Montag, 14. Juni 2021

Archäologie als Kunst (10)

Elena Reus

Die in den Archaeologik-Beiträgen zum Thema „Archäologie als Kunst“ vorgestellten Beispiele für eher naiv daherkommende Kunstwerke im öffentlichen Raum befriedigen die Bedürfnisse von Lokalpatriotinnen und -patrioten oder weisen auf ein (vermarktungsfähiges) Lokalkolorit hin. Wieder andere Objekte müssen Passanten auf den ersten Blick vollkommen undechiffrierbar erscheinen.

Sosehr diese von archäologischen Funden und Befunden inspirierten Kunstwerke die Fachwelt auch erheitern mögen, so sehr muss es im Interesse des Fachs liegen, wenn Verkehrskreisel und Grünflächen mit volkspoetischen und (prä-)historischen Inhalten stärker bespielt werden denn je.

Angesichts gegenwärtiger existenzieller Bedrohungen des Fachs (international wie national), muss verstärkt daran gearbeitet werden die Aufmerksamkeit und Gunst der Öffentlichkeit zu gewinnen. Aus diesem Grund sollten hier auch die raffinierteren Schöpfungen die meist eher informierende Installationen als Kunst darstellen ebenfalls Beachtung finden. Sie halten das Wissen um örtliche Bodendenkmale in der Öffentlichkeit.

Im hessischen Erlensee (Ortsteil Rückingen) befindet sich auf einem Kreisel eine Installation, die eine räumliche Illusion erzeugt, so dass der Betrachter in das dargestellte, historische Landschaftsbild einbezogen wird und die Grenzen zwischen Installation und real umgebender Landschaft verschwimmen.

Archäologisch inspirierte Kreiselkunst hat einen nicht zu unterschätzenden Nutzen auch wenn es zugegebenermaßen zusätzlich noch eine kleine gedankliche Transferleistung erfordert, um vom angezeigten Bodendenkmal auf die Notwendigkeit von Personen zu schließen, die dieses erforschen. Aber dafür sollte es ja konkrete Öffentlichkeitsarbeit geben!

 

Limeskreisel Rückingen-Erlensee
Eine zweispurig ausgebaute Bundesstraße führt auf einen Kreisel in Erlensee zu. Der Kreisel bildet an dieser Stelle „das Tor“ in den Ortsteil für Autofahrer. Um die auf dem Kreisel befindliche Installation eingehend studieren zu können, ist allerdings eine Exkursion auf dem umlaufenden Fußweg zu empfehlen. Durch Erlensee verläuft der Obergermanisch-Raetische Limes. Außerdem befinden sich im Bereich des Ortsteiles Rückingen die Reste eines Kastells
(Foto: E. Reus)


 



Elena Reus ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der AMANZ in Bamberg. Sie absolvierte ihren Master in Tübingen und bringt Erfahrungen aus der praktischen Grabungs-Archäologie mit.

 

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