Dienstag, 5. April 2022

Kulturgut und Kriegsverbrechen

International berichten verschiedene Zeitungen über eine via AFP verbreitete Darstellung der UNESCO, wonach in der Ukraine bereits über 50 Kulturstätten zerstört worden seien. Ukrainische Stellen sprechen gar von 153 Stätten.

Angesichts der Bilder der Zerstörung scheinen diese Zahlen eher zu niedrig gegriffen, sondern spiegeln nur das, was während des Kampfgeschehens etwa über Videos oder Luftbilder zu verifizieren ist.

Wenn es darum geht, die offenbar russischen Gewalttaten in Butscha und an anderen Orten als Völkermord (und nicht 'nur' als einfaches, sich situativ ergebendes Kriegsverbrechen bzw. Massenmord) zu beurteilen, kommt dem Umgang mit dem Kulturgütern ein wichtiger Stellenwert zu, denn Kulturgutzerstörung in großem Ausmaß ist oft Teil eines Genozids. Neben der physischen Existenz soll eben auch die kulturelle und historische Existenz ausgelöscht werden. Letztlich passt das zu einer Politik die auf Lügen und Propaganda aufbaut und sich die eigene Wahrheit zurecht bastelt. Auch deshalb wird man sich genau anschauen müssen, ob die Kulturgutzerstörungen Kollateralschäden sind, oder ob die russische Soldateska dazu zumindest ermutigt wurde.

 

Antikenhehlerei

In einer Pressemeldung warnt die UNESCO allerdings auch vor illegalem Handel mit archäologischen Artefakten. UNESCO, UNIDROIT, UNODC, INTERPOL, WCO und CINOA appellieren an Fachleute und Öffentlichkeit, die mit dem Handel mit Kulturgütern in Berührung kommen, den Erwerb oder die Beteiligung an Import, Export und sonstigen Eigentumstransfers von Kulturgütern zu unterlassen, wenn sie berechtigten Grund zu der Annahme haben, dass die Objekte gestohlen, illegal veräußert, heimlich ausgegraben oder illegal aus der Ukraine ausgeführt wurden.

Interessant ist in diesem Kontext die über Social Media verbreitete Nachricht des ukrainischen militärischen Nachrichtendienstes, wonach in Belarus russische Militärangehörige einen Basar mit Plünderungsgut veranstaltet hätten.

In Donezk kam es bereits 2014 zu Museumsplünderungen. Damals schrieb myvin: "Außerdem fordern die Terroristen [die Separatisten] die Mitarbeiter des Donezker Kunstmuseums auf, ihnen alle ihre Kunstschätze herauszugeben, und drohen, sie zu erschießen. Gleichzeitig bombardierten Militante das Gebäude des Donezker Regionalmuseums für lokale Überlieferungen. Von 29 Sälen überlebten nur 3. Die archäologische Sammlung litt am meisten." (Übersetzung mit GoogleTranslator)

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