Donnerstag, 30. Juni 2022

Älteste Bestattungen des Homo sapiens - aus gutem Willen (?) eingegraben und vernichtet

Seit Jahren gab es in Australien eine Auseinandersetzung, wie mit den archäologischen Funden zweier Bestattungen zu verfahren sei, die 1969 bzw. 1974 am Lake Mungo in New South Wales bei Ausgrabungen entdeckt worden sind. Man datiert beide heute um etwa 40.000 v.Chr.. Sie sind nicht nur ältestes Zeugnis der Besiedlung Australiens, sondern gehören überhaupt zu den ältesten Gräbern unserer Spezies homo spaiens.

Mungo Man
(Foto James Maurice Bowler [CC BY SA 3.0] via WikimediaCommons)

 

Nach der Ausgrabung verblieben die Skelettreste in einem Safe der Australian National University in Canberra und wurden 1992 bzw. 2017 offiziell an Australiens Ureinwohner zurückgegeben, die der pietätlosen Aufbewahrung in der Fremde und in einem Safe widersprochen haben. 

Sie wurden jeweils in den Mungo National Park überführt. Mungo Lady wurde dort in einem Ausstellungszentrum wiederum in einem Safe aufbewahrt, Mungo Man wurde 2017 nach einem Zeitungsbericht der FAZ auf dem Gelände des Besucherzentrums in einem Sarg beigesetzt. 

Die Umweltministerin Sussan Ley der inzwischen abgewählten Regierung kündigte Anfang April 2022 an, dass Mungo Man und Mungo Lady sowie 100 weitere prähistorische sterbliche Überreste an 26 unbekannten Stellen im westlichen New South Wales beigesetzt werden sollen. Entsprechende Forderungen waren von Aboriginees seit langem erhoben worden. - Allerdings gab es auch Stimmen, die für einen Keeping Place sprachen, an dem die Überreste so bestattet werden sollten, dass sie für künftige Generationen – und potenziell auch für die Wissenschaft - erhalten bleiben. Tatsächlich gelten mehrere Stämme als "traditional owners" und sie haben die Pläne auch vor Gericht erfolgreich angefochten. Ihre Stimme wurde bei der Entscheidung zur Bestattung übergangen.

Trotz des laufenden Verfahrens fanden jedoch am 24. Mai die anonymen Bestattungen auf Anweisung der Regierung an nicht nachvollziehbaren Orten statt. Es steht der Verdacht im Raum, dass die Regierung angesichts ihrer drohenden Abwahl noch rasch Fakten schaffen wollte. Die zuständige Umweltministerin Sussan Ley, die der Morrisson-Regierung angehörte, die sich vehement gegen Klima- und Umweltschutz engagiert hat,  hat beispielsweise auch wichtige Schutzregelungen für den vom Aussterben bedrohten Tasmanischen Teufel noch schnell außer Kraft gesetzt.

Nun soll eine unabhängige Untersuchung klären, wie es zu der illegalen Bestattung, die in der Art und weise, wie sie durchgeführt wurde einer Zerstörung deer Funde gleich kommt, kommen konnte.


Links

Mungo National Park: http://www.visitmungo.comau/ 



Literatur

  • Tim H. Heupink, Sankar Subramanian, Joanne L. Wright, Phillip Endicott, Michael Carrington Westaway,Leon Huynen, Walther Parson, Craig D. Millar, Eske Willerslev, and David M. Lambert: Ancient mtDNA sequences from the FirstAustralians revisited. PNAS 113/25, 2016, 6892–6897. - https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.1521066113

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