Montag, 29. August 2016

Zerstörungen am Tempel von Mayonikha

Anfang Juli gab es erste Meldungen über religiös begründete Zerstörungen an dem Tempel von Mayonikha in San Bartolo Tutotepec im Bundesstaat Hidalgo in Zentralmexiko. Dier Zerstörungen lagen damals schon Monate zurück, waren aber nicht den Behörden gemeldet worden. Der Tempel wird bis heute von der einheimischen Bevölkerung als Kultstätte genutzt.
In den ersten Berichten war die Rede davon, Jehovas Zeugen seien für die Zerstörungen verantwortlich, "weil die dort praktizierten Riten nicht ihren christlichen Vorstellungen entsprochen haben". An den Zerstörungen waren jedoch Personen beteiligt, die früher aber selbst an den indigenen Praktiken teilgenommen hätten. Sie seien, nun aber zu einer christlichen Sekte - einer "Splittergruppe der katholischen Kirche", die eine ähnliche Bezeichnung nutze wie Jehovas Zeugen - übergetreten. Hinter dem vermeintlich religiösen Konflikt könnten also auch eher persönliche Motive eine Rolle spielen. Die indigene Gemeinschaft der Otomi will den Fall ohne staatliche Autoritäten klären. Die Anlage war auf ihren Wunsch nicht im offiziellen Denkmälerverzeichnis enthalten.
In diesem Kontext macht ein Artikel auf das Konfliktpotential aufmerksam, das im derzeitigen Vordringen Evangelikaler Gruppen in Mexiko und Guatemala liegt.

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Freitag, 26. August 2016

Größere Aufmerksamkeit für das Verbrechen der Kulturgutzerstörung

Der Prozess vor dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag um Zerstörungen von Weltkulturerbe in Timbuktu (Ein Prozess ums Erbe - vor dem Internationalen Strafgerichtshof. Archaeologik 18.8.2016) zeitigt weiteres Medienecho.
ICC - Internationaler Strafgerichtshof
Der angeklagte Ahmad al-Faqi al-Mahdi, ein Lehrer und Intellektueller aus der Region wurde unter der Herrschaft der islamistischen Milizen Ansar Dine und Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM) Chef der örtlichen Moralpolizei. Bei der Freitagspredigt hat er zur Zerstörung der Kultbauten der alten islamischen Glaubensrichtung aufgerufen und anschließend bei 5 Stätten aktiv an der Zerstörung beteiligt. Insgesamt hatten die Islamisten neun Mausoleen und das Tor zur großen Sidi Yahia-Moschee in Timbukto zerstört, darunter neun Weltkulturerbestätten der Unesco. Auch wenn damit keine Menschen verletzt wurden, hätten die Islamisten damit den Menschen psychischen und seelischen Schaden zugefügt, so die Anklage.
Die Urteilsverkündung ist für den 27. September angekündigt, nachdem al-Mahdi ein Geständnis abgelegt hat.


Einige der aktuellen Beiträge weißen auf die Problematik hin, dass zugunsten des exemplarischen Prozesses gegen Kulturgutzerstörung, Anklagen wegen anderer Kriegsverbrechen, wie zum Beispiel Vergewaltigungen, z.T. gegen dieselben Akteure zurück gestellt wurden". Laut Chefanklägerin solle dies deutlich machen, dass die Zerstörung von Kulturerbe "ein Anschlag auf Würde und Identität der Bevölkerung und ihre religiösen und historischen Wurzeln" sei. Tatsächlich geht es Terroristen und Kriegsparteien bei der Kulturgutvernichtung nie um Objekte, sondern um Menschen, die nicht  nur als Individuum, sondern auch als Gemeinschaft getroffen oder vernichtet werden sollen.

Ich bezweifle allerdings, dass man die Akzeptanz des Kulturgutschutzes stärkt, wenn man für solch einen Prozess die Verhandlung von Vergewaltigungen zurück stellt. - da kommen wir wieder auf das Gegeneinander-Ausspielen von Sachen und Menschen. Dass Kulturgüterzerstörung eigentlich ein Teil dieser menschenverachtenden Verbrechen ist, wird so wohl nicht vermittelt. 

