Sonntag, 12. Februar 2017

Die Maske fällt: Der kommerzielle Hintergrund von academia.edu

Es ist keine Überraschung, denn dass academia.edu kein gemeinnütziger Verein, sondern ein kommerzielles Unternehmen ist, war schon lange bekannt:
Mit der Einführung einer Premium-Version beginnt es nun, Geld aus den hochgeladenen Daten zu schlagen und verkauft eine Volltext-Suche, aber auch die Besucher-Daten. So kann man nun gegen Bezahlung die Namen seiner letzten Leser oder Zitate der eigenen Arbeiten erfahren. Ebenfalls in der Premium-Version ist die Möglichkeit zu "Sessions" enthalten, was im übrigen in der Frühzeit von academia schon einmal frei verfügbar war. Die Kritik richtet sich nun vor allem auch dagegen, dass die Ranking-Funktionen zur Schaffung einer Klassengesellschaft auf Academia.edu führen werde. "Are we supposed to somehow value that a full professor looked at our work over, say, an adjunct? The new feature is academic class politics to a new level--and it only promotes the further stratification of the academy." meint Sarah Bond in einem Beitrag auf Forbes. Hir würden zu viele Daten preis gegeben.
Im Frühjahr 2016 hat academia erstmals versucht, seine Nutzer zur Kasse zu bitten, indem man für eine höheres Ranking bezahlen konnte. Das wurde so sehr kritisiert, dass academia die Idee schließlich verworfen hat. Jetzt versucht academia mit einem Premium-feature Informationen aus den Daten, die die Nutzer der Firma gespendet haben, direkt zu vermarkten.

Hier wird deutlich, wie wichtig es wäre, ein funktionierendes Portal zu haben, das von der akademischen Welt selbst getragen wird und vorrangig den Interessen der Wissenschaft und nicht denen des Datenhandels dient. Solche Dinge müssen die wissenschaftliche Community und ihre Forschungsförderungsorganisationen selbst erledigen.

Man muss jetzt sehen, welche Alternativen sich bieten. Es wird wohl eher nicht Research Gate sein, das ebenso kommerziell agiert. Es hat in den Naturwissenschaften einen hohen Stellenwert, war aber bisher bei den Geisteswissenschaften schon weniger populär, vielleicht auch wegen der unsinnigen, eher abstoßenden Ranking-Funktionen.
  • https://zenodo.org/ - auf den ersten Blick unüberischtlich, bietet aber für die hochgeladenen Dokumente bessere Exportfunktionen in Literaturverwaltungen als academia. Auch gibt es eine option der Rechteverwaltung, wobei die CC-Lizenzen eine zentrale Rolle spielen. Es scheint aber nicht möglich, Dokumente ohne eigentliche Datei anzulegen, die damit wenigstens die Literaturreferenz zur Verfügung stellen könnten.
  • http://www.scientilla.org/ - open source

2 Kommentare:

Sybille Knospe hat gesagt…

Ich habe eine sehr schlechte Erfahrung mit Academia gemacht. Im Internet knnte man einen Artikel von Frau Krone Schmalz für ca. 7 € herunterladen , abgezogen wurden wir von meinem Paypal Konto aber 86 €.Dafür hat man mir verschiedene Downloads angeboten, die ich aber gar nicht will. Auf 4 Widersprüche erfolgte keine Reaktion, so dass ich Academia informiert habe, dass ich jetzt in die Öffentlichkeit gehe.

Rainer Schreg hat gesagt…

siehe nun: https://materiaclassica.blogspot.com/2020/07/wolfgang-kemp-wutet-gegen-academiaedu.html