2020 war für viele Museen ein Problemjahr: Besucher blieben aus, Einnahmen weggebrochen. 2021 war wenig besser, 2022 drohen zumindest Winterschließungen.
Manche archäologische Museen kämpfen aber schon seit langem mit strukturellen Problemen. Sie liegen oft abseits der heutigen Zentren und sind mit ihren Themen doch sehr speziell und schaffen es selten, Besucher wiederholt anzuziehen. Hinzu kommen wacklige Finanzierungsmodelle, die oft überzogene Erwartungen haben.
Aktuell geht es dem Archäopark Vogelherd in Niederstotzingen an den Kragen.
Die Schöninger Speere
Fundstelle der Schöninger Speere Blick vom Westrand des Tagebaus nach Osten auf die archäologische Fundstelle (2012) (Foto: TangeInfoto [CC BY 3.0] via Wikimedia Commons) |
Bald nach der Entdeckung der Speere 1994 war vor Ort die Idee entstanden, diese in einem Museum zu präsentieren. Erst 2008 gelang es, in der Landesregierung dafür Unterstützung zu gewinnen. Mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II wurde ab 2011 der moderne Neubau des Museums errichtet und im Juni 2013 eröffnet. Als Träger fungierte die Paläon GmbH, die regionale Akteure wie den Landkreis Helmstedt, die Stadt Schöningen sowie Stiftungen und den Förderverein Schöninger Speere – Erbe der Menschheit e. V. zusammenschloss.
Das Paläon in Schöningen (Foto: PtrQs [CC BY 4.0] via WikimediaCommons) |
Ein Erfolgsbild zeichnet die Image-Broschüre von 2019: Im selben Jahr wurde die Paläon GmbH jedoch aufgelöst und das Museum vom Land übermommen und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege als Forschungsmuseum Schöningen angegliedert. Seitdem ist es gelungen, Drittmittel für ein Forschungsprojekt über die DFG und für eine energetische Optimierung aus EU-Fördermitteln einzuwerben.
- Forschungsmuseum Schöningen erhält EU-Förderung für energetische Optimierung. Forschungsmuseum Schöningen (3.9.2020)
- DFG fördert Forschungsprojekt des NLD mit der Uni Göttingen zu den Schöninger Speeren. Forschungsmusuem Schöningen (15.9.2020)
- https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Forschungsgelder-fuer-Schoeninger-Speere,aktuellbraunschweig5336.html
Die Übernahme durch das Land gilt indes nur als eine Zwischenlösung. Nun versucht man als Forschungsmuseum via Senckenberg Anschluß an die Leibniz-Gemeinschaft. Außerdem arbeitet man an einem Antrag auf UNESCO-Weltkulturerbe.
- https://www.braunschweiger-zeitung.de/mitreden/antworten/article229421848/Minister-zum-Speere-Museum-Es-ist-Zeit-fuer-naechsten-Schritt.html - Interview mit Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU)
- https://www.sueddeutsche.de/wissen/archaeologie-schoeningen-neue-plaene-fuer-speere-museum-unesco-welterbe-anvisiert-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200701-99-631187
2 Kommentare:
Anlässlich der Jahrestagung der Hugo-Obermaier-Gesellschaft 2014 in Schöningen gab einer der Initiatoren dieses Museumsbau zum Besten, dass er MP Christian Wulff in einem persönlichen Gespräch dazu brachte, die 15 Millionen für den Bau locker zu machen. Deises Gespräch brachte den Stein ins Rollen. Ein interessanter Einblick, wie politische Entscheidungsprozesse in Deutschland funktionieren, und wahrscheinlich heute so wie damals. Das Pikante: Der Mann war damals der Chef der IHK Niedersachsen und kam ... was für ein Zufall ... aus Schöningen.
Naja, Museumsbauten sind natürlich immer ein Politikum und brauchen das Wohlwollen sowohl der lokalen Matadore als auch das Interesse des Publikums. Letzteres war offensichtlich das Problem des Paläons - etwa gleichzeitig eröffnet mit dem Moesgaard Museum in Aarhus
https://www.moesgaardmuseum.dk/de/
aber pädagogisch gefühlt 30 Jahre älter. Es reicht halt nicht, eine schicke Architektur hinzustellen, sondern eine Ausstellung muss auch eine Erzählung haben. Die war im Paläon nur zu erahnen - und die vielleicht nicht nur für Kinder sehr grausame Pferdetötungszene war eigentlich schon immer deplatziert.
Wer neugierig ist, wie Museum geht, ist in Moesgaard herzlich willkommen, ich gebe auch gerne nen Kaffee aus :-).
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