Vorliegender Blogpost geht auf eine Festveranstaltung "1125 Jahre Faurndau" im Jahr 2000 zurück. Mein Vortrag zur Christianisierung im Filstal wurde im Mitteilungsblatt Faurndau der Ortschaftsverwaltung am 29.7. und 5.8. 2000 sehr abgelegen grau publiziert (bei academia.edu). Der Text sei hier mit minimalen Aktualisierungen und ergänzten Abbildungen eingestellt. Inhaltlich habe ich vieles in einem Artikel "R. Schreg, Christianisierung im Filstal. In: Geppo. Krieger, Bauer, Siedlungsgründer? Veröff. Stadtarchiv Göppingen 43 (Göppingen 2003) 60-69" aufgegriffen und in einen mehr regionalen Kontext gestellt.
Am 11. August 875 wird Faurndau in einer Urkunde (
WUB I,149), die heute in St. Gallen aufbewahrt wird, erstrnals erwähnt. Tatsächlich ist Faurndau älter. Im Spiegel neuerer Forschungsergebnisse - die manche ältere Ansätze komgieren und ergänzen - lässt sich eine grobe Skizze der Faurndauer Geschichte vor 875 zeichnen.
Das Kloster in Faurndau
Die Urkunde in St. Gallen belegt nicht die Gründung Faurndaus, sondem die Übertragung des bereits bestehenden Klösterchens Furentouua durch König Ludwig den Deutschen an den Hofkaplan Liutbrand.
Die Verleihung Faurndaus an seinen Hofkaplan fügt sich gut in das Gesamtbild von Ludwigs Politik ein. Ludwig der Deutsche, ein Enkel Karls des Großen war mit dem Vertrag von Verdun 843 ostfränkischer König geworden. Sein Regierungsstil maß seiner Hofkapelle und der Reichskirche große Bedeutung zu, Bistümer und Abteien verhalf er insbesondere im bayerischen Donauraum, der damals wichtiges Aufmarschgebiet gegen die unruhigen Gebiete irn Osten war, zu Grundherrschaften. Wichtige, ihm nahestehende Geistliche förderte er tatkräftig.
In diesem Zusammenhang muss man auch die Verleihung des Klösterchens Faurndau an Liutbrand sehen. So wie vielen anderen Geistlichen seiner Hofkapelle, die als Institution wichtige Funktionen der Regierung übernahm, belohnte er ihn für seine Dienste durch die Verleihung eines Klosters oder einer Kirche. Wahrscheinlich waren es eher der Dauerdienst als Kapellan als die mehr gelegentlichen Dienste als Notar für die Liutbrand, der keineswegs zu den bedeutenderen Notaren an der Hofkapelle gehörte, Faurndau übertragen erhielt. Interessant erscheint, dass noch arn selben Tag eine zweite Urkunde die Übertragung Faurndaus durch eine Kapelle in Brenz an der Brenz ergänzt. Möglicherweise war Faurndau aileine keine angemessene Ausstattung.
Faurndau war Königsgut. Auch 875 wurde es nicht aus der Hand gegeben. Die Übertragung an Liutbrand erfolgte unter der Bedingung, dass es nach seinem Tode an die königliche Macht zurückfallen solle. Erst 888 erhielt Liutbrand, mittlerweile vom Diakon zum Kapellan aufgestiegen, Faurndau als Eigentum geschenkt (
WUB I,161). Speziell wird Liutbrand erlaubt, seinen Besitz entweder dem Kloster Reichenau oder dem Kloster St. Gallen weiterzuschenken, "damit er umso besser einen Vertrag abschließen könne'. Dahinter steht offenbar die Absicht, dass Liutbrand irn Alter in eines der Klöster eintreten und dazu auch einen Besitz in Kloster einbringen könne. Konig Arnulf verfolgte hier die Politik seines Vaters, der sich bemüht hatte, Schenkungen auf die Klöster St. Gallen und Reichenau zu konzentrieren.
