Donnerstag, 11. Mai 2023

Vom Germanenerbe zum Urkommunismus


Arne Lindemann
Vom Germanenerbe zum Urkommunismus.
Urgeschichtsbilder in Museen der SBZ und DDR


(Berlin/ Boston: de Gruyter 2022) 

405 Seiten


ISBN 978-3-11-076086-6
e-ISBN (PDF) 978-3-11-076106-1
DOI https://doi.org/10.1515/9783110761061

Zugl.: Berlin, Technische Universität, Diss., 2020

 



Arne Lindemann geht gut 35 Jahre nach dem Ende der DDR die Aufarbeitung der archäologischen Instrumentalisierung für das marxistisch-leninistische Geschichtsbild an. Nachdem in der NS-Zeit die germanische Volksgemeinschaft zur Legitimierung des rassistischen und auf Eroberung von Lebensraum ausgerichteten Weltbilds herhalten musste, erfolgte nach Kriegsende in der sowjetischen Besatzungszone sehr schnell ein Schwenk auf eine neue Meistererzählung. Alte Narrative über die Frühgeschichte mussten in Museen und überhaupt in der Vermittlung von Geschichte und Archäologie durch neue Deutungen ersetzt werden. Die archäologisch fassbare Geschichte wurde nun zur Rechtfertigung der neuen Gesellschaftsordnung herangezogen.

Was auf den ersten Blick nach einer radikalen Wende aussieht, zeigt bei einem genaueren Blick auf die historischen Interpretationen und die herangezogenen Methoden aber doch viele Gemeinsamkeiten und Interpretationsschnittmengen. Die archäologische Geschichtsschreibung der SBZ/DDR trat zwar dem völkischen Germanenbild entgegen, die ethnische Deutung aber wurde kaum in Frage gestellt - wurde diese doch auch auf sowjetischer Seite ganz ähnlich praktiziert (vgl. z.B. Archaeologik 26.6.2020).

Lindemann analysiert "die Entwicklung der in den Museen gezeigten Urgeschichtsbilder" und versucht "die für den Wandel oder die Beständigkeit der Bilder ursächlichen Aushandlungsprozesse herauszuarbeiten. Er frägt, " Welche Bedingungen und Diskurse führten dazu, dass neue Themen wie die ‚Menschwerdung‘ oder die Geschichte der Slawen in die Urgeschichtsausstellungen Einzug hielten? Warum blieben Themen, wie die von den Kommunisten verfemte Geschichte der Germanen scheinbar bruchlos in den Ausstellungen präsent? Welche Auswirkungen hatten personelle und institutionelle Kontinuitäten oder Brüche? Auf welchen museumstheoretischen Grundlagen basierte die Urgeschichtserzählung in den Museen?" (S. 10).

Schon seit den 1990er Jahren wurde die Geschichtskultur und Geschichtspolitik der DDR thematisiert. Dabei wurde von Anbeginn mit einem Nebeneinander zentralstaatlicher Anforderungen und einem politisch oktroyierten Geschichtsbild einerseits und dezentraler, regionalgesellschaftlicher Bezugnahmen und traditioneller Erzähl- und Zeigemuster andererseits gerechnet. Das Interesse galt aber mehr der Institutionengeschichte als den Geschichtsbildern und Vermittlungsstrategien. Das war im übrigen auch bei der Forschung zur Archäologie im Nationalsozialismus nicht anders. Ging es zunächst um die Institutionen (z.B. Bollmus 1970; Kater 1974), richtete sich später der Blick auf (Täter-)Biographien. Eine inhaltliche Auseinandersetzung im Sinne einer Ideengeschichte mit der Frage, wo überall nationalistische Interpretationen griffen, mit welchen Narrativen sie im einzelnen verbunden waren und wie diese ggf. bis heute nachwirken, fand aber bis heute eher nur in Ausnahmen statt. Eine breitere Auseinandersetzung mit dem nationalistischen Germanen-Mythos wurde im wesentlichen erst seit den 2000er Jahren wirksam (Jarnut 2004; Leube/ Hegewisch 2002; Steuer 2001).



