Montag, 13. März 2023

Eigentlich toll - und doch megafrustrierend und schändlich: NUMiDonline

Im Prinzip ist es ganz hervorragend, Münzen in einer Datenbank vorgelegt zu bekommen, die vielfältige Recherchemöglichkeiten erschließt. 

Der DGUF-Newsletter vom 28.2.2023 nennt das Ganze aber ein Desaster (Spoiler: m.E. zu Recht):

Zu einem verschwindend geringen Anteil haben die Münzen Fundortangaben, obwohl man sich sicher sein kann, dass keine davon in einem Geldbeutel überlebt hat, sondern die Masse irgendwo als Bodenfund aufgetaucht ist - manche vielleicht zufällig, viele mit Sicherheit bei Raubgrabungen.

Die Diskussion um Provenienzen geht nun ja schon einige Jahre, wenn auch primär um NS-Raubkunst und koloniale Güter, aber auch die Diskussion um archäologische Raubgrabungen ist ja keinesfalls neu.

 

Screenshot der Karte aus NUMiDonline: kaum Fundorte
(Map data@ OpenStreetView contributors CC BY SA map data: @MapBox/ Portal des NUMiD-Verbandes CC BY-SA 4.0)

Selbst dort, wo ein Fundort bekannt ist, fehlen jegliche weiteren Angaben. Wenn man einmal gefunden hat, wo man den Fundort überhaupt recherchieren kann - zu den vorgesehenen Optionen gehört das offenbar gar nicht - und man sucht nach Mindelheim als einem der wenigen Fundorte, den die Übersichtskarte überhaupt anzeigt, findet man 28 Münzen der Zeit zwischen 260 und 270, die meisten von Kaiser Claudius Gothicus. Nur die Tatsache, dass alle Literaturangaben auf FMRD I-7 7244 verweisen, verrät, dass man es mit einem Fünzhort aus der Zeit der sog. Alamanneneinfälle zu tun hat. Laut dem Band Fundmünzen im Römischen Deutschland wurde der Hort 1959 zwischen Mindelheim und Augsburg gefunden und geriet durch den Kunsthandel in eine Privatsammlung. Wie die Stücke dann in das Münzkabinett der Klassischen Archäologie der Universität Tübingen gelangten, erfährt man nicht. Der Fundort ist also auch kein gesicherter Fundort.

Münzen mit Abfrage Mindelheim
(Bild: Portal des NUMiD-Verbandes CC BY-SA 4.0)

Beim Fundort Tübingen stößt man auf ein republikanisches As (https://www.ikmk.uni-tuebingen.de/object?id=ID1596), des 3, Jahrhunderts v.Chr., was gelinde gesagt sehr ungewöhnlich ist. Zur Provenienz findet sich nur: Accession Zugangsart Kauf.

Tatsächlich gibt es Stücke, bei denen man zurecht die Bezeichnung  'aus alter Sammlung' gebrauchten könnte. So ist eine Münze, angeblich aus Nagold auf (https://www.ikmk.uni-tuebingen.de/object?id=ID11) auf Regierungsrat Carl Sigmund Tux zurück zu führen, der im Jahre 1798 durch seine testamentarische Schenkung an die Universität Tübingen die dortige Münzsammlung begründete.

Nun sind Universitätssammlungen keine Regional- oder Landesmuseen, an die beispielsweise Grabungsfunde gehen. Insofern darf man die Erwartungen an  Fundortangaben nicht zu hoch hängen. Interessanterweise sind aber auch die berüchtigten alten Sammlungen in NUMiDonline kaum aufzuspüren, vieles wurde über den Kunsthandel als Veräußerer erworben.  Es finden sich auch fundortlose Stücke, deren Provenienz nicht vor 2020 zurück zu verfolgen ist (z.B. https://www.virtuelles-muenzkabinett.de/object?id=ID2148)

Ohne Kenntnis des Fundorts lassen sich nicht einmal einfachste Verbreitungskarten zeichnen, die für das Verständnis wirtschaftsgeschichtlicher Zusammenhänge von Bedeutung sind, auch alle siedlungsarchäologischen Erkenntnisse sind verloren. Ich wiederhole hier eine Tabelle, die den Quellenwert von Münze ohne und mit Kontext einander gegenüber stellt

Ohne Kontext
Mit Kontext
  • Materieller Wert
  • Datierungsmöglichkeit für archäologische Befunde
  • Bildprogramm der Münze
  • ggf. Teil eines Hortfundes (vulgo: Schatzes) mit wichtigen Informationen zu dessen Bildung, Zusammensetzung
  • Rarität
  • Lokaler Münzumlauf

  • Wirtschaftliche Konjunkturen

  • „Schatzhorizonte“: Informationen zu politischen Krisen, Unruhezeiten

  • Regionale Metallzusammensetzungen

  • Bestattungs- und Opfersitten

  • Regionale Wirtschaftsbeziehungen

Anm.: Selbst schlecht erhaltene, nicht mehr exakt bestimmbare Münzen liefern zumindest ein quellenkritisches Korrektiv
Tab.: Der Wert einer Schrottmünze - in rot der vernichtete Wert


Der Beurteilung im DGUF-Newsletter kann ich nur zustimmen:

Die nun öffentlich sichtbaren Kataloge vieler deutscher Münzkabinette verdeutlichen, was "Münzeln sammeln" unter dem Aspekt "Kulturelles Erbe" vorwiegend bedeutet: Das Archivieren von aus ihrem Fundkontext gerissenen Fundstücken, die nach Raubgrabung und Hehlerei in der Regel über Sammlungsschenkungen oder -ankauf in staatliche Hände geraten sind. Da man auch am Ende einer langen Besitzerkette kein rechtmäßiges Eigentum an Dingen erwerben kann, dessen Ursprung illegal ist, macht diese Recherche auch deutlich, dass ein hoher Anteil dieser mit staatlichem Aufwand erworbenen, gepflegten und nun digitalisierten Bestände "sehr fragwürdig" ist - um vorsichtshalber sich aufdrängende, klare juristische Termini zu vermeiden.

NUMiD verdeutlicht, dank Digitalisierung und Open Access nun weithin öffentlich, welch gewaltiger Schaden am Kulturellen Erbe durch Münzsammeln und die derzeitige staatliche bzw. museale Praxis entsteht.

Raubgrabungen lassen sich nicht unterbinden, indem man sie verbietet (das sind sie längst), man muss den Markt austrocknen. Keinesfalls sollten öffentlche Gelder in die Raubgräberei/ Antikenhehlerei fließen, die hier fast immer am Anfang der Provenienzketten steht, ehe über verschiedene Tricks eine Legalisierung erreicht wird. Die Münzen aus einem Zufallsfund, die man mit einem Ankauf "rettet" sind ja offenbar ebenfalls ohne Fundort und damit ihrer wichtigsten Aussagekraft ohnehin schon beraubt und ihr Geld nicht mehr wert. Die Sonderstellung von Münzen etwa im Kulturgutschutzgesetz ist durch nichts zu rechtfertigen. Ein Raubgrabungsloch ist ein Raubgrabungsloch, egal ob für eine Münze, eine Fibel oder einen Nagel.

 

Links


Donnerstag, 9. März 2023

Der unbekannte Hermann Stoll (außer für ChatGPT)

Alle reden über ChatGPT.

Ich hab mir das also auch mal angeschaut. Als allerersten kleinen Test habe ich abgefragt: Wer war Hermann Stoll? 

ChatGPT hat eine völlige Phantasiefigur geschaffen. Die von ChatGPT gegebenen Quellen laufen alle ins Leere, geben Fehlermeldungen oder keine Ergebnisse. Man erahnt, dass für seine Angaben Herbert Jankuhn und Hans Zeiss Pate gestanden haben. 

Der Hermann Stoll, den ich meinte, hat übrigens einen Wikipedia-Artikel, den ChatGPT offenbar nicht herangezogen hat. Der echte Stoll war tatsächlich ein bedeutender Frühmittelalterarchäologe, der in den 1930er Jahren in vielfältiger Hinsicht Pionierarbeit geleistet hat - durch eine der ersten einigermaßen modernen Untersuchungen und Publikationen eines merowingerzeitlichen Reihengräberfelds (Hailfingen), durch seine damals vorbildlichen siedlungsarchäologische Forschungen im Oberen Gäu und durch eine der ersten Ausgrabungen in einer frühmittelalterlichen Siedlung (Neuwied-Gladbach).


Fazit: Erst mal völliger Quatsch.

 

Ich protokolliere hier mal meinen Chat mit ChatGPT


Wer war Hermann Stoll?

Es tut mir leid, aber ich konnte keine bekannte Persönlichkeit namens Hermann Stoll finden. Könnten Sie weitere Informationen oder Kontext zu dieser Person bereitstellen, damit ich Ihnen besser helfen kann?

Er war Archäologe

Vielen Dank für die Zusatzinformationen. Hermann Stoll war ein deutscher Archäologe, der von 1897 bis 1965 lebte. Er war vor allem für seine Arbeit in der Archäologie des Römischen Reiches bekannt und hat bedeutende Beiträge zur Erforschung der römischen Architektur, Skulptur und Keramik geleistet.

Stoll studierte Archäologie, Kunstgeschichte und Geschichte an der Universität München und promovierte dort im Jahr 1923. Er arbeitete zunächst als Assistent am Bayerischen Nationalmuseum in München und später als Kustos an der Antikensammlung in Berlin.

Während seiner Karriere führte Stoll zahlreiche Ausgrabungen durch, darunter in der antiken Stadt Ephesos in der heutigen Türkei und in der römischen Stadt Carnuntum in Österreich. Er veröffentlichte mehrere Bücher und Aufsätze über seine archäologischen Entdeckungen und war Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Organisationen, darunter der Deutschen Archäologischen Institut und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Den meine ich nicht.

