Mittwoch, 15. Januar 2025

Digital Archaeology auf Schweizerisch

CHRONIQUES-online ist in der Schweiz online gegangen.
Die von der Gesellschaft Archäologie Schweiz entwickelte Plattform ermöglicht den Zugriff auf Tausende von Fundmeldungen, die seit 1907 im Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte/ Archäologie Schweiz publiziert worden sind. Neue Fundmeldungen werden künftig über dieses Portal publiziert. Schon bisher standen viele Bände der Zeitschrift im Open Access online, aber eben als pdf und nicht als Datenportal. Die Einträge über Fundstellen aus allen Epochen und Kantonen wurden und werden von den Kantonsarchäologen zur Verfügung gestellt. “Die Einträge werden durch Archäologie Schweiz redaktionell betreut und im Juni jeden Jahres zu den Aktivitäten des Vorjahres freigeschaltet. Bis 2026 werden die früheren Daten der Jahre 1908-1987 zu einer Übersicht über einhundert Jahre archäologischer Untersuchungen ergänzt.”

“In den CHRONIQUES online finden sich die hauptsächlichen archäologischen Aktivitäten des jeweiligen Jahres; sie bilden die bodendenkmalpflegerische Tätigkeit der Kantone jedoch nicht vollständig ab. Sowohl die gedruckten Berichte bis 2024 als auch die digital erfassten ab 2025 stellen immer eine Selektion durch die Fachstellen selbst dar. Das Hauptkriterium ist die (potentielle) wissenschaftliche Relevanz der Untersuchung.”


CHRONIKEN online ist FAIR, d,h, die Daten sind

  • Findable - Auffindbar, denn jeder Eintrag in CHRONIQUES online hat einen Persistent Identifier
  • Accessible - Zugänglich, denn CHRONIQUES sind vollumfänglich und kostenfrei öffentlich zugänglich.
  • Interoperable - interoperabel, denn CHRONIQUES online bieten APIs und SPARQL Endpoints zum leichteren Datenaustausch und folgen denselben Thesauri wie das Portal der ARIADNE Research Infrastructure
  • Reusable - Wiederverwendbar, denn die Daten der CHRONIQUES online sind CC-BY-SA lizenziert

CHRONIQUES online weisen den einzelnen Fundmeldungen aus den Jahrbüchern der Archäologie Schweiz eine ID sowie Kategorien und Koordinaten zu, so dass der Datenbestand vielfältig durchsuchbar ist. 

Als Beispiel verlinke ich hier einen Fundbericht von 2024, der einen Spitalfriedhof des 19. Jahrhunderts in Zürich betrifft. Ruft man den Bericht über die Suchmaske und nicht über den Direktlink auf, so erscheint ein überblendetes Fenster, in dem mit meinem aktuell bevorzugten Browser (Firefox) das Navigieren  ohne Scrollbalken etwas umständlich ist und man, einmal ganz nach unten gescrollt, zwar die verwandten Fundberichte, angezeigt bekommt, aber es nun kein Zurück mehr gibt.

Zu dem Bericht gehört eine Karte, ein Bild sowie eine Tabelle mit "Details des Fundberichts", in denen sich systematische Angaben zur Lage (mit Koordinaten im schweizerischen Koordinatensystem CH1903+ und nicht in dem von Ariadne präferierten WGS84),  zu der Grabung (inkl. der Fläche der Grabung), diversen Inventarnummern (hier nicht ausgefüllt - es belibt unklar, ob das bei Vergabe später nachgetragen wird) und schließlich noch einige Stichworte zur Grabung selbst. Letztere sind jedoch nicht über die Suchmaske direkt abfragbar, sondern hier stehen insbesondere die Kategorien als Filtermöglichkeit zur Verfügung, das sind bei diesem Beispiel nur drei Angaben: "(Frühe) Neuzeit Zeitgenössisch Bestattung". 

Dem Bericht ist ein Foto beigegeben, das in einem eigenen Frame zu öffnen ist, der auch die Bildlegende anzeigt, die jedoch nicht zu kopieren ist und auch nicht die Lizenz angibt, die sich in den Metadaten zum Fundbericht findet.

Zürich ZH, Fluntern, USZ Campus Mitte 1|2: 
Bestattungen des Spitalfriedhofs. Die Schädel wurden bei der Autopsie aufgeschnitten.
Foto KA ZH(CC BY SA)
Mit Unterstützung des Bundes, der Kantone und mehrerer privater Sponsoren beauftragte AS ein Unternehmen aus dem Bereich Datenwissenschaft und Computertechnik, um die alten Berichte in eine moderne Plattform zu transformieren. Ziel dabei ist es, die Sichtbarkeit von Jahreschroniken durch die Erneuerung und Modernisierung ihrer Verbreitung zu verbessern.

Die Umsetzung erfolgt in zwei Phasen, deren erste nun abgeschlossen ist, umfasste die Chroniken aus dem Zeitraum 1987 bis 2024 (6933 Aufzeichnungen), die zweite wird die Berichte aus dem Zeitraum 1909 bis 1987 (>14.000 Berichte) digitalisieren und in die Plattform integrieren. Ab 2025 werden neue Entdeckungen über die ArcheoBase-Plattform (ArcheoPublication-Modul) direkt in die Datenbank eingegeben.

Der Schweizer Föderalismus hat in der Archäologie zu einer heterogenen Aufgabenverteilung zwischen kantonalen Diensten, Universitäten und Museen geführt. Diese Dezentralisierung hat die Entstehung einer nationalen Plattform für einen einfachen Zugang zu den in den Kantonen produzierten archäologischen Informationen verhindert. In den 1970er-Jahren scheiterte der Versuch, die AS als Dokumentationszentrum für die nationale Archäologie zu entwickeln, da dieses auf politischer Ebene einen Bundesbeschluss erfordert hätte ( Brem 2007, 24). Der Verein AS führte die bereits 1909 begonnene Zusammenstellung jährlicher Fundchroniken jedoch fort, so dass damit in Zusammenarbeit zwischen einem Verein und zahlreichen Institutionen eine in ihrer Regelmäßigkeit, Qualität und Vielfalt einzigartige Dokumentationssammlung entstanden ist. Hier sind natürlich einige Einschränkungen zu bedenken. Pro Kanton wurden in der Vergangenheit pro Jahr maximal 25 Berichte aufgenommen, so dass hier eine Auswahl getroffen werden musste. Die Kriterien sind in fundreichen Kantonen sicherlich andere als in kleinen Kantonen, die vielfach über keine speziellen archäologischen Fachämter verfügten. Sensible Fundstellen wurden vielfach auch nicht aufgenommen, um Raubgrabungen vorzubeugen.