Lindemann geht mit seinen Fragestellungen zur DDR hier schon einen Schritt weiter, indem er tatsächlich auch auf die Interpretationsinhalte abzielt, die er aber in einen weiten Rahmen einbettet, der auch eine Auseinandersetzung mit Strukturen, Akteuren und den Vermittlungsstrategien umfasst.
 

Inhaltsverzeichnis

Einleitung 9
Forschungsstand 11
Methodische Ansätze und Aufbau der Studie 13
Untersuchungsgegenstand und Auswahl der Quellen 15

Die Urgeschichte im Geschichtsbild der SBZ und DDR
Voraussetzungen für ein marxistisch-leninistisches Urgeschichtsbild 19
  Reinigung und Umdeutung 19
  Urgeschichte als Vorspann zur deutschen Geschichte 25
  Im Zeichen der ‚Klassiker‘ und der ‚Sowjetarchäologie‘ 27
Urgeschichtsbilder in der kommunistischen Bildungspolitik der SBZ 30
  Entwicklungsgesetze und Revolution 30
  Von den Lehrplänen zur Ausstellung 33
  Startschwierigkeiten 39
Das Urgeschichtsbild in der DDR 42
  Konturen eines marxistischen Urgeschichtsbilds 42
  Urgeschichte als Teil der Welt- und der Nationalgeschichte der DDR 46
  Gegenerzählung zum ‚bürgerlichen‘ Urgeschichtsbild 55
  Erbe und Tradition 59

Strukturen und Netzwerke des Ausstellens
Vom Wiederaufbau bis zur staatlichen Unterstellung 1952 63
  Kriegszerstörungen und Neuanfang 63
  Zwischen Traditionen und neuen Anforderungen 67
  Verordnetes Ausstellen 76
Die Ausstellungsarbeit der Urgeschichtsmuseen in der DDR 80
  Ressourcenentwicklung 80
  Zwischen Dauer- und Schaufensterausstellung 82
Netzwerke des Ausstellens 87
  Staatssekretariat und Ministerium 87
  Beiräte und Gremien 92
  Akademie der Wissenschaften 96
  Universitäten 101
  Museum für Deutsche Geschichte 102
  Museumsorganisationen, Heimatmuseen und Kulturbund 104

Akteure und Akteurinnen des Ausstellens
Die erste Generation 113
  Unter „Einsatz aller Kräfte“ 113
  Entnazifizierung und Neubesetzungen in der SBZ 115
  Weiße Westen 124
  Der Kampf gegen die ‚bürgerliche‘ Wissenschaft 130
Die zweite Generation 135
  Generationenübergreifend 135
  Die museologische Ausbildung in der DDR 137
  Die Kaderplanung 143
  Exkurs – Konjunkturen nach 1989 146

Didaktik und Gestaltung
Sozialistische Bewusstseinsbildung und Museum 151
  Breitenwirksamkeit 151
  Faktor für die „Stabilität des sozialistischen Gesellschaftssystems“ 153
  Besuchszahlen – Strömende Massen und leere Hallen 156
Traditionen und Prinzipien der Ausstellungsgestaltung 161
  Heinz Arno Knorr und das Ausstellen im ‚sozialistischen Museum‘ 161
  Chronologie und kulturgeschichtliche Entwicklung 163
  Die Anschaulichkeit als Schlüssel zur Erkenntnis 165
  Ideologisierung und Emotionalisierung 168

Entwicklung und Fortschritt als Kernerzählung
Die Periodisierung der ‚Geschichte der Urgesellschaft‘ 177
  „Gut gemeinte Ratschläge“ 177
  Periodisierung und die ‚Klassiker‘ 178
  Perioden der ‚Urgesellschaft‘ im Museum für Deutsche Geschichte 183
Entwicklungsgeschichten 186
  Themeninseln 186
  Dioramenreihen 192
  Lebensbilderzyklen 200
  Fließende Wandgestaltung 210
  Installationen und Schemata 224
Revolution! 227
  „Lebendige Inszenierungen“ 227
  Großobjekte und Rekonstruktionen 231

