Freitag, 28. Dezember 2012

Die Parabel vom „Fluch des Teufelsbergs“


ein Gastbeitrag von Miriam Surek


Am Rand der Düringsheide in der Niederlausitz, zwischen Briesnig und Horno erhob sich einst ein 'mystischer' Hügel mit Namen Teufelsberg. Ebenso wie das Dorf Horno und die Düringsheide wurde er in Vorbereitung von Braunkohletagebau abgeräumt und enthüllte seine Vergangenheit. Archäologische Untersuchungen der Binnendüne stießen zunächst auf einen spätmittelalterlichen Hof des 14. Jahrhunderts und einige Meter tiefer auf ein mehrphasiges germanisches Gehöft der 2. Hälfte des 3. bis zum Ende des 4. Jahrhunderts. Sandüberwehungen konservierten sowohl die Höfe als auch umliegendes Ackerland und überlieferten so Hinweise auf die Landnutzung beider Besiedlungszeiträume. Eine Auswertung der Grabungen zeigte die Geschichte der lokalen Bodenveränderungen unter dem Pflug des Menschen. Der Teufelsberg präsentiert eine Geschichte der Bodenerosion, aber mehr noch: eine Parabel zur Geschichte menschlichen Umweltverhaltens.



Die Geschichte des Teufelsbergs im Längsschnitt
(Graphik: M. Surek, mit freundlicher Genehmigung)


ein germanisches Gehöft
Die Befunde des germanischen Gehöfts waren sehr gut erhalten. Man stellte drei aufeinander folgende Wohnhäuser mit Lehmfußboden und Nebengebäuden fest. Die Siedlungsfläche wurde phasenweise teils von Ackerland überlagert. Es ist anzunehmen, dass eine Siedlungsverlagerung nach Westen hin stattfand um mit Nährstoffen angereicherte ehemalige Siedlungsfläche landwirtschaftlich zu nutzen, da Phosphat als Dünger das Pflanzenwachstum unterstützt. Die erhaltenen Pflugspuren und der Oberschenkelknochen eines älteren Rindes weisen auf die Nutzung eines von Ochsen gezogenen Hakenpflugs hin.
Nach etwa 100 Jahren Besiedlung ist die vierte Phase des Gehöfts die für die Umweltforschung ergiebigste. Auf der grauen fundreichen Kulturschicht der ersten drei Phasen befand sich eine feine fundführende Sandüberwehung als letzte germanische Schicht.

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Gefängnisstrafen für Sondengänger

Entgegen einer weit verbreiteten Ansicht in deutschen Sondlerkreisen genießen Sondengänger auch in Großbritannien keine Narrenfreiheit: Zwei Sondengänger sind nun zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr, ausgesetzt auf Bewährung sowie zu Sozialarbeit verurteilt worden. Sie waren im Sommer verhaftet worden, als sie illegal in der römischen Stadtanlage bei Irchester gegraben hatten.

In Griechenland wurden zwei Raubgräber zu 20 bzw. 16 Jahren Haft verurteilt. Sie hatten ein reich ausgestattetes Gräberfeld des 6. Jahrhunderts v.Chr. bei Thessaloniki geplündert und die Funde verkauft.
Nachtrag (27.12.2012)
Ein weiteres Urteil aus Großbritannien
und die Forderung von English Heritage nach härteren Strafen
Nachtrag (2.1.2013)
Paul Barford auf PACHI (21.12.2012): Metal Detectorist Sentenced for Stealing Archaeological Evidence

Freitag, 21. Dezember 2012

Ich hoffe, Sie können dies noch lesen...

aber die Chancen stehen prinzipiell sehr gut:
Eine Analyse des Hype um den Untergang der Welt am 21.12.2012, die Rolle indigener Völker und die Instrumentalisierung der Vergangenheit bietet
Alex Gertschen, Der tägliche Untergang der Maya. APuZ (11.12.2012)

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Keine Publikation nachweisloser Artefakte

Eine neue Publikations-Richtlinie des Deutschen Archäologischen Instituts zum Umgang mit Artefakten unbekannter Herkunft legt nun fest, dass keine Funde mehr "publiziert werden, deren legale Herkunft nicht eindeutig nachgewiesen ist." Dies schließt Funde unbekannter Herkunft mit ein, die bereits in Ausstellungsmaterialien, Katalogen oder anderweitig publiziert sind. Ausnahmen sind nur möglich, wenn der Umstand der unbekannten Herkunft deutlich hervorgehoben und problematisiert wird.

Das mag kurzfristig gesehen einzelne Forschungen behindern, die nun keine Objekte aus dem Kunsthandel mehr einbeziehen können; mittel- bis langfristig wird dies aber hoffentlich mehr als ausgeglichen dadurch, dass weniger Fundstellen durch Raubgrabungen zerstört werden. Wissenschaftliche Studien mit illegalen Objekten dürften erheblich zu deren Wertsteigerung und zu einer weiteren Ausdehnung von Raubgrabungen beitragen.

Link
via DGUF-Newsletter (5.12.2012)

Dienstag, 18. Dezember 2012

Falsches Signal: Kolumbien gibt Wracks zur Plünderung frei


Mit großer Mehrheit hat das Parlament von Kolumbien ein neues Kulturgesetz verabschiedet, das es Unternehmen erlaubt, 50% der aus historischen Wracks geborgenen Goldfunde zu verkaufen. Unter dem Einfluß der Schatzgräberlobby wurde die - falsche - These der wissenschaftlich wertlosen Dublette aufgegriffen. Unbeachtet dieser Überlegungen bedeutet aber das Versprechen von legalen Gewinnen einen Aufruf zur Plünderung historischer Wracks.
Archäologen, die schon vorher gegen den Gesetzesentwurf demonstriert hatten, kündigten an, Klage einzureichen, da das Gesetz gegen nationales wie internationales Recht - unter anderem gegen die UNESCO-Konvention zum Schutz des Kulturerbes unter Wasser - verstoßen würde.


Zum Archäologenprotest:

Montag, 17. Dezember 2012

Vernichtende Kritik der UNESCO

Blick über die Bucht auf Casco
(Foto R. Schreg, 2004)
Der Zustandsbericht 2012 der UNESCO über das Weltkulturerbestätte Cacco Viejo und Panamá la Vieja fällt vernichtend aus: Bemängelt wird insbesondere das Projekt der Cinta Costera, einer meeresseitigen Umgehungsstraße um die auf einer Halbinsel gelegenen Altstadt von Panama (Casco Viejo). Hier seien niemals ausreichende Pläne vorgelegt worden, Alternativen nicht geprüft worden und Maßnahmen zur Erhaltung unterlassen worden. Deutlich wird angesprochen, dass die Regierung eine Hinhaltetaktik gefahren hätte.
Kritisiert aber wird auch der Neubau der Avenida Cincuentenario in Panama Viejo. Hier geht es eigentlich um die Aufwertung des Ruinengeländes durch die Verlegung einer Hauptverkehrsachse, die derzeit noch das Ruinengelände durchschneidet. Die Regierung folgte jedoch nicht den Empfehlungen des Patronato Panama Viejo, sondern wählte eine Route am Rande des geschützten Gebietes, die nun die archäologische Substanz dort zerstört hat. Die UNESCO kritisiert die fehlenden Notgrabungen - tatsächlich hat man den Aushub den Archäologen lediglich zur Durchsuchung zwischengelagert! Die Untersuchungen unseres Tübinger Projektes hatten deutlich gezeigt, dass gerade die Randzonen der Stadt von großer Bedeutung sind, da hier die Wohnquartiere der Unterschichten lagen.