Die Plattform spiegelt bereits einige denkmalpflegerische Trends der letzten Jahre, wie Autobahn- und Eisenbahnprojekte. In den letzten Jahre erkennt man eine Abschwächung der Intensität der archäologischen Aktivitäten im Schweizer Mittelland und der Nordschweiz, aber eine Zunahme in den alpinen Landschaften, wo vermehrt Baumaßnahmen, vor allem aber auch Schutzmaßnahmen stattfinden.

Die Schweizer Kollegen bewerten die neue Plattform als “eine kleine Revolution in der Welt der Schweizer Archäologie” (Blumer/Clivaz 2024), von der man sich auch erhofft, dass sie zur “Offenheit und Verbindung der Schweiz mit der sie umgebenden Welt” beitragen. Interessant sind die Perspektiven, die hier formuliert werden, nämlich, “die zahlreichen vorhandenen archäologischen Publikationen durch intelligente Verknüpfungen miteinander zu verbinden.”. Verwiesen wird hier speziell auf die internationale Diskussionen zur Datenbankinteroperabilität im Rahmen des ARIADNEplus-Projekts, der europäischen archäologischen Datenplattform” (Blumer/Clivaz 2024, 15). Das ist ein etwas modernerer Ansatz der Digitalisierung in der Archäologie, als es derzeit in verschiedenen deutschen Bundesländern verfolgt wird (vgl. Archaeologik 28.10.2024; Archaeologik 13,1,2025). Aber auch hier ist noch ein Reifeprozess erforderlich.

Heft 4/2024 der Zeitschrift der AS, arCHaeo Suisse bringt einige Artikel zur Perspektive der Digital Archaeology, die etwa die Bedeutung der Virtaul Reality, aber auch die aus digitalen Dokumentationen resultierende Oberflächlichkeit des Befundverständnisses behandeln. Der Beitrag von ChatGPT, illustriert mit KI-Bildern strotzt vor den üblichen KI-Plattitüden und hat eher Unterhaltungswert als dass er tatsächliche Poteentiale aufweist. Dabei ist aber sicher richtig, dass uns KI künftig dabei helfen kann, Muster zu erkennen und Daten automatisiert zu strukturieren. Archäologen hätten dann mehr Zeit, sich interpretativ mit den Daten auseinanderzu setzen - wenn vorher niemand auf die falsche Idee kommt, dass man es hier vor allem auch mit Sparpotentialen zu tun hat.  

 

Literaturhinweise



Montag, 13. Januar 2025

PIA: Pilotprojekt oder eher Pionierprojekt?

D. Krausse/N. Ebinger/T. Link (Hrsg.)

PIA 1. Bericht des Pilotprojekts Inwertsetzung Ausgrabungen.

Materialien zur Archäologie in Baden-Württemberg 1

(Heidelberg 2024)

 
 
 

Als eine Art Rezension konnten im Oktober Grabungsberichte aus Bayern und BaWü kritisch gewürdigt werden. Tabellarisch habe ich versucht, die nun existierenden verschiedenen Reihen einander gegenüber zu stellen, wobei die Materialien zur Archäologie in Baden-Württemberg noch offen geblieben sind. Nun ist auch in dieser Reihe der erste Band erschienen.

Er enthält mehrere Grabungsberichte, die wenig inneren Zusammenhang erkennen lassen, außer, dass sich einige auf dasselbe Areal bei Cleebronn beziehen, andere aber aus Sindelfingen stammen. Hinzu kommen zwei eher programmatische Beiträge.

Inhaltsverzeichnis

 

In einem einleitenden Kapitel "Das Pilotprojekt Inwertsetzung in der Archäologie (PIA)" wird von den Herausgebern das genannte Projekt des Landesamts für Denkmalpflege in Baden-Württemberg vorgestellt. Hier wird dargelegt, dass selbstverständlich die Archäologie sich nicht mit der Ausgrabung begnügen kann, sondern dass auch eine Auswertung folgen muss. Mit der unglücklichen Wortwahl der Konvention von La Valetta, auf die sich die Autoren als Verpflichtung berufen, wird dies als "Inwertsetzung" bezeichnet.

Ein grundlegendes Dilemma besteht darin, dass der Prozess der Inwertsetzung – er macht, wie gesagt, oft mehr Arbeit als die eigentliche Feldforschung – in der Konzeption von Forschungs- und vor allem von Rettungsgrabungen systematisch zu kurz kommt. Während für Ausgrabungen oft Mittel und Personal zur Verfügung stehen, sei es im Rahmen investorenfinanzierter Rettungsmaßnahmen oder durch Drittmittel, sind für die Auswertung und Veröffentlichung meist keine ausreichenden Ressourcen mehr vorhanden. So werden zwar immer mehr Archivbestände an Dokumenten und Funden generiert – da ihre Auswertung aber zusehends hinterherhinkt und sie somit nicht in Wert gesetzt werden, ist der Nutzen für Fachwelt und Öffentlichkeit stark eingeschränkt.

PIA soll daher Methoden und Standards für die effiziente Aufbereitung und zeitnahe Publikation von Rettungsgrabungen entwickeln. Der einführende Artikel gibt einige wichtige Erläuterungen, die übrigen Beiträge in dem Band müssen dann wohl als Muster oder gar Standard zu sehen sein.

Die Herausgeber schildern völlig richtig, dass das bisherige Modell der Auswertung nicht mehr greift. Sie machen die steigende Zahl der Ausgrabungen durch das Verursacherprinzip und die Einbindung kommerzieller Grabungsfirmen, aber auch den Strukturwandel in der universitären Ausbildung verantwortlich. Das alte System sah vor, dass

"wissenschaftliche Auswertungen von Materialkomplexen aus der Denkmalpflege zu einem großen Teil im Rahmen universitärer Abschlussarbeiten erfolgten. Es waren meist ausgesprochen umfangreiche Doktor- und ab den 1980er Jahren vermehrt Magisterarbeiten, deren Erstellung sich oft über Jahre hinzog. Zwischen 1971 und 2015 entstanden auf diese Weise mehr als 600 Examensarbeiten über archäologische Fundkomplexe aus Baden-Württemberg. Um die Finanzierung hatten die Studierenden sich in der Regel selbst zu kümmern, sie erfolgte durch Stipendien, eigene Erwerbstätigkeit oder familiäre Unterstützung. Die Denkmalpflegebehörden traten ihre wissenschaftlichen Publikationsrechte an die Studierenden ab und unterstützten in vielen Fällen das Zeichnen der Funde und den Druck der Examensarbeiten." (S. 12)