Die ‚Urgesellschaft‘ im Zeichen atheistischer Propaganda
Religion, ‚Menschwerdung‘ und die marxistische Urgeschichte 241
  „Gefährliche Religion“ 241
  Arbeiterbewegung und Kirche 246
  „Ein Idyll aus Altsteinzeittagen“ 250
  Auf neuen Wegen und alten Pfaden 256
Wider den Schöpfungsmythos 266
  Weltall, Erde, Mensch 266
  Ahnen der Menschheit und Darwin 270
  Der lange Atem des naturwissenschaftlichen Materialismus 276
  ‚Menschwerdung‘ und Systemkonkurrenz 285
  Menschheitsentwicklung auf Knopfdruck 289

Germanen, Slawen, Deutsche – und die DDR als Nation
‚Germanen‘ und Patriotismus im ‚Kalten Krieg‘ 299
  Entnazifizierung des Germanenbilds 299
  „Unsere Geschichtsprofessoren schweigen […]“ 308
  Die ‚Varusschlacht‘ zwischen Oder und Elbe 315
Die Wurzeln der Deutschen 324
  Germanische Kontinuitäten 324
  Kartenbilder 329
  Die Slawen 336
  Zwei Ausstellungen – eine Botschaft 344
  Germanen – Slawen – Deutsche 352

Zusammenfassung
Nachkriegszeit bis zur Gründung der DDR 361
Die 1950er- und 1960er-Jahre 364
1970er-Jahre bis zum Ende der DDR 366

Berlin 1959: eine nicht eröffnete Ausstellung

Die Nicht-Eröffnung einer Ausstellung über "Anfänge der Religion" im Museum für Deutsche Geschichte in Berlin 1959 beruhte nicht wie gegenüber West-Medien vorgegeben auf der nicht rechtzeitigen Beendigung der Vorbereitungen oder auf "technischen Gründen", sondern darauf, dass das Sekretariat des ZK der SED "ideologische Mängel" feststellte und die Ausstellung stoppte. Der Hintergrund ist wohl das Berlin-Ultimatum von Chruschtschow vom November 1958. Im Vorfeld der Deutschlandkonferez in Genf 1959 sollten Störfaktoren vermieden werden und offenbar bestand die Befürchtung, die atheistische Perspektive der Ausstellung könnte vom Klassenfeind als Provokation aufgefasst werden. Im November 1960 wurde die Ausstellung dann auch deutlich anders eingeschätzt, indem konstatiert wude, sie verletze "in keiner Weise die Gefühle religiös gebundener Bürger“. Die Ausstellung wurde daher nicht weiter zurückgehalten und in Leipzig und weiteren Orten der DDR gezeigt (S. 241-45). Die erhaltenen Unterlagen zur Ausstellung zeigen, dass sie "keine plakative Religionskritik betrieb", sich aber dennoch in die atheistische Propaganda der SED einordnen lässt. Religion wird als Folge eingeschränkter Einsicht in die Gesetzmäßigkeiten der Natur und die Entwicklung von Ökonomie und Gesellschaft gesehen und religiöse Handlungen als Versuch, die eigenen wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Verhältnisse zu verbessern (S. 245). Klassisch ist hier die Auffassung von Karl Marx, Religion sei das Opium des Volks, weil sie von der Forderung wahren Glücks und einer Verbesserung der Lebensbedingungen ablenke. In dieser Perspektive dient Religion der Festigung und dem Erhalt der Klassengesellschaft und ist jeweils ein Machtfaktor für die herrschende Klasse.
 

