Sonntag, 19. Februar 2023

Sondengänger überfällt römischen Gutshof

In der Schweiz gibt es wieder mal einen Fall, der die Zerstörungen publik macht, die Sondengänger (und die Mehrzahl sind leider die schwarzen Schafe) so anrichten.

Mal angenommen, die Raubgräber hätten tatsächlich einen Münzschatz gefunden: Er gäbe wichtige Auskunft nicht nur über die Geschichte des Gutshofes (villa rustica) im Umland des antiken Augst/ Augusta Raurica. Solche Schätze sind durchaus in einiger Zahl bekannt und geben in ihrer Gesamtanalyse wichtige Anhaltspunkte über Unruheregionen in der Spätantike. Die Münzen ergeben aus der Datierung ihrer letzten einen recht genauen zeitlichen Ansatzpunkt. Sie lassen Aufschluss über den Münzumlauf zu. All das sit nur möglich, wenn der Hortfund nicht in Einzelmünzen (gar als "Schrottmünzen") verhökert wird, sondern zusammen bleibt und der Wissenschaft auch mit einem Fundort bekannt wird. Ganz besonders wichtig ist es aber auch, dass der Fund genau geborgen wird, dann erlaubt er eventuell eine Zuordnung zu einer Umbauphase des Gutshofes, wir erfahren, wo er genau versteckt wurde.

Erst vor kurzem hat ein Sondengänger - ehrenamtlich im Auftrag und mit Betreuung durch die Kantonarchäologie - im nur wenig südlich gelegenen Bubendorf einen römischen Schatzfund gefunden - und nicht gleich ausgebuddelt, sondern der Archäologie gemeldet. Mit der sorgfältigen Ausgrabung konnte das Schatzgefäß im Block geborgen werden. Röntgenbilder zeigen, dass die Münzen offenbar in zwei Portionen, wohl in Leder verpackt in einem Keramikgefäß vergraben wurden. Interessant ist nun, dass eben dieser Schatz nicht in einen der bekannten Schatzfundhorizonte passt.

 
Mal angenommen, der Raubgräber von Munzach hat keinen Schatz gefunden - was sehr viel wahrscheinlicher ist.  Vielleicht hat er ein paar einzelne Münzen oder Fibeln. Die wären ebenso interessant, um etwas über die Bewohner und Bewohnerinnen der Villa zu lernen - eventuell im Vergleich zur benachbarten Stadt Augst. Sie könnten ebenso Bauphasen datieren. Nun können Sie nichts von alldem. Sie können angestaubt in einem Regal oder auf Samtkissen und angestrahlt in einer Privatvitrine liegen. Wissenschaftlich sind sie nun Schrott. Schlimmer noch: Mit seinen Löchern hat der Raubgräber aber auch in den Befund eingegriffen und ihn zerstört. So eine Münze könnte in einem Pfostenloch gelegen haben, das der Raubgräber mit seinem Loch einfach tilgt. Gerade mit Münze wäre es wichtig gewesen um eine mögliche hölzerne Bauphase zu erkennen. Münzen liegen auch nicht einfahc so herum. Eine genaue Einmessung und Kartierung könnte Aktivitätszonen zeigen und eventuell verraten, wo Geschäftsräume lagen.
Die Sonde piepst aber nicht nur einmal. Da liegen natürlich auch für Sondler unattraktive Metallbruchstücke oder Dachnägel. Ein Loch kommt ans nächste...


 
Das Prinzip der Raubgrabungslöcher: Mona Lisa durchlöchert
(verändert nach Leonardo da Vinci via WikimediaCommons)

Danke "liebe" Raubgräber für nichts!

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