Für König Ludwig waren Frankfurt am Main und Regensburg Zentren seiner Herrschaft, wahrend Alamannien in deren Fernbereich lag. 854, 856 und 858 hielt sich Ludwig in Ulm auf, damals mag er auch auf dem Königsgut in Faurndau Station gemacht haben. Welche Infrastruktur er hier vorgefunden hat, ob das Kloster damals bereits bestanden hat - darüber schweigen die schriftlichen Quellen.
Es ist nicht viel, was wir aus diesen Urkunden konkret über Faurndau erfahren: Es bestand hier ein Klösterlein ('monasteriolum'), zu dem weitere Liegenschaften, Ländereien, Wiesen, Weiden, Wälder, Wasserläufe, Ein- und Ausgänge, bewegliche und unbewegliche Habe, aber auch Weinberge gehörten. Interessant ist der Vergleich mit dem in der zweiten Urkunde (
WUB I,150) genannten Zubehör der Kapelle in Brenz, wo Zehnten, Felder, Mühlen gesondert genannt werden. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass das Klösterchen in Faurndau eher auf Viehwirtschaft ausgerichtet war, da es weder über erwähnenswerte Felder noch über eine Mühle, aber über Wiesen und Weiden verfügte.
Grabungen in der Stiftskirche
Wollen wir nähere Einblicke in die Zeit vor 875 erhalten, sind wir auf archäologische Quellen, d.h. auf Bodenfunde angewiesen. Als die Stiftskirche in den Jahren 1956 und 1957 renoviert wurde, führte Prof. Konrad Hecht von der Technischen Universität Braunschweig Grabungen durch. Damals existierte jedoch noch keine Archäologie des Mittelalters, die solche Grabungen hätte fachgerecht durchführen können - sie konnte sich als wissenschaftliche Disziplin erst während der 1960er Jahre etablieren und die notwendigen Standards setzen. So sind die Grabungen in Faurndau leider in ihrer Aussagekraft sehr beschränkt und nur unzureichend dokumentiert. Die Phasengliederung, die Hecht erarbeitet hatte, muss weitgehend hypothetisch bleiben. Dabei bleibt auch unsicher, ob die Apsidenreste, die nördlich des romanischen Chors angetroffen wurden, tatsächlich zum Kloster des 9. Jahrhunderts gehören. Interessant ist jedenfalls, dass diese Apsis keinesfalls zum ältesten Bau an dieser Stelle gehört, sondern eine ältere gerade Mauer überlagert.
Auch die Ablösung dieses Baues durch eine ottonische, weiter nach Osten gelegene Kirche, wie sie T. Dames rekonstruiert hat, ist so nicht richtig. Die Rekonstruktion beruht nämlich auf einer Fehlinterpretation des Grabungsplanes, der eine Nord-Süd-verlaufende Mauer zeigt (Abb. 2, Phase II), die hinter dem Altar kurz unterbrochen ist. Man hat dies als Türdurchbruch verstanden und daraus geschlossen, dass es sich allenfalls um den Westabschluss einer Kirche, nicht aber um deren östlichen Abschluss handeln könne. Tatsächlich zeigt der Grabungsplan, dass hier ein kurzes Stück der Mauer hinter dem Altar nicht ergraben, sondern nur ergänzt wurde. Auch die Periodisierung der zahlreichen Mauerzüge im Westteil der Stiftskirche ist kaum möglich, da die verfügbaren Profilzeichnungen den Aufbau der Erdschichten viel zu idealisiert wiedergeben.
|
Abb. 1 Faurndau, Innenansicht der romanischen Stiftskirche
(Foto R. Schreg) |
Bemerkenswert ist ein kleines Mauerstück, das in dem Plan von Hecht eingetragen und auch auf einem der Grabungsfotos zu erkennen ist: In Bereich der nordöstlichen Apsis, die außerhalb des heutigen Baus liegt, verläuft ein kurzes Mauerstück, das unter der ausgebrochenen Apsismauer läuft und älter sein dürfte als die Apsis, in Abb. 2 darum als Phase 0 markiert.
|
Abb. 2 Faurndau, Grabungen 1956/57 in der Stiftskirche
(Graphik R. Schreg,nach K. Hecht, modifiziert [Phase 0]) |
Die Grabungen in der Stiftskirche helfen also leider nicht weiter, die Frage nach den Anfängen Faurndaus zu klären. Hier wird man bei künftigen Bodeneingriffen in der Kirche, wie auch in ihrem Außenbereich, aber auch im Bereich des Vorplatzes sorgfältig auf archäologische Befunde und deren sachgerechte Dokumentation zu achten haben. Immerhin ist damit zu rechnen, dass neben den Gebäuden des eigentlichen Klosters auch Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude vorhanden waren. Diese könnten dabei durchaus als einfache Holzbauten errichtet worden sein.
Vorgeschichtliche und römische Besiedlung
Faurndau ist altes Siedlungsland. Zwar haben die ersten Bauern der Zeit um 5000 v. Chr. das Filstal offenbar noch weitgehend gemieden, doch zeigen mehrere Fundstellen um Faurndau, dass wohl im 4. Jahrtausend v.Chr. erste Siedlungen bestanden.
Sie lagen nicht irn Tal, sondern auf den benachbarten Anhöhen (Kammeräcker, Am Haierbrunnen). Zuvor haben jedoch schon Jäger und Sammler das Filstal durchstreift und auch bei Faurndau Station gemacht (Stauferhalde, Kühberg[?]). Aus den folgenden Jahrtausenden ist lediglich ein Bronzemesser der Zeit um 1200 v. Chr. bekannt geworden (Hasenhalden), das auf eine Bestattung der späten Bronzezeit hinweist. Insgesamt sind dies jedoch relativ wenige Funde, die keine kontinuierliche Besiedlung belegen können.
|
Abb. 3 Faurndau, Hasenhalde,
Griffzungenmesser der späten Bronzezeit, Fund S. Schreg, 1987
(Foto R. Schreg 1987, Verbleib: Landesmuseum Württemberg) |
|
Abb. 4 Faurndau, Brunnenbachtal:
Fragmente eines römischen Helms
(nach Klumbach 1957) |
Aus römischer Zeit ist seit den 1950er Jahren der Helm aus dem Brunnenbachtal (Geigenwiesen) bekannt. Er ist kein Beleg für die Existenz eines römischen Gutshofes am ehemaligen Lengenbad, sondern könnte hier verloren gegangen sein. Trotz intensiver Begehungen im Bereich des mittelalterlichen Lengenbades konnten dort keine römischen Funde gemacht werden (vergl.
Wölbäcker im Vorland der Schwäbischen Alb - Spuren einer Wüstung Lengenwang. Archaeologik [21.9.2012]).
|
Abb. 5 Faurndau, Brunnenbachtal
(Zeichnung R. Schreg) |
Leider lässt sich die genaue Fundstelle eines Fragments eines römischen Henkelkruges aus dem Brunnenbachtal, das viel eher eine römische Besiedlung belegen könnte, nicht mehr lokalisieren. Römische Siedlungsspuren scheinen indes im Bereich nördlich des Nordbahnhofes vorzuliegen. Hier wurde das Fragment einer Terra-Sigillata-Schüssel gefunden (Lehlestraße 10). Terra Siglllata war das Tafelgeschirr römischer Zeit, das häufig mit Reliefverzierungen versehen war. Das Faurndauer Fragment zeigt Hercules mit einem Hund und stammt von einer Schüssel, die im 3. Jahrhundert n. Chr. in Rheinzabern produziert worden war. Die Fundstelle liegt nicht weit von der Stelle, wo schon seit langem die Abzweigung einer römischen Straße von der Filstalstraße nach Norden zum Kastell Lorch angenommen wird. Die römische Straßenverbindung durch das Brunnenbachtal nach Süden kann nicht als gesichert angesehen werden und hatte allenfalls lokale Bedeutung.