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Interne Links

 

 

 

Freitag, 14. Dezember 2012

Habitus - ein soziologisches Konzept in der Archäologie


Rainer Schreg - Jutta Zerres - Heidi Pantermehl - Steffi Wefers - Lutz Grunwald


Dieser Blogpost präsentiert ein Arbeitspapier, das im Sommer 2012 in einer kleinen Arbeitsrunde am RGZM entstanden ist. Sein Ziel ist eine grobe Orientierung im Thema. 

(Nachtrag 7.12.2013): Der Artikel ist inzwischen in einer überarbeiteten Version in den Archäologischen Informationen 2013 publiziert:
http://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Schreg-etal.pdf (early view) unter http://www.dguf.de/index.php?id=9

(Nachtrag 5.8.2014): Die Printversion ist erschienen, damit steht der Artikel unter DOI: 10.11588/ai.2013.0.15324 auf http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/15324
Vergl. Habitus - vom Blog zur 'echten' Publikation. Archaeologik (5.12.2013)


Das Hauptinteresse sozialgeschichtlicher Analysen in der Archäologie gilt der Identifikation sozialer Gruppen und Schichten, wobei eindeutig die Eliten im Mittelpunkt stehen. In diesen Kontext gehört auch das weite Feld ethnischer Interpretationen, das zunehmend mit - berechtigter - Skepsis betrachtet wird.
In jüngerer Zeit wurde der Erkenntnis Rechnung getragen, dass diese Gruppen keine konstanten Entitäten sind. Vermehrt wurde nach Identität und Distinktion gefragt. Wesentlich dafür ist das Habitus-Konzept von Bourdieu, das aber nur selten reflektiert wurde.
Bourdieus Habitus-Konzept ist aber noch aus einem zweiten Grund interessant für archäologische Interpretationen:
Ein wesentliches Problem in der Diskussion umwelthistorischer Themen ist die Rolle des Menschen, die von einer historischen und einer naturwissenschaftlichen Perspektive höchst unterschiedlich gesehen wird.
Der Historiker beklagt die deterministischen naturwissenschaftlichen Interpretationen, wie andererseits der Naturwissenschaftler 'den' Historiker für unfähig hält, vom speziellen Einzelfall auf relevante Zusammenhänge zu schließen. Entscheidend ist dabei die Sicht der individuellen Entscheidungsfreiheit des Menschen. Das traditionelle Geschichtsbild setzt diese sehr hoch an, ist es doch etwa im Hegelschen Geschichtsverständnis das Genie, das Geschichte gestaltet. Naturwissenschaftliche Analysen müssen hingegen vom Individuum abstrahieren und unterstellen damit leicht ein regelhaftes Verhalten. Der Habitus vermag hier eine Brücke zu schlagen. Für die Modellierung von Dorfökosystemen ist der Habitus daher eine wichtige Grundlage, um menschliches Verhalten, jenseits funktionaler Rationalität einzubinden. Zwar wurde auch hier kritisiert, dass das Habitus-Konzept zu deterministisch sei, doch ist es eben ein Kennzeichen des Habitus, Normen wie auch Handlungsspielräume zugleich zu schaffen. Der Habitus verbindet die Mikroebene des Individuums mit der Makroebene der Gesellschaft.

Habitus

Der Habitus ist ein vielschichtiges System von Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsmustern, das die Ausführungen und Gestaltung individueller Handlungen und Verhalten mitbestimmt. Er ist begründet in den Lebensbedingungen, der sozialen Lage, dem kulturellen Milieu und der Biographie eines Individuums (in Anlehnung an Liebsch 2008, 74). Der Begriff des Habitus vermittelt damit zwischen der Ebene des Individuums und der Ebene der Sozialstruktur.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Türkei zieht vor den europäischen Gerichtshof für Menschenrechte

Mitgliedsstaaten der Europäischen
Menschenrechtskonvention
(Karte: Cj73 [CC-BY-SA 3.0]
via WikimediaCommons)
Die Türkei kämpft seit Jahren darum, Antiken aus verschiedenen europäischen Museen zu "repatriieren", wohin sie vor allem im 19. Jahrhundert gelangten. Im Falle der Statuen aus dem Mausoleum von Halikarnassos wird die Türkei nun im Januar 2013 den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anrufen.

Die genaue juristische Argumentation ist noch nicht publik, doch hat der Blog Illicit Cultural Property den Fall bereits kommentiert: Illicit cultural property (10.12.2012): Is Cultural Heritage a Human Right?
Derek Fincham bezweifelt, ob es ein Menschenrecht auf Kulturerbe gibt. Er argumentiert allerdings vor allem mit der sicher schwierigen Praxis. Worin begründet sich ein Anspruch auf Kulturerbe? Er wirft die Frage auf, inwiefern nicht inzwischen auch die Londoner einen Anspruch auf die Statuen des Mausoleums hätten, da sie dort sei gut 150 Jahren im British Museum zu sehen sind. Ergänzend müsste man fragen, ob ein Lokalitäts- oder ein Abstammungs- bzw. Traditionsprinzip gilt. Letzteres ist kaum je beweisbar. Und eigentlich lässt sich die Frage auch nicht von jener der Legalität der damaligen Exporte völlig trennen.
Ein Recht auf Kulturerbe gibt es m.E. aber durchaus. Letztlich beruht darauf ja die Rechtfertigung des Denkmalschutz: Im Anrecht künftiger Generationen auf ihre eigene Geschichte.


Zur Situation der Archäologie in der Türkei und den türkischen Rückgabeforderungen:

Nachtrag (16.12.2012)

    American Diggers in Spanien

    Die umstrittene Raubgräberserie American Digger wird nun in der spanischen Fassung auch in Spanien ausgestrahlt. Auch hier sammeln Kollegen jetzt Unterschriften:
    Die englische Originalversion wurde unter anderem auch schon in Australien gesendet.


    Interne Links

    Mittwoch, 12. Dezember 2012

    Popularisierung und Instrumentalisierung

    Hingewiesen sei auf zwei Beiträge im jüngsten DGUF-Newsletter (5.12.2012), die ein Licht werfen auf die komplexe Interaktion von Wissenschaft und Medien. Einerseits wird ein Artikel der kanadischen Archäologin April Nowell aus dem "New Scientist" aufgegriffen, der das Phänomen der "Steinzeit-Pornografie" beschreibt (siehe auch Archaeologik: Rotlicht statt Wissenschaft). Der zweite Beitrag beleuchtet den Versuch einer spanischen Forschergruppe, die Medien für ihr Projekt zu instrumentalisieren.


    Links

    Montag, 10. Dezember 2012

    Internationale Truppe gegen Antikenhehlerei

    Angesichts eines steigenden Finanzvolumens des illegalen Antikenhandels und der Verwicklung terroristischer Vereinigungen wie Al Quaida und die Taliban soll künftig eine Aufklärungs-Einheit namens "International Observatory on Illicit Traffic in Cultural Goods" die Zusammenarbeit zwischen Interpol, den Vollzugsbehörden, der UNESCO sowie Forschungseinrichtungen verbessern.
    via DGUF-Newsletter (5.12.2012)

    Samstag, 1. Dezember 2012

    Syrien: "Krieg ist gut fürs Geschäft" (November)

    Wie immer finden sich in der fb-Gruppe Le patrimoine archéologique syrien en danger الآثار السورية في خطر zahlreiche Bilder der Zerstörung aus verschiedenen Museen (Musée de Mou’art el-Nou’man) und von archäologischen Fundstellen und historischer Bausubstanz (Mosche und Burg in Idleb-M'arrat el-Nu'man, Burg des 12. Jh. in Deir ez-Zor – al-Mayadin). Vielfach wird von der Stationierung von Militär auf archäologischen Fundstellen berichtet (Chmemis, Hasakeh -Tell Halaf).

