Freitag, 6. Dezember 2013

Würzbach - eine Bilanz

In der sehr gehaltvollen Festschrift für Sabine Felgenhauer-Schmiedt findet sich eine Bilanz der Arbeiten der vergangenen Jahre:
R. Schreg, Würzbach - ein Waldhufendorf im Nordschwarzwald. In: Stadt - Land - Burg. Festschrift für Sabine Felgenhauer-Schmiedt. Studia honoraria 34 (Rahden/Westf.: Leidorf 2013) 189-202


Die Wüstung Oberwürzbach im Nordschwarzwald nahe Calw (Baden-Württemberg) ist in der Zeit um 1400 abgegangen. Es handelt sich um ein Waldhufendorf, dessen Feldflur unter Wald erhalten geblieben ist. Die Altflur knüpft an die bestehende Flur des Ortes Würzbach an, so dass es sich streng genommen um eine Teilwüstung handelt. Inzwischen gibt es aus geoarchäologischen und pollenanalytischen Untersuchungen im Umfeld Hinweise auf frühmittelalterliche Anfänge der Besiedlung bereits vor dem 11./12. Jh., dem traditionellerweise die Gründung der Waldhufendörfer zugewiesen wird. Möglicherweise stehen kleinteiligere Altfluren südlich des Wüstungsareals mit dieser frühen Siedlungsphase in Verbindung. Die Genese des Waldhufendorfes Würzbach erweist sich als ein langfristiger Prozess der Siedlungskonzentration und -reorganisation.
Baggersondagen abseits der Fundstellen ('off-site') erbrachten 2010 den Nachweis von starker Bodenerosion, die der herkömmlichen Datierung des Waldhufendorfes vorausging. Nach den 14C-Daten ist bereits im 9. und 10. Jahrhundert von einer geöffneten und beackerten Landschaft auszugehen. Die Bodenerosion dürfte aber auf Flächen außerhalb der späteren Hufenflur stattgefunden haben und verweist so auf eine anders geartete ältere Siedlungsstruktur.
(Foto: R. Schreg)

Vorstellungen einer planmäßigen Neugründung in zuvor unbesiedelter Landschaft werden damit ebenso in Frage gestellt wie die Vorstellung, dass Waldhufendörfer eine von Anfang an so geplante Siedlungsform darstellen. 

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