Geschichtsbilder

Weitere Themenfelder besaßen ideologische Bedeutung, so die Frage der ‚Menschwerdung‘, die zeigte, dass der Mensch Teil der Natur, also der materiellen Welt und kein göttliches Wesen war. Zudem zeigte die Menschwerdung die grundsätzliche Bedeutung der Arbeit als Triebkraft der Geschichte. Schon für Friedrich Engels waren die Steinartefakte ein Zeugnis menschlicher Arbeit und Beleg für das marxistische Geschichtsverständnis.

Interessant ist auch die Rezeption der Varusschlacht, die in der NS-Zeit eine überraschend geringe Rolle spielte, nun aber mit vielfältigen Assoziationen in der DDR aufgegriffen und - basierend auf einer kurzen Erwähnung durch Friedrich Engels - in das neue Geshichtsbild eingeordnet wurde (S. 308-324).
Deutlicher als in wissenschaftlichen Arbeiten sind die Narrative in den Museen und ihren Ausstellungen zu erkennen. So verzichtete man m Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle in den 1940er Jahren „weitgehend“ auf „typologische und chronologische Gesichtspunkte“ und stellte „handwerkliche, technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Gesichtspunkte in den Vordergrund“ (Lindemann 2022a, 165).

Der Fokus der DDR-marxistischen Forschung auf die historische Rolle der Produktivkräfte, mithin auch auf Arbeiter und Bauern hat aber prinzipiell durchaus einige Ansätze erbracht, die dem stark an Eliten orientierten westlichen Geschichtsbild als Kontrapunkt hätte dienen können. Bezogen auf die Archäologie des Mittelalters beispielsweise stellte die Auseinandersetzung mit Grundherrschaft (Gringmuth-Dallmer 1990) und ländlichen Siedlungen (Donat 1980), aber auch mit den agrarischen Produktionsweisen eine Pionierleistung dar. Zu nennen sind auch wichtige Arbeiten in Richtung einer modernen Landschafts-, wenn nicht gar Umweltarchäologie, so zur Entwicklung der frühgeschichtlichen Kulturlandschaft (Gringmuth-Dallmer 1983) oder auf pollenanalytischer Basis über die Veränderung des Naturraums (Lange 1971). Viele Arbeiten aus der DDR gingen über das deskriptive Vorlegen von Funden und Befunden hinaus, und achteten vermehrt auf Veränderungsprozesse und deren Akteure und Faktoren. Dabei wurde eine prinzipielle Gleichwertigkeit von materiellen und schriftlichen Quellen betont (Herrmann 1977). Inwiefern das methodische Vorgehen dazu im Einzelnen geeignet war, steht auf einem anderen Blatt.

Als Beispiel möchte ich hier auf die Auseinandersetzung mit ländlichen Siedlungen/ Dörfern des Mittelalters verweisen, bei denen die Frage nach ihrer Entwicklung/Genese im Westen kein Thema war, das man weiter verfolgte. Vielleicht weniger durch tatsächliche Quellenbeobachtungen sondern eher durch geschichtspolitische Ziele angestoßen. konnte die DDR-Forschung allerdings die gesellschaftlichen Veränderungsprozese in den ländlichen Siedlungen an vielen Punkten herausarbeiten (z.B. Donat 1980). Die mit einem traditionellen, aus dem Historismus des 19. Jahrhundert herrührende Geschichtsbild verbundene und in der alten BRD deutlicher nachwirkende Vorstellung von Siedlungskontinuitäten mindestens seit der Völkerwanderungszeit, wurde in der DDR stärker hinterfragt. Überlegungen zu Veränderungen in den ländlichen Siedlungen konzentrierten sich im Westen auf die Wüstungsphase des Spätmittelalters und - rein deskriptiv - auf die Frage, ob der Beginn der Reihengräber vor 500 auch eine Zäsur im Siedlungsbild darstellte. Angesichts der slawischen Besiedlung auf dem Gebiet der DDR war die Vorstellung von Kontinuitäten weit weniger selbstverständlich. Interessant ist nebenbei gesagt, dass eine aktuelle populäre Darstellungen der Archäologie des mittelalterlichen Dorfes - trotz einem Schwerpunkt in den neuen Ländern - diese Veränderungsprozesse im Dorf wieder hinten anstellt und den Prozess der Dorfgenese weitgehend übergeht (Krauskopf u.a. 2023).

