Samstag, 30. Dezember 2017

Bewusste Zerstörung durch Restaurierung?

Der Khanspalast von Bakchissarai - derzeit Schauplatz einer
umstrittenen Restaurierung.
(Foto: R. Schreg 2008)
In der Ukraine werden Vorwürfe gegen die Restaurierungen am Khan-Palast in Bakchissarai auf der Krim laut. Im Kern geht es um die dringend notwendige Reparatur des Daches der Moschee, das vollständig abgerissen wurde und durch unqualifizierte Firmen neu aufgebaut werden soll. Zudem gbt es Planungen, große Teile der Anlage mit einem Stahlgerüst zu überdachen. Von ukrainischer wie von tatarischer Seite ist von bewusster Vernachlässigung oder gat Zerstörung der nicht-russischen Vergangenheit die Rede. Tatsächlich scheint es in der russischen Verwaltung einige Unklarheiten in der Finanzadministration der Restaurierungen zu geben.
Diese Berichte erwecken nicht den Eindruck einer objektiven Darstellung, eine Quelle zur russischen Perspektive ist mir jedoch nicht bekannt. So oder so zeigt sich hier erneut die Instrumentalisierung des Kulturerbes für aktuelle Politik.

Samstag, 23. Dezember 2017

MEMO - Eine neue OA-online-Zeitschrift zur materiellen Kultur des Mittelalters und der frühen Neuzeit


Am Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit erscheint neu das Open Access Online Journal MEMO | Medieval and Early Modern Material Culture Online.
Es widmet sich dem breiten interdisziplinären Forschungsfeld der materiellen Kultur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Es beinhaltet neben der Publikation klassischer Forschungsbeiträge auch Aufsätze zu neuen Methoden und neuen Projekten. Die Beiträge unterliegen einer Qualitätskontrolle mittels einer Begutachtung. MEMO erscheint zweimal im Jahr, hinzu kommen Einzelbeiträge und Sonderbände.
Die erste Ausgabe ist im November 2017 erschienen und widmet sich dem Thema "Holz in der Vormoderne. Werk-Stoff, Wirk-Stoff, Kunst-Stoff" - DOI: 10.25536/2523-2932012017

Freitag, 22. Dezember 2017

Ritterspiele

Werner Meyer

Ritterturniere im Mittelalter
Lanzenstechen, Prunkgewänder, Festgelage

(Mainz am Rhein: Nünnerich-Asmus-Verlag 2017)

184 Seiten, 93 Abbildungen

ISBN 978-3-961760-08-4

24,90 €



Werner Meyer, der Altmeister der deutschsprachigen Burgenforschung, nimmt sich in dem schön ausgestatteten Band ein Thema vor, das eng mit unserem Bild des Mittelalters verbunden ist. Während Pest, Aberglaube und Raubrittertum in der Wahrnehmung für die dunkle Seite des Mittelalters stehen, so vertreten Ritter, Burg und Turnier die positive, jedenfalls romantische Sicht auf das Mittelalter. Meyer stellt die ganze Breite des Turnierwesens vor, untersucht seine Anfänge, seine soziale Bedeutung und die verschiedenen Ausprägungen. Eingangs stellt er klar, dass Ritter, Burg und Turnier keineswegs so eng aufeinander bezogen werden können, wie das unsere Idealvorstellung annimmt. Nicht alle Burgherren waren Ritter und nicht alle Ritter verfügten über eine Burg. Nicht alle Ritter durften an Turnieren teilnehmen, aber durchaus Adlige, die nie formal zum Ritter geschlagen wurden. Und schließlich fanden Turniere meist nicht in der Burg statt, sondern eher im Umfeld der Städte. “Als im 10./11. Jahrhundert die ersten Adelsburgen errichtet wurden, gibt es den ‘Ritterstand' mit seiner Standeskultur noch gar nicht“ (S. 13).