Interne Links

Dienstag, 23. August 2016

Serbischer Staatspräsident Nikolić wirft dem Kosovo Vernachlässigung serbisch-byzantinischen Kulturerbes vor

Bei der Eröffnung des 23. Byzantinistenkongresses in Belgrad hat Tomislav Nikolić am 22.8.2016 im Heroensaal der Philologischen Fakultät die Bedeutung des byzantinischen Kulturerbes für die serbische Identität betont.
Der serbische Präsident Tomislav Nikolić bei seiner
Eröffnungsrede zum 23. Byzantinistenkongress am 22.8.2016
in Belgrad.
Wie sehr diese byzantinische Identität mit der serbischen Gegenwart und aktueller Politik verwoben ist, zeigte die Rede des Präsidenten, der sich darin vor allem gegen eine Aufnahme des Kosovo in die UNESCO aussprach und dem Kosovo Aneignung und Zerstörung des bedrohten serbisch-byzantinischen Kulturerbe vorwarf.
"Nicht immer sieht die Menschheit eine Entwicklung zum Besseren: So der Versuch der einseitig erklärten "Republik Kosovo", der UNESCO beizutreten, serbisches Kulturerbe in Kosovo und Metochien, das überwiegend aus dem Mittelalter, aus dem byzantinischen Erbe des serbischen Volkes stammt, einem Volk zuzuschreiben, dem es nicht gehört - entgegen der historischen Fakten und den Kulturdenkmälern - und - noch schädlicher - den Schutz dieses Erbes denen zu übertragen, die dieses für Jahrzehnte andauernd zerstört und entweiht haben. Nach dem Bericht der UNESCO stehen vier serbische Klöster in Kosovo und Metochien, die in byzantinische Zeit zurückreichen, auf der Liste des gefährdeten Weltkulturerbes: Sie werden von jenen bedroht, die sich erhoffen, zu ihren Hütern bestellt zu werden."
(Übersetzung des engl. Text, der im Publikum verteilt wurde. Die auszughaften Übersetzungen in den englischsprachigen serbischen Medien präsentieren teilweise noch pointiertere Aussagen).
Englisch: "...humanity does not always witness changes for better. Such is the attempt of the unilaterally declared "Republic of Kosovo" to join UNESCO, and to ascribe the Serbian heritage in Kosovo and Metohija, largely originating from the Middle Ages, from the Byzantine heritage of the Serbian people, to the people which ist does not belong to [b92 übersetzt: "to a nation that does not exist"], despite all the scientific facts and the tangible cultural heritage, and, even more detrimentally, to entrust the safeguarding of the sanctities to those who have been destroying and desecrating them continuously, for decades. According to very UNESCO's report, four Serbian monasteries in Kosovo and Metohija, dating back to the Byzantine period, are incribed on the List of World Heritage in Danger. They are threatened by those aspiring to be their custodians!"
Angesicht des aktuell laufenden Prozesses in den Haag, der Kulturgutvernichtung als Kriegsverbrechen verfolgt, sind die Vorwürfe des serbischen Präsidenten eine klare politische Botschaft. 
Nikolić betonte den Vertretungsanspruch Serbiens für sein byzantinisches Kulturerbe im Kosovo, da dieses nicht einer Nation gehöre, sondern europäisches und Welt-Kulturerbe sei. ("Not only Serbian, but also European culture and the memory of the world are being preserved in Kosovo, including an important part of the mankind's Byzantine heritage. This means, inter alia, that Serbia has the right, as a full member of UNESCO, to preserve its heritage, created according to the Byzantine model and its fundamental principles"). Gegenüber der Presse erläuterte der Präsident, dass Serbien sich gegenüber Brüssel verpflichtet hätte, die regionale Integration des Kosovo nicht zu behindern, aber eben auch nicht mehr. Serbien würde weiterhin rechtmäßig gegen die Aufnahme des Kosovo in internationale Organisationen vorgehen.
"Wir erleben vielfältige Angriffe auf die Grundlagen der Bewahrung einer byzantinischen und christlichen Identität, die wichtige kulturelle Werte des Mittelmeerraums und des Mittleren Osten umfasst. (We are witnessing manifold attacks targeting the very foundations of the Byzantine and Christian identity's preservation, including some of the major cultural values of the Mediterranean and the Middle East.")
Der Präsident rief die Wissenschaftler auf, den Gefährdungen des serbisch-byzantinischen Erbes im Kosovo durch "Versuche der Fälschung historischer Fakten" und physische Zerstörung zu begegnen. An den Kongress formulierte er die Erwartung, dass er die entscheidenden Fragen formuliere und die Probleme hervorhebe, die sich aus der Sorge um das gefährdete byzantinische Erbe ergeben.
Dem Institut für Byzantinistik an der Serbischen Akademie der Wissenschaften verlieh er den Serbischen Verdienstorden 2. Grades für die außerordentlichen Verdienste um die Förderung des byzantinischen Kulturerbes in Serbien und seinen Beitrag für Byzanzstudien weltweit.