Lindemanns Thema sind die Geschichtsbilder der DDR in der musealen Vermittlung, weniger die Frage, wie diese die Forschung beeinflussten. Er gibt aber einen knappen Überblick über die Entwicklung des marxistisch-leninistischen Urgeschichtsbilds in der Sowjetunion und die Konsequenzen, die sich daraus für die archäologische Interpretation ergaben, die nämlich in ein Korsett oder eine Zwangsjacke eingebunden wurde (S. 24-39). Es entwickelte sich ein dogmatischer historischer Materialismus, der in der sowjetischen Ausprägung lediglich eine unilineare Entwicklung zuließ, wo die Vorstellungen von Karl Marx und Friedrich Engels sehr viel offener und multilinear waren und damit auch Raum für wissenschaftliches Abwägen und Argumentieren boten. Wie fruchtbar das hätte sein können, zeigen die vielen spannenden Ansätze in der französischen Annales-Schule, die in der alten BRD wegen mancher marxistischer Ansichten ebenso wenig rezipiert wurden, wie Arbeiten aus der DDR. Obwohl einige wichtige Arbeiten von Autoren aus der ehemaligen DDR erst nach der Wende publiziert worden sind (z.B. Benecke 1994; Brachmann 1993; Henning 1992), blieben viele Themen aus der ehemaligen DDR wie auch der wirtschafts- und sozialgeschichtliche Blick erstmals auf der Strecke. Beispielsweise sind Fesseln als Nachweis von Sklaverei (Henning 1992) kaum noch Thema und auch die slawische Archäologie hat ihre institutionelle Basis eingebüßt.

Auf dieser inhaltlichen Ebene müsste man bei verschiedenen Themen tiefer einsteigen, um zu sehen, wo und wie politische Ideologie Wissenschaft beeinflusst hat. Welche Ergebnisse - von den reinen Grabungsbefunden abgesehen - und Perspektiven der Archäologie in der DDR sind weiterhin brauchbar? Welche Themen wurden nach der Wende fallen gelassen?

Die Trennlinie zwischen gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnis und politisch gesteuerten Perspektiven ist im übrigen kein Problem ausschließlich totalitärer Politik, sondern sie ist auch in demokratischen Gesellschaften immer vorhanden. Möglicherweise ist die Trennlinie hier noch schwerer zu erkennen, da es eben keine dogmatischen Richtlinien mit fixer Terminologie gibt, sondern subtilere Beeinflussung etwa über spezielle Förderprogramme. Diese kann durchaus fruchtbar und gesellschaftlich relevant sein, oder aber (überwiegend?) leere Worthülsen produzieren, die mal mehr, mal weniger schwer zu entlarven sind. Letztlich geht es um gesellschaftliche Relevanz und die Frage, wer diese definiert - Staat, Gesellschaft oder Wissenschaft?


