Montag, 7. April 2025

Niedrigwasser am Bodensee: Klimawandel betrifft auch Pfahlbauten

Aktuell werden insbesondere vom Untersee des Bodensees extrem nedrige Waserstände gemeldet. Der Hafen von Mannenbach gegenüber der Insel Reichenau auf der Schweizer Seite ist trocken gefallen.  Auch am Pegelstand Konstanz ist der Niedrigstand zu beobachten, doch ist insbesondere der Untersee betroffen. Der Durchfluss durch den Seerhein schafft  derzeit nicht genügend Wasser ausgleicht. Betroffen vom Niedrigwasser sind auch weitere Seen in der Schweiz, die bisher unkritisch gesehen werden,  

Ursache der neidrigen Wasserstände ist die aktuelle Trockenheit mit ausbeleibenden Regenfällen wie auch die geringe Menge an Schmelzwasser nach einem schneearmen Winterhalbjahr.  Seit 1974  war der Wasserstand nicht mehr so niedrig wie derzeit.

Wollmatinger Ried, März 2025. Nach der Aufnahme ist der Wasserstand weiter gesunken
(Foto: R. Schreg)

 

Die Uferzone des Untersee ist ein Kernberich des UNESCO-Welterbes "Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen". Hier liegen die Stationen auf der Insel Werd, Wangen-Hinterhorn, Hornstaad-Hörnle, Allensbach-Strandbad und Wollmatingen-Langenrain,. Inzwischen ist bekannt, dass sich in der Uferzone der Insel Reichenau auch mittelalterliche Palisadenanlagen unter Wasser erhalten haben. Daneben liegen in den Sedimenten der Uferzone aber auch Funde und Befunde der historischen Fischerei und Schiffahrt.

Unter Sauerstoffabschluß unter dem Wasserspiegel haben sich hier organische Reste erhalten, die anderswo längst verrottet sind. Schon vor Jahren wurde der Klimawandel als Risiko für den Erhalt der Pfahlbaustationen am Bodensee erkannt.  Problematisch ist nicht nur, dass Fundstellen trocken fallen und dadurch organische Reste dem Sauerstoff und der Verrottung ausgesetzt werden, sondern dass veränderter Wellengang bislang stabile Sedimente angreift und aberodiert. "Durch den Abtrag der schützenden Sedimentschichten treten die Kulturschichten oder Pfahlreste zutage, werden mikrobiell zersetzt oder durch Wellengang und Abrieb mit Sedimentpartikeln mechanisch zerstört. Bei winterlich niedrigem Wasserstand am Bodensee kommt es zusätzlich zum Ausfrieren der wassergesättigten Keramik und Bauhölzer, die daraufhin in ihre Bestandteile zerfallen (Frostsprengung,)" (Ostendorp u.a. 2007, 233).

Niedrige Wasserstände sind zwar ein wesentlicher Trigger der Forschung, haben überhaupt erst zur Entdeckung der Pfahlbauten überhaupt geführt. Immer wieder wurden Funde bei Niedrigwasser gemacht, so beispielsweise 2005/06 an der Insel Werd (EschenzTG), wo neben den Pfahlbauten auch Reste einer römischen Rheinbrücke sowie mittelalterliche Befunde  (https://archeobase.ch/ark:/17447/x34022). Zugleich aber sind die Niedrigstände eine Periode erhöhter Gefährdung durch Wellenschalg, Austrocknung, ggf. aber auch unkontrolliertes Absammeln.

Die genaue Situation ist bei jeder Fundstelle etwas anders, da teilweise noch schützende Schlickpakete vorhanden sind, die das aktuelle Risiko etwas abmildern. Die Fundstelle Wangen-Hinterhorn ist bereits im Sinne einer konservatorischen Überdeckung mit Geotextil und Kies abgedeckt und es erfolgt ein Monitoring durch das Landesamt für Denkmalpflege (Hagmann u.a. 2011, ). 