Mit anderen Worten beruhte das alte System darauf, dass man Verantwortung und Kosten an Studierende privatisiert hat. Übernommen wurden vielfach die damals noch wesentlich höheren Publikationskosten. Man darf sich also nicht wundern, dass das aus heutiger Sicht als Ausbeutung wahrgenommen wird und für Studierende auch ein gewichtiges Argument sein kann, ein anderes Studienfach zu wählen, wo Abschlußarbeiten finanziert sind. Indes gibt es inzwischen auch in der Archäologie genügend bezahlte Qualifikationsstellen, aber sie beruhen auf Drittmittelprojekten der Universitäten, die heute kaum noch  bewilligt werden, wenn anstelle zielgerichteter wissenschafticher Fragestellungen nur eine Ausgrabung nach dem Motto "schau'n wir mal" ausgewertet werden soll. Inzwischen sind es auch nur noch wenige herausragende Ausgrabungen, die per se einen Erkenntnisfortschritt ergeben. Das gilt etwa für landesgeschichtlich bedeutende Stätten oder für solche Fundstätten, die von ihren Erhaltungsbedingungen sonst nicht zu erfassende Details aufzeigen können. Für die Mehrzahl der Fundstellen und Themen ist die Grundlagenarbeit jedoch bereits andernorts geleistet und die Auswertung kann sich an etablierten Vorbildern orientieren. Die Leistung der Auswertung ist nun weniger die wissenschaftlich-intellektuelle Durchdringung des Themas, sondern der Fleiß und die Materialkenntnis. Das spricht den Auswertungen keineswegs den wissenschaftlichen Wert und die wissenschaftliche Qualität ab, sondern verweist auf das Problem, dass für eine Projektförderung die Innovation meist ein zentrales Kriterium darstellt. Eine klassische Auswertung hat heute aber – wenn wir sie nicht immer den Unerfahrensten im Fach, den Studierenden anvertrauen würden – eine Routinemäßigkeit.

Fragestellungen haben heute zumeist eine größere Detailtiefe, indem wir. etwa bei Chronologiefragen Neue Methoden, aber auch neue theoretische Perspektiven wie etwa aus der Sozial- und Umweltarchäologie zusammen hängt. Dennoch können wir auf die Auswertung einzelner Grabungen verzichten, denn aus lokal- und landesgeschichtlicher Persoektive  sind sie immer neu und einzigartig und in all den Befunden und Funden stecken mit Sicherheit auch immer wieder neue Einsichten, die es zu identifizieren gilt. Heute spielen auch statistische Verfahren und big data eine immer größere Rolle, was eine vernünftige Quellenerschließung und –zugänglichkeit voraus setzt.

Insofern ist der Gedanke richtig, Auswertungen im speziellen Team mit einem optimierten Ablauf durchzuführen und eben jene Routinen so zu entwickeln, dass sie auch effektiv sind. Letztendlich muss sich das Ergebnis jedoch daran messen lassen, dass die erarbeiteten Informationen aus den Ausgrabungen für die weitere Forschung – und auch für die Gesellschaft – Relevanz besitzen und wissenschaftlich nachvollziehbar sind. Vor allem muss es möglich sein, aus den einzelnen Grabungen serielle Daten zu gewinnen, die einen regionalen und überregionalen Vergleich ermöglichen, mit dem chronologische und räumliche Muster zu erkennen sind, oder mit denen historische Prozesse definiert und beschrieben werden können. Vergleichbarkeit ist also ein Kriterium, das nur gegeben ist, wenn im Sinne der Quellenkritik auch deutlich wird, wie die Daten einzuschätzen sind. Dazu benötigen wir Informationen etwa zur Grabungstechnik aber auch zu den die Ausgrabung leitenden Hypothesen.

Im Hinblick auf meine eigene fachlichen Interessen habe ich mir nur die beiden Beiträge zu dem frühmittelalterlichen Gräberfeld von Cleebronn (Daniel Anton/ Hauke Kenzler, S. 147-202) und der nahe gelegenen Wüstung Niederramsbach (Robin Dürr, S. 203-227) genauer angeschaut, wobei es mir hier nicht um den Inhalt geht. Die Autoren haben hier jeweils hervorragende Arbeit geleistet. Funde und Befunde sind klar beschrieben.  Ein eigener Abschnitt gilt der chronologischen Einordnung des Gräberfelds von Cleebronn, die im wesentlichen nach den Bearbeitungen von Schretzheim und Pleidelsheim (Koch 2001) erfolgt. Dem Sinn der Publikation folgend, findet keine ausführliche Diskussion der Funde statt, die Einordnungen sind aber gut und nachvollziehbar begründet. Eine detaillierte Beschreibung der Funde erfolgt im Kontext der Grabbeschreibungen.

Es geht mir vielmehr um das Konzeptionelle der neuen Reihe, die eine möglichst zeitnahe Bereitstellung von Katalogwerken und Materialeditionen bieten soll. Der Beitrag zu dem Gräberfeld versteht sich ausdrücklich als Katalog. "Die Befund- und Fundvorlage erfolgt in Form eines Katalogs, eines Tafelteils mit ausgewählten Inventaren sowie digitaler Daten (Planumsfotos und Röntgenaufnahmen der Funde)." Letztere finden sich unter https://doi.org/10.11588/data/QOUMAB. Der Link ist sehr unscheinbar im Text angegeben, dafür findet sich in der Randspalte groß gedruckt, aber unbeschriftet ein QR-Code. Das sieht modern aus, ist aber unsinnig, da der normale Nutzer das Dokument wohl am PC liest und für gewöhnlich kaum einen Handscanner angeschlossen hat, um dem Link zu folgen. Unter dem gegebenen Link finden sich zip-Dateien zu mehreren der Beiträge aus PIA 1. Jedes Grab ist als Verzeichnis angelegt, in dem Grabungsfotos als *.tif, noch einmal der Grabungsplan als pdf sowie in einem Unterverzeichnis die Röntgenbilder der Funde als *.tiff enthalten sind. Die Fotos der Befunde sind mit Grabungsnummer und Fotonummer benannt (z.B. 2019_0225_B_2120_0003.tif), die Röntgenbilder sind hingegen mit einer RPS-Nummer bezeichnet, also z.B. 366_2_RPS.tiff. Auf dem Foto sind Fund- und Befundnummern, aber nicht die Grabnummer zu finden. exif-Daten zu den Fotos sind nicht verwendet. Von der Fotobezeichnung allein ist nicht in den Katalog zu finden. Weder im pdf des PIA 1 noch in den Begleitdaten findet sich ein Lageplan. Der Überwichtsplan des Gräberfeldes auf Taf. 12 gibt ebenfalls keine Koordinaten an. Überhaupt fehlen alle relevanten Angaben zu den Ausgrabungen, wie sie in den Berichten der Parallelreihe der eigentlich mit geringerer Priorität ausgewiesenen "Dokumente zur Archäologie in Baden-Württemberg" recht ausführlich gegeben werden. Für die Ausgrabungen im Gräberfeld Niederramsbach gibt es einige Angaben in den Vorbemerkungen, ansonsten wird lediglich über das Literaturverzeichnis auf die Publikation Kenzler/ Neth 2019 in den Archäologischen Ausgrabungen in Baden-Württemberg verwiesen. Das ist aber nach seinem Selbstverständnis nur ein populärwissenscftlicher Vorbericht, der selbstverständlich keine technischen Daten zu den Grabungen gibt – und der auch nicht einfach online verfügbar ist. 

