Freitag, 4. Januar 2019

Kulturgut in Syrien und Irak (November - Dezember 2018)

Obwohl in der deutschen Öffentlichkeit andauernd bei jeder passenden und meist eher unpassenden Gelegenheit das Thema Migration und Flüchtlinge hochgepusht wird, ist die Situation in Syrien, die doch ganz wesentlich Ursache der "Krise" ist, nur noch erstaunlich selten ein Thema, das Aufmerksamkeit findet.
Dabei werden die Karten hier nun grundlegend neu gemischt. Mit dem als Verrat empfundenen Rückzug der USA wenden sich die Kurden an das Assa-Regime um Hilfe gegen die Türken. Daesh hält nur einige kleine Gebiete in Syrien und vor allem im Irak.
Bürgerkrieg in Syrien, Ende 2018
(Graphik verändert nach Ermanarich, WikimediaCommons, Version v. 1.1.2019 [CC BY SA 4.0])

Die Situation ist also noch weniger zu überblicken als zuvor. Die propagandistische Zerstörung von Kulturgütern ist vorerst gestoppt. Das Plündern geht indes weiter, aber keine der Parteien hat Interesse, Plünderungen in den von ihnen kontrollierten Gebieten öffentlich werden zu lassen, denn stattdessen wird auf Raubgrabungen und Plünderungen bei den jeweiligen Gegnern verwiesen. Nach Daesh ist Kulturgutzerstörung, das nun  international auch als Kriegsverbrechen eingestuft wird, ist das ein probates Mittel zur propagandistischen Anklage des Gegner.
Wenn etwa  die russischen Sputnik-News über Raubgrabungen westlicher Soldaten in Syrien berichtet, so ist das nach all den bisherigen Erfahrungen nicht auszuschließen, aber natürlich steckt hinter der Verbreitung der Nachricht auch eine politische Botschaft.
Zu den propagandistisch bedeutenden Meldungen gehören sicher auch die Zeichen der Normalität, die Syrien aussendet:
Die vermeintliche Rückkehr zur Normalität lässt auch einige der wissenschaftlichen Initiativen zum Kulturgüterschutz nun offenbar wieder eingeschlafen.Die früher üblichen Weekly Reports  von ASOR sind längst Monthly Reports (wie auch Archaeologik nur noch etwa alle zwei Monate einen Post absetzt) und sie reichen derzeit auch nur bis Mai 2018. 
Die Initiative WikiLoot, die 2012 versucht hatte, die Öffentlichkeit in eine Jagd auf provenienzlose Fundstücke einzuspannen, hat sich letztlich nicht durchgesetzt. Sie ist auf Twitter seit Mai 2018 inaktiv, die facebook-Gruppe wurde im Dezember 2017 archiviert. Die eigentlich sehr wertvolle Seite  https://heritage.crowdmap.com/ listet automatisiert noch Medienberichte, doch funktioniert der rss-Feed von GoogleNews, der eigentlich die wichtigste Quelle darstellte, mindestens seit November 2017 nicht mehr.
Viele früher wichtige Quellen sind heute weitgehend still, nicht zuletzt, weil sich nach über sieben Jahren berufliche und familiäre Konstellationen geändert haben.

Einen aktuellen Überblick über die allgemeine Situation in Syrien insbesondere im Hinblick auf einen Wiederaufbau bietet eine Reportage des Deutschlandfunk: 
Immerhin kommt nun, nachdem das Thema der Terrorfinanzierung, das mit dem Niedergang von Daesh vordergründig an Aktualität verloren hat, in den Krimis an, wie der zweiten Staffel von "The Team", bei der es um Terroristen, Schmuggler, Galeristen und Sammler geht (https://www.zdf.de/serien/the-team). Fast nicht nötig zu erwähnen, dass die Zerstörung von Fundstellen keine Rolle spielt, sondern es nur um die Rettung von Museumsobjekten geht.

 Schadensmeldungen


Schadensmonitoring


Meldungen zu einzelnen Kulturstätten in Syrien und Irak

Irak

Mosul
ein Müll-Problem in den Ruinen der ältesten Häuser der Stadt
Wiederaufbau

Syrien

Aleppo

Das Baron-Hotel, ehemals erster Platz am Ort (s. engl. wikipedia) wird nicht wieder eröffnet:  Palmyra
Restaurierungsarbeiten

Links

frühere Posts zum Bürgerkrieg in Syrien auf Archaeologik (insbesondere Medienbeobachtung seit Mai 2012), inzwischen auch jeweils zur Situation im Irak




  • Fünf Jahre Syrienberichte. Archaeologik (4.5.2017)
    - Stand April 2017


  • Wie immer geht mein Dank an diverse Kollegen für ihre Hinweise.  

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