Es tut mir leid für die Verwirrung. Könnten Sie mir bitte mehr Informationen über die Person Hermann Stoll geben, auf die Sie sich beziehen? Es gibt möglicherweise mehrere Personen mit diesem Namen, und ich möchte sicherstellen, dass ich die richtige Person identifiziere, über die Sie sprechen.

Er hat zum Frühmittelalter geforscht

Vielen Dank für die Klarstellung. Es gibt einen Hermann Stoll, der ein deutscher Archäologe und Historiker war und sich auf die Forschung zum Frühmittelalter spezialisiert hat. Er wurde am 17. September 1895 in Karlsruhe geboren und starb am 4. Mai 1977 in Bonn.

Hermann Stoll studierte an der Universität Heidelberg und arbeitete später als Assistent an der Universität Gießen. Im Jahr 1922 wurde er mit einer Arbeit zur merowingischen Münzprägung promoviert. Er wurde später Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Bonn.

Stoll ist bekannt für seine Arbeit zur Archäologie und Geschichte des Frühmittelalters, insbesondere zur Archäologie des Rheinlandes und des Westfrankenreiches. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen über die Archäologie, Kunst und Geschichte dieser Zeit verfasst und war ein bedeutender Vertreter der "Bonner Schule" der Archäologie.

Zu seinen bekanntesten Werken gehören "Die Franken" (1949), "Die Merowingerzeit" (1960) und "Grundzüge der Archäologie des Mittelalters" (1963). Stoll war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und erhielt viele Auszeichnungen für seine Arbeit, darunter die Ehrendoktorwürde der Universität Köln.

Haben sie dazu eine Web-Quelle?

Ja, ich kann Ihnen eine Web-Quelle zur Verfügung stellen. Hier sind einige Links zu Websites, auf denen Sie weitere Informationen über Hermann Stoll und seine Arbeit finden können:

Ich hoffe, dass diese Quellen Ihnen weiterhelfen können.

Die Informationen stehen dort nicht!

Es tut mir leid, wenn die Quellen, die ich Ihnen zur Verfügung gestellt habe, nicht hilfreich waren. Ich werde gerne nach weiteren Quellen suchen, die Ihnen bei Ihrer Suche nach Informationen über Hermann Stoll helfen können. Hier sind einige weitere Links, die Sie ausprobieren können:

Ich hoffe, dass diese Quellen Ihnen weiterhelfen können. Bitte lassen Sie mich wissen, wenn Sie weitere Fragen haben oder weitere Hilfe benötigen.

Ich glaube Ihnen kein Wort, denn alle Links bringen keine Ergebnisse zu irgendeiner person des Namens.

Es tut mir leid, dass Sie keine hilfreichen Informationen gefunden haben. Ich werde mein Bestes tun, um Ihnen bei Ihrer Suche nach Informationen über Hermann Stoll zu helfen. Bitte erlauben Sie mir, Ihnen einige Fakten über Hermann Stoll zu präsentieren:

Hermann Stoll wurde am 17. September 1895 in Karlsruhe geboren und starb am 4. Mai 1977 in Bonn. Er war ein deutscher Archäologe und Historiker, der sich auf die Forschung zum Frühmittelalter spezialisiert hatte. Er studierte an der Universität Heidelberg und arbeitete später als Assistent an der Universität Gießen. Er wurde Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Bonn.

Stoll ist bekannt für seine Arbeit zur Archäologie und Geschichte des Frühmittelalters, insbesondere zur Archäologie des Rheinlandes und des Westfrankenreiches. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen über die Archäologie, Kunst und Geschichte dieser Zeit verfasst und war ein bedeutender Vertreter der "Bonner Schule" der Archäologie.

Ich hoffe, dass diese Fakten Ihnen weiterhelfen können. Wenn Sie weitere Fragen haben, lassen Sie es mich bitte wissen.

Na, gute Nacht!

Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte. Wenn Sie weitere Fragen haben oder weitere Hilfe benötigen, stehe ich gerne zur Verfügung. Gute Nacht.

 

Sonntag, 26. Februar 2023

Die Dildo-Meldung aus Vindolanda - Medialisierung und Kommerzialisierung in der archäologischen Wissenschaftskommunikation

Die britische Zeitschrift Antiquity ist eine sehr renommierte archäologische Fachzeitschrift mit einer globalen und methodisch breiten Perspektive. Sie erscheint auch online, wenn leider auch nicht in einem generellen Open Access. Aktuell sind neben einigen Rezensionen mehrere Artikel im First View, d. h. sie sind bisher online erschienen, aber noch nicht im fertig edierten Zeitschriftenheft erschienen.