Insgesamt vermittelt Werner Meyer ein lebendiges Bild einer uns heute fremden Lebenswelt. Er zeigt das Turnier als Element der sozialen Praxis, das sowohl im Alltag als auch in den sozialen Netzwerken des Adels eine wichtige Rolle spielt. Dargestellt wird beispielsweise “die Gewaltbereitschaft im Mittelalter“ bei einer fehlenden effektiven staatlichen Kontrolle, das Verhältnis von “Turnier und Fehde“  und schließlich das Turnier im Rahmen der mittelalterlichen Spielkultur. Desweiteren behandelt Meyer Bedeutung und Symbolik des Turnierwesens, gibt einen Überblick über die Anlässe und die verschiedenen Formen des Turniers. Immer wieder wird deutlich, wie sich das Turnier in Abhängigkeit etwa von veränderten Kriegstechniken aber auch sozialen Entwicklungen verändert hat. Beispielsweise wurde eine immer wieder vorkommende Gewalteskalation im Umfeld von Turnieren im Lauf der Zeit immer stärker sanktioniert. Gleich im ersten Kapitel schildert der Autor die Entwicklung des Turniers von seinen Anfängen hin zur Standesrepräsentation im 13. Jahrhundert und weiter bis zum Niedergang im 14./15.Jahrhundert, als sich immer weniger Ritter das Turnieren leisten konnten und es in der Folge immer mehr an die Fürstenhöfe gezogen wurde.

Drei ausgewählte Turnierberichte, die Meyer in Kapitel 2/ Drei Turbierberichte (Unsinnigerweise dienen die Kapitelnummern im Band als Querverweise, obwohl sie weder in den Kapitelüberschriften noch im Inhaltsverzeichnis aufgeführt sind) heranzieht, erlauben es, den Ablauf von Turnieren sehr anschaulich nachzuvollziehen. Die Quellentexte werden indes nur auszugsweise zitiert. Im Literaturverzeichns finden sich die klassischen Druckeditionen zitiert, doch stehen die Texte in verschiedener Form auch online:

Ulrich von Liechtenstein: Codex Manesse, 1305-1315
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 848, fol. 237r, Herr Ulrich von Liechtenstein
(via WikimediaCommons)

Zur Anschaulichkeit des Buches tragen die vielen Abbildungen aber auch zahlreiche Zitate aus zeitgenössischen Quellen bei. Archäologische Funde spielen dabei eine untergeordnete Rolle, mehrheitlich werden bildliche Quellen sowie obertägig erhaltene Objekte gezeigt. Nur 7 der 93 Abbildung repräsentieren archäologische Funde. So kann der Band auch dazu herangezogen werden, einmal mehr über die Rolle der Archäologie des Mittelalters nachzudenken.
In seinem Text verweist Werner Meyer ganz selbstverständlich immer wieder auch auf archäologische Funde, etwa, wenn es darum geht, zu zeigen, dass bestimmte Praktiken verbreitet waren. Die häufigen Funde von Würfeln auf Burgen sind so ein Beleg dafür, dass das Spielen Teil des Alltags auf Burgen war (S. 39). Im Falle der Armbrustbolzen konstatiert Meyer, dass "die häufigen Funde von Pfeileisen auf Burgen - die nicht von Belagerungen stammen können - (...) die große Bedeutung der Armbrust für die adlige Oberschicht (belegen)" (S. 40). Beide Aussagen beruhen auf einer Klassifikation der Funde mit einer bestimmten Funktionsgruppe (Würfel, Armbrust), die dann eine Kontextualisierung mittels der schriftlichen Quellen ermöglicht. Im Falle der Armbrust beispielsweise zeigt die Gegenüberstellung mit Schriftquellen, dass das dort immer wieder zu findende Verurteilung von Fernwaffen als unritterliche und das Ideal des Kampfes Mann gegen Mann in der Realität keine besondere Bedeutung gehabt haben kann.
Die Klassifikation von Fundobjekten erlaubt also eine Kontrastierung mit den Aussagen der Schriftquellen und gibt so nicht nur eine bessere Einschätzung der Rolle materieller Kultur im Alltag, sondern gibt aus den Widersprüchen mit der schriftlichen/ literarischen Überlieferung heraus auch Einblicke in die tatsächlichen Wertesysteme.
Nur relativ selten skann Meyer konkrete archäologische Funde für seine kulturgeschichtliche Darstellung  heranziehen. Zu nennen sind zum Beispiel die Topfhelme von der Burg Madeln bei Pratteln (Kanton Basel-Landschaft), die 1940 bei leider nicht ganz sachgemäßen Ausgrabungen gefunden wurden: http://www.archaeologie.bl.ch/Pages/Funde/topfhelme_pratteln.html. Die Burg war bei dem großen Basler Erdbeben von 1356 zerstört worden und die Helme fandn sich unter dem Versturz einer Mauer. Nur dieser außergewöhnliche Umstand habe dazu geführt, dass die beiden Helme erhalten geblieben sind. So kennen wir die Austattung der Ritter des 14. Jahrhunderts vor allem aus bildlichen Quellen. Rüstungen und Waffen, die sich in Rüstkammern erhalten haben, sind in der Regel deutlich jünger. Wichtig an den Helmen aus Pratteln sind jedoch die Gebrauchs- und Reparatuspuren, die zeigen, dass und sogar wie sie im Kampf eingesetzt wurden. Einer der Helme weist an der Schläfe den Abdruck einer dreispitzigen Turnierlanze auf (Abb. S. 89).