Archäologie und Geschichte sind eben auch Teil der Politik und nationaler Interessen!


Links

interner Link


Änderungsvermerk
20.1.2017: toter Link zu Byzantinistenkongress 2016 entfernt


Montag, 22. August 2016

Die Böblinger Pirschgänge - für den Bund nur "Kulturmüll"

Südwestlich von Böblingen liegen im Wald die Böblinger Pirschgänge, ein Denkmal höfischer Jagdkultur, für die es deutschlandweit Vergleichbares nur noch bei Jena und Ilmenau gibt. Sie wurden 1736/37 vom württembergischen Herzog Carl Alexander erbaut. Heute gehört das Gelände als Militärgelände der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten. Nur mit Anmeldung und Führer kann das Gelände besichtigt werden.
Die Gänge stürzen ein, notdürftige Stützen sind längst verrottet. Im aktuellen Heft der Schwäbischen Heimat wirft der Schwäbische Heimatbund dem Bund eine Verzögerungstatktik vor und weisst auf die Erhaltungspflicht hin. "Würden die Pirschgänge auf Privatgrund oder dem Boden einer Kommune liegen, wären schon längst behördliche Auflagen zumindest zur Sicherung des Bestandes, wahrscheinlich auch zur Renovierung noch erkennbarer Reste ergangen! Vielleicht hätte der Eigentümer sogar schon Bußgeldbescheide erhalten."

Literatur:

  • J. Wilhelm: Die Pirschgänge im Böblinger Stadtwald. Ein Denkmal landesherrlicher Jagdkultur. Denkmalpflege in Baden-Württemberg 17/3, 1988, 134-137 -  DOI: http://dx.doi.org/10.11588/nbdpfbw.1988.3.13832 
  • D. Kapff / R. Wolf: Steinkreuze, Grenzsteine, Wegweiser... Kleindenkmale in Baden-Württemberg (Stuttgart: Theiss 2000) S. 51-54


Freitag, 19. August 2016

Raubgräber pflügen mittelalterliche Siedlung um

Am 4. August 2016 hat die Polizei in Bulgarien fünf Raubgräber verhaftet, die mitten am Tag mit einem Tiefpflug eine spätantike und mittelalterliche Siedlung bei Petărnița in Nordbulgarien umpflügten. Die fünf Männer im Alter von 35 bis 58 stammen aus der weiteren Region. In ihrem Auto wurden zahlreiche Funde sichergestellt, Vier Metalldetektoren wurden beschlagnahmt.

Dienstag, 16. August 2016

Fertig erfasst - Sammlungsprobleme

Vorsortierte Funde
Die Aufnahme der Sammlung Albert Kley ist abgeschlossen, jedenfalls was die Funde selbst angeht. Die Arbeit hat fast 15 Jahre in Anspruch genommen, nachdem eine ursprünglich angedachte Finanzierung aus Mitteln der Denkmalpflege sich nach einer Kürzungsrunde zerschlagen hatte. Neben meinen Dienstaufgaben war dies nun über die Jahre hinweg eine Tätigkeit, die ich 'nebenbei' erledigt habe. Der eine oder andere Aspekt konnte in einem Forschungsprojekt aufgegriffen werden (Stubersheimer Alb, Blaubeurer Alb), bei der Masse der Funde wurde aber lediglich die Beschriftung, der Zustand der Funde und die Verpackung kontrolliert. Vieles war seit 50 Jahren noch im Zustand, wie es von der Baustelle oder vom Feld geborgen wurde. Funde mussten daher in vielen Fällen noch gewaschen werden.

