Dienstag, 26. Juni 2012

HMS Victory Update


ein Gastbeitrag von Mathias Blobel
 
Im Fall der HMS Victory  hat sich nun herausgestellt, dass die Maritime History Foundation keine eigenen finanziellen Mittel hat, um die Prospektionen und Grabungen an dem Wrack zu finanzieren. Das britische Verteidigungsministerium war gezwungen, zuzugeben, dass man dies vor der Schenkung nicht überprüft hatte, obwohl dies eigentlich so vorgesehen ist.

Die Britische Regierung hatte allerdings stets beteuert, dass der Anhang zur “UNESCO Convention on the protection of the underwater cultural heritage” (Text) von 2001 die Handlungslinien der britischen Politik für den Umgang mit historischen Wracks vorgebe. Die Regeln 10d und 17 verlangen (von dringlichen Ausnahmesituationen abgesehen) eine Vorab-Finanzierung von Bergungen.  

Die Maritime Heritage Foundation hat damit bereits jetzt Schulden bei Odyssey Marine Explorations. Da sie diese ohne eigene Geldmittel eigentlich nur durch die Erlaubnis, Artefakte zu verkaufen tilgen kann, ist sie nicht in der Lage, denkmalpflegerische Interessen gegenüber der Schatzsucherfirma durchzusetzen.

Neben der finanziellen steht auch die moralische Qualifikation der Maritime Heritage Foundation immer mehr in der Kritik.  Richard Temple West, ein direkter Nachfahre von Admiral John Balchin, der mit der Victory unterging, veröffentlichte vor kurzem einen offenen Brief in der Times, in dem er an die Öffentlichkeit appellierte, es nicht zuzulassen, dass „das Grab meines Vorfahren von Werbeleuten dafür [benutzt werde], so zu tun, als sei das Gewinnstreben einer Schatzsucherfirma Archäologie, die im Interesse der Öffentlichkeit durchgeführt wird.“ (Heritage Daily v. 25.6.2012)

Während Herr Temple West ein direkter Nachfahre Sir John Balchins ist, hat sich nun herausgestellt, dass das genaue Familienverhältnis des Admirals zu Lord Lingfield, dem Direktor der Maritime Heritage Foundation (und ehemals Sir Robert Balchin) hingegen nicht sicher ist. Wahrscheinlich steht er nicht in direkter Abstammungslinie von Admiral Balchin.
Damit ist auch das von Odyssey Marine Explorations in der Presse benutzte Argument nichtig, dass nämlich die Nachfahren des Admirals eine Hebung unterstützten.

Es bleibt zu hoffen, dass die britische Regierung die richtigen Schlüsse aus den Ereignissen zieht, die Schenkung des Wracks zurücknimmt und es einer denkmalpflegerisch besser qualifizierten Organisation überantwortet.


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