Raimund Karl, Professor für Archäologie und Denkmalpflege an der Prifysgol Bangor University in Nordwales ist ein unbequemer Denker, provoziert gerne und erfolgreich und hat so schon manchen im Fach gegen sich aufgebracht. Zu seinen Interessensgebieten zählt die Auseinandersetzung mit der Praxis der archäologischen Denkmalpflege, an der er manches zu kritisieren hat. Viele Themen sind in der Tat viel zu wenig reflektiert und werden allenfalls im internen Kreis der Denkmalpfleger diskutiert. Diese Diskussionen in eine breitere Öffentlichkeit zu tragen, ist ein Anliegen von Raimund Karl, denn schließlich wird mit öffentlichem Interesse argumentiert und mit öffentlichen Geldern operiert.
Karl geht mit seinen Thesen schon lange online, indem er vorrangig open access publiziert und sich auch in die Diskussionen in den Social Media einbringt. Viele seiner Thesen werden gerne von Sondengängern aufgegriffen, nicht nur, weil er oft der Denkmalpflege widerspricht, sondern auch, weil er für die Laien sichtbar ist. Nun hat er einen eigenen Blog gestartet, der es erlaubt, seine Kritik an der Denkmalpflege in größerem Kontext wahrzunehmen und der hoffentlich auch dazu anregt, die nötigen Diskussionen zu führen.
Ich meine, wir brauchen solche Initiativen. Ich habe mit vielen seiner Aktionen und Formulierungen so meine
Schwierigkeiten, stimme aber mit ihm dahingehend überein, dass sehr viel
schärfer darüber nachgedacht werden muss, wie wir im Fach agieren. Auch eher theoretische Debatten müssen transparent öffentlich geführt werden oder zumindest aufscheinen - nur so gewinnt man Glaubwürdigkeit, die in Zeiten der Social Media wichtiger ist denn je. Mag Raimund Karl damit auch immer wieder der Raubgräberszene Argumente liefern, so zeigt er damit doch, dass Regelungen auch begründet sein müssen und nicht als Gesetz von oben gegeben sind. So zeigt er eben auch die Schwächen in Gesetz und Argumentation (z.B. Das archäologische Debakel von Rülzheim. ArchDenk [18.2.2018]), mit denen man sich fachlich und sachlich auseinandersetzen muss, um dem Auftrag der Erhaltung und effektiven Auswertung historischer Quellen gerecht zu werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen