Montag, 7. Juli 2014

In 25 Jahren ausgeplündert? Ägyptens Kulturgüter im Juni 2014

ein Beitrag von Jutta Zerres

Selten genug hört man die Stimmen der Ägyptologen zur akuten Bedrohung der ägyptischen Kulturstätten. Anläßlich einer Diskussion des US State Departments um strengere  Importgesetze äußerten sich nun Amerikanische Forscher. Es wurde dabei die eindringliche Warnung ausgesprochen, dass das Land ohne weitere Gegenmaßnahmen in ca. 25 Jahren ausgeplündert sei.
Auch der Ägyptische Archäologenverband forderten mehr Schutz vom Antikenminister:

Neuer Antikenminister
Ägypten hat einen neuen Antikenminister, den Ägyptologen M. El-Damaty.


Neues von der selbsternannten deutschen Pyramiden-„Forschern“

D. Görlitz und St. Erdmann hatten im letzten Jahr ohne Genehmigung der ägyptischen Behörden Gesteinsproben aus der Cheopspyramide entnommen (Archaeologik vom 8. Juni 2014). Die Staatsanwaltschaft Chemnitz hat nun wegen Diebstahls eine Geldstrafe beantragt:

Berichte über Raubgrabungen

Am 12. Juni meldeten die Aktivisten von Egypt’s Heritage Task Force Raubgrabungen vom Gebel Mandisha in der Oase Bahariya und belegten dies mit 29 Fotos.
Am  6. und 19. Juni machte die Gruppe auf Plünderungen an den Fundplätzen Al-Maasara 'southern mountain' und Sheik Wali in der Oase Dachla aufmerksam und illustrierten dieses wiederum eindringlich mit einer Vielzahl von Fotos von Raubgrabungslöchern, zerstörten Mumien und Fundobjekten.

Monica Hanna verbreitete über die sozialen Netzwerke die Nachricht über einen großen Coup der ägyptischen Polizei. Es wurden 9000 Statuen, 107 Mumien und verschiedene weitere Artefakte wurden beschlagnahmt und 300 Personen, die der Beteiligung an illegalen Ausgrabungen vorgeworfen wird, festgenommen.
Über die Arbeit der Ägyptologin Monica Hanna:
Blick auf die mittelalterliche Lehmziegelstadt El Qasr in der Oase Dachla
(Foto: E. Schäffer, Königsbronn, mit freundlicher Genehmigung)

Die ägyptische Polizei fand in Achmin (Mittelägypten, bei Sohag) eine 7 m tiefe Grube angefüllt mit geraubten Kulturgütern:

Eine Bande von Raubgräbern wurde von der Polizei in Abu Sir festgenommen:
El Ahram online, 30. Juni 2014: http://english.ahram.org.eg/NewsContent/9/40/105110/Heritage/Ancient-Egypt/Ancient-Egyptian-objects,-Islamic-coins-recovered.aspx
Selket’s Blog, 30. Juni 2014: http://blog.selket.de/grabraeuber/grabraeuberbande-abusir-festgenommen


Restitutionen

Sowas gibt’s auch! Ein deutsches Sammlerehepaar entschied sich ein Wandmalereifragment zurückzugeben, nachdem sie erfahren hatten, dass es aus dem Grab des beamten Sobekhotep in Luxor geraubt worden war. Das Paar hatte das Stück 1986 in einem Kölner Kunsthaus erworben mit der Angabe, dass es aus einer alten englischen Privatsammlung stamme. Nun sollte es in einer Bonner Sonderausstellung präsentiert werden. Dabei wurde der Ägyptologe J. Auenmüller auf das Fragment aufmerksam und dieser deckte die wahre Herkunft auf. Für den Entschluss zur Rückgabe wurde das Paar vom ägyptischen Botschafter in Berlin geehrt:
In den letzten Wochen wurde von zahlreichen weiteren Restitutionen berichtet. Dabei darf nicht vergessen werden, dass dadurch der Schaden an der historischen Aussagekraft des Fundes nicht wieder gut gemacht werden kann! Die entscheidende Aussagekraft eines Objektes liegt darin, dass man seinen Kontext so genau als möglich rekonstruieren kann. Mit der Plünderung ist das vernichtet. Vordringliche Sorge muss es sein, die Raubgrabungen einzudämmen - etwa, indem man die Hoffnung auf große Gewinne minimiert (die im übrigen auch nicht bei den Raubgräbern vor Ort ankommen).



Zwölf gestohlene Artefakte werden aus Großbritannien an Ägypten zurückgegeben. Sie waren im Auktionshaus Christie’s aufgetaucht:

Acht gestohlene Holzobjekte aus islamischer Zeit erhielt Ägypten aus Dänemark zurück:

24 Objekte aus einer Privatsammlung aus Deutschland werden ans Ursprungsland zurückgegeben. Die Stücke waren dem Ägyptischen Museum der Uni Leipzig vor einigen Monaten zum Kauf angeboten worden. Der Verkäufer konnte keine Papiere vorweisen, die ihn als rechtmäßigen Besitzer auswiesen. Das Museum hegte Zweifel an der legalen Ausfuhr der Stücke und beschloss die Rückgabe:

85 antike Objekte wurden in einem Privathaus im Fayoum gefunden. Es fand sich sogar eine königliche Mumie unter den Funden. Zwei Männer wurden festgenommen. 

Am Tahrir-Platz in Kairo wurde ein Mann verhaftet, der eine Statuette des Gottes Bes verkaufen wollte. 


Interner Link


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