Sonntag, 1. Mai 2016

Diskussion um den Wiederaufbau - und neue Zerstörungen (Syrien/Irak im April 2016)

Das Vordringen der syrischen und der irakischen Armee gegen Daesh hat im vergangenen März zur 'Befreiung' von Palmyra geführt. Der syrische Vorstoß richtet sich nun gegen Deir-ez-Zor und Raqqa, aber auch gegen Aleppo, wo sich vor allem die gemäßigte Opposition und al-Kaida hält. Die Medienberichte werden immer noch von Palmyra bestimmt. Die Kulturgutzerstörung andernortes gerät dadurch in den Hintergrund - zugleich zeigt sich, wie die Daesh-Propaganda auch nach der 'Befreiung' noch wirkt.

Mächte in Syrien, April 2016
(nach Pieter Van Ostaeyen,
https://pietervanostaeyen.wordpress.com/2016/04/04/syria-map-update-dd-april-3-2016/,
zur Nutzung freigegeben lt. https://pietervanostaeyen.wordpress.com/about/),

Palmyra

Russische Minenräumer in den Ruinen:
Schäden in Palmyra
Bei den Statuen im Museum haben die Daesh-Fanatiker gezielt die Köpfe abgeschlagen.
Palmyra
(Foto: M. Scholz)
Bilder zu Palmyra

Massengrab entdeckt:

Die Frage des Wiederaufbaus




Gegen eine Rekonstruktion zu Unzeiten - noch bevor der Bürgerkrieg wirklich beendet ist - und gegen eine daraus resultierende weitere Politisierung der Ruinen von Palmyra wendet sich eine Petition, die am 8. April auf der Plattform Avaaz gestartet wurde (Stand 27.4.: 470 Unterschriften). Initiator ist Salam Al K.aus den USA. Sie richtet sich an die UNESCO, die dazu angehalten wird, von überstürzten Rekonstruktionsmaßnahmen Abstand zu nehmen, in die zudem Vertreter der Kriegsparteien wie Russland involviert wären.

Tatsächlich will Russland an der Rekonstruktion beteiligt sein. Damit könnte der Makel, einem Diktator geholfen zu haben, der die Menschenrechte ebenfalls mit Füßen tritt, in der öffentlichen Wahrnehmung übertüncht werden.
UNESCO greift russischen Plan auf:


Auch der Iran will sich beteiligen:
DGAM bei Schadenserhebung mit polnischen Kollegen:
Die syrische Altertumsbehörde stellt klar, dass bei der Rekonstruktion nicht an 3D-Ausdrucke gedacht ist und es auch keine Pläne für zusätzliche Gebäude auf der Fundstelle gäbe.
 

Rekonstruktionen in London und New York

Die Rekonstruktion in London wurde nun eingeweiht:


Christliche Fundamentalisten sehen Palmyra als Teufelswerk und wenden sich gegen Rekonstruktionen in New York und London:
 und okkultistische Verschwörungstheoretiker sind auch nicht weit:
 

Niniveh

Nach der 'Befreiung' Palmyras setzt Daesh sein Zerstörungswerk im Irak fort:
Es ist nicht das erste Mal, dass Daesh in Niniveh und Mossul zuschlägt:

Schadensberichte anderer Orte

Beim weiteren Vormarsch der syrischen Armee nach Osten wird Daesh am 3.4. auch aus al-Qaryatain vertrieben. Das Kloster Mar Eliam mit einer Kirche aus dem 5. Jahrhundert ist weitgehend zerstört. Es war am 6. August 2015 von Daesh gesprengt worden, noch bevor ihm Palmyra zum Opfer fiel.
 Die letzten Damage Newsletters von Heritage for Peace:
 In der Provinz Deraa wurden in Bosra umfangreiche Raubgrabungen festgestellt. Die Freie Syrische Armee und die Antikenbehörde in Bosra versuchen sie zu stoppen.
Die Altertumsbehörde in Bosra beklagt, dass sich die Aufmerksamkeit einseitig auf Palmyra richte.

Raubgrabungen und westliche Antikenhehlerei  

Der russische UN-Botschafter Valeri Churkin hat neue Zahlen zum Wert des Antikenhandels durch Daesh genannt. Jährlich verdiene Daesh 150 bis 200 Millionen Dollar durch Antikenschmuggel, vor allem über die Türkei. Gaziantep sei Hauptumschlagsplatz, in Izmir, Mersin und Antalya gebracht, wo gefälschte Dokumente erstellt würden, ehe die Funde online verkauft würden.
    Die Tükei dementiert:
    Und die üliche reflexhafte Abwehr durch Kunst- und Antikenhändler:

    In der Tat bleibt allerdings unklar, worauf die rusischen Schätzungen konkret beruhen. In einem Exklusiv-Bericht von Russia Today werden neue Dokumente genannt, die RT von kurdischen Kämpfern erhalten hat und die dem Daesh-Ministerium für natürliche Ressourcen und Öl zugeschrieben werden. In den Unterlagen geht es vorrangig um Ölgeschäfte, doch sind auch Dokumente darunter, mit denen Daesh die Ausfuhr von Antiken in die Türkei genehmigt.
    Die Srategie hinter Plünderungen und Zerstörungen:
    weitere Berichte
    Reliefs aus dem Museum Palmyra in einem Versteck aufgefunden:

    Ermittlungen der Bundesanwaltschaft haben in Nordrhein-Westfalen zur Festnahme eines Syrers geführt, der beschuldigt wird, in Aleppo Kriegsverbrechen begangen zu haben. "Der Beschuldigte ist dringend verdächtig, im Herbst 2012 im syrischen Bürgerkrieg wiederholt nach dem humanitären Völkerrecht zu schützende Personen in schwerwiegender Weise grausam und unmenschlich behandelt zu haben. Zudem soll er mehrfach geplündert haben." Die Ermittlungen zeigen, dass die Stadtteilmiliz, die der Freien Syrischen Armee zugehört,  "nach den vorliegenden Erkenntnissen vorwiegend eigennützige Interessen" verfolgte. Geplündertes Gut soll der Angeklagte wiederholt zum Kauf angeboten haben.
     

    Nationalmuseum in Bagdad

    Maßnahmen

    Nach Jahren bringen die USA ein Importverbot auf den Weg. Antikenimporte aus Syrien hatten nach Daten der US-Customs in den letzten Jahren einen Höchststand erreicht.  
    Zum Engagement der Bevölkerung:
    Unterstützung und Ausbildung syrischer Kollegen:
    Fundstellen-Monitoring
    in den USA und Australien
    Task-Force
    Archaeological Heritage Network ArcHerNet
    Empfehlungen an die US-Regierung
    Weitere Maßnahmen

    Tagungen 



    Die Rolle des Kulturerbes für Wiederaufbau und Frieden:


    Sonstiges

    Links


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