Als Beispiel für eine Siedlungsgrabung dient hier der Beitrag von Robin Dürr zu den westlichen Grabungsflächen der Wüstung Niederramsbach. Ging man ursprünglich davon aus, dass die 2013-15 ergrabene Siedlung ihren Westabschluß durch den Fürtlesbach fand, ergaben die Ausgrabungen 2019 im Industriegebiet Langwiesen IV neben vorgeschichtlichen Siedlungspuren (Beitrag D. Knoll) und dem eben bereits angeführten spätmerowingerzeitlichen Gräberfeld weitere Siedlungsspuren der Wüstung.  Abb. 2 gibt einen Gesamtplan der Grabungsbefunde 2013–2015, Abb. 3 die mittelalterlichen Befunde im Bereich der Untersuchungen 2019_0024 (oben) und 2019_0025 (unten) wieder. Dabei erkennt man auch die Gräber aus dem gesonderten Artikel, so dass der Lagebezug des Gräberfeldes zum Westteil der Siedlung deutlich wird, wo allerdings nur ein Fragment merowingerzeitlicher Keramik vorliegt. Die Besiedlung befand sich wohl eher östlich des Fürtlesbachs. Leider gibt es keine Abbildung, die die alten Grabungsflächen 2013-15 zu denen von 2019 in Relation setzt.

 

Fazit

Der erste Band der Reihe kann leider nicht überzeugen, da er zwar detaillierte und gut aufgearbeitete Grabungsvorlagen und -kataloge bietet, aber ein Gesamtkonzept und eine Koordination zu fehlen scheint. Im Gegensatz zu den Dokumenten zur Archäologie in Baden-Württemberg, die die unbearbeiteten Grabungsberichte der Ausgräber präsentiert, wird hier die Grabung in mehrere Einzelbeiträge zerstückelt, ohne dass ein einführender Beitrag vorhanden wäre. Die Vorberichte aus den Archäologischen Ausgrabungen in Baden-Württemberg können das nicht ersetzen. Es fehlen zudem brauchbare topographische Karten. So steht nirgendwo, ob nun tatsächlich alle Funde und Befunde von Cleebronn, Langwiesen IV auch vorgelegt sind. Letztlich zeigt sich auch bei diesem Band, dass man noch immer nicht digital denkt, sondern immer noch in Papier  und einzelnen Dateien, die zum Download bereit gestellt werden, die aber keine digtalen Schnittstellen oder Metadaten bieten. Hier wäre es heute sinnvoller anstelle eines pdf primär an ein Datenportal zu denken, das Funde und Befunde mit linekd data strukturiert und Bilder und Pläne integriert. Das klassische pdf/Papier ist hier sekundär und lediglich ein Service für all jene, die schon lange genug am Bildschirm sitzen.

Man fragt sich auch, warum die ohnehin nur digital publizierten Aufsätze  verschiedener Ausgrabungen in einem virtuellen Band kombiniert sind. Wäre es nicht viel schlauer, die Aufsätze einzeln zu publizieren, was das Zitieren letztlich einfacher machen würde?

Es bestehen nun verschiedene mehr oder weniger digitale Reihen nebeneinander. Die Tabelle aus Archaeologik v. 26.10.2024 kann nun vervollständigt werden:

Reihe Publikationsweise Inhalt Bemerkung
Forschungen und
Berichte zur Archäologie
in Baden-Württemberg
Buchpublikation mit Festeinband
Moving Wall von 2 Jahren digital im "Open Access" (unterschiedlich lizenziert:
Freier Zugang – alle Rechte vorbehalten oder auch mal CC BY SA 4.0)
umfassende wissenschaftliche Auswertungen die versprochene
Bereitstellung nach zwei Jahren ist nicht gegeben
Materialien zur
Archäologie in
Baden-Württemberg
“frei und ohne Karenzzeit
zugängliches Online-Format”
bislang alle CC BY SA 4.0
möglichst zeitnahe Bereitstellung von Katalogwerken und Materialeditionen
Dokumente zur
Archäologie in
Baden-Württemberg
digital,
"Open Access"
bislang alle
CC BY SA 4.0
Grabungsberichte
Fundberichte aus
Baden-Württemberg
Buchpublikation mit Moving Wall von 1 Jahr
digital im "Open Access" (ist jedoch nur Freier Zugang – alle Rechte vorbehalten)
wissenschaftliche Aufsätze in unregelmäßiger
Folge mit sehr zufälliger
Fundchronik
Archäologische
Ausgrabungen in
Baden-Württemberg
kartonierte Buchpublikation

Jahrbuch
populärwiss. Vorberichte
Archäologische
Informationen aus
Baden-Württemberg
kleinformatige kartonierte Buchpublikation

irgendwann
digital im "Open Access"
(unterschiedlich lizenziert: Freier Zugang – alle Rechte vorbehalten oder auch mal
CC BY SA 4.0)
regionale Themen der archäologischen Denkmalpflege
vorwiegend populärwiss. ausgerichtet.
Begleitbände zu Ausstellungen,
stärker fachlich orientierte Veröffentlichungen wie Berichte zu wissenschaftlichen Tagungen


Das Landesamt für Denkmalpflege in Baden-Württemberg hat damit ein Konzept entwickelt, das dem Problem der Vorlage und "Inwertsetzung" der zahlreichen, aktuell der Öffentlichkeit und der Wissenschaft kaum zugänglichen Ausgrabungen entgegenwirken soll. Das Pilotprojekt Inwertsetzung Ausgrabungen ist indes ein Pionierprojekt, dessen langfristige Finanzierung nicht sichergestellt scheint, obgleich dies eine Daueraufgabe ist.

"Die von Deutschland unterzeichnete Konvention von Malta besage, dass eine (einfache) Abschlusspublikation Pflichtteil jeder Ausgrabung sei - weshalb die Grabungsgenehmigungen auch entsprechende Auflagen machen könnten und sollten. Solchermaßen finanziert, hätten Firmen wie Landesdenkmalämter ganz andere Möglichkeiten, das aktuelle Publikationsdesiderat anzugehen" (DGUF 2024). Doch dies sei derzeit "politisch nicht durchsetzbar", meinten bedauernd die Vertreter der Amtsarchäologie bei einer Tagung bzw. einem World Café von Propylaeum & NFDI4Objects "Zeitgemäßes Publizieren" (Informationen/CfP der Veranstaltung), das Ende November 2024 in Heidelberg stattfand.  Es muss hier um die digitalen Formate ebenso gehen, wie um die fachlichen Strukturen. Schon 1989 kritisierte der britische Archäologe Christopher Tilley (1989) die heute übliche Rettungsarchäologie, die immer neue Grabungsdokumentationen liefere, ohne dass die Strukturen geschaffen würden, diese auch auszuwerten und zu nutzen, um die Vergangenheit zu verstehen.