    Le patrimoine archéologique syrien en danger meldet auch Vandalismus in der Höhle von Dederiyeh in Nordwest-Syrien, Region Jebel Sam’an in Aleppoha, einer mittelpaläolithischen Station, die unter anderem wegen der Bestattung eines Neandertaler-Kindes von größter Bedeutung ist (vergl. J. Haidal et al., Neanderthal infant burial from the Dederiyeh cave in Syria. Paléorient 21, 1995, 77-86).

    Außerdem:
    Insgesamt scheinen die Meldungen aus Syrien weniger zu werden - wohl eher ein Abstumpfen des Interesses als ein Nachlassen des Mordens und Zerstörens.

    interner Link
     

    Donnerstag, 29. November 2012

    Thut jeder sich laben an Gottes herrlichen Gaben!

    (Foto: R. Schreg)
    Ein kleiner Lesefund im Pfarrgarten von Bräunisheim - sicher keiner, der in der Frage der Siedlungsentwicklung groß weiter hilft. Dazu ist er zu jung. Und trotzdem scheint er einen Blogpost wert. Es handelt sich um Steinzeug, innen weiß glasiert, außen mit einer matten Oberfläche und einer Inschrift.

    Die Wandscherbe lässt sich schon durch eine Google-Suche anhand einschlägiger Angebote im Antiquitätenhandel identifizieren als ein 1897 in Mettlach bei Villeroy & Boch produzierter Bierkrug mit einem Volumen von 1/2 Liter. Außen war er mit einer Reliefauflage mit Weinranken verziert. Gegenüber dem astförmigen Henkel befindet sich eine Schrifttafel, die von einer Dame und einem Ritter gehalten werden.
    Die Inschrift lautet demnach:
    "Bei Singen und Sagen
    Nach Mühen und Klagen
    Thut jeder sich laben
    An Gottes herrlichen Gaben!"

    Die erste Idee, dass man es hier im Garten des Pfarrhauses sicherlich mit einem Objekt mit religiösem Hintergrund zu tun hätte, ist also grundlegend falsch -  eine Warnung vor entsprechenden, gar nicht so seltenen Indizienschlüssen! Andererseits wird das Stück erst durch den Fundort im Pfarrgarten kontextualisiert und zu einem Zeugnis des Milieus eines Dorfpfarrers (wenn auch mit gewissen quellenkritischen Unsicherheiten in Bezug auf frühere Verlagerungen).


    Links
    Mit Dank an Miriam Surek für die Identifizierung des Stücks und an A. Korpiun für die Aufmerksamkeit.

    Montag, 26. November 2012

    Persische Tontäfelchen - Geiseln des internationalen Terrorismus

    Jerusalem, Mahane Yehuda Markt
    (Foto: deror_avi [CC BY-SA 3.0]
    via WikimediaCommons)

    Am 30. Juli 1997 ließen zwei Selbstmordattentäter inmitten des belebten Jerusalemer Mahane Yehuda Markt zwei Nagelbomben detonieren. 16 Menschen kamen ums Leben, 178 wurden verletzt. Die Täter wurden als Mitglieder der Hamas identifiziert, die sich auch zu dem Anschlag bekannte.

    2004 gab das Oriental Institute der University of Chicago bekannt, dass es beabsichtigt, 300 persische Tontäfelchen an den Staat Iran zurückzugeben. Sie waren 1933 bei Grabungen in zwei Seitenräumen des Darius-Palastes in Persepolis gefunden worden und gelangten 1937 als Teil eines weit umfangreicheren Bestandes als Leihgabe zur wissenschaftlichen Bearbeitung nach Chicago.  Mit der Revolution in Persien 1979 waren die Feldarbeiten im Iran abgebrochen und die Rückgabe der Tontäfelchen sollte  einen Neubeginn der wissenschaftlichen Zusammenarbeit markieren.


    Persepolis, Palast des Darius
    (Foto: Hansueli Krapf [CC BY-SA 3.0]
    via Wikimedia Commons)
    2003 hatten jedoch amerikanische Opfer des Jerusalemer Anschlags von 1997 vor einem US-Gericht den Staat Iran verklagt, den sie für das Attentat verantwortlich machen. Der Iran hätte den Anschlag unterstützt und die Täter ausgebildet.  Das Gericht gab ihnen Recht und verurteilte den Iran zu 251 Millionen $ Schadensersatz. Natürlich weigert sich dieser, die Summe zu zahlen.
    Der Blick fiel daher auf iranisches Vermögen, das sich in den USA befindet: Die Tontäfelchen sollen verkauft werden, um die Schulden des Iran zu begleichen. Da eigentlich der Foreign Sovereign Immunities Act (FSIA) von 1976 ausländisches Regierungsvermögen vor Ansprüchen von US-Gerichten schützt, wird mit einem Anti-Terrorgesetz (Terrorism Risk Insurance Act) argumentiert, das 2002 nach dem 11. September 2001 erlassen wurde und das es ermöglichen soll, das Vermögen von terroristischen Staaten einzuziehen. Der Prozess zieht sich nun schon länger hin.

    Die rechtliche Seite mag ich nicht zu beurteilen, aber es darf nicht sein, dass historische Quellen ersten Ranges der Wissenschaft entzogen und verkauft werden.



    Links
    zu den Terror-Anschlagen 1997:
    zu den gerichtlichen Auseinandersetzungen:
    zum Persepolis Fortification Archive:

    Museumsschließungen in Bayern

    Schon im Januar 2012:
    Unter anderem mit Verweis auf das Archäologische Museum in Neu-Ulm, das 2008 wegen zu geringer Besucherzahlen geschlossen wurde.

    Freitag, 23. November 2012

    Archäologische Umweltforschung und die moderne Nachhaltigkeitsdebatte - eine Podiumsdiskussion

    Erosion als Folge der Rodung
    (Foto R. Schreg, RGZM: Erosions-
    rinne auf der Krim)

    Das 4. Museumsgespräch der Reihe Museumsgespräche 2012 "Mensch Kultur Nachhaltigkeit" greift das Thema "Der Umgang mit Wasser und Boden - damals und heute" auf.
    Es diskutieren Prof. Dr. Hans-Rudolf Bork von der Universität Kiel, Prof. Dr. Hans-Georg Frede von der Universität Gießen und Dr. Rainer Schreg vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz, moderiert von Axel Weiß, SWR-Umweltredaktion.
    Interessenten sind vor Ort am 27. November 2012 um 19 Uhr im Museum für Antike Schiffahrt des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz oder live im Internet unter http://www.zukunftsprojekt-erde.de/mitmachen/museum-digital/museumsgespraeche-2012-mensch-kultur-nachhaltigkeit/museumsgespraeche-2012-livestream.html willkommen.


    Links

    Mittwoch, 21. November 2012

    Fabrizio Serra and the "science business"


    a contribution
    by Michelle Beghelli

    Academic publishers make Murdoch look like a socialist: This has been the title of an article by George Monbiot published in The Guardian already in August 2011 dealing with vast fees charged by academic publishers to access research paid by the public.