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Literaturhinweise

  • Benecke 1994: N. Benecke, Archäozoologische Studien zur Entwicklung der Haustierhaltung in Mitteleuropa und Südskandinavien von den Anfängen bis zum ausgehenden Mittelalter. Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 46 (Berlin 1994). 
  • Brachmann 1993: H. Brachmann, Der frühmittelalterliche Befestigungsbau in Mitteleuropa. Untersuchungen zu seiner Entwicklung und Funktion im germanisch-deutschen Gebiet. Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 45 (Berlin 1993).
  • Bollmus 1970: R. Bollmus, Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem (1970). 
  • Donat 1980: P. Donat, Haus, Hof und Dorf in Mitteleuropa vom 7. bis 12. Jahrhundert. Archäologische Beiträge zur Entwicklung und Struktur der bäuerlichen Siedlung. Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 33 (Berlin 1980).
  • Gringmuth-Dallmer 1983: E. Gringmuth-Dallmer, Die Entwicklung der frühgeschichtlichen Kulturlandschaft auf dem Territorium der DDR unter besonderer Berücksichtigung der Siedlungsgebiete. Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 35 (Berlin 1983). 
  • Gringmuth-Dallmer 1990: E. Gringmuth-Dallmer, Vergleichende Untersuchungen zum frühmittelalterlichen Landesausbau im westlichen Mitteleuropa Dissertation (B) (Berlin 1990).
  • Henning 1992: J. Henning, Gefangenenfesseln im slawischen Siedlungsraum und der europäische Sklavenhandel im 6. bis 12. Jahrhundert. Archäologisches zum Bedeutungswandel von "sklabos - sakäliba - sclavus". Germania 70, 1992, 403–426.
  • Herrmann 1977: J. Herrmann, Archäologie als Geschichtswissenschaft. In: J. Herrmann (Hrsg.),Archäologie als Geschichtswissenschaft. Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 30 (Berlin 1977) 9–28.
  • Jarnut 2004:  J. Jarnut, Germanisch. Plädoyer für die Abschaffung eines obsoleten Zentralbegriffes der Frühmittelalterforschung. In: W. Pohl (Hrsg.), Die Suche nach den Ursprüngen. Von der Bedeutung des frühen Mittelalters. Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 8 (Wien 2004) 107–113.
  • Kater 1974: M. H. Kater, Das „Ahnenerbe“ der SS. Ein Beitrag zur Kulturpolitik des Dritten Reiches (Stuttgart 1974). 
  • Krauskopf u. a. 2023: C. Krauskopf/F. Schopper/J. Wacker, Wendepflug und Webstuhl. Dörfer im Mittelalter. Archäologie in Deutschland. Sonderheft 26 (Darmstadt 2023).
  • Lange 1971: E. Lange, Botanische Beiträge zur mitteleuropäischen Siedlungsgeschichte. Ergebnisse zur Wirtschaft und Kulturlandschaft in frühgeschichtlicher Zeit. Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 27 (Berlin 1971).
  • Leube/ Hegewisch 2002: A. Leube/M. Hegewisch (Hrsg.), Prähistorie und Nationalsozialismus. Die mittel- und osteuropäische Ur- und Frühgeschichtsforschung in den Jahren 1933-1945. Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte (Heidelberg 2002). 
  • Lindemann 2022a: A. Lindemann, Anschauliche Religionskritik. Die inhaltliche und gestalterische Genese der archäologischen Ausstellung Anfänge der Religion im Museum für Deutsche Geschichte Berlin. In: L. Cladders/ K. Kratz-Kessemeier (Krsg.), Museen in der DDR. Akteure - Orte - Politik. Veröffentlichungen der Richard Schöne Gesellschaft für Museumsgeschichte e.V. (Köln 2022) 161–176. - ISBN 978-3-412-52532-3
  • Steuer 2001: H. Steuer (Hrsg.), Eine hervorragend nationale Wissenschaft. Deutsche Prähistoriker zwischen 1900 und 1995. Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde 29 (Berlin 2001). 

Montag, 8. Mai 2023

Risiken und Nebenwirkungen von KI in den Geschichtswissenschaften

Lesenswert!
Wir setzen mal voraus, dass KI in den kommenden Jahren sinnvolle Ergebnisse liefert - augenblicklich greift ChatGPT noch nicht einmal auf Wikipedia zurück und wertet auch nicht Bibliothekskataloge geschweige denn online stehende wissenschaftliche Publikationen aus, sondern erfindet halt irgendwaas oder irgendwen (siehe Archaeologik 9.3.2023). Ich habe inzwischen einige weitere testläufe mit ChatGPt gemacht und eigentlich kam fast immer Quatsch heraus, spätestens wenn man ihn nach Quellenangaben fragt. Bücher und Aufsätze - ggf- sogar die Links zu den Bibliothekskatalogen und die ISBN - sind frei erfunden und laufen auf 404 oder sonstige Fehlermeldungen raus.