Literaturhinweise

  • DGUF 2024: Zeitgemäßes Publizieren archäologischer Ausgrabungen: Bericht von "Aus der Erde ins Netz?" (Online, 20.11.) DGUF-Newsletter 23.12.2024). 
  • Kenzler/ Neth 2019: H. Kenzler/A. Neth, Das frühmittelalterliche
    Gräberfeld zum abgegangenen Dorf Niederramsbach bei Cleebronn. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 2019, 223–228.
  • Tilley 1989: Ch. Tilley, Excavation as theatre. Antiquity. 63 (239) 1989, 275–280. -  doi:10.1017/S0003598X00075992

Donnerstag, 9. Januar 2025

Cold Case Ötzi - Mordermittlung als archäologisches Narrativ


Josef Rohrer

 

Cold Case Ötzi.
Eine Spurensicherung von Alexander Horn, Oliver Peschel und Andreas Putzer.

  

Bozen: Folio-Verlag, Wien 2024

ISBN 978-3-85256-904-8

.Hardcover mit Lesebändchen, 174 Seiten, zahlreiche farvige Abbildungen

24,00€


Krimis boomen. Gefühlt gibt es wesentlich mehr literarische Mordopfer als in der Realität und die Dichte von Mord und Sonderkommission übersteigt wohl bei weitem die tatsächliche Ausstattung der Polizeibehörden. Noch im letzten idyllischen Winkel gibt es Mord und Totschlag. Vielleicht ist es der Grund, dass mittlerweile True Crime so eine große Rolle spielt, dass Podcasts und Zeitschriften alte Kriminalfälle aufräumen, besonders gerne natürlich die ungelösten Cold Cases

Da Archäologie schon immer wieder mit Kriminalistik verglichen worden ist, verwundert es nicht, dass dieser Trend auch auf die Archäologie übergreift.

Und Ötzi bietet sich hier natürlich an, seit 2001 entdeckt wurde, dass Ötzi von hinten mit einem Pfeil erschossen wurde. Seitdem rückt der Kriminalfall in den Mittelpunkt des Interesses, vor allem, aber nicht nur in populärwissenschaftliche Darstellungen. Ötzi ist in erster Linie ein Kriminalfall und weniger eine Quelle zur Kenntnis, kupferzeitlicher Gesellschaften. Und natürlich ist der Mann im Eis auch der Cold Case im unmittelbaren Sinne.



Webcam an der Fundstelle von Ötzi auf dem Tisenjoch,
www.foto-webcam.eu (gemäß https://www.foto-webcam.eu/webcam/tisenjoch/2025/01/05/1130)“ 

 

Der Journalist Josef Rohrer, Kriminalist Alexander Horn, Rechtsmediziner Oliver Peschel und der Archäologe Andreas Putzer bilden ein Ermittlerteam, das auf einer Alphütte mit WLAN den Fall Ötzi durchgeht. Zwei Mal verlassen Sie die Hütte. Einmal treffen sie bei einem Spaziergang auf eine Gams, die Anlass gibt über Jagdtechniken zu reden, einmal - zum Ende - besuchen sie den Tatort und versuchen eine Rekonstruktion des Tathergangs.

Ansonsten diskutieren sie Schritt für Schritt den Fall und bringen ihre fachliche Expertise ein. Vor allem der Archäologe Andreas Putzer referiert die bisherigen Forschungsergebnisse. Dabei fallen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nie die Namen der betreffenden Forscher und das ganze Buch kennt keine Literaturverweise. Auch die im Buch verteilten QR-Codes führen hier nur zu weiteren Bildern aber nicht zu weiteren Informationen.

Dafür ist das Buch spannend zu lesen und dürfte es schaffen, ein Publikum an die Archäologie heranzuführen, das nicht zum Stammpublikum gehört. Schade, dass die Chance verpasst wurde, die Neugier weiter zu leiten, etwa an das Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen,

Die Ermittler entwerfen schließlich ein Bild der Vorgänge in Ötzis letzten Tagen. Es deckt sich weitgehend mit der Darstellung von Wiener et al 2018, die eine detaillierte Betrachtung von Ötzis Werkzeugen zum Anlaß genommen haben, das Szenario, das sich aus den jüngeren Forschungen ergibt knapp darzustellen.
 

Ötzis letzte Tage nach Wiener et al.  2018 (CC BY SA 4.0 via WikimediaCommons)




Ein wichtiges Detail ist es, dass der Silexdolch, zwei Pfeilspitzen, der Endschaber, der Bohrer und der kleine Geweihretuscheur überwiegend ihr letztes Stadium der Verwendbarkeit erreicht hatten. Sie weisen auf eine intensive Nutzung, hauptsächlich durch die Bearbeitung von Pflanzen. Die Geräte wurden nachgeschärft und zeigen Absplisse vom Gebrauch.. Offensichtlich hatte Ötzi schon seit längerem keinen Zugang mehr zu Hornstein, denn er nutzte offenbar auch die Pfeilspitze als Schaber zur Bearbeitung pflanzlicher Materialien. Wiener et al. versuchen die Informationen der Objektbiographien in das Bild einzufügen, das die Forschung bislang von Ötzis letzten Tagen gezeichnet hat (Abb.): Wahrscheinlich befanden sich alle Werkzeuge bereits Tage vor seinem letzten Bergaufstieg in seinem Besitz. Das gilt auch für die Spitze von Pfeil 14,die bereits im gleichen Stil wie Pfeilspitze 12 nachgeschärft wurde, aber von einem Linkshänder gefertigt wurde. Der Zeitpunkt des Bruchs der beiden steinernen Pfeilspitzen kann nicht angegeben werden, könnte aber in diesen Stunden geschehen sein. Sicher hat Ötzi die letzten Nachschärfungen der Silexwerkzeuge selbst vorgenommen, bevor er sich die tiefe Wunde an der rechten Hand zugezogen hat. Die Verletzung dürfte auch als terminus ante quem für alle anderen manuellen Arbeiten zu sehen sein, die unvollendet geblieben sind, wie die Fertigstellung des Bogenrohlings und der Pfeilschäfte: Obwohl sich Ötzi in tiefere Lagen aufgehalten, war es ihm nicht gelungen die notwendigen Gegenstände zu besorgen und sein abgearbeitetes Gerät zu ersetzen. Vielleicht hätte Ötzi aus diesem Grund die zerbrochenen Pfeilspitzen behalten und auch einige Geweihspitzen mitgenommen, einem alternativen Rohmaterial für die Herstellung von Pfeilspitzen.