  • C. Fisher, “Monumentality as traditional ecological knowledge in the northern Maya lowlands,” Antiquity (2023) 1–17. - DOI: https://doi.org/10.15184/aqy.2023.20
    Chelsea Fisher untersucht die Frage, inwiefern Monumentalbauten in den Maya Lowlands an die Entwicklung komplexer Staatsgebilde gebunden sind.
  • A. Högberg, Å. Berggren and K. Brink, “Early Neolithic flint extraction in south-western Sweden: transregional practices on a local scale,” Antiquity (2023) 1–17. - DOI: https://doi.org/10.15184/aqy.2023.12
    Der Beitrag von Högberg et al. analysiert Bergbauspuren der Zeit um 4000 v.Chr. in Södra Sallerup in Südschweden und an der Ostseeküste in der Regoon um Malmö. Interessanterweise gibt es um 4000 v.Chr. eine Phase intensiven Bergbaus während danach vor allem Strandablagerungen (und die Schutthalden des Bergbaus) zur Silex-Rohmaterialgewinnung genutzt wurden. Die Autoren schließen, dass Migrationsmodelle allein nicht ausreichen, den kulturellen Wandel um 4000 v.Chr. zu erklären.
  • C. Mesia-Montenegro and A. Sanchez-Borjas, “Embedded religiousness and the Kotosh religious tradition in highland Peru: the site of La Seductora,” Antiquity (2023) 1–19. - DOI: https://doi.org/10.15184/aqy.2023.17
    Christian Mesia-Montenegro und Angel Sanchez-Borjas nutzen Ausgrabungen bei La Seductora in Peru, die eine kreisförmige Struktur mit einem zentralen Herd und einem unterirdischen Lüftungsschacht erbracht haben, um diese der religiösen Kotosh-Tradtion zuzuweisen und ein Modell für Staat und Gesellschaft in der spätarchaischen und formativen Periode der Anden-Kulturen zu gewinnen.
Weitere Artikel beschäftigen sich beispielsweise mit wirklich seltenen und besonderen Textilresten einer frühen bäuerlichen Gruppe in Mittelitalien oder mit ebenfalls recht selten so gut erhaltenen mesolithischen Werkzeugen. Methodisch interessant iust der Beitrag von eren et al., die natürliches Geschiebe aus der Antarktis untersuchen, um Kriterien für menschliche Nutzung zu erkennen und so frühestes, primitives menschliches Werkzeug erkennen zu können.
  • I. Armit, C.-E. Fischer, H. Koon, R. Nicholls, I. Olalde, N. Rohland, J. Buckberry, J. Montgomery, P. Mason, M. Črešnar, L. Büster and D. Reich, “Kinship practices in Early Iron Age South-east Europe: genetic and isotopic analysis of burials from the Dolge njive barrow cemetery, Dolenjska, Slovenia,” Antiquity (2023) 1–16. - DOI: https://doi.org/10.15184/aqy.2023.2
  • M. Mineo, N. Mazzucco, M. Rottoli, G. Remolins, L. Caruso-Ferme and J.F. Gibaja, “Textiles, basketry and cordage from the Early Neolithic settlement of La Marmotta, Lazio,” Antiquity (2023) 1–17. - DOI: https://doi.org/10.15184/aqy.2023.21
  • M.I. Eren, M.R. Bebber, B. Buchanan, A. Grunow, A. Key, S.J. Lycett, E. Maletic and T.R. Riley, “Antarctica as a ‘natural laboratory’ for the critical assessment of the archaeological validity of early stone tool sites,” Antiquity (2023) 1–11. - DOI: https://doi.org/10.15184/aqy.2023.25
  • J. Kabaciński, A. Henry, É. David, M. Rageot, C. Cheval, M. Winiarska-Kabacińska, M. Regert, A. Mazuy and F. Orange, “Expedient and efficient: an Early Mesolithic composite implement from Krzyż Wielkopolski,” Antiquity (2023) 1–19. - DOI: https://doi.org/10.15184/aqy.2023.3
Kurz, es gibt aktuell in Antiquity viele hochinteressante und wichtige Artikel, die viel über vergangene Gesellschaften lernen lassen und die es Wert wären, dass der Wissenschaftsjournalismus das aufgreift und verbreitet.
Und dann gibt es noch diesen Artikel zu einem Stück römischem Holz:
  • R. Collins and R. Sands, “Touch wood: luck, protection, power or pleasure? A wooden phallus from Vindolanda Roman fort,” Antiquity (2023) 1–17. - DOI: https://doi.org/10.15184/aqy.2023.11
Das etwa 16 cm lange Holzstück stammt aus Vindolanda am römschen Hadrinswall, wo es einige Befunde gibt, in denen sich Holz-Objekte in Staunässe unter Sauerstoffabschluss erhalten haben. Berühmt sind die Vindolanda-Schreibtäfelchen, die prvate Briefe, aber auch  Militär-Schriftgut enthalten. 1992 war neben vielen anderen Holzteilen auch das nun thematisierte Holzstück gefunden und als irgend ein Werkzeug eingeordnet worden.
Just dieser Artikel zu einem Stück Holz wird nun vom Wissenschaftsjournalismus verheizt. Es soll sich nämlich um einen Holz-Penis handeln....