Ein wesentlicher Beitrag der Archäologie scheint indes an anderer Stelle präsent zu sein. Hier geht es nicht um konkrete Funde, sondern um Fragestellungen und Betrachtungsweisen, die typisch archäologisch sind. In Kapitel 9 "Jenseitsvorstellungen und Ahnenverehrung im Turnierbrauchtum" skizziert Meyer mögliche Hintergründe des Turnierwesens in frühmittelalterlichem Begräbnisritualen und Jenseitsvorstellungen. Er argumentiert damit, das einzelne Elemente des Turniers in ähnlcher Form in den Schriftquellen im Kontext von Begräbnisritualen genannt werden - so z. B. der buhurt , der im 13. Jahrhundert allgemein Kampfspiele bedeutet, ursprünglich aber als Kreisreiten aufzufassen ist, wie es literarisch für die Begräbnisse des Beowulf und des Attila geschildert wird. Ergänzt sei hier, dass die rund um das Grab des Chlodwig in Tournai nachgewiesenen Pferdekörper vielleicht auch mit solch einem Ritual zusammen hängen. Desweiteren betrachtet Meyer die Lokalität von Turnieren und vermerkt dabei, dass sich oft ein Bezug von Turnierplatz und Begräbnistätte erkennen lässst. Auch die große Bedeutung der Wappen bei den Turnieren deutet nach Meyer in Richtung Jenseitsvorstellungen. Mit seiner heraldischen Maskierung werde nicht die Identität des Kämpfers dargestellt, sondern die seiner Familie. Der Kämpfer verliere vielmehr seine individuelle Identität und werde zum Vertreter seiner Ahnen. Meyer bietet mit diesen Anmerkungen eine Grundlage für einen interdisziplinären Diskurs. Wenn er dabei auch kaum mit archäologischen Funden argumentiert, so dürfte doch sein langjähriger archäologischer Hintergrund entscheidenden Anteil an dieser Perspektive haben:        

Der Band bietet so einen bemerkenswerten interdisziplinären Blick auf das Phänomen der Ritterturniere. Er wird zu Recht großes Interesse bei Fachleuten und Mittelalter-Fans finden. Dass der Band ohne Fotos von modernen Ritterspektakeln und ohne Reenactment auskommt, sei besoders angemerkt.Obgleich der Band sehr anschaulich ist, geht es ihm nicht um die oberflächliche Rekonstruktion der Ritterrüstungen, sondern sehr viel tiefer gehender und Gewinn bringender um die Ritterturniere als ein soziales Phänomen.


Inhaltsverzeichnis

    • Glossar
    1. Ritter, Burgen und Turniere - ein Überblick
    2. Drei Turnierberichte
    3. die Gewaltbereitschaft im Mittelalter
    4. Turnier und Fehde
    5.  Bemerkungen zur spätmittelalterlichen Spielkultur
    6. Turniere im Jahresablauf
    7. Schwertleite, cirocinium und Ritterschlag
    8. Ursprünge und Anfänge
    9. Jenseitsvorstellungen und Ahnenverehrung im Turnierbrauchtum
    10. König Artus und seine Tafelritter an Turnieren
    11. Frauen an Turnieren
    12. Waffen - Bedeutung, Gebrauch und Entwicklung
    13. Turnei, Turniere und cornecimentum
    14. Tjost, hastiludium, stechen und rennen
    15. Der buhurt
    16. Quintanreiten und Ringstechen
    17. Sonderformen, vom Fotrstspiel zum Gralsturnier
    18. Das Turnier als Fest
    19. Helfer, Diener und Begleiter
    20. Verletzungen und Todesfälle
    21. Turnierkritik und Turnierverbote
    22. Kinderspiel und Waffentraining
    23. Der Zweikampf
    24. Der Schaukampf von 1428 in Basel
    25. Turniergesellschaften im Spätmittelalter
    26. Ausklang und Weiterentwicklung