 

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Literaturhinweis

  • „Was haben wir aus dem See gemacht?“. Kulturlandschaft Bodensee Teil II – Untersee. Zweite Tagung der Projektgemeinschaft des Arbeitskreises Denkmalpflege am Bodensee, 12. Oktober 2001. Arbeitshefte Landesamt für Denkmalpflege 12  (Stuttgart 2001). -  ISBN 978-3-8062-1792-6 
  • S. Hagmann/ H. Schlichtherle/ U. Schlitzer, UNESCO-Welterbe. Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen. Denkmalschutz in Baden-Württemberg und Bayern (Stuttgart 2011) - https://www.unesco-pfahlbauten.org/fileadmin/media/pfahlbauten/PDF/Broschuere_Weltkulturerbe_Pfahlbauten.pdf
  • W. Ostendorp / H. Brem / M. Dienst / K. D. Jöhnk / M. Mainberger / M. Peintinger / P. Rey / H. Rossknecht / H. Schlichtherle / D. Straile, Auswirkungen des globalen Klimawandels auf den Bodensee. Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 125, 2007, 199–244. - http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-opus-38282

 

 

 

Montag, 31. März 2025

Wiederherstellung von Wahrheit und Vernunft in der amerikanischen Geschichte?

Ein neues POTUS Trump-Dekret „Wiederherstellung von Wahrheit und Vernunft in der amerikanischen Geschichte“. will historische Wissenschaftsvermittlung durch das Regierungs-MAGA-Weltbild ersetzen und stellt dazu große Museen unter eine inhaltiche Regierungsaufsicht.

Hier heißt es:

"It is the policy of my Administration to restore Federal sites dedicated to history, including parks and museums, to solemn and uplifting public monuments that remind Americans of our extraordinary heritage, consistent progress toward becoming a more perfect Union, and unmatched record of advancing liberty, prosperity, and human flourishing. Museums in our Nation’s capital should be places where individuals go to learn — not to be subjected to ideological indoctrination or divisive narratives that distort our shared history."

"Es ist die Politik meiner Verwaltung, Bundesstätten wiederherzustellen, die der Geschichte gewidmet sind, einschließlich Parks und Museen, an feierliche und erhebende öffentliche Denkmäler, die die Amerikaner an unser außergewöhnliches Erbe erinnern, an konsequente Fortschritte in Richtung einer perfekteren Gemeinschaft, an unvergleichlich Zeugnisse der Weiterentwicklung von Freiheit, Wohlstand und menschlicher Blüte. Museen in der Hauptstadt unsere Hauptstadt sollen Stätten sein, die Einzelne  besuchen, um etwas zu lernen - nicht um sich ideologischer Indoktrination oder spalterischen Narrativen auszusetzen, die unsere gemeinsame Geschichte verzerren."

Angesprochen werden speziell die Smithsonian Institution mit ihren Einrichtungen des Smithsonian American Art Museum, das National Museum of African American History and Culture sowie das American Women’s History Museum. Trump passt es letztlich nich, dass alte weiße Männer nicht genügend gewürdigt, sondern kritisiert werden - und ihnen andere Perspektiven entgegengehalten werden.


Im Falle des National Museum of African American History and Culture hatte Trump jr. das Museum kritisiert, weil es „Aspekte und Annahmen zu Weißsein und weißer Kultur in den Vereinigten Staaten“ zusammen gesetllt hatte. Die aufgeführten Punkte sind nicht negativ -  unter anderem werden Individualismus, Objektivität, rationales, lineares Denken, Betonung der wissenschaftlichen Methode , protestantische Arbeitsethik ("harte Arbeit als Schlüssel zum Erfolg"), aufgeschobene Belohnung, die Familienstruktur (u.a. Kernfamilie), sowie Zukunftsorientierung und Zeitverständnis, aber auch Rechtsverständnis und Kommunikationspraxis als weißes Erbe aufgeführt. Die Graphik (im InternetArchive noch einsehbar) stand unter dem Oberbegriff "Talking about Race" und formulierte: "Die weiße dominante Kultur der "Whiteness" (übersetzt vielleicht it Weiß-Seins)  bezieht sich auf die Art und Weise, wie weiße Menschen und ihre Traditionen, Einstellungen und Lebensweisen im Laufe der Zeit normalisiert wurden und jetzt als Standardpraktiken in den Vereinigten Staaten gelten."

Ob das wissenschaftlich in dieser Pauschalität haltbar ist, sei hier dahingestellt, zumal es auch impliziert, dass die "afrikanische" Kultur hier genau das Gegenteil vertrete. 

Der Vorwurf, das sei Rassismus gegen Weiße ist abwegig. D. Trump Jr. hatte auf TwiX gepostet: "These aren't 'white' values. They're American values that built the world's greatest civilization. They help you succeed here, no matter your color. So make no mistake, Biden's radicals aren't coming for 'whites,' they're coming for the entire American way of life." Wenn D. Trump sen. dem Smithsonian ein ideologisches Weltbild vorwirft, so kommt hier vor allem die übliche Umkehrung der Tatsachen zum Tragen. Es ist Trumps MAGA-Weltbild, das von Vorurteilen und Ideologie getrieben ist.

Dass in den historischen Wissenschaften ein Bewusstsein dafür entstanden ist, dass die westlichen Fundamente“ ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden., ist nicht durch eine Ideologie bedingt, sondern durch eine wissenschaftliche historische Forschung. Sie hat an vielen Stellen die Lücken und Widersprüche der Überlieferung und der Geschichtsbilder aufgedeckt. Es sind Ewiggestrige, die aus dem hergebrachten Geschichtsbild ihre eigene Identität und ihren Stolz gewinnen und sich nun angegriffen fühlen, weil ihre Familien bigott und rassistisch waren. 

"Museum of African American History and Culture" und Washington Monument
(Foto: Georg Botz, CC BY-SA 3.0, via https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=71853949)

 

2020 ist das Museum gegenüber dem Shitstorm in TwiX eingeknickt und hat die Graphik (InternetArchive 15.7.2020) von ihrer Website entfernt. "We have listened to public sentiment and have removed a chart that does not contribute to the productive discussion we had intended. The site's intent and purpose are to foster and cultivate conversations that are respectful and constructive and provide increased understanding. As an educational institution, we value meaningful dialogue and believe that we are stronger when we can pause, listen, and reflect—even when it challenges us to reconsider our approach. We hope that this portal will be an ever-evolving place that will continue to grow, develop, and ensure that we listen to one another in a spirit of civility and common cause." (InternetArchive 16.7.2020))

Die Executive Order zeigt das Geschichtsverständnis, das nichts mit Geschichtswissenschaft, sondern nur mit Glorifizierung zu tun hat. Ziel der Ausstellungen soll nicht Wissenschaftskommunikation sein, sondern "die Konzentration auf die Großartigkeit der Errungenschaften und Fortschritte des amerikanischen Volks oder, im Hinblick auf die Natur, auf die Schönheit, Üppigkeit und Erhabenheit der amerikanischen Landschaft."

"focus on the greatness of the achievements and progress of the American people or, with respect to natural features, the beauty, abundance, and grandeur of the American landscape"

POTUS Trump "verbietet Ausgaben für Exponate oder Programme, die gemeinsame amerikanische Werte beeinträchtigen, Amerikaner auf der Grundlage von Rassen spalten. Programme oder  Ideologien fördern."

(I, POTUS Trump "prohibit expenditure on exhibits or programs that degrade shared American values, divide Americans based on race, or promote programs or ideologies inconsistent with Federal law and policy."

Das sind massive Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit, nicht nur auf der Ebene der Wissenschaftsvermittlung, sondern noch tiefer greifend, indem Trump und seine Administration auch inhaltlich in Begriffsdefinitionen eingreifen. Besonders deutlich wird das am Umgang mit dem Begriff der Rasse. Zu Recht vertritt das Smithsonian American Art Museum „die Ansicht, dass Rasse keine biologische Realität, sondern ein gesellschaftliches Konstrukt“ ist (vgl. Archaeologik 7.5.2016).


Angriffe der konservativen alten weißen Männer auf die Geschichte sind in den USA sind nicht neu. 2014 stellte Lamar S. Smith (dt. wikipedia), Trump-Fan und damals republikanischer Kongressabgeordneter in seiner Rolle als Vorsitzender des Kongress-Ausschusses für Wissenschaft, Weltraum und Technologie  inhaltliche Entscheidungen der NSF in Frage. Er forderte, dass nur noch national bedeutende Projekte sollten und dass das Verfahren des peer review zwar unangetastet bleiben, aber unter politischer Aufsicht stehen sollte (Archaeologik 9.10.2014). Vor allem kennt man solche Attacken schon aus Trumps erster Amtszeit (Archaeologik 5.6.2018).

Geschichtspolitik in dieser direkten Form der Eimischung der Politik in die Geschichte und deren Instrumentalisierung für den Erhalt der eigenen Machtstellung kennt man ansonsten vor allem aus faschistischen, und autoritären Regimen - aktuell liefet Vladimir Putin ein Beispiel aktiver Geschichtspolitik mit Umdeutungen und einer darauf ausgerichteten Ausstellungspolitik (Archaeologik 4.8.2024).


