Raubgräber haben einen vorgeschichtlichen Grabhügel auf dem Jolimont, einem Höhenrücken zwischen dem Bieler und Neuenburger See in der Schweiz getrichtert. In der Mitte gruben sie ein 2 m tiefes und 1,5 m breites Loch, um das Zentralgrab zu erwischen. Ob das gelungen ist, wie alt es war, wie gut es vielleicht erhalten war, ist unklar. (Vielleicht wurde auch gar nichts zerstört, denn bereits 1847 haben an den Grabhügeln Ausgrabungen stattgefunden, die zwar nach heutigen Maßstäben ebenfalls nicht gut waren, zu denen aber eine wenigstens rudimentäre Beschreibung vorliegt (Jahn 1850, 14).) Dem Archäologischen Dienst des Kantons Bern wurde die Raubgrabung bereits im Dezember 2021 gemeldet. Die Zerstörung wurde dokumentiert und das völig ungesicherte Loch zugeschüttet.
Die Bildungs- und
Kulturdirektion des Kantons Bern hat in einer Mitteilung vom Dienstag, den Fall zum Anlass genommen, auf die Raubgrabungsproblematik
hinzuweisen.
- https://www.kultur.bkd.be.ch/de/start/aktuell/aktuelles-aus-der-archaeologie/medien-und-mitteilungen-archaeologie.html?newsID=bb6b6eaf-bd6f-45ed-91b1-aad364b3b236 sowie
- https://www.be.ch/de/start/dienstleistungen/medien/medienmitteilungen.html?newsID=bb6b6eaf-bd6f-45ed-91b1-aad364b3b236
- Raubgräber zerstören keltische Grabstätte auf Jolimont in Gals. Baublatt (8.3.2022)
- Gals BE: Raubgräber zerstören keltische Grabstätte - Polizei.news (8.3.2022)
- Illegale Schatzsuche bei Gals – Raubgräber zerstören antike Keltenstätte auf dem Jolimont . Berner Zeitung (8.3.2022)
- Unbekannte zerstören einen Grabhügel auf dem Jolimont. Aargauer Zeitung (8.3.2022) - gekürzte Fassung.
- Illegale Schatzsuche – «Sie vermuteten wohl ein reich ausgestattetes Grab». 20 Minuten (8.3.2022)
Ein Video greift am Folgetag die Story mit Erklärungen des Kantonsarchäologen Adriano Boschetti auf. Auch wenn das Video für Deutsche vielleicht etwas schwer vertändlich ist - hier wird einfach und schön erklärt, worin das Problem der Raubgräberei liegt.
Kein Einzelfall
Solche Raubgrabungen sind nun leider - auch darauf wird hingewiesen - kein Einzelfall. In Hessen beispielsweise werden dem LKA pro Jahr etwa 20 Fälle bekannt, wobei man davon ausgehen muss, dass dies nur ein Bruchteil der Fälle ist. Nicht alle Raubgrabungen fallen auf, nicht alle enden in so großen Löchern wie auf dem Jolimont. An manchen Fundstellen liegt die Kulturschicht direkt unter der Oberfläche und bereits mit einem Schaufelschurf wird ein Fund aus seinem Kontext gerissen, zumal wenn nicht einmal die Koordinaten dokumentiert werden.
- LKA: Pro Jahr bis zu 20 Verdachtsfälle von Raubgrabungen. Zeit (7.1.2022) via dpa. - https://www.zeit.de/news/2022-01/07/lka-pro-jahr-bis-zu-20-verdachtsfaelle-von-raubgrabungen (aus Anlaß der Raubgrabungen auf einer Ausgrabung in Rodenbach: s. Archaeologik 29.12.2021)
Die Hand von Prêles
Skizze der Hand von Prêles (Graphik: Rommy Ueckermann [CC BY SA 4.0] via Wikimedia Commons) |
Literatur
- Müller, Felix: "Jolimont", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.07.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008514/2013-07-22/ konsultiert am 14.03.2022.
- Jahn, Albert:Der Kanton Bern deutschen Theils,antiquarischtopografisch beschrieben, mit Aufzählungender helvetischen und römischen Alterthümer und mit Bezugnahme auf das älteste Ritter und Kirchenwesen,auf die urkundlichen Ortsnamen und die Volkssagen (Bern 1850). - https://doi.org/10.3931/e-rara-88359
- Andrea Schaer / Amelie Alterauge/ Sabine Brechbühl/ Christiane Kissling, Die Bronzehand von Prêles (Kt. Bern / CH) – die älteste anthropomorphe Bronzeplastik Europas? Archäologisches Korrespondenzblatt 49/1, 2019, 57–69. - https://doi.org/10.11588/ak.2019.1.75400
- Bronzehand von Prêles. Wikipedia. - https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bronzehand_von_Pr%C3%AAles&stable=0#Fundgeschichte
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