    Dienstag, 12. Dezember 2017

    Wahl des Wissenschaftsblogs 2017

    Seit einigen Jahren ruft Reiner Korbmann (Wissenschaft kommuniziert) zur Wahl des Wissenschaftsblog des Jahres auf. Er benennt dabei zwei Ziele:
    • Erstens die besten und populärsten herausstellen,
    • und zweitens interessante Beispiele zeigen, wie jeder Forscher, jedes Institut, jeder Verantwortliche seine Informationen in die Öffentlichkeit des Internets bringen, seine Perspektive darstellen kann.
    Anfang 2016 wurde Archaeologik zum Wissenschaftsblog des Jahres 2015 gewählt, Anfang 2017 hat es der Pfahlbauten-Blog auf Platz 3 geschafft. Beide sind wieder zur Wahl nominiert, aus dem thematischen Umfeld von Archaeologik aber auch noch Denkmale und Mittelalter unter dem Dach von SciLogs bzw. hypotheses. Insgesamt dominieren aber die Naturwissenschaften mit den Themen Klima und Astrologie die Liste der Nominierten, zur Wahl stehenden Blogs. Die Zahl der archäologischen und historischen Blogs, von denen viele allerdings auch nach nur relativ kurze Zeit wieder verschwinden oder inaktiv werden, wächst nur langsam. Blogs sind aber gerade auch für die Archäologie, wie allgemeiner für die Geistes- und Kulturwissenschaften ein wichtiges Medium, ihre Anliegen in die Gesellschaft zu tragen und in eine Kommunikation einzutreten. In Zeiten zunehmender fake-News und Intoleranz ist eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der eigenen, wie mit fremder Geschichte und Kultur jedoch grundlegend, um eine lebenswerte Gesellschaft zu erhalten oder zu schaffen. 
    Ein gutes Abschneiden der geistes- und kulturwissenschaftlichen Blogs - wie zum Beispiel Archaeologik ;-) - wäre eine kleine Motivation, in dieser Richtung weiter zu gehen.



    Abstimmen kann man bis zum 1.1.2018!




    Interner Link

    Sonntag, 10. Dezember 2017

    Nikolaus - nicht auf dem Weihnachts- sondern auf dem Antikenmarkt

    Eine Kirchengemeinde in den USA hat Reliquien von St. Nikolaus via ebay erworben - im Lot mit anderen Heiligen. Der Unterkiefer von "Nikolaus" wurde 14C-datiert und stammt tatsächlich aus dem 4. Jahrhundert. Natürlich lebten damals auch noch andere Menschen außer Nikolaus... Dass Reliquien vermarktet werden, hat auch schon lange zurück reichende Traditionen und ist fast schon selbst Kulturgut. Der vorliegende Fall ist aber insofern beachtenswert, weil er den sorglosen Umgang mit Provenienzen zeigt - nicht zuletzt bei ebay. 

    Mittwoch, 6. Dezember 2017

    Immobilienirrsinn & Flächenverbrauch

    Das betrifft auch die Archäologie, wobei eine Nachverdichtung in den Orts- und Stadtkernen nicht minder interessante archäologische Quellen zur Siedlungsgeschichte gefährdet und entsprechende denkmalpflegerische Maßnahmen erfordert, die auch sicher stellen müssen, dass eine Verknüpfung mit dem vorhandenen Baubestand möglich ist.

    Sonntag, 3. Dezember 2017

    Advent, Advent...

    Eine geruhsame Vorweihnachtszeit!

    und zur richtigen Einstimmung das Archaeologik-Weihnachtsgedicht: 



    Text: Rainer Schreg/ Brigitte Schreg, Sprecher: Axel Weiss (Besten Dank!!)
    Dezember 2015


    Freitag, 1. Dezember 2017

    Alles vorbei? - Kulturgut in Syrien und Irak (Oktober/ November 2017)