Das ist nur eine kleine Auswahl aus den deutschsprachigen Berichten. Gestern morgen hat mich mein Radiowecker geweckt, als der bayerische Rundmeldung die Dildomeldung für wichtig genug erachtete, die Berichterstattung zum Jahrestag von Putins Angriffskrieg zu unterbrechen.

 

Object W-1992-1062 from Vindolanda (photographs by R. Sands).
(aus:
R. Collins / R. Sands, Touch wood: luck, protection, power or pleasure? A wooden phallus from Vindolanda Roman fort. Antiquity 2023, 1–17 [CC BY NC ND]).

Was ist nun die Aussage all dieser Meldungen? "Fund überrascht Wissenschaftler" titelt das Hamburger Abendblatt völlig am Antiquity-Artikel vorbei, denn die beiden Autoren zeigen sich keineswegs überrascht. Angesichts der Vielzahl von Phallus-Darstellungen in der Antike ist es eben gar nicht überraschend, dass mal ein Holz-Phallus auftaucht. Immerhin ist im vorliegenden Fall die formale Interpretation des Holzstücks als Phallus durchaus plausibel.

Bei BILD wird der Vindolanda-Dildo nun gleich zum ältesten Sex-Toy der Welt. Jedenfalls wirft Google-News den folgenden Artikel noch mit dem Titel "Sextoy entdeckt! Archäologen finden ältesten Dildo der Welt" aus. Eventuell haben die BILD-Autoren den Antiquity-Artikel doch noch gelesen, denn anscheinend wurde der Titel geändert.


Im Allgemeinen herrscht fröhliches rätseln, telweise, wie bei swr3. Hier wird die Entscheidung dem Bauchgefühl des Publikums überlassen. BILD bemüht am Ende lieber noch SM-Phantasien, indem dem Leser noch die Vermutung auf den Weg gegeben wird, der Dildo könne auch als Folterwerkzeug gedient haben. Karin Schlott fokussiert als klassische Archäologin in ihrem Bericht - nahe am Originalartikel - für spektrum.de wenigstens auf die methodische Frage der Klassifikation des Objekts und die Schwierigkeiten, die solche archäologischen Interpretationen aufwerfen.

Worum es den Autoren bei der Publikation des Holzstückes geht, wird, soweit ich sehe nur beim Spiegel  angesprochen. R. Collins und R. Sands wollen mit der Publikation eine Suche nach ähnlichen archäologischen Funden anstoßen, damit weitere Forschung ein relevantes Narrativ über Sexualverhalten in der Vergangenheit entwickeln kann. "For various reasons, interpreting the Vindolanda phallus as a sexual implement is more difficult, and perhaps uncomfortable, for a modern audience. Nonetheless, we should be prepared to accept the presence of dildos and the manifestation of sexual practices in the material culture of the past." Letztlich geht es darum, mit dem Blick auf andere, hier eben vergangene Kulturen, moderne Wertvorstellungen zu hinterfragen.

Das Beispiel zeigt, dass die Auswahlkriterien der Medien andere sind, als das die Archäologie vielleicht gerne hätte. Die Medialisierung braucht Anknüpfungspunkte beim potentiellen "Publikum" und setzt so ihre Themenschwerpunkte.

Die Diskussion, die hier notwendig ist, geht nicht um guten Wissenschaftsjournalismus (vgl. Scherzler 2005),  sondern muss überhaupt erst mal für die Archäologie selbst reflektieren, was denn die Aussagen sind, die wir für wichtig erachten, für wen wir diese wichtig erachten - und natürlich: warum, wir sie für wichtig erachten. Auch nicht ganz unwichtig ist dabei die Selbstreflektion darüber, ob wir für unser Fach/ unsere Wissenschaft oder für die Gesellschaft etwas erreichen wollen.  Es findet hier - gar nicht mehr so neu - eine beklagenswerte Aufmerksamkeitsökonomie Einzug (vgl. Samida 2012), mit der Wissenschaftskommunikation irgendwie umgehen muss.

Letztlich ist die Dildo-Meldung aus Vindolanda noch gimpflich oder gar erfolgreich abgelaufen - anders als in anderen archäologischen Sex-Stories:

 Links zu weiteren Pressemeldungen

Link

Literatur

  • Samida 2012: S. Samida, Medialisierte Archäologie: Inszenierung – Kommerzialisierung – Pornografisierung. In: C. Kühberger/A. Pudlat (Hrsg.), Vergangenheitsbewirtschaftung. Public History zwischen Wirtschaft und Wissenschaft (Innsbruck, Wien, Bozen 2012) 120–138.
  • Scherzler 2005: D. Scherzler, "Es geht uns nicht um Gold und Sensationen". Pressearbeit für Archäologen. Arch. Inf. 28, 2005, 153–159.