    Montbiot demonstrated how incredibly expensive it became to universities, public libraries and other institutions to buy scientific journals researchers need in order to keep their knowledge up to date and to spread the results of their own studies. Their institutions are in most cases funded by public money (this means by tax-payers). It is also public money which has to be spent to buy the results of their research, published in prestigious and prominent journals – which are of course an absolute must for academic libraries. This sets academic publishers in a stronger position (Libraries are forced to buy their products) and put them over the normal “market laws” (they will buy at any price, for they simply need these journals).

    This is extremely visible if you want to access an online article outside from a university library. You will have to pay dozens of $, in order to read an article. As a reaction to such “unfair” business, the Cambridge mathematician Tim Gowers started a petition trough the site www.thecostofknowledge.com in order to protest against one of those monopolist Publishers, Elsevier.

    Cosmic prices by Fabrizio Serra
    If someone expects this happens in the Natural Sciences only or is a topic restricted to online access, a short look to the price list of the Italian publisher Fabrizio Serra may change your mind. Serra publishs every year dozens of journals dealing with Linguistics, History, History of Literature, Archaeology and so on.

    Montag, 19. November 2012

    Gekehlte Karniesrandschalen

    In der Region zwischen Ulm und Augsburg sind im 15. und 16. Jahrhundert gekehlte Karniesrandschalen eine gängige Form des Alltagsgeschirrs. Sie gehören überwiegend zur jüngeren grauen Drehscheibenware, ihr Farbspektrum reicht von hellgrau bis schwarz, gelegentlich sind auch braune Schalen darunter.
    Im Raum Ulm gehören sie meist zur polierter Variante der jüngeren grauen Drehscheibenware, wie sie im Raum Ulm wohl schon seit dem 14. Jahrhundert das Tafelgeschirr vertritt. Die Oberfläche ist dabei oft streifig glänzend poliert. In der früheren Forschung (aber teils auch noch in jüngeren Publikationen) wurde diese Ware fälschlich als graphitiert angesehen.
    Die Gefäßform der gekehlten Karniesrandschalen kombiniert die übliche Randform der normalen Töpfe mit einer offenen Form, wobei sich oberhalb der Gefäßmitte ein kantiger Umbruch befindet. Der Oberteil der Schale ist konkav ausgebildet.
    In der Forschung wurden die Gefäße häufig als Milchschüsseln bezeichnet, doch sind eindeutige Hinweise auf ihre Verwendung - etwa aus Gebrauchsspuren - meines Wissens nicht bekannt.

    Eng verwandt sind Karniesrandschalen mit gerader Wandung, die insgesamt eine trichterförmige Grundform aufweisen. In Hummertsried dominieren diese Formen und nur vereinzelt tritt ein Exemplar der gekehlten Karniesrandschalen hinzu.
    Ein Ausreißer im Verbreitungsbild bildet derzeit ein Fund aus Slowenien, doch mag mein Kenntnisstand für den Alpenraum hier ungenügend sein, so dass die Verbreitung nach Südosten noch etwas fraglich bleibt.

    Was in einer solchen Kartierung zum Ausdruck kommt, sind weniger Kulturräume, als vielmehr Kommunikationsräume, in denen ein Austausch von Gütern, aber auch von Formvorstellungen erfolgt. Bislang ist es schwierig, die Produktionsorte der gekehlten Karniesrandschalen festzulegen. Lützelburg im Landkreis Augsburg und Ingstetten im Lkr. Neu-Ulm sind derzeit am ehesten in Anspruch zu nehmen. Unter den Funden der Pfarrhof-Grabung aus Thalfingen machen die gekehlten Karniesrandschalen 77 % des Bestands an Schalen aus.


    gekehlte Karniesrandschalen auf einer größeren Karte anzeigen


    Fundliste (wird ggf. ergänzt)

    Donnerstag, 15. November 2012

    2 Jahre Archaeologik

    Am 15. November 2010 startete Archaeologik - zunächst als Archaeologica auf twoday:
    Anlaß war das Geständnis von Helmut Thoma, ein Grab in Palmyra geplündert zu haben.
    "Es war nacht und da waren Schlangen..." von dem ich den Eindruck hatte, es sollte nicht unbeachtet bleiben. Zunächst war es nur das Interesse, genauer kennenzulernen, wie ein Blog überhaupt funktioniert. Überraschend viele Zugriffe haben mich bewogen, das ganze weiter zu führen. Seit April 2011 gibt es Archaeologik unter der jetzigen Adresse. Zum Start hat das Blog die Archaeologica-Posts sowie einige frühere facebook-Meldungen mitbekommen. So ist der Vater der württembergischen Archäologie der erste Post, datiert auf den 19. Mai 2010.

    Zunehmend finden auch aktuelle Forschungen ihren Niederschlag in Blog-Posts, meist sind es aber nur einzelne Gedanken oder auch nur 'Lesefrüchte' (bzw. GoogleMaps-Treffer). Tendenziell sind die Beiträge länger geworden. Da offenbar auch wissenschaftliche Inhalte im Blog gar nicht so schlecht rezipiert werden, sind vermehrt kleinere Miszellen in den Blog gewandert - Themen, die früher wahrscheinlich nur zu einem Freßzettel in einer Ordnerablage oder einem Lesezeichen (aus Papier im Buch oder unter firefox) geführt hätten. Manche Themen bekommen dadurch deutlicher Profil und bringen auch die eigentlichen Projekte besser voran.
    Inzwischen hat das Blog neue Kontakte zu Kollegen geschaffen, was inzwischen sogar zu einem gemeinsamen EU-Antrag geführt hat. Das geht konkret zurück auf einen englischen Post, der einen Aufsatz kommentiert hatte (der hier). Inzwischen betreibe ich neben Archaeologik den themenspezifischen Gemeinschaftsblog The Black Death Network, der auf hypotheses.org basiert. Ob Archaeologik auch dorthin umziehen soll, überlege ich noch - zu sehr hab ich mich an die Blogger-Oberfläche gewöhnt.

    Insgesamt wurden in den vergangenen zwei Jahren 378 Blog-Posts veröffentlicht, darunter 5 als Gastbeiträge (gerne mit steigender Frequenz!). Die englischen Posts sind in letzter Zeit etwas seltener geworden. Insgesamt sind 57.950 Seitenaufrufe zu verzeichnen. Wichtigste Zugriffsquelle ist facebook, wo eine kleine Archaeologik-fbGruppe per rss-feed über Neuigkeiten aus Archaeologik informiert wird. Noch nicht automatisiert gehen Links hin und wieder auf Google+. Insgesamt kommen die meisten Zugriffe aber über verschiedene Suchmaschinen - meist google.de . Einige Beiträge sind aus der wikipedia verlinkt.