    Bereits im Oktober ist die Zahl der Pressemeldungen zu den Kulturgütern in Syrien und Irak merklich zurückgegangen - wohl unter dem Eindruck, Daesh sei weitgehend besiegt und das Problem sei damit erledigt.
    Diese Sicht übersieht allerdings zweierlei: Zum einen waren Daesh nie allein die Übeltäter. Plünderungen und Beschädigungen gab und gibt es wohl bei allen Kriegsparteien. Das besondere an Daesh war, dass hier Kulturgüter mit politischer Absicht zerstört wurden, aus Hass gegen Traditionen, die der eigenen Herrschaftsansprüchen und Weltsicht widerprechen. An Daesh wurde zudem gezeigt (was man freilich bereits vor Jahren auch für die Taliban in Afghanistan zeigen konnte), wie der Antikenhandel mit der Terrorfinanzierung verknüpft ist.
    Zur Diskussion um die Terrorfinanzierung:
    Zum anderen sind die geplünderten Objekte bisher nur zu geringem Teil auf dem Antikenmarkt aufgetaucht. Zwar konnte anhand der offiziellen Importe in die USA ein leichtes Ansteigen bei Objekten aus der Krisenregion festgestellt werden (siehe Archaeologik 3.10.2016), doch scheint dies - völlig empirisch betrachtet - nur ein Bruchteil dessen zu sein, was aus den Abertausenden von Raubgrabungslöchern, die in Luftbildern deutlich zu erkennen sind, stammen muss. Es ist anzunehmen, dass Daesh und die anderen Gruppen bzw. die eigentlichen Raubgräber, die Daesh besteuert hat, zunächst an Zwischenhändler verkauft haben. Diese benötigen vor allem Zeit, um die Funde allmählich mit passenden Dokumenten und Legenden in den Markt einzuspeisen und diese formal zu legalisieren. Es wird also noch Jahrzehnte dauern, ehe die Raubgrabungsfunde einmal irgendwo öffentlich sichtbar werden.
    Wahrscheinlich muss man hier auch unterscheiden zwischen dem Handel mit den alltäglichen Kleinfunden und jenem mit den "besseren", teureren Objekten, der sicherlich deutlich professioneller organisiert ist.  Das Journalistenteam Tarek Khello und Christian Werner zeigte gestützt auf Zeugenaussagen von Raubgräbern und Händlern in einem Beitrag des MDR die Handelswege von Raubgrabungsfunden aus Syrien nach Deutschland auf:
    Daesh kassiert nach diesen Aussagen die Raubgräber und Händler vor Ort ab. Bemerkenswert ist auch der Hinweis, dass gefälschte Papiere zur Legalisierung in Deutschland produziert werden.


    Thematisiert wurde im November in den Medien die Rolle von ebay, amazon und facebook, die ihrer Verantwortung nicht nachkämen, solch illegalen Handel zu unterbinden - wobei allerdings der Anteil der Fälschungen im Angebot sehr hoch sei.
     
    In einem Daesh-Versteck wurden in Syrien zwei palmyrenische Grabreliefs sicher gestellt:

    Schadensmeldungen


    Allgemeine Meldungen



    Engagement 

    Unterstützung von Kollegen
    über die Irakische Archäologien Layla Salih
    A day for Mosul in Prag
    Ungarische Arbeiten vor Ort

    Wiederaufbau

    Todesurteil gegen Mosul-Zerstörer

    Die irakische Presse berichtet von einem Todesurteil  gegen einen Angehörigen von Daesh, unter anderem wegen seiner Beteiligung an den Zerstörungen im Museum von Mosul. So begrüßenswert es ist, dass jemand für die Zerstörungen in einem Prozeß zur Verantwortung gezogen wird, so unangemessen ist hier, wie generell, die Todesstrafe.


    In eigener Sache

    Mit diesem Bericht blicken wir auf zwei Monate zurück und durchbrechen damit erstmals den monatlichen Rhythmus der einschlägigen Blogposts auf Archaeologik. Neben dem Rückgang der Meldungen, spielt dabei auch eine Rolle, dass anstehende berufliche Veränderungen meinerseits derzeit eine andere Prioritätensetzung erfordern. Wahrscheinlich gehe ich mit den Blogposts zu Syrien und Irak nun generell zu einem längeren Zyklus über.

    Links

    frühere Posts zum Bürgerkrieg in Syrien auf Archaeologik (u.a. monatliche Reports, insbesondere Medienbeobachtung seit Mai 2012), inzwischen auch jeweils zur Situation im Irak

    Dank an diverse Kollegen für Hinweise.