Freitag, 24. Februar 2023

Richard Cooke (1946-2023): Pionier der Umweltarchäologie

Diese Woche ist in Panama Richard Cooke verstorben. Er war ein  praktisch arbeitender Umweltarchäologe, der in seiner Wahlheimat Panama vorbildlich die Vielfalt der Mensch-Umweltbeziehungen, die methodischen Ansätze und Bedeutung der Umweltarchäologie gezeigt hat. Geboren 1946 in England, studierte in Bristol und forschte seit 1969 in Panama. Daraus entstand 1972 seine Dissertation an der Universität in London.

1983 übernahm er von Olga Linares den Posten als Archäologe am Smithsonian Institute for Tropical Research (STRI) in Panama. Archäologie war hier eingebunden in ein Institut, das seinen Schwerpunkt in der Biologie und Biodiversität der Tropen hat. Richard Cooke befasste sich mit dem prä-columbischen Human Impact auf die Tropen, untersuchte die Diskontinuitäten der Kultur- und Umweltgeschichte Panamas und erforschte die Bedeutung der verschiedenen Landschaften des südlichen Mittelamerikas für die Wirtschaftsgeschichte. Mit einem eigenen Schwerpunkt in der Archäozoologie förderte er die Anwendung moderner naturwissenschaftlicher Methoden zur Umweltarchäologie und thematisierte etwa die Rolle von Aquakultur für die präcolumbische Wirtschaftsweise. Richard Cooke hat hier umweltarchäologische Forschungen voraangetrieben, lange bevor diese in Europa populär wurde.

Wenngleich sein Interesse den prähistorischen Perioden galt, leistete er doch auch Pionierarbeit für die historische Archäologie in Panama. Bereits in den 1980er Jahren publizierte er gemeinsam mit Beatriz Rovira einen Artikel, der kolonialzeitliches Fundmaterial aus Panama City vorlegte.

Richard Cooke prägte über 50 Jahre die Archäologie in seiner Wahlheimat Panama, bildete unzählige Studierende aus und förderte mit Offenheit und Ethusiasmus den wissenschftlichen Nachwuchs. Ich habe Richard Cooke vor etwa 20 Jahren kennengelernt, als wir von Tübingen aus ein kolonial-zeitliches Forschungsprojekt in Panama begonnen haben. Er hat uns in vielfältiger Weise unterstützt, indem er in seinem Labor die Bestimmung der heimischen Fauna übernahm, uns auf Exkursionen begleitete oder mir Zugang zu den kolonialzeitlichen Funden seiner Surveys gab. 2006 hat er mich tatkräftig bei der Bewerbung für ein Stipendium beim STRI unterstützt, das ich leider nie angetreten habe, weil sich mir beruflich andere Chancen boten. Mit ihm intensiver zu arbeiten, ist eine Erfahrung ,die mir entgangen ist. Immerhin konnte ich einmal mit ihm publizieren, was ich als Ehre empfinde.

 

Cerro Juan Diaz - eine von Richard Cookes Fundstellen
(Foto: R. Schreg)


Viele unserer Kolleg*innen aus Panama teilen ihre Erinnerungen an Richard gerade in den Social Media (insbesondere auf facebook z.B. hier, hierhier und hier) und zeigen, dass er sich nicht nur wissenschaftlich sondern auch durch seine Persönlichkeit größten Respekt erworben hat.

Links

Literaturverweise

  • Richard G. Cooke/  Beatriz Elena Rovira, Historical Archaeology in Panama City,
  • Juan G. Martín / Tomás Mendizábal / R. Schreg / Richard G. Cooke/ Dolores Piperno, Pre-Columbian raised fields in Panama: First evidence. Journal of Archaeological Science: Reports 3, 2015, 558–564.  - https://doi.org/10.1016/j.jasrep.2015.08.018 

Mittwoch, 22. Februar 2023

Neue Schatzdefinition in UK

In England wird eine Novellierung des Treasure Act diskutiert. 

Das Problem ist, dass viele Sondengängerfunde der Wissenschaft verloren gehen, da nur für Funde mit Edelmetallanteil eine Meldepflicht und eine Möglichkeit besteht, die Funde für die Wissenschaft zu sichern. Trotz Portable Antiquities Scheme, einer Meldeplattform, die zwar zu einer enormen Steigerung der Fundmeldungen geführt hat, gehen viele Funde an der Wissenschaft vorbei und landen in Privatbesitz. Einer der auslösenden Fälle ist der Fund des Crosby Garret-Helms, der in Privatbesitz verschwunden ist. Er bestand lediglich aus einer Kupferlegierung. 

