Freitag, 1. März 2019

"Wenn eine Fundstelle befreit wurde, ist sie noch lange nicht sicher" - Kulturgut in Syrien und Irak (Januar 2019)

Anfang 2019 sollen nun die letzten Gebiete von Daesh befreit sein.  Das Interesse an Syrien und Irak erlahmt zusehends. Die Geschichten des Wiederaufbaus, der ja keineswegs in einem Frieden stattfindet, sind offenbar zu wenig "explosiv" und erschreckend alltäglich. Das Land liegt in Ruinen und wieder gewinnt das Kulturerbe propagandistischen Wert - allerdings nicht zuletzt für das Ausland und die staatlichen Institutionen, auch des syrischen Assad-Regimes. 
Humanitäres Engagement lässt sich heute gut mit der Denkmalpflege in Szene setzen. Jedenfalls bemängelt das ein  bereits im dezember 2018 erschienener Beitrag der Plattform The Hyperallergic. Er berichtet aus Mosul, wo am 17.Dezember 2018 zum einen der Beginn der Restaurierungsarbeiten an der Al Nusri-Moschee berichtet wurde (https://www.npr.org/2018/12/17/677291063/iraq-lays-cornerstone-to-restore-al-nuri-mosque-as-mosul-rebuilds), zum anderen aber die unbeachteten Nöte der Einwohner thematisiert wurden, die hungern und in der zerstörten Stadt ohne vernünftige Wohnungen leben (https://www.newyorker.com/magazine/2018/12/24/iraqs-post-isis-campaign-of-revenge). Weil die Einwohner von Mosul während der Daesh-Herrschaft mit diesen sympathisiert hätten, würde der irakische Staat den Wiederaufbau nun aus Rache verschleppen und sich stattdessen lieber publikumswirksam mit Unterstützung der UNESCO um den Wiederaufbau der kulturellen Monumente bemühen.


Meldungen zu einzelnen Kulturstätten in Syrien und Irak

Mosul

Erste Ausstellung nach der Zerstörung des Museums:
Finanzielle und materielle Unterstützung für Mosul von allen Seiten

    Palmyra



      Aleppo

      Schadensbilder, gepostet via facebook

      Schadensmeldungen

      Seit Mai 2018 ist keiner der Weekly/Montly Reports von ASOR mehr erschienen. Auch der Damage Newsletter der Gruppe Heritage for Peace erscheint nun deutlich seltener. War er in den vergangenen Monaten alle zwei Wochen erschienen, liegt für den Zeitraum Januar/Februar 2019 nur ein Damage Newsletter vor:

      Maßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit

      Stipendien für Museums-Wissenschaftler aus Syrien, Irak, Lybien und Jemen für einen Forschungsaufenthalt am  bei der Association for Research into Crimes against Art (ARCA) in Italien 
      Wissenschaftliches Asyl in Jena:
      Ausstellung im Pergamon-Museum
        Die 3D-Illusion. Die originale Quelle ist trotzdem futsch:
        Kulturerbe war Thema bei Staatsbesuch des italienischen Premierministers Conte im Irak:
        Ein Überblick über die Schäden anläßlich einer Ausstellung im Institut du Monde Arabe in Dubai:

        Antikenhehlerei und Kunsthandel

        "Eckhard Laufer, a participating police officer from Germany, said many private collectors and some museums often did not question the provenance of artifacts. “It is one of the biggest problems in crime.”"
        "Deslandes said sites inside Iraq were still at risk. “When a site is liberated, it doesn’t mean the looting has finished."”
        Aufregung um den Verkauf von Reliefs aus dem Palast von Ashurnasirpal II in Nimrud, die sich seit dem 19. Jahrhundert in Newbattle Abbey in Schottland befunden haben - lange Zeit galten sie als kitschige Repliken, ehe 2006 ihre Echtheit bestätigt wurde und sie nun des Geldes wegen, das man für den Erhalt des Gebäude bräuchte, ins Ausland an einen ungenannten Käuferverkauft wurden. Interessanterweise hält gerade das BM den Verkauf für anrüchig, weil damit nationales Kulturerbe verhökert würde - den Ankauf im Bagdad wird aber nicht hinterfragt.
        Rückgabe von während des Irakkriegs gestohlenem Museumsgut
        aus Jordanien:

         Weitere Berichte

        Zum Tod der irakischen Archäologin Lamia Al-Gailani

          Vor dem Krieg:

          Links

          frühere Posts zum Bürgerkrieg in Syrien auf Archaeologik (insbesondere Medienbeobachtung seit Mai 2012), inzwischen auch jeweils zur Situation im Irak


        • Fünf Jahre Syrienberichte. Archaeologik (4.5.2017)
          - Stand April 2017



        • Wie immer geht mein Dank an diverse Kollegen für ihre Hinweise.  
           

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