Das Filstal war gegen 120 n. Chr. ins römische Reich integriert worden. Damals hat man die Grenze vom Albtrauf, wo sie gegen 90 n. Chr. angelegt worden war, ins Filstal vorverlegt, wo sie bei Eislingen mit einem Kastell gesichert wurde. Bereits um 140 wurde die Grenze erneut korrigiert und ins Remstal vorverlegt, so dass sich Faurndau und das Filstal nun im Hinterland befanden. Wir müssen mit einer relativ dichten Aufsiedlung mit römischen Gutshöfen rechnen. Irn Neckarland liegen sie in einigen Regionen in Abständen von gerade einmal 300 rn. Neufunde der letzten 30 Jahre - neben der Fundstelle in der Lehlestraße sind neu entdeckte römische Gutshöfe unter der Oberhofenkirche Göppingen sowie bei Hattenhofen und Ebersbach zu nennen - zeigen, dass mit weiteren Funden zu rechnen ist und hier weiterer Forschungsbedarf besteht.
|
Abb. 6 Römische und frühmittelalterliche Siedlungstopographie von Göppingen und Faurndau - braun: spätmittelalterl. Stadt
(Graphik: R. Schreg)
|
Der Blick auf die römische Besiedlung ist wichtig, da das Faurndauer Kloster immer wieder mit einer Anknüpfung an römische Besiedlung in Verbindung gebracht wurde. Die karolingischen Könige nahmen z.T. bewusst Bezug auf römische Städte, um damit ihre Legitimation in der Nachfolge des römischen Reiches zu untermauern. Im rechtsrheinischen Gebiet lasst sich solches bisher jedoch kaum nachweisen. Die Beobachtung, dass immer wieder Kirchen auf römischen Ruinen errichtet wurden, dürfte eher siedlungsgeschichtlich, denn politisch begründet sein. In frühalamannischer Zeit (4./5. Jahrh.) hat man bewusst die Nähe der römischen Gutshöfe gesucht, da die Ruinen einerseits gutes Baumaterial boten und andererseits die umliegenden römischen Feldfluren bewirtschaftet werden konnten. Die Ruinengelände selbst waren jedoch fur eine ackerbauliche Nutzung wenig attraktiv, so dass es als Brachland in direkter Nähe der Siedlung einen geeigneten Baugrund für die Anlage erster Kirchen bot.
Die These, wonach in Faurndau Königsgut bestand, weil man bewusst an eine römische Besiedlung anzuknüpfen versuchte, ist daher nicht stichhaltig. Die Möglichkeit dazu hätte fast überall bestanden.
Faurndau im frühen Mittelalter
Werfen wir einen Blick auf die Verhältnisse den Merowingerzeit (5. - 7. Jahrh.). Wir sind dabei vor allem auf die alamannischen Grabfunde angewiesen. lm industrialisierten Filstal sind sie schon weitgehend zerstört. Nur aus wenigen Gräberfeldern liegen moderne Untersuchungen vor. Immerhin zeigen die wenigen Funde, dass im 7. Jahrhundert eine dichte Besiedlung bestand.
|
Abb. 7 Fundstellen der Merowingerzeit im Filstal
(Graphik: R. Schreg) |
Aus Faurndau sind bislang keine Zeugnisse einer frühmittelalterlichen Besiedlung bekannt. Gräberfelder und wohl auch die zugehörigen Siedlungen lagen damals irn Bereich östlich des Berufschulzentrurns Öde, am Christophsbad in Göppingen, im Bereich von Landratsamt und Oberhofenkirche in Göppingen, sowie im Bereich der Frma Allgaier nordöstlich von Uhingen.
