Montag, 7. März 2022

Propagandakrieg im Kleinen: Die Zerstörung eines Archivs in Chernihiv in den Social Media

In Chernihiv, ca 120 km nordnordöstlich von Kyiv ging am 25.2.2022 nach einem russischen Angriff das ehemalige Gerichtsgebäude und zwischenzeitlicher Regierungssitz der Sowjetrepublik der Ukraine in Flammen auf. 

 

Das ehemalige Bezirksgericht und SBU-Archiv in Chernihiv 2018
(Foto: Stern61 [CC BY SA 4.0] via WikimediaCommons)

 

Auf Russia-Ukraine Monitor Map ist der Angriff verzeichnet und auf ein Video auf Twitter verlinkt, das den Brand des Gebäudes zeigt.



Das Gebäude wurde nach Angaben in den Social Madia zuletzt auch für das SBU-Archiv  (Галузевий державний архів Служби безпеки України) genutzt. Hier sollen Unterlagen des KGB aufbewahrt worden sein, die unter anderem auch eine wichtige Quelle für die NS-Verbrechen in der Region, aber auch die sowjetischen Repressalien darstellen. Archivalien sollen demnach allenfalls für einzelne Forschungsprojekte digitalisiert worden, größtenteils aber nicht gescannt gewesen sein.

Ein Foto bei Instagram zeigt das völlig ausgebrannte Gebäude. Ein Video bei facebook zeigt den Brand in einem frühen Stadium.

 

Eine Website zum Archiv in Chernihiv konnte ich nicht ausfindig machen, sondern nur Angaben zum Archiv in Kyiv. Unter der Adresse verzeichnet Google Maps nur allgemein die Abteilung des Sicherheitsdienstes der Ukraine im Oblast Chernihiv.

In den Social Media findet sich viele Spekulationen darüber, ob das Archiv nicht gezielt angegriffen worden sei. Es wird über einen Angriff aus einem Auto heraus spekuliert und teilweise auch geleugnet, dass - was durchaus naheliegend und plausibel ist - der Brand Folge eines russischen Angriffs gewesen sei. Es zeigt sich hier im Kleinen ein Propagandakrieg, der deutlich macht, wie sehr gerade eine Putin-treue Rechte versucht, nicht nur Präsident Selenskyj, sondern auch den westlichen Demokratien Nazi-Traditionen und Verbindungen unterzuschieben. Dreist wird etwa behauptet, nur "das nazistische Kiewer Regime" könne Interesse daran haben, Naziverbrechen zu vertuschen.


 

Die Informationen, die sich auch den Social-Media gewinnen lassen, bestätigen ein Feuer in dem Gebäude, lassen aber mit dem Anspruch beweiskräftiger Aussagen aktuell keine eindeutige Bewertung zu, da sich insbesondere die Zerstörung von Archivgut bzw. überhaupt die Existenz eines Archivs für mich nicht anhand anderer Quellen verifizieren lässt.


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