung des Denkmalschutzgesetzes in den 1970er Jahren.

    Ein Beitrag zur archäologischen Forschungsgeschichte in Südwestdeutschland aus der Perspektive eines Laien-Archäologen:

    (academia.edu)

    Sonntag, 15. August 2010

    Wiederentdeckt: Mesolithische Funde aus der Schuntershöhle

    Bei den Inventarisationsarbeiten in der Sammlung Albert Kley wurden die Funde aus der Schuntershöhle bei Weilersteußlingen (Alb-Donau-Kreis) wiedergefunden. Innerhalb der Sammlungen von Albert Kley stellen sie einen der wichtigen Komplexe dar, war doch auf Grundlage dieser Grabungen von 1938/39 erstmals in Südwestdeutschland durch A. Nuber eine Untergliederung des Mesolithikum gelungen. Die grundlegenden Untersuchungen von Wolfgang Taute umfassten deshalb in den 1960er Jahren auch neue Grabungen an der Schuntershöhle.

    Schuntershöhle, 2007

    Grabungen 1938/39 (Foto Nachlaß A.Kley)

    Die Kley'schen Funde sind zum größten Teil einzeln beschriftet und stratigraphisch sortiert. Die Funde wurden neu verzettelt und verpackt, da einige der Papiertütchen inzwischen rissig waren.

    Silices

    Dreiecksmikrolith
































    Von Albert Kley liegt ein ausführlicher unpublizierter Bericht zu den Grabungen vor (A. Kley, Bericht über die Probegrabung in der Schuntershöhle im Rautal, Markung Weilersteußlingen in den Jahren 1938/1939 [1941]).
















    Fundstatistik aus dem Grabungsbericht von A. Kley










    (academia.edu)

    Sonntag, 4. Juli 2010

    Aufarbeitung der Sammlung Albert Kley

    Albert Kley (1907-2001) war Lehrer und Rektor am Gymnasium (heute Helfenstein-Gymnasium) in Geislingen an der Steige. In den 1920er Jahren hatte er in Tübingen Vorgeschichte studiert, ehe er auf das Lehramtsstudium umgesattelt hat. Seitdem hatte er auf der Ulmer Alb, im Langenauer Becken und im Raum Geislingen zahlreiche Begehungen und Notbergungen durchgeführt. Dabei kam eine umfangreiche Sammlung zusammen, für die er ein altes Dorfschulhaus ankaufte. Kleys Biographie als Archäologie spiegelt eindrucksvoll die Entwicklung der Landesarchäologie seit den 1920er Jahre wieder.

    Nachdem ich seit 1991 verschiedentlich mit Albert Kley an der Sammlung gearbeitet hatte, wurde ich nach seinem Tod 2001 von der Familie gebeten, mich der Sammlung anzunehmen.


    Sammlungsbestände
    Die Sammlung umfasst überwiegend Siedlungsfunde von der Ulmer Alb, dem Langenauer Becken und dem Raum Geislingen, darüber hinaus aber auch vom Südrand des Nördlinger Rieses und aus dem Raum Straubing. Insgesamt handelt es sich um etwa 600 Fundstellen. Nennenswerte Komplexe:

    (Foto R.Schreg)
    Die zahlreichen Funde aus Geislingen incl. der paläontologischen Fundstelle einer Tierfalle aus der Aufhausener Höhle befinden sich im Heimatmuseum Geislingen.


    Ziele
    • Inventarisierung und Verpackung der Sammlung für die Übergabe an das Archäologische Landesmuseum Baden-Württemberg
    • Unterbringung einzelner Sammlungsteile bei geeigneten regionalen Anlaufstellen (z.B. Funde aus dem Raum Straubing)
    • wissenschaftliche Bearbeitung einzelner bedeutender Komplexe
    • Meldung der Fundstellen an die zuständigen Denkmalpflegeämter
    • Aufbereitung des schriftlichen Nachlasses. Er enthält Dokumentationen zu einzelnen Fundstellen.


    Stand der Arbeiten
    Rund zwei Drittel der Sammlungsbestände sind in einer Datenbank erfasst. Eine vorläufige Kartierung wurde allerdings erst begonnen. Die Inventarisationsarbeiten erfolgen neben meinen beruflichen Verpflichtungen und schreiten deswegen nur langsam voran.


    Wissenschaftliche Projekte
    Obwohl die Sammlung allein keine sinnvolle Datengrundlage für eine regionale Siedlungsgeschichte darstellt, bietet sie die Grundlage für verschiedene speziellere Fragestellungen, die in wissenschaftliche Projekte integriert werden konnten.

    1. neolithische Besiedlung und Rohmaterialversorgung
    Eine Bearbeitung ausgewählter neolithischer Fundkomplexe konnte als wesentlicher Bestandteil in das NSF-Projekt "Pastures, Chert Sources, and Upland-Lowland Mobility in Neolithic Southwest Germany" aufgenommen werden. Mehrere Fundkomplexe von der Blaubeurer und Ulmer Alb sowie dem Nordrand des Langenauer Beckens wurden erfasst und dokumentiert (u.a. Heuchlingen, Westerstetten, Mehrstetten, Lehr, Bollingen).
    Sondagegrabungen 2006 bei Sonderbuch
    (Foto R. Schreg)


    2. früh- bis hochmittelalterliche Siedlungsfunde
    Im Bereich der Ortschaften Schalkstetten, Stubersheim und Bräunisheim konnten die Beobachtungen und Funde von Albert Kley durch eigene Begehungen, geomagnetische Prospektionen, Luftbildarchäologie, mehrere Notbergungen im Auftrag der Denkmalpflege sowie im Jahre 2005 durch eine Lehrgrabung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters zu einer siedlungs- und umweltgeschichtlichen Fallstudie erweitert werden.
    Inzwischen sind die früh- und hochmittelalterlichen Siedlungsfunde der Sammlung Kley aus Türkheim, Schalkstetten, Stubersheim, Bräunisheim und Heuchlingen erfasst. Ergänzend wurden einige kleinere Komplexe aufgenommen, die das regionale Keramikspektrum erweitern oder im Hinblick auf die Siedlungsgeschichte von Bedeutung erscheinen (Westerstetten, Schloßberg Ehrenstein).


    Publikationen zur Sammlung


    Publikationen unter Verwendung von Material der Sammlung Kley
    • R. Schreg/ A. Kley. Scherben schreiben Geschichte. Zur Vor- und Frühgeschichte von Geislingen und Umgebung (Geislingen 1992)
    • R. Schreg, Wasser im Karst: Mittelalterlicher Wasserbau und die Interaktion von Mensch und Umwelt. Mitt. Dt. Ges. Arch. Mittelalter u. Neuzeit 21, 2009, 11–24.
    • R. Schreg, Die mittelalterliche Siedlungslandschaft um Geislingen - eine umwelthistorische Perspektive. In: H. Gruber (Hrsg.), "in oppido Giselingen…" 1108 - 2008. Acht Vorträge zum 900jährigen Jubiläum von Geislingen. Veröff. Stadtarchiv Geislingen 26 (Geislingen 2009) 9–96. (online)
    • R. Schreg, Das ländliche Umfeld des mittelalterlichen Ulm – eine umwelthistorisch-archäologische Perspektive. In: U. Gross/A. Kottmann/J. Scheschkewitz (Hrsg.), Frühe Städte – Frühe Pfalzen. Neue Forschungen zu zentralen Orten des Früh- und Hochmittelalters in Süddeutschland und der Nordschweiz. Ergebnisse eines Kolloquiums am 28. und 29. April 2009 im Rathaus zu Ulm. Arch. Inf. Bad.-Württ. 58 (Stuttgart 2009) 74–92.

    Interner Link



    Dank
    Unterstützung erfuhren die Arbeiten vom Rotary Club Geislingen, dem Geschichts- und Kunstverein Geislingen sowie vom damaligen Landesdenkmalamt bzw. nun Ref. 26, Regierungspräsidium Tübingen.

    (academia.edu)