    Die Top Ten der meist gelesenen Blog-Posts:

    1. Syrische Truppen zerstören Kreuzfahrerburg (04.05.2012) - 1258 Zugriffe
    2. Rotlicht statt Wissenschaft - übereilter Medienrum...(23.07.2011), 5 Kommentare - 1039 Zugriffe
    3. Faltblatt Raubgräber (24.07.2011), 53 Kommentare [Kommentarfunktion inzwischen abgeschaltet] - 952 Zugriffe
    4. Mittelalterliche Keramik aus Geislingen (14.12.2011) - 931 Zugriffe
    5. ZDF animiert Raubgräber (22.01.2012), 7 Kommentare - 872 Zugriffe
    6. TV-Shows plündern archäologische Fundstellen (01.03.2012), 4 Kommentare - 755 Zugriffe
    7. "Aktion Archäologie": Wolf im Schafspelz? (21.05.2012), 19 Kommentare [Kommentarfunktion inzwischen abgeschaltet] - 712 Zugriffe
    8. The Archaeological Heritage is in extreme danger in Hungary (10.10.2011) - 641 Zugriffe
    9. Kein Geld: Oseberg-Fund verrottet (17.04.2012), 1 Kommentar - 592 Zugriffe
    10. Warum wir hinschauen müssen! - Antisemitismus in pseudowissenschaftlichen Kulturbetrachtungen in Ungarn - ein Gastbeitrag von László Matthias Simon (24.05.2012) - 535 Zugriffe

    Archaeologik hat sich also weiter entwickelt und umfasst inzwischen unterschiedliche Themen. Nach wie vor gilt ein Augenmerk dem Kulturgutschutz, aber eben auch Themen der Umweltarchäologie und der Siedlungsforschung.

    Dienstag, 13. November 2012

    Afghanistan: Kupfermine räumt buddhistisches Kloster ab

    Mes Ainak,
    jüngst ergrabener buddhistischer Reliquienschrein.
    (Foto: Jerome Starkey [CC BY SA 2.0] via wikimedia/ flickr)
    Anfang 2013 beginnt eine chinesische Firma mit dem Kupferabbau in den Bergen Afghanistans, circa 30 km südlich von Kabul. Dabei wird eine buddhistische Klosteranlage zerstört, die in den vergangenen Jahren teilweise archäologisch untersucht werden konnte. Mes Aynak erweist sich als wichtige Station zwischen Seidenstraße und Indischem Ozean mit einer weit in die Vorgeschichte reichenden Vergangenheit. Wissenschaftler, aber auch buddhistische Mönche versuchen die 1500 Jahre alte Anlage zu retten.

    Es gibt dazu zwei Facebook-Seiten:
    und eine Petition an die UNESCO unter

    Links



    Größere Kartenansicht

    Nachtrag (9.12.2012):
    Nachtrag (15.1.2013):

    Palafittes guide - eine App führt zu den Pfahlbaustationen des UNESCO-Weltkultuerbes

    Kartendarstellung der App
    (R.Schreg)
    Für den stolzen Smartphone-Besitzer gibt es eine app, die ihn in die Steinzeit führt:
    Sie bietet knappe Audios zu den einzelnen Stationen, die über eine Karte, basierend auf googleMaps anzusteuern sind. Hinzu kommen einige Texte zum Weltkulturerbe undzu archäologischen Methoden.

    Die zugehörige Internetseite ist eher konventionell, insofern ist dieses, dort jedoch nur unter News verlinkte Angebot eine sicher hoch willkommene Erweiterung. Sie zeigt auch, welche Möglichkeiten der Wissenschaftskommunikation sich hier bieten. Dabei ist diese Anwendung eher einfach gestrickt, trotz einer Größe von rund 10 MB.


    Link

    Samstag, 10. November 2012

    Stadtarchiv Stralsund - Zerschlagung historischer Bestände

    Stadtarchiv Stralsund
    (Foto: darkone [CC BY-SA 2.5] via WikimediaCommons)
    Eine kurze Zeitungsnotiz über die Schließung der Stralsunder Archivbibliothek gab den Anstoß, dass ein unglaublicher Skandal publik wurde. Ein Antiquar hatte Schimmelbefall an seiner Ware festgestellt, die er aus der Bibliothek erworben hat. Inzwischen ist klar: Fast 6000 Bände wurden bereits im Juni 2012 aus den Beständen der Bibliothek verscherbelt, darunter vor allem Teile einer ins 17. Jahrhundert zurückreichenden Gymnasialbibliothek - einer der wichtigsten entsprechenden Bestände aus Mecklenburg-Vorpommern wird über Antiquariate (und ebay) in alle Winde zerstreut. Darunter auch Bände die nun anscheinend öffentlich nicht mehr zugänglich sind.

    Ähnlich wie bei einem archäologischen Fund der Kontext ausschlaggebend ist, ist auch bei einer gewachsenen historischen Bibliothek der Gesamtbestand in seiner zeitlichen Schichtung der Erwerbung und mit seinen Arbeitsspuren (Randnotizen, Eigentumsvermerke) eine eigenständige historische Quelle. Aber auch die Einzelstücke sind bedroht. Sie werden zwar nicht sofort vernichtet, aber eine Überlieferungskontinuität ist nicht gesichert. Wie viel unwiederbringliches Kulturgut ist wohl beim Tod eines Sammlers schon im Container und im Müllheizkraftwerk verschwunden?

    Das macht den Fall Stralsund so bedenklich: Hier hat sich eine Weltkulturerbestadt über ihre gesetzliche Fürsorgepflicht wohl einfach hinweg gesetzt. Der Veräußerung stimmte der Hauptausschuß der Bürgerschaft der Hansestadt Stralsund in nichtöffentlicher Sitzung zu. Details des nur zufällig durch den Schimmelalarm bekannt gewordenen Verkaufs werden nach wie vor geheim gehalten.
    Das darf keinesfalls Schule machen, denn sonst sind alle historischen und auch archäologischen Quellen von Ausverkauf und Vernichtung bedroht. Worum es hier geht, ist die Verantwortung oder das Versagen einer Kulturnation.
    Entsprechend heftig ist die Reaktion unter Historikern und Archivaren. Inzwischen wurde angeblich auch eine Strafanzeige gestellt (Kommentare bei openpetition.de).

    Die Aufdeckung des Verkaufs und die ausführliche Dokumentation dazu bei Archivalia.


    Links

    und weitere Resonanz in zufälliger Auswahl

    Mittwoch, 7. November 2012

    Nach 5000 Jahren endlich mal aufgeräumt!

    Im Juli 2011 waren Bilder bekannt geworden, die Planierungsarbeiten an einer Henge-Anlage bei Wells südlich von Bristol zeigen. Es handelt sich um die aus mehreren Kreisen bestehende Anlage der Priddy Circles. Drei der rund 190 m im Durchmesser großen Kreise liegen dicht beieinander auf einer geraden Linie. Ein vierter Kreis im Norden liegt in etwas größerem Abstand und leicht aus der Grundlinie verschoben. Er ist in modernen Luftbildern kaum noch zu erkennen und war möglicherweise auch nie vollendet. Grabungen der 1950er Jahre zeigten den Aufbau der Kreis aus einem Erdwall mit einer Steinpackung im Kern. Pfostenlöcher weisen auf eine konstruktive Verstärkung. Nach außen zu folgt ein Graben. Im Umfeld, teilweise auch innerhalb der Kreise befinden sich mehrere Grabhügel.
    Solche Henge-Anlagen sind in England weit verbreitet. Stonehenge ist das prominenteste Beispiel. Die Priddy Circles waren in ihrere Dreier- bzw. Viererkombination ein herausragendes und wichtiges Monument. Die Funktion der Henge-Monumente ist immer noch nicht geklärt. Die Anlagen zeigen viele indviduelle Züge und datierendes Fundmaterial ist nicht gerade häufig. Erst neuerdings ermöglichen es geophysikalische Prospektionen und moderne geowissenschaftliche Datierungsmethoden, grundlegende Fakten zu klären. Voraussetzung dafür ist ein intakter Befund. 

