ein Gastbeitrag von Mathias Blobel
Im Fall der HMS Victory
hat sich nun herausgestellt, dass die Maritime History Foundation keine
eigenen finanziellen Mittel hat, um die Prospektionen und Grabungen an dem Wrack
zu finanzieren. Das britische Verteidigungsministerium war gezwungen, zuzugeben,
dass man dies vor der Schenkung nicht überprüft hatte, obwohl dies eigentlich
so vorgesehen ist.
Die Britische Regierung hatte allerdings stets beteuert, dass der Anhang zur “UNESCO Convention on the protection of the underwater cultural heritage” (Text)
von 2001 die Handlungslinien der britischen Politik für den Umgang mit
historischen Wracks vorgebe. Die Regeln 10d und 17 verlangen (von
dringlichen Ausnahmesituationen abgesehen) eine Vorab-Finanzierung von
Bergungen.
Die Maritime Heritage Foundation hat damit bereits
jetzt Schulden bei Odyssey Marine Explorations. Da sie diese ohne eigene Geldmittel
eigentlich nur durch die Erlaubnis, Artefakte zu verkaufen tilgen kann, ist sie
nicht in der Lage, denkmalpflegerische Interessen gegenüber der
Schatzsucherfirma durchzusetzen.
Neben der finanziellen steht auch die moralische
Qualifikation der Maritime Heritage Foundation immer mehr in der Kritik. Richard Temple West, ein direkter Nachfahre
von Admiral John Balchin, der mit der Victory unterging, veröffentlichte vor
kurzem einen offenen Brief in der Times, in dem er an die Öffentlichkeit
appellierte, es nicht zuzulassen, dass „das Grab meines Vorfahren von
Werbeleuten dafür [benutzt werde], so zu tun, als sei das Gewinnstreben einer Schatzsucherfirma Archäologie, die im Interesse der Öffentlichkeit durchgeführt wird.“ (Heritage Daily v. 25.6.2012)
Während Herr Temple West ein direkter Nachfahre Sir John
Balchins ist, hat sich nun herausgestellt, dass das genaue Familienverhältnis
des Admirals zu Lord Lingfield, dem Direktor der Maritime Heritage Foundation
(und ehemals Sir Robert Balchin) hingegen nicht sicher ist. Wahrscheinlich steht er nicht in
direkter Abstammungslinie von Admiral Balchin.
Damit ist auch das von Odyssey Marine Explorations
in der Presse benutzte Argument nichtig, dass nämlich die Nachfahren des Admirals eine Hebung
unterstützten.
Es bleibt zu hoffen, dass die britische Regierung die
richtigen Schlüsse aus den Ereignissen zieht, die Schenkung des Wracks
zurücknimmt und es einer denkmalpflegerisch besser qualifizierten Organisation
überantwortet.
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Nachtrag:
Heritage Daily: MOD admit – we know charity can’t protect HMS Victory wreck
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