Bei einigen Funden ist der Kontext verloren gegangen beispielsweise durch "Mäusefraß" an Fundzetteln, Ausbleichen von Stiften (Rubrik: Unbraucbare Fundzettel (3)), Zersetzung säurehaltigen Papiers (Rubrik: Unbrauchbare Fundzettel (2)) oder Wasserschaden. Vielfach war die Beschriftung von Anfang an ungenügend (Rubrik: Unbrauchbare Fundzettel), einige Metallfunde sind rettungslos verloren. Viele Kartons waren feuchtigkeitsbedingt instabil und der Inhalt musste nicht unähnlich einer Grabung geborgen worden. Oft wurden in einzer Schachtel Funde mehrere Fundstellen, nur durch ein Zeitungspapier getrennt aufbewahrt. Einige Funde waren angeschimmelt (vergl.Schimmel-Keramik).

Meist fehlt auch eine Dokumentation der genauen Tätigkeiten im Gelände, etwa in Form eines Tagebuchs oder einer Fundstellendokumentation Für die Auswertung ist dies grundlegend, denn nur so kann eingeschätzt werden, ob Funde repräsentativ sind, ob Fundausdehnungen und chronologisches Fundspektrum ausreichend erfasst sind. Der schriftliche Nachlass ist bislang nur grob sortiert. Für einige Fundstellen gibt es systematische Beschreibungen in kleinen Notizbüchern, für andere beschränken sich die Informationen auf kurze Bemerkungen auf den Briefumschlägen, die als Fundtüte gedient hatten.

Fundorte der Sammlung Kley (vergl. Eine Karte der Sammlung Kley)

Immerhin: Die Sammlung hat nicht das Schicksal vieler anderer Privatsammlungen geteilt. Sie ist nicht in den Müll gewandert. Ich kenne einige Fälle, in denen die Sammlung von den Erben einfach entsorgt wurde. Ähnliches gilt übrigens auch für kleinere Schulsammlungen oder eine Aufbewahrung auf dem Rathaus. Bei irgendeinem Umbau oder Umzug wandern die Funde in den Container. Eine Übergabe der Sammlung zu Lebzeiten kommt oft nicht zustande, da die Sammler, die Funde als ihr Eigentum ansehen und die Kontakte zur Denkmalpflege oder den Museen oft eher sehr locker sind. 
Im Falle der Sammlung Kley war es deshalb kein Problem, weil die Erben sich des wissenschaftlichen Wertes der Sammlung bewusst waren und über Jahre hinweg auch bereit waren, die Sammlung in den ursprünglichen Räumen zu belassen, wo es am ehesten möglich war, die Informationsverluste zu minimieren und die Funde zu sortieren.
Die Sammlung Kley zeigt die Probleme, mit der sich die Archäologie bei der Auswertung von Privatsammlungen  konfrontiert sehen. Diese betreffen zunächst 
  • die ungenügende Dokumentation an der Fundstelle, 
  • den kaum dokumentierten Arbeitsablauf vor Ort, dessen Kenntnis wichtig ist für die unerlässliche Quellenkritik, 
  • die oft unübersichtliche Ordnung und
  • die Konservierung der Funde,
  • den Umgang mit der Sammlung nach dem Tod des Sammlers.
Eine umfassende Auswertung einer einzelnen Sammlung macht meist wenig Sinn. In der Regel muss der siedlungsgeschichtliche kontext hergestellt werden, was bedeutet, das für eine Region alle verfügbaren Funde (oder doch eine als repräsentativ eingeschätzte Stichprobe), nicht nur die zufällige Auswahl einer Sammlung berücksichtigt werden müssen.
Damit die Sammlung für die Wissenschaft und die Gesellschaft einen Nutzen hat, benötigt es
  • eine Erschließung und Zugänglichkeit der Sammlung
  • die Sicherstellung einer dauerhaften Aufbewahrung
Nur so können die Funde zu einem Gesamtbild zusammen gefügt werden.

Der (fast) letzte Transport: Die Beladung eines
Transporters des Denkmalamtes, 12.8.2016
(Foto: R. Schreg)
Der finanzielle und personelle Aufwand einer Inventarisierung und Bearbeitung der hinterlassenen Sammlung sowie ggf. einer nötigen Restaurierung ist nicht zu unterschätzen. Ich habe - allerdings zum allergrößten Teil in meiner Freizeit und nur wenige Tage im Jahr, aber immer wieder mit freiwilliger Unterstützung - fast 15 Jahre für eine komplette Sichtung der Bestände gebraucht. Im Sommer 2016 konnte nun das letzte Material in ein Depot der Denkmalpflege Baden-Württemberg gebracht werdem, wobei dort unter besseren Platzbedingungen noch eine endgültige Sortierung und Beschriftung zu erledigen ist. Einige Funde gingen zu einer Bearbeitung im regionalen Kontext an die Kreisarchäologie Straubing-Boden sowie die Kreisarchäologie Göppingen.

Die zugehörige schriftliche Dokumentation, die oft auf wiederverwendeten Briefumschlägen oder großen Pappbögen findet, ist bisher nur grob gesichtet und den Fundstellen zugeordnet. Offenbar gibt es zahlreiche Geländebeobachtungen, zu denen keine Funde vorliegen. Die Lokalisierung der Fundstellen erweist sich ohne Koordinatenangaben häufig als schwierig. Für Herrn Kley war es vielfach nicht einfach, geeignetes Kartenmaterial zu beschaffen. Manche Skizzen beruhen auf einer Handpause der offiziellen Flurkarten.
Als die Aufnahme der Sammlung um 2001 begann, war noch kaum abzusehen, welche Möglichkeiten Geographische Informationssysteme heute spielen. Die Erfassung erfolgte daher in einer einfachen Tabellenstruktur, die vielfach nur grobe Angaben enthält.  


Die Art und Weise der Aufarbeitung der Sammlung Kley - als freiwillige, unbezahlte Leistung - kann nicht der Regelfall sein.

Der letzte Fund in den Sammlungsbeständen:
spätbronzezeitliche Henkeltasse aus einem Brandgrab aus Niederhofen
(Foto: R. Schreg)
Bis ganz zum Schluß war die Aufnahme der Sammlung voller Überraschungen. Nach dem letzten Transport fiel noch ein Schränkchen ins Auge, in dem sich dann noch als letzte von rund 575 Fundstellen das Keramikinventars eines 1940 entdeckten spätbronzezeitlichen Brandgrabes befand.




Interner Link


Änderungsvermerk (23.9.2016)
Link zu Rubrik Unbrauchbare Fundzettel 3

 nachgetragen

Dienstag, 9. August 2016

Rubrik: Unbrauchbare Fundzettel

"Hazienda Chantilly. aus dem Kätzchengrab am Witwenbaum"
1 Ws, handgem. Grobware, braun, geglättet, sehr fein gemagert, hart gebrannt
(Sammlung Kley)

Montag, 8. August 2016

Unter die Räder von Geländewagen und Quads gekommen: Der Kandelaber von Paracas

Der Kandelaber von Paracas ist eine vorgeschichtliche Geoglyphe im Nationalpark in den peruanischen Anden. Keramikfunde und 14C-Daten verweisen auf die Zeit um 200 v.Chr. Die Linien der Figur sind rund einen halben Meter eingetieft. Insgesamt ist die Figur ca. 180 m hoch. Sie liegt auf einer Halbinsel an der Pazifikküste und diente möglicherweise als Navigationszeichen für die Küstenschiffahrt.
Ideal also, um einmal die Geländewagen und Quad auszufahren, dachten sich ein paar Jugendliche aus der benachbarten Stadt Paracas (also keine Touristen). Sie wurden von der Polizei festgenommen.
Über ein Motiv der Jugendlichen wird nichts berichtet.


Der Kandelaber von Paracas, Blick vom Meer
(Foto: Unukomo [CC BY 3.0] via Wikimedia Commons)

Erst vor kurzem wurde das Museum von Paracas wieder eröffnet, nachdem es 2007 durch ein Erdbeben zerstöt wurde.
Im Internet findet man zu den Geoglyphen vor allem abseitige Ancient-Aliens-Theorien, mit denen sich badarchaeology schon befasst hat:
Kurz gefasste Informationen zur Fundstelle liefert die Wikipedia:  



Donnerstag, 4. August 2016

Kulturzerstörung in Kriegsgebieten: Jemen

Im Schatten von Syrien und Irak werden die Zerstörungen in anderen Kriegsgebieten relativ wenig beachtet. Hier eine (sicher unvollständige) Sammlung von Links aus dem Zeitraum Januar bis Juli 2016 zur Situation in Jemen:

Schadensmeldungen


Zerstörung der Moschee des Abdel Hadi al-Soudi aus dem 16. Jahrhundert in Taiz:


Zerstörung von Gräbern:

Die Zerstörung des Museums in Taiz, das am 31.1 nach Beschuss ausgebrannt ist.

interner Link

  • frühere Blogposts zum Jemen

Montag, 1. August 2016

Kulturgut in Syrien und Irak, Juli 2016

Der monatliche Rückblick auf die Entwicklung der Situation archäologischer Kulturgüter in Syrien und Irak im Spiegel von Medienberichten.

Bombenanschlag in Bagdad, 3.7.2016
(Foto: http://www.tasnimnews.com/ar [CC BY SA 4.0]
via Wikimedia Commons)
 
Der Terroranschlag vom 3.Juli in Bagdad (wikipedia) mit mehr als 200 Todesopfern zeigt, dass mit den territorialen Erfolgen gegen Daesh nicht automatisch Frieden einkehrt. Er verweist aber auch  wieder einmal auf die Frage, warum es angesichts dieser Todesopfer dennoch oder gerade Sinn macht, sich für das Kulturgut des Landes zu interessieren und sich einzusetzen. In einer Nachlese der Internationalen Syrien-Konferenz in Berlin liefert die syrische Architekturstudentin Zoya Masoud dazu einige Gedanken aus der Sicht der betroffenen Länder. Kulturgut ist für sie ein Element, das eine gesellschaftliche Neubestimmung befördert und Orientierung schafft. „Es gibt ein ökonomisches Potential, das viele vergessen, die über Kulturgutschutz reden. Natürlich geht es um Tourismus als Einnahmequelle in der Zukunft. Aber auch um Wissen. Das Deutsche  Archäologische Institut etwa bildet Flüchtlinge zu Handwerkern aus, damit sie die historischen Gebäude schützen  können.“

Restaurieren oder Konservieren ist in Palmyra auch eine politische Frage. Ein blosses Konservieren würde die Schäden durch Daesh erhalten und könnte als Mahnmal, aber auch als Erfolg von Daesh gewertet werden:

Schadensmeldungen


    Aleppo. Am 11. Juli wurde im Rahmen der erneuten Kämpfe, bei denen das syrische Militär die Zivilbevölkerung eingekesselt hat, das bislang weitgehend unversehrte, am Stadtrand liegende Museum beschossen. Das Dach wurde schwer beschädigt. Beim Jahretreffen der UNESCO in Istanbul, das vom dortigen Putschversuch überschattet wurde, wurde diese Kulturgutzerstörung wie üblich verurteilt:
    Erneut wurde das Museum am 24.7. getroffen. Dabei wurde die Fassade zerstört.

      Maßnahmen

      In Großbritannien steht zwischen all dem Brexit-Chaos derzeit eine Umsetzung der erst spät ratifizierten Konvention von Den Hague an. Großbritannien hatte sich angesichts der Aktivitäten von Daesh zu einer Unterschrift entschlossen und muss nun die Regelungen der Konvention in nationales Recht umsetzen. Trotz des Anstoßes, den Daesh gegeben hat, blendet der aktuelle Gesetzesentwurf jedoch nicht-staatliche Kriegsparteien aus.

      Praktische - bislang einigermaßen erfolgreiche - Schutzmaßnahmen in Maarat al Numan mit zahlreichen römischen und byzantinischen Mosaiken:
      Tagungen
      Ein neuer internationaler Archäologie-Preis International Archaeological Discovery Award soll nach dem durch Daesh-Terroristen ermordeten Archäologen Khaled al-Asaad benannt werden. Der Preis, der von verschiedenen europäischen populärwissenschaftlichen Zeitschriften wie der Antiken Welt gestiftet wurde, würdigt übrigens nicht eine wissenschaftliche Erkenntnis, sondern lediglich einen herausragenden Fund. Vergeben wird der Preis erstmals im Oktober bei der Mediterranean Exchange of Archeological Tourism (BMTA) in Paestum/Italien:
      Die Krise in Syrien war in Bezug auf das Kulturerbe Thema einer Veranstaltung am Europäischen Parlament in Straßburg:
      Tagung in Cottbus
        UNESCO-Sitzung in Istanbul. Uruk im Irak wurde auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt, ansonsten wurde - abgesehen von der Verurteilung des Angriffs auf das Museum in Aleppo (s.o.) - das Kriegsgebiet in Syrien und Irak offenbar kaum thematisiert.
        Digitalisierung

