Montag, 16. Juli 2012

Räuber in Syrien

In Syrien morden und foltern Assads Schergen - und wertvolles Kulturgut wird zerstört.
Derweil brüstet sich Helmut Thoma auf seiner Internetseite fortgesetzt damit, einst ebenfalls als Grabräuber in Syrien aktiv gewesen zu sein.

Schon 2010 hatte Tina Kaiser für Welt online ("Es war Nacht und da waren Schlangen") ein Interview mit Thoma geführt. Darin brüstete sich Thoma mit einer Geschichte über die Plünderung eines Grabes:
Helmut Thoma, Women's World Awards 2009
Helmut Thoma
(Foto Manfred Werner - Tsui
[CC-BY-SA-3.0
via Wikimedia Commons])
"Aber diesen Grababschluss da (zeigt auf einen Steinblock neben dem Sofa) habe ich vor 30 Jahren mit einem Grabräuber zusammen aus Syrien geholt. [...] Ich kenne so einen Händler in Damaskus, der hauptsächlich Fälschungen verkauft. Mir hat er angeboten, etwas garantiert Echtes zu besorgen. Er hat mich zu einem Höhlengrab in der antiken Wüstenstadt Palmyra geführt und meinte: „Jetzt krabbeln wir da rein.“ Da hatte ich schon ein bisschen Bedenken. Es war Nacht, und da waren Schlangen ... Nach der engen Öffnung weitete sich der Tunnel, und da waren mehrere Gräber, wunderschön verziert mit Fresken. Die hier im Wohnzimmer hab ich mir dann ausgesucht.
... der Händler [hat den Hammer geschwungen] und mir das Ding dann auch nach Deutschland angeliefert (lacht). Das waren noch andere Zeiten: Am Zoll in Frankfurt wurde der gefragt, was er da transportiert. Er hat gesagt: „Stein“ und durfte über die Grenze. "

Grabraub und Schmuggel dürften verjährt sein, was die Sache aber nach wie vor bedenklich macht, ist der totale Mangel an Problembewusstsein und Schuldgefühl. Im Gegenteil, das Objekt wird zur Schau gestellt, um die eigene Persönlichkeit interessanter zu machen. Welt-online ist darauf hereingefallen und hat nicht erkannt, dass sich hier vielmehr Barbarei und neureiches Banausentum offenbart.

Sicher: es gibt schlimmere Raubgräber. Skandalös ist aber vor allem die Verharmlosung und die Tatsache, dass man meint, dadurch sogar gesellschaftlich punkten zu können - und Welt-online das nach wie vor unkommentiert unterstützt (und die kritischen online-Kommentare inzwischen gelöscht hat). 

Nach der Welt-online Publikation gab es zahlreiche Reaktionen:
Die Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, das Deutsche Archäologische Institut, das Präsidium der Deutschen Altertumsverbände und der Deutsche Archäologenverband haben sich am 15.12.2010 mit einem Brief an Helmut Thoma gewandt und ihn aufgefordert, das oder die Objekte an den rechtmäßigen Eigentümer, den Staat Syrien, zurückzugeben (knappe Darstellung der DGUF-Initiative zum Fall Helmut Thoma auf den neuen Seiten des Arbeitskreises Kulturgutschutz der DGUF).

Eine Reaktion auf das Schreiben ist ausgeblieben - stattdessen hat Thoma auf seiner Website ein pdf des Welt-Interviews einstellen lassen...



Interne Links

2 Kommentare:

Jøran-Njål hat gesagt…

Pfui Teufel, Person Helmut Thoma besitzt einfach keine Ehre und Anstand!

Jøran-Njål hat gesagt…

Tja, man kann dann wohl anhand der gelöschten Kommentare (darunter waren wirklich sehr viele sehr kritische aber auch sachliche Kommentare) wohl schreiben, dass Welt-Online Kommentare, die ihnen nicht passen, einfach zensiert werden. Für eine angebliche "Freie Presse" ein Armutszeugnis! Laut der Internetseite von dem Grabräuber Thoma interessiert er sich für Ausgrabungen im Mittleren Osten. Vielleicht meinte er damit die Raubgrabungen im Mittleren Osten?! Jedenfalls diese Arroganz (ich darf alles) ist einfach nur unglaublich und widerlich!