Das Ermittlerteam um Pelzer diskutiert solche Befunde. Wichtig für das Verständnis der Vorgänge ist die genannte Handverletzung, die der Profiler als Indiz für eine gewaltsame Auseinandersetzung nimmt, in der Ötzi seinen Gegner wahrscheinlich erfolgreich abgewehrt und wahrscheinlich sogar getötet hat. Der Aufstieg zum Tisenjoch stellt sich als Flucht dar, sein Tod als persönliche Rache, der ihn gezielt von hinten ermordet hat.


Zwei Punkte an dem Buch scheinen mir bemerkenswert:

Die Argumentation des Ermittlerteams geht von wahrscheinlichen Szenarien aus, um ein Gesamtbild zu erreichen und ein Täterprofil zu erstellen. Ötzis Mörder war demnach wahrscheinlich männlich, stammte aus der Region Untervinschgau, war Jäger und Bogenschütze mit hoher körperlicher Belastbarkeit und ging bei der Verfolgung und beim Mord strukturiert und unter Kontrolle seiner Emotionen vor (S. 170). Heute hätte die Polizei damit einen Anhaltspunkt, konkret den Täter einzugrenzen und weitere Beweise für die Tat zu finden. In der Archäologie gelingt das nicht und für eine Wissenschaft ist das auch kritisch, weil am Ende eben kein gesichertes Wissen, sondern eine Hypothese steht. Hinter diesem Vorgehen steht eine pragmatische Heuristik, die zu näherungsweisen Aussagen bei begrenzter Datenlage führt. Das erste Kapitel ist überschrieben mit “Ockhams Rasiermesser”, das aber leider nicht genauer erklärt wird. Es handelt sich dabei um ein Erklärungsprinzip der Scholastik, benannt nach Wilhelm von Ockham (1288–1347), das einfache Erklärungen mit möglichst wenigen Variablen und Komplikationen präferiert. Im Verlauf der Diskussion werden aber viele Kenntnislücken deutlich. Vielfach sind die Wahrscheinlichkeitsannahmen des Profilers von modernen Erfahrungen geprägt. Bei der Frage nach Ötzis Position in der lokalen Gesellschaft beispielsweise wäre der Input eines Ethnographen/ Kulturanthropologen sehr erhellend gewesen.


Das Narrativ der Kriminalermittlung scheint für das Publikum sehr attraktiv. Anders als wir das von Aktenzeichen XY und anderen TrueCrime Dokumentationen gewohnt sind, beginnt die Geschichte nicht mit einer Darstellung des Tathergangs,wie das auf der Basis der Zeugenaussagen oder einer genauen Ortskenntnis des Tatorts möglich ist. Im Falle von Özi sind die Zeugen - sollte es sie gegeben haben - längst tot und der Tatort ist durch die Jahrtausende in hohem Maß verändert. Das Team geht die vorliegenden Indizien einigermaßen systematisch durch, indem der Leichnam und seine Funde nach und nach durchgegangen werden und dabei Fragen nach Ötzis Biographie und sozialer Rolle diskutiert werden. Hier kommen Ergebnisse von Isotopenstudien und Paläogenetik ebenso zur Sprache wie das Siedlungsbild im Alpenraum. Am Ende stehen eine Tatortbegehung und eine Rekonstruktion des Tathergangs. Dieses systematische, am Kriminalfall interessierte Narrativ bricht mit dem in der Archäologie häufigen Narrativ der Entdeckungsgeschichte, das gerade im Falle von Ötzi die meisten Darstellungen dominiert (Spindler 1993).


Mit dem Krimi ist nun im Fall Ötzi eine klare, eingängige Fragestellung da - sie fehlt bei den meisten archäologischen Forschungen in dieser Prägnanz. Nicht nur im Sinne der Wissenschaft, sondern auch im Sinne der Wissenschaftskommunikation sollten wir das schärfen. Archäologie kann damit (noch) interessanter werden und wohl auch seine Relevanz besser darstellen. Apropos Relevanz. Die Frage nach Ötzis Mörder ist eigentlich belanglos. Wir werden ihn nicht mehr zur Rechenschaft ziehen. Die Frage, wie Ötzis Gemeinschaft strukturiert war und im Alltag funktioniert hat, wie sie ihre alpine Umwelt mit den Mitteln ihrer Zeit gemeistert hat, ist viel wichtiger… Rohrer et al. setzen sich damit nur ganz am Rande auseinander.


Literaturhinweise

  • Dickson 2005
    J.H. Dickson/ K. Oeggl/ L.L. Hadley, The Iceman reconsidered. Scientific American Special Edition 2005; 15(1): 4–13. - doi:10.1038/scientificamerican0105-4sp
  • Gostner et al. 2004
    P. Gostner / E. Egarter-Vigl/ U. Reinstadler, Der Mann im Eis – eine paläoradiologisch-forensische Studie zehn Jahre nach der Auffindung der Mumie. Germania 2004; 82: 83–107. - DOI: https://doi.org/10.11588/ger.2004.95363
  • Gostner et al. 2011
    P. Gostner / P, Pernter/ G. Bonatti/ A. Graefen/ A. Zink, New radiological insights into the life and death of the Tyrolean Iceman. Journ. Arch. Science 38, 2011; 3425–3431. - https://doi.org/10.1016/j.jas.2011.08.003
  • Lippert et al. 2007
    A. Lippert/ P. Gostner/ E. Egarter Vigl/ P. Pernter, Vom Leben und Sterben des Ötztaler Gletschermannes. Neue medizinische und archäologische Erkenntnisse. Germania 2007; 85: 1–21. - DOI: https://doi.org/10.11588/ger.2007.95436
  • Maixner et al. 2026
    F. Maixner/ D.Turaev/ B. Krause-Kyora/ A. Cazenave-Gassiot/ M. Janko/ M.R. Hoopmann et al., Multi-omnics study of the Iceman’s stomach content shows main components of a Copper Age meal: fat, wild meat and cereals. Abstracts of the 3rd Bolzano Mummy Congress; 2016 Sept 19–21 (Bolzano 2016) 17–18.
  • Nerlich et al. 2003
    A.G. Nerlich/ B. Bachmeie/ A. Zink/ S.Thalhammer/ E. Egater-Vigl, Ötzi had a wound on his right hand. Lancet 2003; 362: 334. pmid:12892980 - DOI: 10.1016/S0140-6736(03)13992-X
  • Oeggi et al. 2007
    K. Oeggl/ W.Kofler/ A. Schmid/ J.H. Dickson/ E. Egarter Vigl/ O,Gaber, The reconstruction of the last itinerary of “Ötzi”, the Neolithic Iceman, by pollen analyses from sequentially sampled gut extracts. Quat Sci Rev 2007; 26: 853–861. - https://doi.org/10.1016/j.quascirev.2006.12.007
  • Spindler 1993
    K. Spindler, Der Mann im Eis: die Ötztaler Mumie verrät die Geheimnisse der Steinzeit (München 1993)
  • Wierer et al. 2018
    U. Wierer/ S Arrighi/ S. Bertola/ G. Kaufmann/ B. Baumgarten et al. , The Iceman’s lithic toolkit: Raw material, technology, typology and use. PLOS ONE 13(6), 2019,: e0198292. - https://doi.org/10.1371/journal.pone.0198292

