Dienstag, 5. Juli 2011

Neue Methoden der archäologischen Keramikforschung

Neben der puren Typologie archäologischer Keramikfunde spielen naturwissenschaftliche Analysen seit langem eine wichtige Rolle in der Keramikforschung. Die Möglichkeiten nehmen zu. Drei Beispiele neuer Methoden aus jüngerer Zeit:



Scherben-Analytik
Besonderes Interesse gilt der Frage nach dem Produktionsort, die man mit einer genauen Analyse des Scherbens zu beantworten hoffte. Tatsächlich gelangen immer wieder entsprechende Zuweisungen, während in anderen Fällen die Scherbeneigenschaften nicht charakteristisch genug sind, um die gewünschte Aussagekraft zu erzielen.
Ein wichtiges Verfahren ist dabei schon lange die Röntgenfluoreszenzsanalyse (RFA). Neuerdings gibt es hier die Möglichkeit einer mobilen Analyse durch "handheld"-Geräte. Aktuelle Projekte evaluieren ihre Genauigkeit und Einsatzmöglichkeiten. In der Frankfurter elektronischen Rundschau zur Altertumskunde 14, 2011 berichten Michael Helfert u.a. über eine erste Testserie mit vielversprechenden Ergebnissen. Künftig dürfte es möglich sein, günstig größere Datenserien zu gewinnen, die eine Definition von Absatzgebieten einzelner Töpfereien ermöglichen.

Inhaltsreste
Von großem Interesse sind stets Analysen von Inhaltsresten. Das ist in vielen Fällen außerordentlich schwierig. Ein großes Problem bietet beispielsweise der Nachweis von Salz, da dieses wasserlöslich ist. Im Journal of Archaeological Science wird nun eine Methode beschrieben und auf Keramikfunde aus Japan angewendet.


Datierung
Ein weiteres Verfahren, das zur Zeit evaluiert wird, soll die direkte Datierung von Keramikscherben ermöglichen. Das Rehydroxilationsverfahren beruht darauf, dass Keramik im Lauf der Zeit Wasser in seine molekulare Struktur einbaut - mit einer festen Rate. Wird also kontrolliert das Wasser aus den molekularen Verbindungen wieder ausgetrieben und gemessen, kann damit der Produktionszeitpinkt zurückgerechnet. So einfach! In der Theorie jedenfalls, in der Praxis gibt es zahlreiche Unwägbarkeiten, die etwa in der Bodenlagerung begründet liegen.


Literaturhinweise
  • Wilson, Moira A.; Carter, Margaret A.; Hall, Christopher; Hoff, William D.; Ince, Ceren; Savage, Shaun D. et al. (2009): Dating fired-clay ceramics using long-term power law rehydroxylation kinetics. In: Proceedings of the Royal Society A 465, S. 2407–2415.
  • Helfert, Markus; Mecking, Oliver; Lang, Franziska; Kaenel, Hans-Markus von (2011): Neue Perspektiven für die Keramikanalytik. Zur Evaluation der portablen energiedispersiven Röntgenfluoreszenzanalyse (P-ED-RFA) als neues Verfahren für die geochemische Analyse von Keramik in der Archäologie. In: Frankfurter elektronische Rundschau zur Altertumskunde 14, S. 1–30. Online verfügbar unter http://s145739614.online.de/fera/ausgabe14/Helfert.pdf.
  • Horiuchi, Akiko; Ochiai, Nobuo; Kurozumi,Hitomi; Miyata, Yoshiki:
    Detection of chloride from pottery as a marker for salt: A new analytical method validated using simulated salt-making pottery and applied to Japanese ceramics. In: Journal of Archaeological Science, Accepted manuscript. doi:10.1016/j.jas.2011.06.003

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