Samstag, 31. Dezember 2022

2022 - Zeitenwende für archäologisches Raubgut?

2022 hat eine sehr durchwachsene Bilanz - mit verschiedenen Ereignissen und Beschlüssen, die als Zeitenwende deklariert wurden. Die Zukunft wird weißen müssen, ob Politik und Gesellschaft die erforderliche Konsequenz dafür aufbringt. Dringend nötig  ist das.

Eine Zeitenwende, von der die Zukunft noch zeigen muss, ob sie tatsächlich eine sein wird, oder ob Gier und Sammlerleidenschaft die guten Vorsätze wieder wird scheitern lassen, ist der Umgang mit geklauten Kunstobjekten und geraubten Geschichtszeugnissen.

2022 hat einige Entwicklungen gebracht, die hoffen lassen.

 

Die Rückgabe der Beninbronzen

Doe seit langem diskutierte Rückgabe der Beninbronzen, die mehrheitlich bei britischen Plünderungen 1897 geraubt und dann global in Sammlungen und Museen verteilt wurden, kommt insofern voran, als auch Deutschland nun nachzieht. Viele Museen haben Rückgabebereinbarungen mit Nigeria unterzeichnet und Außenministerin Annalena Baerbock hat bei ihrer Nigeriareise im Dezember viele Objekte publikumswirksam zurück gegeben.

Benin, 18.2.1897
(Foto: British Museum Af,A79.13 [PD] via WikimediaCommons)


Im Kontext der Rückgabe entstanden digitale Datenbanken, die den Objektbestand für einzelne Museen, aber auch international erschließen.

Elgin-Marbles

eingerüsteter Parthenon 1991
Parthenon 1991
(Foto: R. Schreg)

Bemerkenswert ist auch die Bereitschaft Großbritanniens, über die Rückgabe der Elgin-Marbles, der Skulpturen vom Parthenon in Athen zu reden.

Auch der Vatikan will seine Fragmente vom Parthenon zurück geben, wobei Papst Franziskus von einem "Geschenk" spricht:

Eine Vielzahl an Restitutionen

2022 gab es eine Vielzahl von Restitutionen von Raubkunst in die Herkunftsländer. In vielen Fällen sind es kriminalistische Ermittlungen, die verlogene Provenienzen aufdecken und eine Rückgabe an die Herkunftsländer in die Wege leiten. Die Schäden an den archäologischen Fundstellen sind damit aber nicht wieder gut zu machen. 

Über zahlreiche Rückgaben berichtet der Blog Looting Matters. 
Bemerkenswerterweise stehen diesen internationalen Restitutionen kaum solche aus Deutschland gegenüber. Trotz der veränderten Rechtslage und der vergrößerten Aufmerksamkeit durch die Beninbronzen wird illegaler Antikenhandel in Deutschland nicht stärker thematisiert. Dabei spielt Deutschland eine wichtige Rolle als Drehscheibe im internationalen Antikenhandel. 

Darüber hinaus sind einige Schmuggler 2022 vor Gericht gestellt worden:

Ein Museum mit zurück gegebenen Raubgrabungsfunden ist in Rom eingerichtet worden:

[Änderungsvermerk 5.1.2023: Rechtschreib- und Typokorrekturen, Satzfragment entfernt]

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