Südwestlich von Bartenbach weist ein weiteres Gräberfeld auf eine merowingerzeitliche Besiedlung. Ein Fund aus Jebenhausen (Eichert) muss in seiner Datierung unsicher bleiben. Immerhin wird deutlich, dass Faurndau ringsum von Siedlungen umschlossen war. Zu einem ähnlichen Ergebnis ist man früher schon aufgrund der langgestreckten Gemarkung gekommen. Wir müssen aber damit rechnen, dass während des Mittelalters im Süden sowie auf der Öde mit starken Veränderungen der Gemarkungsgrenzen zu rechnen ist [vergl.
Wölbäcker im Vorland der Schwäbischen Alb - Spuren einer Wüstung Lengenwang? Archaeologik 21.9.2012], so dass sie nicht bis in die Frühzeit des Klosters zurückreichen dürften.
Die verkehrstopographische Situation der römischen Zeit, die durch die Filstalstraße und den Abzweig durch das Marbachtal nach Lorch geprägt war, dürfte während des frühen Mittelalters keine besondere Rolle mehr gespielt haben. Reiche Grabfunde aus Geislingen an der Steige legen es jedoch nahe, dass der Albaufstieg und die Route durch das Filstal irn fühen Mittelalter große Bedeutung hatte. Die Filstalstraße verlief ab Göppingen wahrscheinlich jedoch immer nördlich der Fils, so dass sie an Faurndau vorbeiführte.
Der Ortsname 'Faurndau' - 875 'Furentouua" zeigt, dass der Ort nicht besonders siedlungsgünstig lag. Der lange umstrittene Name kann heute als geklärt gelten. Er bedeutet "Siedlung an einem zerstörenden Fluss" und ist auf häufig auftretende Hochwässer der Fils zurückzuführen. Andere Ableitungen des Namens, etwa auf römische Ursprünge, entsprechen nicht den methodischen Grundsätzen der Namensforschung und können nicht aufrecht erhalten werden. Diese Namensform ist interessant, da sie sich von dem althochdeutschen Wort 'furen' = zerstören herleitet und daher nachrömisch sein muss.
Christianisierung im Filstal
Klostergründungen setzen irn inneralamannischen Raum erst spät ein. Sie gehören hier zur jüngsten Phase der Christianisierung. Archäologische Funde aus den alamannischen Gräberfeldern, vor allem aber Spuren von Kirchen in Göppingen, Gruibingen und Donzdorf geben Einblicke in die Christianisierung der Merowingenzeit, die wohl von der sozialen Oberschicht ausging.
Neben iro-schottischen Monchen, die in der schriftlichen Überlieferung dominieren, waren auch Burgunder und möglicherweise auch arianische Langobarden an der Mission in Südwestdeutschland beteiligt. Heidnisches und christliches Brauchtum und Symbolik lassen sich nur ungenügend trennen und könnten auf einen Synkretismus, eine Vermischung der Vorstellungen und Glaubensinhalte hinweisen, gegen den sich das kirchlich geprägte Christentum erst allmählich durchsetzen konnte.
Erst im 8. Jahrhundert organisierten der Angelsachse Bonifatius und in seiner Nachfolge weitere, dem karolingischen Königshaus eng verbundene Kleriker die Kirche. Damals kam es zur Gründung zahlreicher Klöster. Eines der frühesten irn inneralamannischen Raum dütfte die Vitalis-Cella in Esslingen gewesen sein.
