Von den Veränderungen der Spätantike waren auch die 
fundamentalen Lebensbedingungen in vielfältiger Weise betroffen. Die Unsicherheit wuchs, die 
staatlichen Strukturen wurden geschwächt.
In den Städten frühbyzantinischer Zeit war eine “Ruralisierung“, oft verbunden mit einer Verlagerung oder Auflösung des Stadtkerns, wobei vielerorts kleine Häuschen in frühere öffentliche Gebäude oder gar deren Ruinen gesetzt wurden.
In den Städten frühbyzantinischer Zeit war eine “Ruralisierung“, oft verbunden mit einer Verlagerung oder Auflösung des Stadtkerns, wobei vielerorts kleine Häuschen in frühere öffentliche Gebäude oder gar deren Ruinen gesetzt wurden.
Ganz grundlegend war für die Menschen jedoch die 
Sicherung der Nahrungsversorgung. Spielte bis dato die staatliche 
Getreideversorgung eine zentrale Rolle, so musste nun selbst Vorsorge getrofffen werden.
Welche Auswirkungen hatte das auf die Familien? Wie veränderte dies die Ernährungsgewohnheiten, wie die landwirtschaftliche Produktion?  Wie reagierten die Menschen auf die veränderten Lebensumstände, welche 
Maßnahmen ergriffen sie zur Sicherung der Nahrungsmittelgrundlage? Diesem Fragenkomplex - oder vielmehr einer konkreten Fallstudie am Beispiel der Versorgung der spätantiken Stadt Caričin Grad widmet sich ab Sommer ein neues Forschungsprojekt: "Zwischen staatlicher Fürsorge und privater Vorsorge: Eine 
interdisziplinäre Studie zur Versorgungssicherung im 6. Jahrhundert 
anhand des Getreidespeichers von Caričin Grad". Die Finanzierung dazu hat die Fritz-Thyssen-Stiftung bewilligt. Die Stadt Caričin Grad bietet eine perfekte Ausgangsbasis, um nach 
Antworten zu forschen. Sie wurde um 530 n. Chr. 
von Kaiser Justinian als Verwaltungsmittelpunkt gegründet, jedoch um 615
 n. Chr., nach noch nicht einmal drei Generationen, wieder verlassen.
Aus dem aktuell auslaufenden Projekt "Das kurze Leben einer Kaiserstadt – Alltag, Umwelt und Untergang des frühbyzantinischen Caričin Grad (Iustiniana Prima?)" wissen wir um Vorräte in verschiedenen Häusern, aber auch um die Aufbereitung von Getreide für die lokale Verarbeitung. Jetzt stehen im Rahmen einer serbisch-französichen Kooperation Ausgrabungen in dem Horreum der Stadt an, die das neu bewilligte Projekt nutzen will, um diesen Privaten Versorgungsstrategien mit der staatlichen Getreideversorgung der sog. Annona zu vergleichen.
| Das Horreum in der nördlichen Oberstadt von Caricin Grad ist Gegenstand neuer Forschungen. (Foto: Archäologisches Institut Belgrad - Pressebild) | 
Im Kern des Projektes, das das 
RZM (meine Wenigkeit [Rainer Schreg]) und die 
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (Prof. Wiebke Kirleis) gemeinsam
 beantragt haben, stehen archäobotanische Untersuchungen, die 
Dipl.-Prähistorikerin Anna E. Reuter durchführen wird. Ergänzt werden 
diese Untersuchungen durch bodenkundliche Analysen, die nicht nur von 
erheblicher Bedeutung sind, wenn es darum geht, die Fundablagerungen 
einzuschätzen, sondern auch einen Betrag leisten, die Geschichte des 
Horreums und die dortigen Arbeitsabläufe zu verstehen. In dessen 
jüngster Phase sind dort eben solche kleine Einbauten entstanden, wie 
sie in der Sptantike vielfach zu beobachten sind.
Während 
der Ausgrabungen im Sommer werden systematisch Proben gesammelt, die 
dann in Mainz und Kiel ausgewertet werden. Die bodenkundliche Expertise 
liegt bei den Projektpartner vom Geographischen Institut der 
Johannes-Gutenberg Universität  (Prof. Sabine Fiedler, Dr. Jago Birk).
 
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