Donnerstag, 7. Januar 2021

Globale Sicherung kolonialer Expansion


Olaf Wagener

Forts in den Kolonien. See-Expeditionen der Niederlande und Schwedens im 17. und 18.  Jahrhundert

Oppenheim am Rhein: Nünnerich-Asmus Verlag & Media 2019

128 Seiten, 84 Abbildungen

ISBN 9783961760718

20,- €

 

Die Niederlande waren eine der großen europäischen Kolonialmächte mit Besitzungen in der Karibik, vor allem aber in Südostasien. Lange Seefahrtsrouten machten zahlreiche Stützpunkte erforderlich, in Südafrika beispielsweise. Für diese Phase des europäischen Kolonialismus im 17 und 18 Jahrhundert stehen zahlreiche Forts und Festungsanlagen entlang der Küsten von Atlantik und Pazifik.

Olaf Wagener unternimmt es in vorliegendem Band diese globale Denkmälergattung am Beispiel der Anlagen von Niederländern und Schweden darzustellen. Seine zentralen Fragestellungen sind “wie liefen die Entdeckungsreisen im 17. und 18. Jahrhundert wirklich ab? Was wissen wir über die Teilnehmer dieser Expeditionen, über ihren Umgang mit den Einheimischen? Und vor allen Dingen: wie sicherten sie ihre Handelsstützpunkte? Wie sah ein solches Kolonialfort aus, welche Mühe musste man auf sich nehmen, um überhaupt fern der Heimat eine solche Befestigung zu errichten?“ (S. 6). - Fragestellungen also, die vielfach auch ein Thema für die Archäologie sind.

Der Kunsthistoriker Wagener erzählt die Geschichte als eine Geschichte von Abenteurern und stützt sich dabei in erster Linie auf schriftliche Quellen und kartographische Darstellungen. Ruinen und archäologische Funde also das Denkmal selbst, spielen hingegen fast keine Rolle. Das ist sicher bereits das größte Manko dieses sehr schön gestalteten Buchs. Zwar ist die Kolonialarchäologie nicht überall besonders gut aufgestellt, aber es gibt doch einige archäologische Untersuchungen an Forts, so beispielsweise in Fort Oranje bei Albani im US-Bundesstaat New York, in New York selbst oder in Elmina.
Wagener erwähnt nur die Ausgrabungen in Fort Oranje, und relativiert dabei auch noch ihre Bedeutung (S. 23). Dabei zeigt beispielsweise der Blick auf das Fundmaterial die Schwierigkeiten in der Versorgung solche Anlagen in großer Ferne zum Heimatland.
 
Fort Elmina, 1637 übernahen die Niederländer den portugiesischen Stützpunkt
(Foto: Anita Loshmanova, [CCBY SA 4.0] via WikimediaCommons)
 

Diese Funde und Befunde sind sicher nicht so eindrucksvoll wie das 1963 entdeckte Wrack der Batavia. 1628 war dieses Schiff von der Zugersee nach Indonesien ausgelaufen. Vor der westaustralischen Küste lief es auf dem Morning Reef auf Grund. Geladen hatte es die Bausteine für ein Portal in Batavia dem heutigen Jakarta. Die Niederlande sind indes auch kein Land mit geeigneten Bausteinen und so wurde Wesersandstein um die Welt geschickt.
 
Das Wrack der Batavia und das geladene Tor für Fort Batavia,
Shipwreck Galleries, Fremantle, WA
(Foto: Vunz [CC BY SA 4.0] via WikimediaCommons)


 
 
Nun rege ich mich als Archäologe nicht darüber auf, dass ein Kunsthistoriker, das Thema nicht archäologisch angeht. Wagener liefert ein spannendes und lesenswertes Buch. Gleichwohl: Ein Blick auf die Anlagen selbst, eine nüchterne Betrachtung ihrer Überreste und der Alltagsrelikte, wie sie die Archäologie liefern kann, hätte vielleicht auch geholfen, diese Epoche der europäischen Expansion kritischer zu sehen. 



Inhalt

  • Einleitung
  • Historischer Hintergrund - Vereinigte Ostindische Kompanie und Niederländisch-Westindische Kompanie
  • Forts und Festungsbau - die militärischen Aspekte
  • Nordamerika / Nieuw-Nederland - die niederländischen Wurzeln der USA
  • Karibik
  • Südamerika
  • Atlantikküste Afrikas
  • Südafrika
  • Asien
  • Literaturauswahl


 Literaturhinweise und Links

  • DeCorse 2001
    C. R. DeCorse, An archaeology of Elmina. Africans and Europeans on the Gold Coast, 1400-1900 (Washington, DC, London 2001). 
  • Huey 1991
    P. R. Huey, The Dutch at Fort Orange. In: L. Falk (Hrsg.), Historical archaeology in global perspective (Washington, DC 1991) 21–68.

 

 

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