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Montag, 24. März 2025

Schwere Beute - leichte Strafe

Vor nicht ganz einem Jahr, im Mai 2024 wurde ein Großsteingrab bei Immekath in der Altmark in Sachsen-Anhalt von einem Mann zerstört, der sich für seinen dekorativen (oder doch eher esoterischen) Steinkreis im heimischen Garten einen großen Stein benötigte. Anscheinend versuchte er zunächst einen der stehenden Steine erfolglos aus dem Boden zu reißen, ehe er sich für einen anderen Stein entschied. Dabei wurde das Grab so verwüstet, dass man in der ersten Polizeimeldung offenbar noch davon ausging, der Deckstein  mit einer Größe von 2 m x 3 m sei geklaut worden. Der entwendete Stein misst immerhin auch  1,25 m Höhe und 0,75 m Dicke und wiegt etwa eine halbe Tonne. Zwischen 2010 und 2012 wurden bereits zwei Steine entwendet.

Bürger und Mitglieder des Vereins ''Junge Archäologen der Altmark e.V" spüretn den zuletzt verschwundenen  Stein in einem Privatgarten auf. Der Diebstahl konnte dem Mann in einem Verfahren eindeutig nachgewiesen werden. In seinem Steinkreis befinden sich allerdings noch 8 weitere Megalith-Steine, bei denen es nicht unwahrscheinlich ist, dass sie ebenfalls von Großsteingräbern stammen. Mit alten Dokumentationen, die bestanfalls grobe Messungen und Zeichnungen aufweisen sind juristisch sichere Identifikationen recht schwer zu bewerkstelligen. Moderne 3D-Scans dürften da bessere Möglichketen bieten.

Das Amtsgericht Gardelegen verurteilte den Mann am 25. Februar 2025 zu  6.000 Euro wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung sowie der Rückgabe des Steines.  Unklar bleibt, wer nun die Wiederherstellung und die sicher notwendig werdende begleitende archäologische Untersuchung zahlt. 

 

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Literatur

  • H.-J. Beier, ,Die megalithischen, submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thüringer Wald. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 1 (Wilkau-Haßlau 1991) 



G
M
T
Y
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Mittwoch, 19. März 2025

Archäologie als Metapher für die Konstruktion der Vergangenheit

Ein Roman über eine Archäologin, die in das Dilemma gerät, Geschichte für ihren Herrscher manipulieren zu müssen, wo Funde und Befunde was ganz anderes zeigen. 
 
Eine Besprechung von Kai Nonnenmacher:
Ein Blick in unsere „wissenschaftliche“ Zukunft, in der eine nationale Regierung vorgibt, wie glorreich unsere Geschichte war - und alles andere ein Vogelschiß?


Perrine Tripier 
Conque 
Paris: Gallimard, 2024 
 
ISBN 9782073056863
 

Donnerstag, 13. März 2025

Denkmal im Wald - Wanderausstellung in Eggolsheim

Unter Wald haben sich zahlreiche archäologische Geländedenkmäler erhalten.  In jüngerer Zeit haben die hochauflösenden digitalen Geländemodelle aus den Laserscanbefliegungen zahlreiche neue Strukturen zu erkennen gegeben.

Galten Denkmäöler im Wald lange Zeit als besonders geschützt, so sind sie heute von dem Maschineneinsatz in der modernen Forstwirtschaft, vom Bau von Windkraftanlagen (trotzdem besser als die Braunkohlelöcher) und von Sondengängern bedroht.

Eine Wanderausstellung "DenkMal im Wald! Kultur in der Natur", die als  ein Gemeinschaftsprojekt des Zentrums Wald-Forst-Holz Weihenstephan, des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und des Vereins für Nachhaltigkeit ntstanden ist und von der Bayerischen Forstverwaltung unterstützt wurden, gibt auf 13 Schautafeln "einen tiefen Einblick in die oftmals verborgene Welt der Bodendenkmäler." 

Die Ausstellung zeigt Beispiele von Denkmälern, die sich im Wald erhalten haben und deren Gefährdungen. Sie spricht aber auch Schutzmöglichkeiten an, etwa die Möglichkeiten der modernen Forstwirtschaft zur bodenschonenden Nutzung des Waldes 



Die Wanderausstellung wird nun vom 13. März bis 10. April 2025 an der Fachoberschule Fränkische Schweiz in Eggolsheim  (im Schulgebäude Bahnhofstraße 55) zu sehen sein. Die Ausstellung wird am 13. März 2025 schulintern eröffnet und ist für einen größeren Interessentenkrei kostenlos von 10:00 bis 14:00 Uhr an den folgenden Samstagen (15., 22. und 29. März, 5. April 2025) zu besichtigen. 
 