                Publikationen

                • Maamoun Abdulkarim/ Lina Kutiefan (Hrsg.): Syrian Archaeological Heritage. Five Years of Crisis 2011 - 2015 (Damascus 2016). [ohne ISBN]
                Das Buch ist eine Neuauflage der früheren Dokumentation, die die Jahre bis 2013 behandelte. Es handelt sich um einen Bericht aus den verschiedenen Regionen und inhaltlichen Arbeitsbereichen der syrischen Altertumsbehörde DGAM, der zugleich eine Dokumentation der bekannt gewordenen Schäden ist. Die Angaben dazu sind vielfach sehr knapp, was daran liegt, dass viele Objekte in umkämpften Gebieten nicht begutachtet werden konnten. Allerdings fehlen auch Angaben zum Zeitpunkt der Beschädigung/Zerstörung.  Der Band steht unter http://www.dgam.gov.sy/archive/docs/File/downloads/Book_en_2016.pdf als  pdf  zum Download. Leider sind viele Abbildungen nur mit schlechter Auflösung enthalten.
                dazu: http://www.dgam.gov.sy/index.php?d=314&id=1998

                • Horst Bredekamp: Das Beispiel Palmyra (Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König: 2016)
                Dazu eine Rezension bei restauro: https://www.restauro.de/bredekamp-palmyra/
                Laut Verlagsinfo plädiert Bredekamp "für eine neue Perspektive des Wiederaufbaus: die kämpferische Rekonstruktion". Er begründet dies damit, dass "die Unterscheidung von Menschen und Monumenten angesichts einer Praxis, die Menschen als lebendige Bilder und Bilder als lebendige Feinde vernichtet, nicht mehr trennungsscharf zu vollziehen ist."

                Eine Bibliographie zum Thema hat ASOR online:
                 Eine Auseinandersetzung mit der Rolle des Daesh (ISIL) im internationalen Antikenhandel. Er untersucht das Volumen des Handels und schafft im vergleich mit dem illegalen Handel mit Kulturgütern aus Kambodscha einen theoretischen Rahmen, vor desen Hintergrund offizielle Akteure, wie Museen, Auktionshäuser und private Sammler als die treibende Kraft hinter Antikenhehlerei und Raubgrabungen identifiziert werden. Der Artikel stellt außerdem dar, wie der Handel seine Rolle herunterspielt. Er empfiehlt mit Blick auf die USA, dass der Antikenmarkt verstärkt geheimdienstlich beobachtet und aufgeklärt wird und die gesetzlichen Möglichkeiten der Terrorbekämpfung gegen den Antikenhandel ausgeschöpft werden.
                "On 13 November, 2015, ISIL members killed nearly 130 people, and wounded hundreds more, on a Friday night in Paris, France. Considering counterterrorism experts’ cost estimates for previous attacks in Europe, the Paris operation likely cost no more than 20,000 (US Dollars). This is less than ISIL makes in a single day by trafficking antiquities."

                  Medienberichte

                  Vorher-Nachher- Fotogalerien

                  Interviews


                  Daesh

                  7.7.2016: Um im Gespräch zu bleiben liefert Daesh ein Video zur Zerstörung des Museums in Palmyra nach:
                  7.7.2016: Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum in Balad nördlich von Bagdad. Die Zahl der Todesopfer wurde von anfänglich 25 rasch auf rund 50 korrigiert. Den Medienberichten ist wenig über das Heiligtum zu entnehmen, wo es doch - nicht nur im Hinblick auf das Kulturgut - sicher nicht unwesentlich ist, genauer zu beleuchten, welche Anschlagsziele sich Daesh aussucht. Das Heiligtum beherbergt den Schrein des Muhammad ibn Ali al-Hadi, der 868 in Samarra den Märtyrertod gefunden ahben soll. Das Heiligtum war 2006 schon einmal mit Bomben attackiert worden. Bilder des jetzigen Anschlags zeigen ein Feuer im Markt im Eingangsbereich; inwiefern das Heiligtum selbst Ziel war, blieb zunächst unklar.
                  Daesh hat nun eigene Münzen aus Gold und Silber geprägt, wie 2014 bereits angekündigt. Im Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Universität Münster wurden die historischen Bezüge der Daesh-Währung analysiert.
                  In der Türkei führt in Grenznähe zu Syrien der ausbleibende Tourismus zu einer Vernachlässigung des kulturellen Erbes::

                         

                        Links

                        frühere Meldungen zum Bürgerkrieg in Syrien auf Archaeologik (u.a. monatliche Reports, insbesondere Medienbeobachtung seit Mai 2012), inzwischen auch jeweils zur Situation im Irak

                        Dank an diverse Kollegen für Hinweise und Übersetzungen.