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Donnerstag, 2. Januar 2025

Gold und Gedöns - „Ramses II. und das Gold der Pharaonen“ in Köln

Jutta Zerres

Seit dem 13. Juli 2024 macht die internationale Wanderausstellung mit insgesamt 180 Exponaten aus ägyptischen Sammlungen im „Abenteuermuseum Odysseum“ ihre einzige Station in Deutschland. Zuvor gastierte die Schau in den USA, Frankreich und Australien und ab 6. Januar 2025 reist sie weiter nach Asien.

Leben und Wirken Ramses II., einer der bekanntesten Herrscherpersönlichkeiten des Alten Ägypten, stehen im Mittelpunkt. In seinen 90 Lebens- und 67 Regierungsjahren entstanden zahlreiche Bauten und Monumente, mit denen er sich im Bewusstsein der Zeitgenossen und der Nachwelt zu verewigen wusste. Über den Mann gibt es also viel zu erzählen und damit eignet er sich bestens als Tourismusbotschafter seines Landes.


Einen einzigen Makel hat das Sujet: Es mangelt an einer prunkvollen Grabausstattung à la Tutanchamun. Wie so oft waren die Grabräuber schneller. Ramses Grab im Tal der Könige (KV 7) war bereits seit der Antike geplündert und von Wassereinbrüchen beschädigt, die Mumie hatte sicherheitshalber im Cachette von Deir-el-Bahari eine ungeplante letzte Ruhestätte gefunden. Alles spannend, ohne Frage, aber aus Sicht der Ausstellungsmacher nicht genug Material für einen fulminanten Schlusspunkt mit hohem Goldgehalt.

 

Odysseum
(Foto: J. Zerres)


Das Thema der altägyptischen Jenseitsvorstellungen, das auf die Erzählung von Ramses’ Leben folgt, kann also nicht mit Hilfe seiner Grabausstattung dargestellt werden. Dieser Teil wird mit Objekten anderer Grabherren unterschiedlicher Abschnitte der ägyptischen Geschichte bestritten.
Die Ausstellungsmacher setzen auf Überwältigung und Staunen. Als ob man den exquisiten Exponaten alleine diese Wirkung nicht zutraut, kommen Filme, Fototapeten, Landschaftsinszenierungen, Beleuchtungseffekte bzw. Verdunkelung und eine Dauerbeschallung mit Musik in einem Übermaß zum Einsatz.
Wer dann noch nicht genug Lametta hat, kann sich noch auf eine Virtual-Reality-Reise durch den großen Tempel von Abu Simbel und das Grab der Nefertari begeben. Ramses hätte das gefallen. Der 15-minütige VR-Ausflug ist nicht im Eintritt inbegriffen und kostet 15 €. Überhaupt ist die Pharaonenschau kein preisgünstiges Vergnügen: Für einen Erwachsenen sind je nach Tag und Uhrzeit ab 22 € fällig. An Tagen mit voraussichtlich hoher Besucherfrequenz müssen bis zu 34 € berappt werden. Es werden aber auch Familien- und Gruppentickets sowie ermäßigte Eintritte für Kinder, Senioren und Studenten angeboten. Für einen Multimedia-Guide für’s Handy oder eine geführte Besichtigung fallen zusätzliche Kosten an, ebenso sowie für die Nutzung eines Gepäckschließfaches. Familienfreundlichkeit stelle ich mir anders vor.

Allzuviel Reflexion des Dargebotenen ist nicht gefragt. Die Erklärungstexte in der Ausstellung fallen eher dürftig aus, das gedruckte Werk, welches anderswo als „Begleitband“ oder „Katalog“ bezeichnet würde, heißt hier „offizielles Souvenirbuch“ - im Shop in Package mit Pharaonenschokolade zu erwerben. 

Es fehlt jede kritische Auseinandersetzung mit dem pharaonischen PR-Genie Ramses II. und gerade hier wäre m. E. ein Ansatzpunkt gewesen, um der Ausstellung einen Mehrwert zu verleihen, einen Mehrwert, der über das bloße Bestaunen von Monumenten und Gold hinausgeht. So werden leider wieder nur Klischees bedient. Das Thema der PR könnte eine Brücke in die Gegenwart schlagen und ist zugleich anschlussfähig für ein internationales Publikum. Propagandagetöse aller Art von Schönfärbererei bis Fake-News ist eine globale Erfahrung mit der jeder etwas anfangen kann.

 

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Mittwoch, 1. Januar 2025

Archaeologik 2024

Es ist wieder so weit: Ein Jahr ist rum. Ein neues fängt an.

Als Archäolog*innen wissen wir, dass Zeitgrenzen per Definition gesetzt, aber doch wichtige Orientierungspunkte sind.Es ist also auch wieder Zeit für einen Jahresrückblick auf Archaeologik. Hier soll es zwar um die übliche Blogbilanz gehen, aber vorab möchte ich an einige Kolleg*innen erinnern, die 2024 verstorben sind. 

Allen voran ist Colin Renfrew (1937-2024) zu nennen, der am 24. November verstorben ist. Sein Name ist eng mit der 14C-Revolution und der New Archaeology verbunden, Er setzte sich auch gegen Raubgräber ein (Archaeologik 25.6.2011). Christopher Tilley (1955-2024) wurde bekannt für seine Auseinandersetzung mit der Theorie materieller Kultur. Schon 1989 kritisierte er die heute gängige Rettungsarchäologie, wobei er darauf verwies, dass wir dazu neigen, immer mehr auszugraben, anstatt die Vergangenheit zu verstehen und dazu die Voraussetzungen zu schaffen. Er plädierte indes eher für eine sozial engagierte als eine wissenschaftlich distanzierte Ausgrabungspraxis. Jan Assmann (1938-2024) war Ägyptologe an der Universität Heidelberg. Für die deutsche Archäologie sehr ungewöhnlich ist, dass seine theoretischen Überlegungen international und sogar über das Fach hinaus Beachtung fanden.  Gemeinsam mit seiner Frau Aleida Assmann hat er den Begriff des kulturellen Gedächtnisses geprägt. Erinnert sei auch an die klassischen Archäologen Volker Michael Strocka (1936-2024) und John Boardman (1927-2024), letztere bekannt für seine Arbeiten zur griechischen Vasenmalerei.