Plakat der Fachoberschule in Eggolsheim
(m. freundl. Genehmigung)

 


Dienstag, 11. März 2025

#DefendCulturalHeritage - Executive Order von POTUS Trump blockiert Denkmalschutz

Auf der Liste der sensiblen Worte, die zur Streichung staatlicher Mittel führen oder zumindest aus Texten getilgt werden ist lautNYT auch "cultural heritage".
 
Cultural Heritage Partners (CHP) ist eine private Anwaltskanzlei mit Büros in Washington, DC, New York, NY und  Richmond, VA, die sich mit Denkmalrecht und Fragen des kulturellen Erbes befasst. Auf ihrer Website befassen sich die Anwälte mit der Bedrohung für das kulturelle Erbe, das Trumps Politik darstellt.
 
Die Exekutivverordnung, in der ein nationaler Energy Emergency (EO), die POTUS Trump gleich in den ersten Tagen seiner zweiten Amtszeit erlassen hat, konstruiert eine Energiekrise, die es erlaubt, Prüfungsbestimungen in Genehmigungsverfahren zu umgehen. Mit dieser EO kann die Berücksichtigung historischer Immobilien für jedes Projekt ausgesetzt werden, wenn nur behauptet, wird, dass es mit der Energieerzeugung zusammenhänge - unabhängig von ihrer tatsächlichen Notwendigkeit. Es besteht also Gefahrt, dass Bauprojekte ohne Auflagen umgesetzt werden und historische und archäologische Stätten, heilige Orte und kulturellen Landschaften der Indigenen zerstört werden.

Cultural Heritage Partners sehen daher die Notwendigkeit eine Notfallstrategie zu entwickeln, indem etwa die rechtlichen und politischen Möglichkeiten bestimmt werden, die EO in Frage zu stellen. Dazu sollte vergangene Woche ein Meeting stattfinden, zu dessen Ergebnissen bisher anscheinend aber nichts publiziert wurde. 

Bereits in seiner ersten Amtszeit hat Trump seine Verachtung für den Kulturgüterschutz gezeigt, indem er etwa nicht davor zurück geschreckt hat, dem Iran 2020 mit dem Kriegsverbrechen der gezielten Zerstörung von Kulturgütern zu drohen. Zugleich zeigt dies aber, dass er sich der Bedeutung des Kulturerbes für Nationalgeschichte und Identitäten wohl bewusst ist - so macht auch erst sein Angriff Sinn.

 

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Sonntag, 9. März 2025

#StandUpForScience

Die Schockstarre scheint langsam überwunden. Endlich werden Stimmen laut, die sich gegen die wahnsinnige Zerschlagung der Wissenschaftsstrukturenbin den USA wenden.

Trumps Taktik, Chaos zu veranstalten und  - offensichtlich illegal - terrorartig Gelder zu kürzen und Angestellte zu entlassen, dient  der Einschüchterung und Überrumpelung. Bislang war sie erfolgreich. Ob Gerichte etwas wirkungsvoll unternehmen werden, wird zu sehen sein.


(Symbolbild, KI-generiert mit ideogram.ai)

Am 7. März kam es in vielen Städten der USA, allen voran in Washington DC zu Demonstrationen gegen die systematische Wissenschaftszerschlagung von Trump & Musk, die selbst auf lebensrettende Medizin losgehen, aber prinzipiell alle kritische Stimmen gegen ihr beschränktes Weltbild dominieren möchten.

Zwei Folgen im Podcast des Deutschlandfunk berichten über die aktuelle Situation der Wissenschaft unter POTUS Trump in den USA:

Die zentrale Demonstrationen von StandUpForScience fand in Washington vor dem ;incoln Monument statt, in zahlreichen weiteren Städten der USA gab es ebenfalls Demonstrationen, auch in Kanada, Frankreich und Österrreich (Wien und Salzburg). Die jetzigen Demos sollen erst der Anfang sein, denen es um die Wiederherstellung der staatlichen Wissenschaftsförderung und Wissenschaftsfreiheit geht, die Wiedereinstellung der willkürlich Gefeuerten und die Erneuerung der Bedeutung von Gleichheit, gleichberechtigter Teilhabe und der allgemeinen Verfügbarkeit in der Wíssenschaft. 