Erschreckend ist, dass bei der Entwicklung klassische geisteswissenschaftliche Verfahren wie Quellen- oder Litertaurreferenzierung für die Programmierer gar keine Rolle spielt - der schöne, gut aussehende Text zählt, der Inhalt darf gerne Müll sein.
 
Konrad Adenauer mit seiner Katze:
Hier noch leicht an Bildfehlern als KI-Produkt zu kennen, die Hand und Katze nicht differenzieren.
(generiert mit/von Craiyon)



 

Samstag, 6. Mai 2023

Crowdfunding für ein Prospektionshandbuch

Auf der schweizerischen Crowdfunding-Plattform lokalhelden.ch, die von der Schweizer Raiffeisen-Bank unterstützt wird, werben Schweizer Kollegen für das Projekt eines Handbuchs zur archäologischen Prospektion.


 

Die Initiatoren - Mitglieder einer "Arbeitsgemeinschaft Prospektion", für die Fabio Wegmüller genannt wird, zu der man aber sonst nichts erfährt - begründen ihr Projekt mit der Bedeutung frühzeitiger Erkennung und Erfassung archäologischer Denkmäler für die Bodendenkmalpflege und der Bedeutung eines Ausbaus archäologischer Inventare. Im Handbuch sollen die archäologischen Prospektions- und Dokumentationsmethoden, ihre Vorbereitung, ihr Ablauf und ihre Dokumentation vorgestellt werden.

Das Manuskript scheint bereits zu existieren, gesammelt wird für die Publikation als gedrucktes Buch. Die eingeworbene Summe soll "für ein professionelles Layout, Redaktion, Lektorat und Druck der Bücher verwendet" werden. 

"Das Handbuch richtet sich an Personen, die an der archäologischen Prospektion interessiert sind. Es soll Laien, wie auch Archäologen und Archäologinnen eine schnelle und umfassende Orientierung zu den Methoden der Prospektion geben. Checklisten erleichtern den Einsatz und die Planung der Methoden im Feld. Dank dem handlichen Format kann es bei Feldeinsätzen gut mitgenommen werden."

Spender, die 25 CHF beitragen erhalten als Dank ein Buch.

 

Ein solches Handbuch scheint mir in der Tat ein gutes Unterfangen, insbesondere, wenn es sich auch an Laien richtet und beispielsweise erklärt, warum bloßes Sondeln wissenschaftlich unsinnig und kontraproduktiv ist, dabei aber auch aufzeigt, wie man es besser macht. Schulungen für Sondengänger fehlen und können von den amtlichen Archäolog*innen schon aus Kapazitätsgründen nicht geleistet werden. Insofern ist ein Handbuch, das auch Laien als Zielpublikum im Auge hat, ein guter Ansatz.

Allerdings stellt sich die Frage, ob es dann nicht sinnvoller wäre auf ein online-Format im OpenAccess und mit Mobilversion fürs Handy zu setzen. Hier fallen allerdings nicht weniger Kosten an, da Lektorat und Redaktion hier genau so notwendig sind und anstelle der Druckkosten entsteht ein Aufwand zur Konzeption der online-Version, die in diesem Fall mehr sein sollte als ein pdf. Sie sollte mobil lesbar sein und die Chance nutzen, (Video-)Anleitungen und Dokumentationsformulare anzubieten. 

Für ein Crowdfunding ergibt sich dann freilich das Problem, dass ein gedrucktes Freiexemplar weniger attraktiv ist und  Unterstützer wohl deutlich schwerer zu gewinnen sind.

Trotz meiner Bedenken mag vielleicht der eine oder die andere Archaeologik-Leser*in das Projekt unterstützen! Einige Fachollegen sind in der Untersützerliste jedenfalls schon zu finden.


Dank für den Hinweis auf das spannende Projekt geht an Andreas Dix.