Crosby Garrett Helm, römischer Kavallerie Helm des späten 2. oder frühen 3. Jh. n.Chr., aus einer Kuperlegierung
(Foto: Portable Antiquities Scheme [CC BY 2.0] via WikimediaCommons)

 

Anstelle der alten Formulierung, wonach ein Fund als treasure gilt, wenn er mindestens 300 Jahre alt ist und wenigstens teilweise aus Edelmetallen, wie Gold oder Silber besteht, oder Teil eines Horts mit Edelmetallobjekten ist, sehen die Änderungen nun vor, dass es sich um außergewöhnliche mindestens 200 Jahre alte Funde handeln soll, unabhängig von der Art von Metall aus der sie bestehen. Das ist eben so unsinnig wie die bisherige Regelung und birgt auch gewisse Risiken. 

Hintergrund ist die Rechtstradition in England, die grundlegend anders ist als in Deutschland (vgl. Schreg 2015). Der englische Treasure Act hat von seiner Herleitung her wenig mit den deutschen Denkmalschutzgesetzen zu tun. Der Treasure Act löste 1996 das alte Gewohnheitsrecht des Treasure Trove ab, das die Ansprüche des Königs auf herrenlose und bewusst deponierte Schätze regelte. Bewusst deponierte Gold- und Silberschätze, deren Eigentümer nicht mehr ermittelt werden kann, fallen demnach in den Besitz des Königs. Es handelt sich also um ein echtes Schatzregal mit einem vermögensrechtlichen Hintergrund, das zunächst keinerlei Zielsetzungen im Bereich der Denkmalpflege hatte. Erst mit der Neuregelung durch den Treasure Act 1996 und einer Novellierung von 2003 wurde das Gesetz so gefasst, dass in England und Wales dadurch auch archäologische Funde in größerem Ausmaß für die Krone respektive für den Staat eingefordert werden können. Nach wie vor wird dies nur bedingt erreicht, da nicht-metallische Funde nur dann unter die Regelung des Treasure Act fallen, wenn sie in einem Kontext mit einem metallischen Schatz (treasure) stehen, also beispielsweise ein Keramikgefäß als Schatzbehälter dient. Bislang war die Definition eines treasure sogar auf Objekte mit Edelmetallanteil beschränkt. Mögliche Schätze sind innerhalb von 14 Tagen nach dem Fund beim zuständigen Coroner anzuzeigen, der prüfen lässt, inwieweit der Fund als Treasure im Sinne des Gesetzes zu gelten hat. Liegt dieser Fall vor, ist dem Finder und Grundeigentümer der von der Kommission festgelegte Verkehrswert des Fundes zu zahlen, ansonsten verbleibt er in Privatbesitz und kann z.B. auch legal auf den Markt gebracht werden. Solche Schatzfunde stellen die betroffenen Museen regelmäßig vor das Problem, dass Geldsummen eingeworben werden müssen, die weit über ihr normales Budget hinausgehen. Oft gelingt dies nicht, und die Spur der Funde verliert sich. Immerhin sind die Treasures jedoch beim Coroner registriert, so dass wenigstens eine rudimentäre Dokumentation sichergestellt ist. Aufgrund dieser Regelungen sind es meist vor allem die hohen finanziellen Werte der Schatzfunde, die in Medienberichten im Mittelpunkt stehen und die Funde unisono bejubeln. 

Die Regelungen des Treasure Act unterscheiden sich grundlegend vom deutschen Schatzregal, das hier ein Teil der Denkmalschutzgesetze der Länder, aber kein eigenständiges Gesetz ist. Das deutsche Schatzregal hat keine feudale Tradition, sondern ist erst mit der Denkmalschutzgesetzgebung im Wesentlichen seit den 1970er Jahren entstanden, so dass der Begriff des Schatzregals eigentlich irrefuhrend ist, da er Sondengänger vermuten lasst, es ginge darum, dem Staat Vermögenswerte zu sichern. Tatsächlich sollen alle wissenschaftlich bedeutenden Funde – nicht nur Schätze, sondern gegebenenfalls z.B. auch Silex- oder Keramikfunde – der öffentlichen Hand gesichert werden. Zudem soll Schatzgräbern, dadurch dass sie kein rechtmäßiges Eigentum an wissenschaftlich bedeutenden Funden erwerben können, der Anreiz zu Raubgrabungen genommen werden. In der Praxis wird ein Verstoß gegen das Schatzregal juristisch als Unterschlagung betrachtet und Gerichte werden in Deutschland erfahrungsgemäß nur dann aktiv, wenn der materielle Wert des Fundes hoch eingeschätzt wird, wie das beispielsweise die Anklage im Falle des Barbarenschatzes von Rülzheim gezeigt hat. Die genauen Bestimmungen – ggf. auch über eine Entschädigungsregelung – sind in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich; man unterscheidet ein großes und ein kleines Schatzregal, je nachdem, ob es sich auf alle Funde oder nur auf jene aus staatlichen Nachforschungen (Grabungen, Begehungen) bezieht.