Ob die Proteste direkt etwas bewirken, scheint fraglich, denn Trump & his Admins sind schon Menschen egal - sie nehmen Kranken die Hoffnung, liefern in der Ukraine Zivilisten den russischen Angriffen aus, indem sie nun auch keine Fernerkundungsdaten mehr zur Verfügung stellen, die zur Raketenabwehr nötig sind oder im Gaza-Streifen Vertreibungen vorschlagen. Trump wird wegen Protesten also sicher nicht zurückrudern und eher als gekränkter Egomane aus Rache neue Schikanen ersinnen. Wichtig an den Protesten ist aber, dass seine Strategie nicht aufgeht, die Gesellschaft gleichzuschalten und die kritische Wissenschaft als Kontrollinstanz für frei erfundene schwachsinnige Behauptungen auszuschalten.

Moderne Wissenschaft lebt vom internationalen Austausch. Und Wissenschaft ist nicht nur in den USA von politisch motivierter Wissenschaftsfeindlichkeit betroffen. Unliebsame Themen möchte so manche rechts-konservative Partei regulieren. Ungarn war hier auf dem Blog schon Thema, aber man muss dazu nicht ins Ausland schauen. Unter dem Deckmantel der Wiederherstellung von Meinung-, Rede- und Wissenschaftsfreiheit sollen vermeintlich politische Themen wie die Frage non-binärer Geschlechtlichkeiten oder des Klimawandels nicht mehr beforscht werden. Vielmehr soll so getan werden, als gäbe es das alles nicht. Deshalb ist hier auch internationale Solidarität gefragt. Frankreich und Österreich sind schon dabei...


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Dienstag, 4. März 2025

What have the Romans ever done for us? Uns glücklich gemacht!?

  • M. Obschonka / F. Wahl / M. Fritsch / M. Wyrwich / P. J. Rentfrow / J. Potter / S. D. Gosling, Roma Eterna? Roman rule explains regional well-being divides in Germany. Current Research in Ecological and Social Psychology 8, 2025, 100214 /1-17. - https://doi.org/10.1016/j.cresp.2025.100214

Die Studie in einer psychologischen Fachzeitschrift - der das Monty-Python-Zitat voran gestellt ist - stellt fest, "dass Regionen, die von der römischen Zivilisation entwickelt wurden, heute adaptivere Persönlichkeitsmuster (Big Five) und ein besseres Gesundheits- und psychisches Wohlbefinden aufweisen. Die Ergebnisse einer räumlichen Regressionsdiskontinuitätsdesign zeigen einen signifikanten Effekt der römischen Grenze auf die heutigen regionalen Variation dieser Ergebnisse. Zusätzliche Analysen legen nahe, dass römische Investitionen in Wirtschaftsinstitutionen (z. B. Handelsinfrastruktur wie römische Straßen, Märkte und Minen) entscheidend für die Schaffung dieser langfristigen Wirkung waren." (Abstract)

Diese Korrelation wird auch kartographisch dargestellt, wobei die betreffenden Karten nur die "beiden stärksten Wirkungen des römischen Erbes (auf Neurotik und Lebenserwartung) " zeigt. Laut Abbildungslegende sollen die "Karten zeigen, dass die historische römische Grenzmauer die heutige Deutschland immer noch „trennt“, insbesondere in Bezug auf die psychologischen und gesundheitlichen Ergebnisse."  Für besonders eindrucksvoll und überzeugend halte ich diese Kartierung nicht. Allerdings argumentieren die Autoren mit statistischen Korrelationen, die sie als Gegenprobe auch für zahlreiche andere räumliche Daten vorgenommen haben.

 

fig. 3 der Studie: Neurotizismus und Lebenserwartung in Deutschlands mit dem römischen Limes.
(nach Obschonka 2025, CC BY NC ND 4.0)

 
Letztlich scheint dies eine Schrotflintenmethode, bei der irgendwann ein Treffer passen wird.  Das kann man so machen, aber weitergehende Rückschlüsse sind darauf kaum aufzubauen. Statistisch signifikant ist nicht gleichbedeutend mit historisch valide. Man müsste erklären können, wie diese Daten historisch zu korrelieren sind. Die Autoren haben dazu drei Hypothesen, die vereinfacht darauf herauslaufen, dass die Relikte römischer Infrastruktur bis heute besere Lebensverhältnisse bedingen. 
Letztlich hangeln sich die Autoren von Hypothese zu Hypothese. Als Hypothese 1 formulieren sie, dass die römische Herrschaft innerhalb des Limes mit den heutigen adaptiven Persönlichkeitsmerkmalen, mit besserer Gesundheit und Wohlbefinden verbunden. sei.  Hypothese 2 nimmt darauf hin an, die römische wirtschaftliche Infrastruktur seit mit den heutigen adaptiven Persönlichkeitsmerkmalen sowie den damit verbundenen Gesundheits- und Wohlbefindensergebnissen verbunden. Sie postulieren dabei, dass es die römischen Wirtschaftsinfrastrukturen gewesen seien, die zur Entstehung und Persistenz adaptiverer makropsychologischer Muster führte. Sie argumentieren mit dem römischen Straßensnetz und den Absatzgebieten römischer Keramik.  Hypothese 3 macht eine Annahme zu der Frage, warum genau die regionalen Unterschiede in adaptiven makropsychologischen Merkmalen den Limesfall überstanden und bis heute präsent seien. Hypothese 3 lautet indes nur" "Die regionale Variation des wirtschaftlichen Wohlstands im modernen Deutschland vermittelt die Auswirkung der römischen Herrschaft auf die heutigen adaptiven Persönlichkeitsmerkmale sowie die damit verbundenen Ergebnisse für Gesundheit und Wohlbefinden. " Der Text sieht Pfadabhängigkeiten, präzisiert diee aber nicht. Wir sehen heute, dass der Limes in der Tat auch das jüngere Siedlungsbild beeinflusst hat, etwa wenn die Verbreitung merowingerzeitlicher Gräberfelder immer noch das Limesgebiet nachzeichnet. Dennoch bleibt zu erklären, warum das Mittelalter und die Neuzeit dies nicht überprägt haben sollen, trotz zahlreicher Migrationen und einer Urbanisierungsphase, die keine Rücksicht mehr auf den alten Limes nimmt.
 
Übrigens, statistisch nicht abgesichert, aber optisch überzeugender ist ein Vergleich der Karte der Lebensserwartung mit dem Ausländeranteil in Deutschland (abrufbar bei https://regionalatlas.statistikportal.de/). Auch hier muss man die Zusammenhänge erklären, aber es müssen keine 1700 Jahre überbrückt werden.
 
Die Autoren weisen darauf hin, dass die psychologische Forschung sich in den vergangenen Jahren verstärkt historischen Analysen zugewandt hätte, um die Wurzeln regionaler Ungleichheiten bei adaptiven Ergebnissen wie Gesundheit, Wohlbefinden und verwandten Persönlichkeitsmerkmalen zu untersuchen. Eine Schlußfolgerung der aktuellen Studie: "Zusammen zeigen diese Ergebnisse, wie alte Kulturen ein makro-psychologisches Erbe beeindruckt können, das zu regionalen Ungleichheiten der heutigen täglichen beiträgt."  Das gibt die Studie aber nicht her, den hier fehlt es an einer passenden Methodik einer zeitübergreifenden Korrelation, die nicht ohne eine klare Vorstellung über die zwischenzeitliche Entwicklung auskommen kann. Die historische Perspektive der Psychologie braucht hier dringend eine bessere Methode.
 

Letztlich bleibt der Eindruck, dass hier schon wieder ein Versuch vorliegt, die eigenen Daten durch einen gekünstelten Römer-Bezug aufzuwerten (vgl. Die „blöden Römer“ - Köder für Medien und Publikum? Archaeologik 19.1.2025)

 

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Montag, 3. März 2025

Oscar verpasst

Für den Oscar als Beste Dokumentation  war auch  "Sugarcane" nominiert, ging nun aber leer aus. 

Der Film  handelt über die Nachforschungen in der kanadischen Residental School St. Joseph's Mission. Vor Jahren begannen hier die Untersuchungen mit Hilfe geophysikalischer Prospektion, mit denen mehrere Gräber lokalisiert wurden. In diesen Schulen sollten indigene Kinder "zivilisiert" werden, tatsächlich wurden sie vielfach vernachlässigt, mißbraucht und teilweise auch ermordet.

In Zeiten, in denen in den USA sich ein autokratisches Regime etabliert, das DEI-Themen unterdückt und der Wahnsinn Politik macht, ist es bemerkenswert, dass der Film mit einer indigenen Perspektive überhaupt noch nominiert wurde. Das war allerings noch vor dem Amtsantritt von POTUS Trump. Haben die Oscar-Feierlichkeiten in der Vergangenheit immer wieder als Plattform für politische Statementsgedient, so war es dieses Jahr offenbar vergleichsweise unpolitisch. Die Kulturschaffenden kuschen und werden ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht.

Die Forschungen an den Residental Schools in Kanada sind ein gutes Beispiel, das die Bedeutung der Archäologie der Moderne für die Aufklärungs- und Erinnerungsarbeit zeigt. Schade, dass es dafür nicht die Aufmerksamkeit eines Oscars gab.

Schüler*innen der Fort Albany Residential School unter Aufsicht einer Nonne, um 1945.
(Foto: Edmund Metatawabin collection at the University of Algoma [gemeinfrei] via WikimediaCommons)
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Freitag, 28. Februar 2025

Feldforschung des Great Viking Survey

Klischee-Wikinger in der Vorstellung von KI
(Bild: mit ideogram.ai)

Die Universität Oslo hat vor kurzem den Great Viking Survey gestarte, eine breit angelegte Studie, um zu untersuchen, wie Menschen auf der ganzen Welt die Wikinger wahrnehmen und mit ihrer Geschichte und Kultur umgehen. Es sollen die unterschiedlichen Arten dargestellt werden, wie moderne Medien und Wissenschaft diese Bilder schildet. Diese online-Umfrage lädt alle Erwachsenen ein, ihre Gedanken über die legendäre Figur des Wikinger-Kriegers und das bleibende Vermächtnis der und die Erinnerung an die Wikinger in der modernen Welt zu teilen. Damit können die Wissenschaftler genau beleuchten, welche Mittel und Mechanismen es ermöglichen, Bilder und Mythen der Wikinger zu formen und in der öffentlichkeit. zu verbreiten.



Die Umfrage ist Teil des " Making a Warrior-project" ein skandinavisches Netzwerk von Wissenschaftlern, das sich für das Konzept des wikingischen Kriegertums und dessen historischen und aktuellen Darstellungen interessiert. Durch eine Differenzierung der Wikingerbilder verschiedener Gruppen und Gemeinschaften erlaubt es das Projekt künftiger Öffentlichkeitsarbeit und Kulturerbe-Initiativen Iformationen zu den Interessen der Öffentlichkeit bereit zu stellen und so ein differenziertes Bild der Wikingerzeit zu fördern.


Auf vikingsurvey.org ist die Umfrage bis Mitte Mai 2025 zugänglich.


Donnerstag, 27. Februar 2025

Forschungsfreiheit in den USA #DefendResearch

In den USA formiert sich zögerlich der Widerstand gegen die Eingriffe der US-Regierung in die Wissenschaftsfreiheit.

Als Reaktion auf die "alarmierende Einschränkung der akademischen Meinungs- und Forschungsfreiheit" haben eine Handvoll Wissenschaftler*innen die Declaration To Defend Research Against U.S. Government Censorship verfasst, die zur Unterschrift offen steht. Sie wendet sich an die Mitglieder der weltweiten wissenschaftlichen Kommunikationsökosysteme – Forscher, politische Entscheidungsträger, wissenschaftliche Gesellschaften, Bibliotheken, Hochschul- und Forschungseinrichtungen, Verleger, Geldgeber und andere.

Auf einer konservativen Website ist eine "DEI Watch List" online, die namentlich Wissenschaftler aös "Ziele" ("targets") aufführt, die sich gegen die DEI-Richtlinien von Trump & his Admins ausgesprochen haben, Black Lives Matter unterstützen oder einfach gendersensibel online das Pronomen benennen, mit dem sie angesprochen werden wollen. Zahlreiche Wissenschaftler sehen das als persönliche Bedrohung und Einschüchterung. 

u.a.:

Das sind Methoden der Mafia und autokratischer Systeme. 

 

Ein Artikel in der britischen medizinischen Zeitschrift theBMJ weißt darauf hin, dass die Trump-Administration von staatlich bediensteten Wissenschaftlern verlangt hat, Artikel zurückzuziehen, die nicht zu dem Trumpisten-Weltbild passen. Sie fordert die Herausgeber von Wissenschaftszeitschriften in der Medizin auf, sich dieser Einflußnahme zu widersetzen.


Links

Donald Trump und die
geschlachteten Hunde und Katzen:
KI-generiertes Symbolbild
(Craiyon)