Jutta Zerres
Seit dem 13. Juli 2024 macht die internationale Wanderausstellung mit insgesamt 180 Exponaten aus ägyptischen Sammlungen im „Abenteuermuseum Odysseum“ ihre einzige Station in Deutschland. Zuvor gastierte die Schau in den USA, Frankreich und Australien und ab 6. Januar 2025 reist sie weiter nach Asien.
Leben und Wirken Ramses II., einer der bekanntesten Herrscherpersönlichkeiten des Alten Ägypten, stehen im Mittelpunkt. In seinen 90 Lebens- und 67 Regierungsjahren entstanden zahlreiche Bauten und Monumente, mit denen er sich im Bewusstsein der Zeitgenossen und der Nachwelt zu verewigen wusste. Über den Mann gibt es also viel zu erzählen und damit eignet er sich bestens als Tourismusbotschafter seines Landes.
Einen einzigen Makel hat das Sujet: Es mangelt an einer prunkvollen Grabausstattung à la Tutanchamun. Wie so oft waren die Grabräuber schneller. Ramses Grab im Tal der Könige (KV 7) war bereits seit der Antike geplündert und von Wassereinbrüchen beschädigt, die Mumie hatte sicherheitshalber im Cachette von Deir-el-Bahari eine ungeplante letzte Ruhestätte gefunden. Alles spannend, ohne Frage, aber aus Sicht der Ausstellungsmacher nicht genug Material für einen fulminanten Schlusspunkt mit hohem Goldgehalt.
Odysseum (Foto: J. Zerres) |
Das Thema der altägyptischen Jenseitsvorstellungen, das auf die Erzählung von Ramses’ Leben folgt, kann also nicht mit Hilfe seiner Grabausstattung dargestellt werden. Dieser Teil wird mit Objekten anderer Grabherren unterschiedlicher Abschnitte der ägyptischen Geschichte bestritten.
Die Ausstellungsmacher setzen auf Überwältigung und Staunen. Als ob man den exquisiten Exponaten alleine diese Wirkung nicht zutraut, kommen Filme, Fototapeten, Landschaftsinszenierungen, Beleuchtungseffekte bzw. Verdunkelung und eine Dauerbeschallung mit Musik in einem Übermaß zum Einsatz.
Wer dann noch nicht genug Lametta hat, kann sich noch auf eine Virtual-Reality-Reise durch den großen Tempel von Abu Simbel und das Grab der Nefertari begeben. Ramses hätte das gefallen. Der 15-minütige VR-Ausflug ist nicht im Eintritt inbegriffen und kostet 15 €. Überhaupt ist die Pharaonenschau kein preisgünstiges Vergnügen: Für einen Erwachsenen sind je nach Tag und Uhrzeit ab 22 € fällig. An Tagen mit voraussichtlich hoher Besucherfrequenz müssen bis zu 34 € berappt werden. Es werden aber auch Familien- und Gruppentickets sowie ermäßigte Eintritte für Kinder, Senioren und Studenten angeboten. Für einen Multimedia-Guide für’s Handy oder eine geführte Besichtigung fallen zusätzliche Kosten an, ebenso sowie für die Nutzung eines Gepäckschließfaches. Familienfreundlichkeit stelle ich mir anders vor.
Allzuviel Reflexion des Dargebotenen ist nicht gefragt. Die Erklärungstexte in der Ausstellung fallen eher dürftig aus, das gedruckte Werk, welches anderswo als „Begleitband“ oder „Katalog“ bezeichnet würde, heißt hier „offizielles Souvenirbuch“ - im Shop in Package mit Pharaonenschokolade zu erwerben.
Es fehlt jede kritische Auseinandersetzung mit dem pharaonischen PR-Genie Ramses II. und gerade hier wäre m. E. ein Ansatzpunkt gewesen, um der Ausstellung einen Mehrwert zu verleihen, einen Mehrwert, der über das bloße Bestaunen von Monumenten und Gold hinausgeht. So werden leider wieder nur Klischees bedient. Das Thema der PR könnte eine Brücke in die Gegenwart schlagen und ist zugleich anschlussfähig für ein internationales Publikum. Propagandagetöse aller Art von Schönfärbererei bis Fake-News ist eine globale Erfahrung mit der jeder etwas anfangen kann.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen