Samstag, 8. Mai 2021

Promi-Klatsch(e): Kim Kardashian und die gestohlene Athene

Anfang Mai registrierte der amerikanische Zoll  in einem Hafen in Los Angeles eine antike Statue, die dann am 15. Juni 2016  beschlagnahmt wurde, da der Verdacht im Raum stand, dass die Provenienzangaben nicht stimmten. Es handelt sich um das Fragmen  einer Kopie der Athene des Myron, wie sie in zahlreichen Kopien römischer Zeit überliefert ist. Die Vatikanischen Museen, der Louvre in Paris, der Prado in Madrid oder das Liebighaus in Frankfurt besitzen solche Exemplare.

Die Statue war von einem belgischen Kunsthändler an Kim Kardashian adressiert. Die Statue war Teil einer 5,5-Tonnen-Lieferung im Wert von knapp 750.000 $ und soll 40 Antiquitäten sowie moderne Möbel und Dekorationsgegenstände enthalten haben. 

Kim Kardashian, 2014
(Foto: Eva Rinaldi [CC BY SA 2.0]
via WikimediaCommons)

 

Der amerikanische Zoll lies sich die Dokumente zur Statue vorlegen, um zu prüfen, ob ein legaler Import in die USA möglich ist. Eine Rechnung von 2012, die eine Provenienz  aus einer "Old German collection, bought before 1980” belegen sollte, führte jedoch eine Beschreibung des Objektes auf, die nicht zur vorliegenden Statue passte. Immer wieder fanden sich auf den Dokumenten aber auch Hinweise für eine Herkunft aus Italien, was im Widerspruch zur ausdrücklichen Erklärung des Kunsthändlers stand, wonach die Statue eben nicht aus Italien käme.

Nach einer Begutachtung durch italienische Comando Carabinieri Tutela Patrimonio Culturale fordert Italien die Staue zurück, da sie bezeugen konnten, dass die Provenienzangaben falsch sind: Nach den vorgelegten Rechnungen hat der belgische Händler  Rechnungen erst 2012 erworben, die italienische Polizei hat sie aber bereits 2011 bei einer Messe in Maastricht im Besitz des Händlers registriert. 

Eine archäologische Expertise stellte fest, dass die sichergestellte Statue stilistisch aus einer italischen Werkstatt stammen müsse und daher wohl in Italien gefunden wurde. Bereits seit 1909 ist bei einer Ausfuhr archäologischer Funde aus Italien eine Genehmigung erforderlich, die offenbar nie ausgestellt wurde.


Athene des Myron
(Vatikan. Museen,
Foto: Alf van Beem [CC0]
via WikimdiaCommons, freigestellt)

Kim Kardashian dementiert, dass die Statue in ihrem Namen gekauft worden sei und sieht sich selbst als Betrogene. Angeblich hat Ihr Ex Kanye West die Statue erworben.

Archaeologik geht es hier nicht um den Klatsch oder eine Promi-Klatsche (ich musste erst mal googeln, wer Kim Kardashian eigentlich ist...). Auch will ich nicht weiter kommentieren, dass Nachrichten über die Bikinis von Kim Kardashian, ihre Scheidung und Dates einen sehr viel prominenteren Platz in den Klatschmedien einnehmen als die Affäre um die gestohlene Statue. 
 
Dass sich Promis gerne mit antiker Kunst schmücken, zeigt sich immer wieder. Hier war bereits der Schmuggel von Helmut Thoma (Archaeologik 16.7.2012) ein Thema, wie auch die Klo-Ausstattung bei den Royals (Archaeologik 3.1.2014).
 
„Wir unterstützen eine Untersuchung und hoffen, dass das Kunstwerk an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben wird“ zitiert Bild einen Sprecher von Kim Kardashian.  Es wäre doch eigentlich eine gute Sache, würde sich Kim Kardashian, die derzeit angeblich Jura studiert, mit  Archäolog*innen zusammen setzen und die Rückgabe persönlich begleiten. Vielleicht würde das Problem der Raubgrabungen und ein Verständnis für die Zerstörungen und Wissensverluste im Gefolge des Promi-Klatsches etwas weitere Kreise erreichen und sensibilisieren.


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