Donnerstag, 20. Oktober 2011

Kulturlandschaft an der Adria

Auf der Insel Hvar in der Adria (Kroatien) spiegelt die Flureinteilung in der Ebene zwischen Stari Gard und Vrbroska eine antike Landvermessung wieder. Luftbilder lassen die regelmäßige Anlage der Straßen und Felder noch heute erkennen.


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Im benachbarten Karstbergland zeigen die Luftbilder eine andere Kulturlandschaft. Lesesteinriegel und Lesesteinhaufen, teils verbunden mit Terrassierungen gliedern die steinige Landschaft: Sie dienen dazu, Felder zu schaffen, die mit einem Pflug bewirtschaftet werden können, sollen aber andererseits Bodenerosion und einen schnellen Wasserabfluss verhindern. Teil der Landschaft sind sogenannte Trims, aus Lesesteinen errichtete Feldhütten, oft mit falschen Gewölben gebaut (ähnlich der Bories in Südfrankreich oder der trulli in Süditalien). Solche Landschaften sind das Produkt einer jahrtausendelangen Geschichte - erste Terrassierungen sind im Mittelmeerraum bis auf das Neolithikum zurückverfolgen. Heute sind sie auf großer Fläche wüst gefallen.


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Bislang kenne ich keine Arbeit, die näheres über Alter und Organisation dieser Fluren verrät. Wahrscheinlich sind sie im Kontext der Wüstungserscheinungen der mediterranen Bergländer zu sehen, die John R. McNeill für die Neuzeit herausgearbeitet hat. Er verweist auf den starken Einfluß neuzeitlicher Übernutzung auf die mediterranen Wälder, die weit mehr als antiker und venezianischer Holzbedarf zur Degradation mediterraner Wälder beigetragen habe. - Mein Interesse gilt derzeit mehr der Entstehung dieser Flursysteme, scheinen die Relikte in den Bergen bei Hvar den Befunden unserer Surveys auf der Krim sehr gut vergleichbar. Dort konnte eine lange Genese dieser Flursysteme seit der Bronzezeit belegt werden.

Literaturhinweise


Änderungsvermerk (13.7.2013)

Kartenausschnitte ausgetauscht, Google Street View ergänzt

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