Die Petition der DGUF gegen die Streichung der Landesmittel für die Denkmalpflege in NRW hat Unterstützung weit über die Archäologie hinaus gefunden. Zahlreiche Verbände und
Privatpersonen haben sich ihr angeschlossen. Über 18000 Unterschriften
sind bis Montag 22.4.2013 zusammengekommen. Inzwischen sah sich die Politik gezwungen, sich zur Sache zu äußern. Konkrete neue Aussagen sind dabei aber nicht herausgekommen.
Klar ist: Die Landesmittel für die Denkmalpflege sind gefährdet. Trotz der Rolle der Landschaftsverbände in NRW geht dies an die Grundsubstanz der Denkmalpflege: Eine Qualitätssicherung denkmalpflegerischer Maßnahmen bedarf einer überregionalen Finanzierung. Nur so kann eine Fachkompetenz gewährleistet werden, nur so kann sich der Bürger darauf verlassen, dass Denkmalschutz nach einheitlichen, nachvollziehbaren Kriterien erfolgt. Eine ausschließlich kommunale Finanzierung oder gar die angedachte Denkmalförderung auf Darlehensbasis selektiert den Denkmälerbestand nach Prestige: Burgen werden erhalten, Arbeiterhäuser dem Zerfall preis gegeben. Römische Architektur wird ausgegraben und unter Schutzdach präsentiert, unscheinbare prähistorische Siedlungsgruben werden dem Bagger überlassen. Gefördert wird dann zuvorderst Fassadenpflege, der wissenschaftliche Quellenwert und das Erkenntnispotential rücken in den Hintergrund, denn dieses erschließt sich meist erst aus einer überregionalen Perspektive.
Die kommunale Ebene wird nach Streichung der Landesmittel an Bedeutung gewinnen müssen. Vielerorts ist die Archäologie und Denkmalpflege in den Kommunen durchaus in guten Händen - in welche Fahrwasser und politische Vorgänge die Denkmalpflege dabei aber geraten kann, zeigen die Streitereien in Köln um die archäologische Zone (Archäologie und Kommunalpolitik. Archaeologik 18.1.2013), aber auch um den Neubau des eingestürzten Stadtarchivs, der derzeit von der Kommunalpolitik in Frage gestellt wird (dazu übrigens eine weitere Petition: Aufhebung des Planungsstopps für den Neubau des Stadtarchivs und der Kunst- u. Museumbibliothek Köln). Lokalpolitik wird verstärkt für ein Kulturerbe verantwortlich, das weit über die Region hinaus von Bedeutung ist. Gerade strukturschwache Gegenden mit einem meist umfangreicheren Denkmälerbestand werden sich aus eigener Kraft einen gerade dort auch wirtschaftlich wichtigen Denkmalschutz nicht leisten können (oder wollen), erst recht nicht auf Kredit.
3.3.2009: Das Stadtarchiv Köln kurz nach dem Einsturz (Foto: Frank Domahs [CC BY-SA 3.0] via Wikimedia Commons) |
Viele Grabungsprojekte und Museen fürchten um ihre Zukunft. Dabei geht es auch um Investitionen in mittelständische Betriebe und um eine Förderung von Bildung und sozialer Kompetenzen. Erst die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit weckt die Sensibilität für Risiken, für Probleme aber auch für Chancen in den sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Prozessen unserer Gegenwart.
Noch wird diskutiert, heisst es aus der Politik. - Der richtige Zeitpunkt also, dass sich alle in die Diskussion einbringen, denen an Bildung und Kultur gelegen ist. Die Petition der DGUF ist eine Plattform dafür - bis zum 24. Mai kann unterschrieben werden.
- Angekündigte Streichung der Landeszuschüsse für die Archäologie und Denkmalpflege zurücknehmen!
verändert nach Wikimedia Commons |
Interne Links
- Bürger gegen Denkmal-Kahlschlag (8.4.2013)
- Hintergrundinformationen zu den Kürzungen in NRW (2.4.2013)
- Erste Pressereaktionen (28.3.2013)
- Ende der Denkmalförderung in NRW (24.3.2013)
- Gesetzesnovelle in NRW (17.3.2013)
- Archaeologik (14.6.2011): Braunkohletagebau im Rheinland: 95% der archäologischen Fundstellen gehen verloren
- Peligro por el legado cultural!
- Defending the archaeological heritage
- Le patrimoine archéologique en danger (21.4.2013)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen