Samstag, 20. August 2022

Finde den Fehler 3: Goldfund mit Wiener Flohmarktprovenienz

Die Geschichte um den Goldfund vom Flohmarkt wird in zweitrangigen Medien aufgegriffen und als Krimi oder Thriller stiliisiert

österreichisches rechtskonservative Boulevardblatt exxpress::

Die Kernaussage: "Über 381.000 Euro darf sich der anonyme österreichische Verkäufer (55) nun freuen. Bei einem einstigen Kaufpreis von 10.000 Schilling in den 1990er Jahre ein beachtlicher Gewinn."

Ähnlich das Portal vikendi (ohne Impressum): 

Der vermeintliche Krimi ist für sie, dass der Flohmarkthändler Erwin Richter zur Richter Art Gallery, Vienna wurde. Den eigentlichen Kriminalfall des illegalen Handels mit Raubgrabungsgut sehen sie jedoch nicht. Mit Beteiligung eines vordergründig renommierten Auktionshauses wäre das doch eine gute Geschichte.

Vermutlich sind beide Artikel in Nachfolge zu dem Beitrag des Standards erschienen, bei dem Olga Kronsteiner als Autorin angegeben ist, die offenbar tatsächlich selbst recherchiert hat. 

Fehler 3: Fehlendes Hintergrundwissen bei den Journalisten (bzw. fehlende einfache Informationsangebote der Archäologie?)

 

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2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Blog 1 bis 3 gibt Anlass zu folgenden Bemerkungen:

1.) Die beiden bei Sotheby´s verkauften Figuren stammen aus einer in den 1950/60iger Jahren entstandenen Sammlung. Dies wurde unabhängig von den Verkäuferangaben nachgeprüft und zweifelsfrei verifiziert.

2.) Die "Jugos"-Aussage des Händlers ist zweifellos unangemessen, bezieht sich daher aber nicht auf diese Stücke.

3.) Die Goldscheiben waren auf der Balkanhalbinsel nicht verbreitet. (The Oxford Handbook of Neolithic Europe, 2015, p. 682, fig. 35.2.)

Rainer Schreg hat gesagt…

Hallo Anonym,
1.) Die 1950er/60er Jahre-Sammlung wird von Sotheby's angeblich "unabhängig von den Verkäuferangaben nachgeprüft und zweifelsfrei verifiziert", aber nachvollziehbar ist das nicht und steht im Widerspruch zu den Aussagen des Verkäufers (!) wie auch des Flohmarkthändlers. Da ist definitiv mal wieder irgendetwas faul mit der Provienzgeschichte. Vom Schreibtisch lässt sich das nicht klären.
2.) Ja, man wüsste gerne wo der originale Fundort sit. Die unangemessene Bemerkung "Jugos" gibt da einen, wenn auch keinen guten Anhaltspunkt. Viele Funde solcher Scheiben vom Typ Stollhof stammen aus dem westlichen Karpathenbecken und neuerdings aus Mähren, es gibt aber auch ein Exemplar aus Kroatien (Liste und Karte bei Lubomír Prokeš et al. 2020) . Eine Raubgrabung in Ex-Jugoslawien ist also nicht einfach auszuschließen, sondern eine reelle Möglichkeit.