    Nachdem ein Grundstück im Süden der Anlage mit Teilen des südlichsten Kreises den Eigentümer gewechselt hatte, begann der pensionierte Geschäftsmann erst einmal aufzuräumen. Es sollte das Haus renoviert werden, eine zerfallene Mauer wieder aufgerichtet und die Wiese hergerichtet werden. Mit Bulldozern wurden Bäume und Wallanlage, vor allem aber weitere Reste im Innern der Anlage eben geschoben, Mulden mit Bauschutt aufgefüllt. Das ganze war wohl nicht schlecht gemeint: Die Bauarbeiter waren angewiesen, den Wall zu schonen.



    Größere Kartenansicht
    Das Luftbild zeigt die Situation vor den Zerstörungen. Betroffen ist der südliche Kreis.



    Jetzt ist ein Urteil ergangen: Der Bauherr hat die Wiederherrichtung des Monuments zu bezahlen rund 38.000 £. Hinzu kommt eine Strafe von 25.000 £ und weitere Gerichtskosten von 7.500 £ (ohne die eigenen Anwaltskosten).
    Den Schaden am archäologischen Befund macht dies freilich nicht wieder gut - und die Chancen, die Funktion der Monumente zu klären, sind deutlich gesunken.

    In der Diskussion um diesen Vorfall kam der Gedanke auf, das Monument als Mahnung nicht wieder herzurichten. Eine Wiederaufschüttung des Walles würde nur den Eindruck erwecken, nichts sei passiert. Das Geld wäre besser investiert, andere Anlagen zu erforschen, ins öffentliche Bewußtsein zu bringen und besser zu sichern.


    Links
    knappe Info zu Henge-Anlagen bei wikipedia

    Samstag, 3. November 2012

    Neuer Streit um American Diggers

    Im Frühjahr 2012 gab es in den USA eine heftige Diskussion um eine Raubgräberserie "American Diggers" auf dem Fernsehsender Spike TV (siehe Archaeologik) - nebst einer zweiten ähnlichen Sendung von National Geographic Channel, die jedoch eingestellt wurde und zu einer breiten öffentlichen Auseinandersetzung mit der Problematik geführt hat.

    Jetzt gibt es einen Streit zwischen dem Raubgräbermagazin American Digger und SpikeTV. Die Zeitschrift sieht sich als Opfer des Negativ-Image, das das Schatzsucherhobby durch die Sendung erlitten hätte. Die Zeitschrift distanziert sich von der Fernsehserie. Wrestler Rick Savage, der Protagonist der Fernsehserie, der bislang mit einer Kolumne in der Zeitschrift vertreten war, wurde gekündigt (Forum mytreasurespot). Die Zeitschrift beansprucht den Namen American Digger und verlangt von Spike TV ihre Sendung umzubenennen.

    Der enorme Protest der Archäologen gegen die Raubgräberaktivitäten scheint also breitere Wirkung zu zeigen und bestätigt das bürgerschaftliche Engagement für die Sache der Wissenschaft.


    Interne Links

    Freitag, 2. November 2012

    Ohne Moos nix los

    ein Kommentar von Gerhard Ermischer zur Diskussion um das Verursacherprinzip auf den Seiten der DGUF:

    Es fehlt an Geld für die Archäologie, das kulturelle Erbe wird zerstört, weil der politische Wille und die gesetzlichen Voraussetzungen für eine ordentlich finanzierte Bodendenkmalpflege fehlen. Daneben wird ein Phänomen deutscher Rechtssprechung deutlich: die mangelnde Umsetzung internationaler Konventionen.

    Donnerstag, 1. November 2012

    Aleppo und die Zerstörungen in Syrien (Oktober)

    Die Zerstörungen gehen weiter. Einige Links vom Oktober:
    ICOM arbeitet inzwischen an einer Roten Liste gefährdeter Denkmäler in Syrien, die aber erst Anfang 2013 vorliegen wird.

    Auf der facebook-Seite von Le patrimoine archéologique syrien en danger الآثار السورية في خطر werden immer wieder Bilder von den Zerstörungen gepostet, so beispielsweise aus Daraa, wo 2011 der arabische Frühling in Syrien seinen Ausgang genommen hat.

    Besonders hingewiesen sei auf die Beiträge von Diane Scherzler unter storify, die jeweils die einschlägigen youtube Videos und Informationen aus facebook präsentieren:


        Mittwoch, 31. Oktober 2012

        Heidenheim-Schnaitheim: Fragen frühmittelalterlicher Besitzstrukturen

        Heidenheim-Schnaitheim, Seewiesen
        frühmittelalterliche Siedlung
        schwarz: Grubenhäuser, orange: Pfostenbauten
        (Umzeichnung R. Schreg nach Leinthaler 2003)
        Der Befund der frühmittelalterlichen Siedlung Seewiesen bei Heidenheim-Schnaitheim zeigt eine interessante innere Gliederung, die in Südwestdeutschland weitgehend einzigartig scheint: Grubenhäuser und Pfostenhäuser sind hier weitgehend räumlich getrennt. Dabei muss man die Befunde südlich der Hauptgrabungsfläche freilich außer Acht lassen, da hier nur punktuelle Notgrabungen stattgefunden haben, die kaum in der Lage sind, die Standorte von Pfostenhäusern aufzuzeigen.

        Im Bereich der Grubenhäuser wurden zwar zahlreiche Pfostenbefunde dokumentiert, doch lassen sie sich nicht zu Hausgrundrissen zusammen schließen. Vielmehr scheint es sich um einzelne Zaunfluchten zu handeln. 


        Bei aller Vorsicht der Quellenkritik stellt sich hier die Frage, wie diese Gliederung der Siedlung zu erklären ist.
        Liegt hier ein separates Handwerksviertel vor? Besonders auffallende Handwerksbefunde gibt es in der Siedlung nicht. Eisenverhüttung ist zwar bekannt, aber offenbar besser in der Siedlung Fürsamen auf der anderen Seite der Brenz dokumentiert.
        Repräsentiert das Grubenhausviertel einen geschlossenen Besitzkomplex? Für gewöhnlich liegen Pfostenbauten und Grubenhäuser in frühmittelalterlichen Siedlungen in einer Gemengelage, scheinen direkt aufeinander bezogen zu sein und eine Nutzungseinheit zu bilden.  Insofern wäre es denkbar, dass in Schnaitheim einzelne Wirtschaftseinheiten aus einem Hof im Nordosten und einem Grubenhaus im Südwesten bestanden, also räumlich getrennt waren. Das Grubenhausviertel würde dann also zu mehreren Besitzkomplexen gehören.

        Warum liegen in den Seewiesen die Grubenhäuser (von wenigen Ausnahmen abgesehen) nicht zwischen den großen Pfostenbauten? Offenbar bestanden hier hofübergreifende Nutzungsregelungen oder -zwänge, die die individuellen Entscheidungen der Hofinhaber einschränkten.