Die Änderung der Schatzdefinition in England ändert nichts daran, dass andere archäologische Funde aus Silex oder Keramik keinen Schutz durch den Treasure Act haben. Vielleicht ist das aber auch ganz gut so, denn der Treasure Act hebt ja den finanziellen Aspekt der archäologischen Funde hervor und macht so aus der archäologischen Wissenschaft eine pure Schatzgräberei. Für geldgierige Sondengänger ist der Treasure Act übrigens auch eine Preisgarantie. Kann die öffentliche Hand das Geld nicht aufbringen, kann er sein Glück auf dem freien Markt versuchen, mit einer Expertise und einer Preisschätzung. Ein Fund könnte auf dem freien Markt zwar unter Umständen einen deutlich höheren Preis erzielen, aber das ist letztlich doch recht unwahrscheinlich. Mit einer Ausdehnung des Treasure Acts gibt es für Sondlerfunde in England nun ein noch weitergehendes Abnahmeversprechen. Da allerdings nicht davon berichtet wird, dass den Museen künftig auch mehr Geld zur Verfügung stehen wird, werden Museen letztlich auch nicht mehr erwerben können. 

Mit der Ausdehnung der Treasure-Definition werden noch mehr Sondler ermutigt, Löcher in archäologische Fundstellen zu graben. PAS ist für die Archäologie keine Erfolgsgeschichte, es werden zwar mehr Funde gemeldet, aber auch mehr Löcher gemacht...


Das Prinzip der Raubgrabungslöcher: Mona Lisa durchlöchert
(verändert nach Leonardo da Vinci via WikimediaCommons)

Links


Literatur


 

Sonntag, 19. Februar 2023

Sondengänger überfällt römischen Gutshof

In der Schweiz gibt es wieder mal einen Fall, der die Zerstörungen publik macht, die Sondengänger (und die Mehrzahl sind leider die schwarzen Schafe) so anrichten.

Mal angenommen, die Raubgräber hätten tatsächlich einen Münzschatz gefunden: Er gäbe wichtige Auskunft nicht nur über die Geschichte des Gutshofes (villa rustica) im Umland des antiken Augst/ Augusta Raurica. Solche Schätze sind durchaus in einiger Zahl bekannt und geben in ihrer Gesamtanalyse wichtige Anhaltspunkte über Unruheregionen in der Spätantike. Die Münzen ergeben aus der Datierung ihrer letzten einen recht genauen zeitlichen Ansatzpunkt. Sie lassen Aufschluss über den Münzumlauf zu. All das sit nur möglich, wenn der Hortfund nicht in Einzelmünzen (gar als "Schrottmünzen") verhökert wird, sondern zusammen bleibt und der Wissenschaft auch mit einem Fundort bekannt wird. Ganz besonders wichtig ist es aber auch, dass der Fund genau geborgen wird, dann erlaubt er eventuell eine Zuordnung zu einer Umbauphase des Gutshofes, wir erfahren, wo er genau versteckt wurde.

Erst vor kurzem hat ein Sondengänger - ehrenamtlich im Auftrag und mit Betreuung durch die Kantonarchäologie - im nur wenig südlich gelegenen Bubendorf einen römischen Schatzfund gefunden - und nicht gleich ausgebuddelt, sondern der Archäologie gemeldet. Mit der sorgfältigen Ausgrabung konnte das Schatzgefäß im Block geborgen werden. Röntgenbilder zeigen, dass die Münzen offenbar in zwei Portionen, wohl in Leder verpackt in einem Keramikgefäß vergraben wurden. Interessant ist nun, dass eben dieser Schatz nicht in einen der bekannten Schatzfundhorizonte passt.

 
Mal angenommen, der Raubgräber von Munzach hat keinen Schatz gefunden - was sehr viel wahrscheinlicher ist.  Vielleicht hat er ein paar einzelne Münzen oder Fibeln. Die wären ebenso interessant, um etwas über die Bewohner und Bewohnerinnen der Villa zu lernen - eventuell im Vergleich zur benachbarten Stadt Augst. Sie könnten ebenso Bauphasen datieren. Nun können Sie nichts von alldem. Sie können angestaubt in einem Regal oder auf Samtkissen und angestrahlt in einer Privatvitrine liegen. Wissenschaftlich sind sie nun Schrott. Schlimmer noch: Mit seinen Löchern hat der Raubgräber aber auch in den Befund eingegriffen und ihn zerstört. So eine Münze könnte in einem Pfostenloch gelegen haben, das der Raubgräber mit seinem Loch einfach tilgt. Gerade mit Münze wäre es wichtig gewesen um eine mögliche hölzerne Bauphase zu erkennen. Münzen liegen auch nicht einfahc so herum. Eine genaue Einmessung und Kartierung könnte Aktivitätszonen zeigen und eventuell verraten, wo Geschäftsräume lagen.
Die Sonde piepst aber nicht nur einmal. Da liegen natürlich auch für Sondler unattraktive Metallbruchstücke oder Dachnägel. Ein Loch kommt ans nächste...


 
Das Prinzip der Raubgrabungslöcher: Mona Lisa durchlöchert
(verändert nach Leonardo da Vinci via WikimediaCommons)

Danke "liebe" Raubgräber für nichts!