Mittwoch, 9. Juli 2014

Terrorgelder bringen Antikenhandel in Erklärungsnot

Nach Pressemeldungen über die Finanzierung von ISIS in Syrien und Irak (vergl. Antikenhandel auf Platz 2 im Handelsimperium des Terrors Archaeologik 17.6.2013) hat das Thema des illegalen Antikenhandels weitere Resonanz in den Medien gefunden.
Dabei fällt der Blick nicht nur in den Nahen Osten in den Irak und nach Syrien, sondern auch auf Kambodscha: 

    Auch die einschlägigen Blogs greifen das Thema nun verstärkt auf:
    Ein Punkt der Diskussion dreht sich darum, wie der Kulturgüterschutz mit der nun ins öffentliche Bewusstsein tretenden Verknüpfung von Antikenhandel und Terrorismus umgehen solle. Derek Fincham, warnt davon, die Beziehungen zu sehr zu betonen und die Probleme des Kulturgüterschutzes zu sehr mit dem Kampf gegen den Terror zu verbinden. "Plünderungen archäologischer Fundstellen sind ein ernstes und tragisches Verbrechen, das uns unseres gemeinsamen Kulturerbes beraubt. Versuche, einfache Verbindungen zwischen Raubgrabungen und Terrorismus herzustellen, werden der Problematik von Plünderungen nicht gerecht und unterminieren das Anliegen (Archaeological looting is a serious and tragic crime which robs us of our collective cultural heritage. To attempt to make cheap connections between looting and terrorism undermines the cause and seriousness of the theft and looting.)"
    Dem hält Paul Barford entgegen, dass man die Indizien nicht negieren könne. "Wir können nicht negieren, dass dieses ganze Gewerbe heimlich und geheimniskrämerisch ist, in dem die hier Tätigen (selbst die, die sich selbst als den legalen Teil erachten) höchstes Interesse daran haben, alles vor den Blicken der Öffentlichkeit zu verbergen. (We cannot ignore the fact that this whole business is a clandestine and secretive one, where those engaged in it (even those who regard themselves as at its "legitimate end") have a vested interest in keeping everything out of the public eye. The evidence of anything connected with it is going to be scant and uncertain in its interpretation - what else can one expect until we have proper investigations of the whole process?)":
    Images from 9/11
    9/11
    (Foto: 'macten' [CC BY-NC 2.0] bei flickr)
    Im Prinzip geht es bei der aktuellen Diskussion aber, soweit ich sehe, nicht mehr darum, ob es einen Zusammenhang von Terrorgeldern und Antikenhandel gibt, sondern wie sich dieser gestaltet und welche Ausmaße er hat.
    Die Vorwürfe eines engen Zusammenhangs zwischen Terror und Antikenhehlerei sind im übrigen nicht neu. Schon 2005 war der Verdacht laut geworden, auch die Anschläge von 9/11 seien mit Geldern aus dem Kunsthandel finanziert worden:

    Ganz unabhängig von den Fragen des Kulturgüterschutzes und der Prävention von Raubgrabungen, wird der Antikenhandel nun aber die Fage zu klären haben, wie die Verflechtungen mit dem Terror tatsächlich aussehen - und es wie bei den angeblich sicheren Vor-1970-Provenienzen möglich ist, dass in den Regionen des Vorderen Orients Millionen-Gewinne erzielt werden können, wenn diese Objekte angeblich gar nicht gehandelt werden. Und natürlich stellt sich die Frage, ob die angeblichen, meist nicht belegten "Alte-Sammlungen"-Provenienzen (echte Provenienzen sind eigentlich auch nur  Fundorte und Grabungsbefunde, nicht aber Sammlungen) dem neuen Problem angemessen sind, ob man hier nicht eben doch nachvollziehbare Regeln benötigt, um mögliche Terrorgeschäfte auszuschließen.

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