        War das Land also gar nicht in individueller Verfügungsgewalt? Der Begriff des Privatbesitzes trifft für das frühe Mittelalter aufgrund der herrschaftlichen Rechte nicht zu.
        Im Areal der Grubenhäuser sind Gräbchen und Zaunsysteme zu erkennen, die nach ihrer Orientierung zur Siedlung gehören dürften. Das Areal der Grubenhäuser war also wohl mit Zäunen in abgegrenzte Nutzungsflächen gegliedert. Haben wir es hier mit einer Kleinparzellierung zu tun, ähnlich moderner Kleingärten? Besitzabgrenzungen oder Nutzungsgrenzen? Man geht davon aus, dass die Grubenhäuser primär als Handwerkerhütten dienten. Auch in den Seewiesen treten die obligatorischen Webgewichte auf. Wenn hier aber auch Kleinvieh (Schwein, Geflügel) gehalten wurde, dürfen Zäune nicht als Indiz für Besitzgrenzen verstanden werden.

        Prinzipiell denkbar wäre es, dass der Grundwasserspiegel die Anlage von Grubenhäusern in einigen Bereichen der Siedlung verhinderte und sich deshalb die Standorte der Grubenhäuser auf einer geeigneten Fläche konzentrierten. Allerdings befindet sich die Brenz westlich der Siedlung im Anschluß an die Grubenhausbebauung, so dass eher im Bereich der Grubenhäuser mit größerem Grundwassereinfluss zu rechnen ist. Die These ist also unwahrscheinlich.

        Die Fragen der Besitzsstrukturen können in Schnaitheim aus den archäologischen Daten heraus nicht geklärt werden. Archäologische Beobachtungen zeigen anhand von Siedlungsfunden mehrfach eine Dynamik der Siedlung bzw. der Landnutzung, die generell die Frage aufwerfen, wie Grundbesitz im frühen Mittelalter strukturiert war.

        Inwiefern projezieren wir hier moderne Eigentumsbegriffe ins Frühmittelalter und inwiefern verstellt uns die herrschaftliche Perspektive der Schriftquellen den Blick auf lokale Rechtsverhältnisse?


        Literaturhinweise
        • B. Leinthaler, Eine ländliche Siedlung des frühen Mittelalters bei Schnaitheim, Lkr. Heidenheim. Materialh. Arch. Bad.-Württ. 70 (Stuttgart 2003).
        • R. Schreg, Kontinuität und Fluktuation in früh- und hochmittel­alterlichen Siedlungen Süddeutschlands. In: C. Fey/ S. Krieb (Hrsg.), Adel und Bauern in der Gesellschaft des Mittelalters. Internationales Kolloquium zum 65. Geburtstag von Werner Rösener. Studien und Texte zur Geistes- und Sozialgeschichte des Mittelalters 6 (Korb: Didymos-Verlag 2012) 137-164. 
        interner Link



         

        Montag, 29. Oktober 2012

        Der Meteoritenbuddha - eine weltanschaulich motivierte Fälschung im Umfeld der SS?

        Archaeologik bringt nur ausnahmsweise Meldungen über Neufunde. So habe ich auch die Pressemeldungen aus dem Sommer 2012 übergangen, die von einer aus einem Meteoriten gearbeiteten Buddha-Statuette berichtet haben, die eine Nazi-Expedition Ende der 1930er Jahre nach Deutschland gebracht haben soll.
        Sicher: Die Statue ist einzigartig, der erste Beleg für eine Verarbeitung solchen Materials. Aber was sagt uns das kulturgeschichtlich? Der erste Beleg eines kaum gebräuchlichen Materials, bis ein noch älterer Beleg gefunden wird.

        Jetzt spricht aber manches dafür, dass die Geschichte eine ganz andere ist. Die Materialbestimmung ist zwar richtig, aber eine stilistische Einschätzung der Statue spricht eher für eine Datierung ins 20. als ins 11. Jahrhundert - "pseudo-tibetisch". Zudem sind die umfangreichen Protokolle der betreffenden Nazi-Expedition erhalten. Der Zoologe und Tibetforscher Ernst Schäfer führte die Expedition 1938 für das SS-Ahnenerbe durch, in deren Protokolle die Statuette nicht aufgeführt ist.

        Gut denkbar also, dass es sich um eine weltanschaulich motivierte Fälschung im Umfeld der SS handelt, immerhin trägt die Statue eine großes Hakenkreuz auf dem Bauch. - Oder doch eine Fälschung für den Antikenhandel?

        Tibetexpedition 1938, Ernst Schäfer rechts im Bild
        (Foto E. Krause, Bundesarchiv, Bild 135-KA-03-076 [CC-BY-SA-3.0],
        via Wikimedia Commons)

        Quellen
        Nachtrag (29.10.2012):
        Offenbar ist auch die Zuweisung an Buddha falsch. Es ist wohl eine hinduistischeGottheit dargestellt.
        Dazu noch der Link auf http://www.broowaha.com/articles/14676/nazi-sporsored-expediton-found-vaisravana-statue-not-buddha, auch wenn der Autor nicht durchgehend wissenschaftlich argumentiert (Stichwort: mythologische Metallanalyse) sowie die Darstellung bei huscarl.at (17.10.2012): Gelehrtenstreit um frühbuddhistische Figur aus Meteoritenmetall

        Literaturhinweis

        • E. Buchner/M. Schmieder/G. Kurat u. a., Buddha from space-An ancient object of art made of a Chinga iron meteorite fragment. Meteoritics & Planetary Science 47.9, 2012, 1491–1501. - doi: 10.1111/j.1945-5100.2012.01409.x

        Besten Dank für den Hinweis geht an Christina von Elm.


          Freitag, 26. Oktober 2012

          Kambodscha im Streit mit Sotheby's um eine Khmer-Statue aus Koh Ker

          npr (23.10.2012): Cambodia Vs. Sotheby's In A Battle Over Antiquities (A. Kuhn) berichtet über den Streit zwischen Kambodscha und dem Auktionshaus Sotheby's um eine Statue, die versteigert werden soll.
          Koh Ker, Prasat Thom
          Tempel von Koh Ker
          (Foto: Arian Zwegers [CC BY 2.0] via flickr)
          Interessant an der Sache ist nun, dass man einmal sehr genau weiß, wo die Statue gestanden hat, da sie offenbar genau auf eine in Koh Ker noch vorhandene Basis mit entsprechenden Ausarbeitungen passt. Noch nicht mal Sotheby's scheint das zu bestreiten. Es geht also nur darum, wann die Statue außer Landes kam.

          Eine Analyse der Situation in Kambodscha brachte schon 2005 NewsMekong: On the Trail of Khmer Antiquities. Seit dem Ende des Bürgerkriegs Anfang der 1990er Jahre nahmen Plünderungen historischer und archäologischer Stätten in Kambodscha dramatisch zu.  Der Zugang zu vielen Fundstellen war allerdings durch zahlreiche Landminen aus den Kriegsjahren erschwert, um Koh Ker wurden sie erst in den letzten Jahren geräumt. Schon 1995 hat Kambodscha allerdings die UNIDROIT Convention on Stolen or Illegally Exported Cultural Objects (Rome, 1995) unterzeichnet. Seit 1970 gilt zudem die UNESCO Convention on the Means of Prohibiting and Preventing the Illicit Import, Export and Transfer of Ownership of Cultural Property.
          Rund 70 km nördlich kam es Anfang letzten Jahres (und schon früher) zu militärischen Auseinandersetzungen mit Thailand, die den Tempel von Prasat Preah Vihear ebenfalls beanspruchen (vgl. wikipedia: Grenzkonflikt zwischen Kambodscha und Thailand; Archaeologik [24.4.2011]: Erneute Kämpfe um UNESCO-Weltkulturerbe).

          Dank an B. Schröder für den Hinweis auf die Links.

