Donnerstag, 6. Oktober 2022

Russische Historiker- und Archäologendelegation in den annektierten Gebieten der Ukraine

Russland reklamiert mit gefakten Abstimmungen die besetzten Gebiete der Ukraine für sich - und eine Delegation von Archäologen und Historikern hilft wenige Tage nach der völkerrechtswidrigen Annektierung diese illagale und hochgradig perfide Aktion mit historischer Umerziehung der Bevölkerung zu stützen.

Nach einem Bericht der Russischen Historischen Gesellschaft (RIO) hat eine Delegation der RIO, unter anderen mit  Nikolai Makarov, Mitglied des Präsidiums der RIO, Vizepräsident der Russischen Akademie der Wissenschaften und Direktor des Instituts für Archäologie der Russischen Akademie der Wissenschaften die "neuen Regionen, die Teil Russlands wurden," besucht. Das Präsidium der Russischen Historischen Gesellschaft hat bereits am 24. und 25. Mai 2022 beschlossen, in den Volksrepubliken Donesk und Luhansk RIO-Zweigstellen zu gründen. Am 12. August wurde auch beschlossen, Zweigstellen von RIO in Mariupol und Melitopol zu gründen. "Das erste Treffen der regionalen Zweigstelle der RIO in Mariupol fand an der Staatlichen Universität Mariupol statt. Es diskutierte die Fragen der Interaktion zwischen Bildungs- und Lokalgeschichteorganisationen von Mariupol mit Partnern aus anderen Regionen Russlands, die Restaurierung des Mariupol-Museums und die Erneuerung seiner Ausstellung."

"Die Hauptaufgabe von RIO besteht jetzt darin, die schnelle und vollständige Integration der Mariupoler Historiker in die große russische Familie zu fördern. „Wir müssen auch das schwer verwundete Mariupol Museum retten. Heute finden Konsultationen mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten der Volksrepublik Donezk, dem Kulturministerium und dem Bürgermeister von Mariupol statt. Es gibt bereits einen Erlass der russischen Regierung zur Restaurierung des Museums. Ich hoffe, dass sich das Heimatmuseum von Mariupol weiter entwickelt“, 

Das Museum von Mariupol ging im Beschuss russischer Truppen unter, das Museum von Melitopol wurde unter obskuren Umständen seiner wertvollsten Funde erleichtert (Archaeologik 3.5.2022).

Makarov erklärte "Es ist jedoch notwendig, nicht mit archäologischen Ausgrabungen zu beginnen, sondern mit der Restaurierung des Museums und der Schaffung einer wissenschaftlichen Infrastruktur.“  

Nikolaj Makarov ist ein erfahrener und seriöser Kollege, der klassische nationale Narrative durchaus kritisch sieht. Er war russischer Repräsentatnt in der Ruralia-Gesellschaft, ehe wir im Frühjahr die Kontakte formal auf Eis gelegt haben.

Es ist schwer zu beurteilen, was hier ggf. hinter den Kulissen abläuft. Archäologische Forschung ist Besatzern in besetzten Gebieten durch internationales Recht verboten, weshalb die Ukraine in den vergangenen Jahren auch ganz genau die russischen Aktivitäten auf der Krim beobachtet (vgl. Archaeologik 22.1.2018) und auch dort arbeitende russische Kollegen international zur Fahndung ausgeschrieben hat (vgl. Archaeologik 22.7.2017). Andererseits fordert die Konvention von Den Haag auch die Unterstützung der Besatzer für lokale Anstrengungen des Kulturguterhalts und es ist auch verständlich, wenn sich Archäolog*innen in besetzten Gebieten für die Durchführung von Rettungsgrabungen und Kulturgutsicherung einsetzen.

Der Bericht der RIO hält sich bedeckt, lässt aber daran denken, dass es um die Verbreitung der Putin'schen Geschichtsdarstellung geht, mit der der Ukraine die Souveränität abgesprochen wird.

 

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