Im Dezember 861 wurde in Wiesensteig auf Gruibinger Gemarkung ein Kloster gegründet. Es vermittelt eine Vorstellung davon, wie auch die Gründung Faurndaus vonstatten gegangen sein könnte. Die Urkunde darüber ist nicht mehr im Original, sondern nur in jüngeren Abschriften erhalten. Stifter ist der adlige Rudolf mit seinen Söhnen Erich und Rudolf. Er handelt "auf wiederholte Bitten meines gnädigsten Herm, des Königs Ludwig, sowie aus Sorge um mein Seelenheil und dasjenige meiner Angehörigen" und stattet das Kloster mit Gütern aus seinem Besitz im unmittelbaren Umland, aber auch in Südhessen aus. Es ist anzunehmen, dass auch das Faurndauer Kloster eine solche Gründungsausstattung hatte, wenngleich in den Urkunden davon nichts mehr fassbar wird. Wir erkennen im Drängen des Königs - es handelt sich um eben jenen Ludwig den Deutschen, der auch für Faurndau urkundet - die politische Komponente solcher Klostergründungen.
Ortsname, archäologisch erfassbare Siedlungstopographie, die eingangs postulierte Ausrichtung auf die Graswirtschaft und die topographische Situation in einer Engstelle des Filstales zeigen eine Situation, die für die Lage des Klosters geeignet schien. Faurndau vereinte das Ideal der Abgeschiedenheit mit der Lage inmitten des Altsiedellandes und in nicht allzu großer Nähe zu der wichtigen Durchgangsstraße nördlich der Fils - Voraussetzung für Mittelpunktsfunktionen, die ein Kloster in kultureller, politischer, aber auch wirtschaftlicher Hinsicht - übernahm.
Literaturhinweise
Wer sich näher für Faurndaus Frühgeschichte interessiert, dem bieten folgende Arbeiten wichtige Informationen:
- Die Alamannen. Begleitband zur Ausstellung 'Die Alamannen' (Stuttgart 1997).
- J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der deutschen Könige 1: Grundlegung. Die karolingische Hofkapelle. Schriften MGH 16/1 (Stuttgart 1959).
- K. Hecht, Von der karolingischen Cella zur spätromanischen Stiftskirche. Das Ergebnis der Ausgrabungen in der Faurndauer Kirche. Stauferland. Heirnatbeilage der NWZ 2, März 1957.
- L. Reichardt, Ortsnamenbuch des Kreises Goppingen. Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde Baden-Württemberg, Reihe B112 (Stuttgart 1989).
- H. Schäfer, Die archäologischen Untersuchungen in der Oberhofenkirche. In: Oberhofenkirche Göppingen. Festschrift zur Wiedereinweihung arn 11. Dezember 1983 (Göppingen 1983) 31-42.
- W. Ziegler, Faurndau 875 - 1975 (Faurndau 1974)
Weitere Literatur
- T. Dames, Zur Baugeschichte der Faurndauer Kirche. Stauferland. Heimatbeilage der NWZ, 2.3.1957
- H. Schäfer, Die Oberhofenkirche. In: W. Ziegler (Hrsg.), Stadt, Kirche, Adel. Göppingen von der Stauferzeit bis ins späte Mittelalter. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Göppingen 45 (Göppingen 2006) 170–181.
- H. Klumbach, Bruchstücke eines römischen Helmes von Faurndau (Kr. Göppingen). Fundber. Schwaben N.F. 14, 1957, 107–112.
- R. Schreg, Alamannen in Göppingen. In: A. Hegele (Hrsg.), Geppo. Krieger Bauer Siedlungsgründer? [Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung im Städtischen Naturkundlichen Museum Göppingen in der Alten Badherberge Jebenhausen 28. Mai bis 2. November 2003]. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Göppingen 43 (Göppingen 2003) 22–43.
- R. Schreg, Göppingen in der Siedlungslandschaft des Frühmittelalters. In: A. Hegele (Hrsg.), Geppo. Krieger Bauer Siedlungsgründer? [Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung im Städtischen Naturkundlichen Museum Göppingen in der Alten Badherberge Jebenhausen 28. Mai bis 2. November 2003]. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Göppingen 43 (Göppingen 2003) 44–59.