          Nachtrag (14.11.2012)

          Mittwoch, 24. Oktober 2012

          Traktorfakt

          Klinge mit frischen Retuschen
          (Foto: R. Bollow [mit freundl. Genehmigung])
          Robert Bollow zeigt ein eindrückliches Beispiel einer Pflugretusche an einer Silexklinge:
          Umgepflügt 420. Post "JohnDeerefakt" - Die Landmaschine hat zu geschlagen!


          Dienstag, 23. Oktober 2012

          Plünderung "mit Listen was heraus gebracht werden soll"

          Ein guter Beitrag bei ttt titel thesen temperamente v. 21.10.2012: Syriens Weltkulturerbe in Gefahr: in der ARD-Mediathek, der die Bedrohung durch Plünderung, Beschuß und puren Vandalismus zeigt und auch deutlich macht, wie die Opfer an Menschen  mit den Opfern der Steine zusammenhängen.

          Das Team berichtet aus Aleppo aber auch aus den Toten Städten in Nordsyrien (vgl. zu einer dieser Städte hier auf Archaeologik), ebenfalls UNESCO-Welterbe, wo frische Raubgrabungen dokumentiert werden.

          In der Sendung findet sich auch der Hinweis auf ein Angebot bei  ebay. Hier wird ein palmyrenisches Relief versteigert, das freilich "Ex: Early American private Collection" stammen soll. Solche Reliefs waren auf Videos zu sehen, die im Juli auf you tube gestellt wurden und zeigen, wie syrische Soldaten derartige Grabstelen auf einen Pick-up verladen (siehe Archaeologik: Plünderung in Palmyra).


          interner Link

          Montag, 22. Oktober 2012

          Arguin 1443 - ein portugiesischer Stützpunkt zwischen Sand und Meer

          Um 1442 begannen die portugiesischen Vorstöße entlang der westafrikanischen Küste. Nuno Tristão erreichte 1443 die Insel Arguin, wo 1445 auf Veranlassung von Heinrich dem Seefahrer ein erster Stützpunkt angelegt wurde. Zuvor waren europäische Niederlassungen in nordafrikanischen Städten sowie auf den Kanaren entstanden. Arguin liegt auf einer Insel im heutigen Mauritanien südlich von Capo Blanco. In dieser Region stößt die Sahara direkt an die Atlantikküste, so dass stets ein landwärts gerichteter Wind weht. Für die Schifffahrt war dies eine gefährliche Zone, da das Risiko groß war, in der rund 30 Meilen tiefen Flachwasserzone auf Grund zu laufen (wie z.B. 1810 die Méduse, deren Unglück in zahlreichen Gemälden festgehalten wurde und die vor allem wegen des Kannibalismus auf einem Floß mit Überlebenden berühmt geworden ist). Trotz dieser Schwierigkeit etablierte sich bei Arguin der Handel mit Sklaven, Fellen, Ambra, sowie Straußenfedern und Gummi. Seit dem 17. Jahrhundert kam es zu einem laufenden Wechsel der Kolonialherren: Niederländer, Franzosen, Brandenburger und Engländer. Als 1685 die offenbar vernachlässigte Festung von den Brandenburgern genommen wurde, wurde sie wiederhergestellt und wenige Jahre nach der französischen Eroberung 1721 endgültig geschleift.

          Arguin-Sandbank (Foto: Bruno Monginoux 2010 [CC BY-NC-ND 4.0], via Landscape-Photo.net)

          Von der portugiesischen Festung, beziehungsweise von ihren späteren Ausbauten sind einige Beschreibungen und Karten überliefert.
          Olfert Dappert:
          Umbstaendliche und eigentliche
          Beschreibung von Africa
          (Meurs 1670)
          (Google books

          Die Beschreibungen der Insel charakterisieren diese als heiß und kahl, allenfalls ein Busch sei zur Versorgung mit Brennholz vorhanden. Für die Wasserversorgung stand Süßwasser zur Verfügung, das mittels eines Brunnens erschlossen wurde.
          Fort d'Arguin, Johannes Vingboons 1665 (Nationaal Archief [Public domain], via Wikimedia Commons)

          Zur Festung selbst scheint archäologisch bislang wenig bekannt. Luftbilder lassen einige Geländerelikte, unter anderem einen Graben, erkennen sowie ein vorgelagertes Ruinenfeld. Die Überdeckung mit Sand macht es schwierig, Details zu erkennen. 1939 fand jedoch nahe der Festung eine kleinere Grabung statt, die einen Brunnen freigelegt hat.

          Arguin auf einer größeren Karte anzeigen

          bei Bing
          Plan der Festung Arguin, Jean-Baptist Labat 1721.
          (Public Domain, via Wikimedia Commons)

          Mehrere Karten und Darstellungen zeigen eine Eingeborenen-Siedlung vor der Festung. Ansonsten sind Reste der indigenen Siedlung aus zwei Sondagen 1987 und 2000 bekannt, die sich gegenüber zeitgleichen Siedlungen auf dem Festland durch Importfunde auszeichnet, jedoch ansonsten keine kulturellen Einflüsse der Kolonialherren erkennen lässt. Die Siedlung ist mit einem Muschelhaufen verbunden, wie sie für die Küstenregion charakteristisch sind (Descamps/ Vernet 2005).

          Arguin auf einer größeren Karte anzeigen


          Literatur
          Descamps/Vernet 2004
          C. Descamps/R. Vernet, Kjokkenmodding ou sambaqui ? Le site Aramad sur l’île d’Arguin (Mauritanie). In: S. Sanogo/T. Togola (Hrsg.), Proceedings of the 11th Congress of the PanAfrican Association for Prehistory and Related Fields 2001 (Bamako 2004) 141–152. [online]

          Gronenborn 2011
          D. Gronenborn, Die europäische Expansion nach Westafrika. In: D. Gronenborn (Hrsg.), Gold, Sklaven, Elfenbein. Mittelalterliche Reiche im Norden Nigerias / Gold, Slaves, Ivory. Medieval empires in Northern Nigeria). Mosaiksteine 8 (Mainz 2011) 16–25.

          van der Heyden 2001
          U. van der Heyden, Rote Adler an Afrikas Küste. Die brandenburgisch-preußische Kolonie Großfriedrichsburg in Westafrika. 2. Aufl. (Berlin 2001).

          Monod 1983
          T. Monod, L’île d’Arguin, Mauritanie: essai historique. Série separatas - Centro de Estudos de História e Cartografia Antiga 23 (1983).

          Nixon 2011
          S. Nixon, The rising trade with Africa. In: M. Carver/J. Klápště (Hrsg.), The Archaeology of Medieval Europe Vol. 2: Twelfth to Sixteenth Centuries (Aarhus 2011) 361–369.

          Schreg 2011
          R. Schreg, Zur Afrikarezeption im europäischen Mittelalter / Considerations on Africa in medieval Europe. In: D. Gronenborn (Hrsg.), Gold, Sklaven, Elfenbein. Mittelalterliche Reiche im Norden Nigerias / Gold, Slaves, Ivory. Medieval empires in Northern Nigeria). Mosaiksteine 8 (Mainz 2011) 10–15.

          Vernet 2007
          R. Vernet, Le golfe d'Arguin de la préhistoire à l'histoire : littoral et plaines intérieures (2007) [online bei academia.edu].

          Links


          Änderungsvermerk
          Detailluftbild Arguin ausgetauscht (7.7.2013)
          Ansicht Arguin ausgetauscht (27.1.2018)