Mittwoch, 14. Februar 2024

Kulturzerstörung in der Ukraine - ein Update

Aktuell (Februar 2024) zählt die UNESCO mehr als 340 beschädigte Kulturerbestätten in der Ukraine.  Der Gesamtschaden kultureller und touristischer Strukturen beläuft sich nach Schätzungen der UNESCO seit Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 auf rund 3,5 Milliarden Dollar. Die Ukraine braucht nach Unesco-Angaben für den Wiederaufbau ihrer kulturellen Stätten und ihrer Tourismusindustrie in den nächsten zehn Jahren knapp neun Milliarden Dollar.

Japan zählt zu den wichtigsten Geldgebern, die der UNESCO entsprechende Maßnahmen in der Ukraine ermöglichen. Japan hat der UNESCO aktuell weitere 14,6 Mio  $ zur Verfügung gestellt, insgesamt hat japan 25 Mio $ bezahlt. Neben Projekten in den Bereichen Erziehung/ Bildung und Journalismus/ Medienentwicklung werden auch Projekte zum Kulturerbe finanziert. Dazu gehören Notmaßnahmen in mehreren Städten, unter anderen in Lviv/Lemberg und Charkiw,Zuglecih wird aus den Mitteln die Einrichtung einer Einheit zur Unterstützung des Wiederaufbaus durch das ukrainische Kulturministerium unterstützt. In Odessa, der Heimat einer Weltkulturerbestätte, die regelmäßig von Angriffen bedroht ist, wird die UNESCO die Entwicklung eines Plans zur Notfallvorsorge und Risikominderung unterstützen. 

Tschechien schickt zwei LKW mit Werkstätten zur Konservierung und Digiitalisierung von Museumsgut - insbesondere aber offenbar Schriftgut - in die Ukraine. Die ukrainische Botschaft in Prag hat berichtet, dass bereits 853 Kulturerbestätten in der Ukraine von russischen Truppen beschädigt wurden - Kirchen, Museen, Bibliotheken, Archive, Denkmäler und Theater. "Wir sehen, dass Russland gnadenlos und feige Kulturobjekte angreift - Objekte, die keine militärische Bedrohung für Russland darstellen."

Seit Kriegsbeginn gab es verschiedene Berichte über Kulturgutzerstörungen. Teil des Japanischen Hilfspakets ist auch eine Unterstützung der Überwachung und Bewertung von Schäden am Kulturerbe sowie die Schulung ukrainischer Behörden und Kulturschaffender in der Schadensdatenerfassung. Dies wird als ein wesentlicher Schritt zur Priorisierung der Wiederaufbauarbeiten begriffen.

Das Dokumentationsprojekt https://eyesonrussia.org listet einige Vorfälle in Museen und Archiven insbesondere in Kherson und Odesssa auf. 

Die Nichtregierungsorganisation Crimean Institute for Strategic Studies (CISS): konzentriert sich auf die Erforschung des Standes des Schutzes von Kulturerbestätten in den vorübergehend besetzten Gebieten der Ukraine und die Identifizierung der wichtigsten Trends im Verlauf der Ereignisse in diesem Bereich aus internationaler Sicht Humanitäres Recht.

Hier finden sich zahlreiche Einträge zu einzelnen Zerstörungen und Schäden, nicht mehr nur auf der Krim, sondern im gesamten Kriegsgebiet.

An der Dokumentation der russischen Zerstörungen arbeitet auch:

 Bekannt wurden "Museumsräumungen" im russisch besetzten Gebiet.

Im November 2022 war die Räumung des Museums in Cherson durch russische Kräfte bekannt geworden (vgl. Archaeologik 18.11.2022). Videos vom 1.11.2022 zeigen, wie LKW vor dem Museum in Kherson vorgefahren sind. 

Besonders verwiesen wird auf die Schäden in Odessa, das selbst UNESCO-Weltkulturerbe ist. Im Juli 2023 wurde die Verklärungskathedrale bei russischen Raketenangriffen stark beschädigt. Bei dem Angriff wurde auch das Archäologische Museum getrffen (Wikipedia).

Schäden in der Verklärungskathedrale Odessa
(Foto: Ministry of Internal Affairs of Ukraine [CC BY 4.0] via WikimediaCommons)

Als Reaktion auf die Kulturgutzerstörungen hat Kanada  im Sommer 2023 Mikhail Piotrovsky, den Direktor der Eremitage mit Sanktionen belegt.

Krim

Ein Blick auf die bereits seit 2014 russisch besetzte Krim zeigt, dass es nicht nur um kollaterale Kriegszerstörungen geht, sondern, dass das Kulturerbe immer wieder auch politisch instrumentalisiert wird.
Seit dem Beginn des Krieges 2014 bis zum russischen Angriff 2021 auf das Kerngebiet der Ukraine, wurden in Kiew die Nachrichten und Publikationen von der Krim auf einer Website gesammelt:

Speziell der Khans-Palast in Bakchissarai stand im Mittelpunkt der Auseinandersetzung, da hier von ukrainischer Seite schon früh Vorwürfe der Zerstörung und Manipulation von Kulturerbe erhoben wurden..

Khanspalast Bakchissaraj
(Foto: R. Schreg/RGZM)

  • «Это халтурщики»: чем грозит Ханскому дворцу реставрация по-российски. krym 6.1.2018. - https://ru.krymr.com/a/28964481.html  
  •  Вывезенный Куинджи, Айвазовский и Дубовский. Россияне грабят музеи юга Украины (Gehen auf Knochen. Auf dem Gelände eines alten Friedhofs in Bachtschissarai wollen sie einen Platz aufbrechen). krymr (27.4.2022). - https://ru.krymr.com/a/krym-kladbishche-krymskikh-tatar-bakhchisaray/31822218.html Kommunalpolitische Auseinandersetzung um das Areal eines alten muslimischen Friedhofs, der als Stadtpark genutzt werden soll.

In der antiken Stadt Chersonesos bei Sevastopol wurden schon 2019 große Opernbühnen inmitten der Grabungsstätte errichtet. Zuvor hat Putin einen ihm genehmen Direktor des archäologischen Parks durchgesetzt.

Zu verweisen ist auch nochmals auf ein weiteres Gerichtsurteil zum Krim-Gold aus dem Herbst letzten Jahres:

interne Links

 

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