Donnerstag, 3. März 2022

#PutinsWar und das Kulturgut der Ukraine

Charkiv im Nordosten der Ukraine wird seit Tagen von russischer Artillerie beschossen, inklusive der Wohngebäude. Kyiv, die heutige Hauptstadt der Ukraine war von Beginn der russischen Invasion ein wichtiges Ziel von Putins Krieg. Eine Einnahme ist bislang gescheitert, doch nimmt das Artilleriefeuer stetig zu. Sehr eindeutig richtet sich der Angriff nicht allein gegen militärische Ziele. Sehr intensiv werden Wohngebiete beschossen. Neben Todesopfern sind auch Schäden an Denkmälern und Museen zwangsläufig. Aber auch bewusste Zerstörungen und Plünderungen sind durchaus zu erwarten.

Als erstes Museum hat es - soweit bekannt geworden - am 26.2.2022 ein kleines Heimatmuseum nördlich von Kyiv getroffen (Das brennende Museum von Ivankov. Archaeologik (28.2.2022)). Inzwischen haben viele Medienberichte dieses Ereignis aufgegriffen.
Die Zerstörung des Museums von Ivankov ist auch Anlaß für einen Beitrag im Deutschlandfunk mit einem Interview mit Roman Lukscheiter, Generalsekretär der deutschen UNESCO-Kommission zu den Welterbestätten im Kriegsgebiet.
Die Ukraine besitzt mehrere Welterbestätten:

 

Kyiv

Auf Geheimdienstinformationen beruft sich OE24 bei einem Bericht, wonach die Russische Armee plane, die Sophienkathedrale in Kyiv anzugreifen - eines der Monumente auf der Welterbeliste. 


 
Sophienkirche in Kyiv, 2017
(Foto: Joergsen [CC BY SA 4.0] via WikimediaCommons)


Babyn Jar

Am 1.3. wurde der Fernsehturm in Kyiv beschossen, wobei auch das benachbarte Holocaust-Memorial verwüstet wurde. In der Schlucht Babyn Jar wurden Ende Selptember 1941 von deutschem Militär rund 33.000 Juden ermordet. Angesichts Putins Ziel einer "Entnazifizierung" der Ukraine ist dieser Kollateralschaden (?) sehr entlarvend.

 

 


Das Historische Museum in Kyiv 

Der Direktor des Historischen Museums in Kiew schildert die konkrete Situation seines Museums am 1.3.2022. In der Umgebung sind bereits mehrere Schäden zu verzeichnen.

Museum für Archäologie und Ethnographie der Slobidska Ukraine in Kharkiv

Das auf das frühe 19. Jahrhundert zurück gehende Museum hat wesentliche Teile seiner Altbestände bei Plünderungen während der Revolution 1917-20 und während der deutschen Besatzung im 2. Weltkrieg verloren. 

 

Das Museumsgebäude im Norden der Stadt, 2014
(Foto: Denis vitchenko [CC BY SA 4.0] via WikimediaCommons)

 

Das Museum liegt in der Nähe des Stadtzentrums. Noch sehr viel eher sind bislang das Umfeld des Kunstmuseums und des Historischen Museums im Zielgebiet russischer Geschosse. Bei beiden sind Gebäude in den benachbarten Blöcken zerstört worden.

Russia-Ukraine Monitor Map dokumentiert einige lokalisierbare Bilder und Videos aus den sozialen Medien und zeigt den den intensiven Beschuß von Kharkiv.


 

 M. F. Sumtsov Kharkiv Historical Museum 

Das Museum scheint nicht allein durch die russischen  Angriffe gefährdet, sondern auch durch Putins Idee einer "nazistischen" Durchdringung der Ukraine, die er am westlichen Einfluß festmacht und dabei Demokratie und Faschismus vertauscht. Aktuell wäre im Historischen Museum eine Ausstellung "Mit der Ukraine im Herzen. Ritter des Maidan", das sich den Ereignissen von 2013/2014 widmet. Damals hatte sich die russland-freundliche Regierung geweigert, eine lange geplante EU-Assoziierung zu unterschreiben, was zu Massenprotestengeführt hatte. Die gewaltsame Niederschlagung der Proteste scheiterte und führte zum Sturz der Regierung. Russland reagierte mit der Krim-Okkupation und den Aufständen in der Ost-Ukraine. Es geht in der erst Mitte Februar eröffneten Ausstellung also unmittelbar um die Vorgeschichte der russischen Agression.

Kyiv, 19.2.2014: Versuch der Räumung des Maidan-Platzen durch Polizeieinheiten
(Foto: Amakuha [CC BY SA 3.0] via WikimediaCommons)

 

Das Museum
hat einen archäologischen Bestand von ca. 55.000 Objekten v.a. aus Grabungen des Museums seit den 1930er Jahren mit einem Schwerpunkt auf die Skythische Zeit und das khasarische Periode




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