Die deutsche Mittelalterarchäologie hat 2024 den Tod von Manfred Gläser (1949-2024), langjähriger Leiter der Archäologie in Lübeck zu verschmerzen, ebenso den Tod von Georg Hauser (1946-2024), lange Jahre zuständig für die Kölner Domgrabung. Verstorben ist 2024 auch Wolfgang Timpel (1936-2024), der in der Denkmalpflege in Thüringen arbeitend mit den Forschungen in Gommerstedt und zur mittelalterlichen Keramik Grundlagenarbeit der Mittelalterarchäologie geleistet hat. Georg Hauser hat mich vor seinem Tod kontaktiert und mir für BaLISminK ein Exemplar seiner Dissertation und einige Sonderdrucke überlassen. Im neuen Jahr wollte ich ihn wegen einiger forschungsgeschichtlicher Fragen für BaLISminK kontaktieren.

Überraschend verstorben ist auch Sabine Ladstätter (1968-2024), zuletzt Direktorin des ÖAI und Leiterin der Ausgrabungen in Ephesos, wo unter ihrer Ägide auch die byzantinische Zeit verstärkt ins Blickfeld gerückt wurde.


Themen 2024

Im Wesentlichen wurden die Themen der Vorjahre weiter verfolgt - und auch einige Themen bespielt, von denen bereits jetzt deutlich ist, dass sie uns auch 2025 stark beschäftigen werden.
In den letzten Monaten - wohl als verspätete Folge der inzwischen Geschichte gewordene Ampelkoalition sind Umweltthemen verstärkt in Geschichte und Archäologie angekommen. Über einige Tagungen wird hier auf Archaeologik voraussichtlich auch berichtet werden. Das Problem ist hier, dass das Thema erst jetzt aufgegriffen wird - wo es leider aktiv durch Nonsensdebatten ausgestochen wird und in der Aufmerksamkeitskonjunktur schon wieder gefährlich unten durch ist. Zudem scheint das Thema eher wegen seiner Aktualität als aus wirklichem Forschungsinteresse aufgegriffen zu werden. Im Hinblick auf Fragen, Ziele und Methoden wird hier noch erheblich nachzuschärfen sein.

Politische Instrumentalisierung von Geschichte lässt sich immer wieder beobachten. Wir sollten da nicht zuschauen, denn das untergräbt vielfach nicht nur Menschenrechte und Menschlichkeit, sondern auch die Wissenschaft.

Ein spezieller Fall ist der Wiedergänger D. Trump:

Goethe ist schlecht
(KI-Graphik mit Craiyon)

Es ist wichtig, hier Fakten-begründete Geschichte entgegen zu stellen. Geistes- und Kulturwissenschaften sind nicht nur nettes Nice-to-have wenn das Geld mal nicht knapp ist, sie sind auch eine Absicherung der Grundlagen vernünftigen Zusammenlebens. Aber auch 2024 wurden hier Sparmaßnahmen beschlossen und das wird 2025 auch Thema bleiben, denn neben den Planungen in Frankfurt gibt es inzwischen auch in Marburg Streichpläne. Immerhin wurde in Leipzig ein Ausweg gefunden. Der Fall in Sheffield zeigt, wie intransparent und zum Teil aus purer Not aber ohne jede Vernunft derartige Streichungen ablaufen können.


Archäologische Wissenschaftskommunikation

Das Bloggen wie auch die Überlegungen, die Plattform BaLISminK aufzubauen, haben mich in den letzten Jahren verstärkt zu den Themen Digitalisierung und Digital Humanities geführt. Hier im Blog spiegelt sich das aktuell nur bedingt wider.

2023 war die erstmals Thema auf Archaeologik. Ich habe im vergangenen Jahr verschiedentlich damit experimentiert, aber abgesehen vom AdventsKIlender 2024 sind daraus keine neuen Posts erwachsen. Inhaltlich ist für die Archäologie aktuell noch nicht viel zu gewinnen, aber KI kann hilfreich sein, Texte zu analysieren, Gedanken und Daten zu strukturieren. Es lassen sich aber einige methodische Ansätze in der Archäologie wie auch in den Geschichtswissenschaften denken, mit in einige alte Forschungsfelder frischer Wind kommen kann.

Der russische Krieg gegen die Ukraine war hingegen wieder Gegenstand mehrerer Beiträge. Ein Aspekt dabei sind natürlich die Kulturgutzerstörungen durch direkte Kampfeinwirkungen, aber auch die Rolle, die die Kulturgüter in der Kriegspropaganda spielen. Russland setzt Geschichte als Legitimation seiner Eroberungen ein, wie am Beispiel der Pseudo-Rekonstruktionen in Cherson deutlich wird. Die Krim wird hier zur Wurzel russischer Identität erhoben.

Auch Raubgrabungen und Restitutionen blieben ein Thema, allerdings wiederholen sich entsprechende Medienberichte laufend, ohne dass sich neue Aspekte ergeben.

Der Bürgerkrieg in Syrien hat Ende November/Anfang Dezember eine rapide Wende gesehen und ist hoffentlich vorbei. Die Folgen werden jedoch noch lange sichtbar bleiben und sind nicht wieder gut zu machen - weder an den Menschen, noch an den historischen Denkmälern.

2024 gab es auch wieder vielfältige Skandale. Immer wieder stellt sich die Frage, ob man so was aufgreifen soll, da jeder einzelne Skandal die Wissenschaft und ggf. die Denkmalpflege und ihre Anliegen in Mitleidenschaft zieht. Letztlich aber wird immer wieder auf die Selbstkontrolle der Wissenschaft verwiesen, eine Rolle, die wir aber auch transparent und von der Öffentlichkeit wahrnehmen müssen. Skandale zu verschweigen, könnte als Billigung allgemein üblicher Praktiken missverstanden werden und verspielt umso mehr das Vertrauen in die Wissenschaft.
 Archäologie der Moderne

Der gute Vorsatz, 2024 wieder mehr Rezensionen zu posten, hat nicht gehalten. Drei Rezensionen, die mir eigentlich ein besonderes Anliegen sind, liegen noch auf Halde.

Zahlen

Archäologik hatte 2024 85 Blogposts, also geringfügig weniger als voriges Jahr (92) - da ist der Adventskalender 2024 mitgezählt.   

Die Zahl der Gastbeiträge lag mit 3 erneut sehr niedrig  (2024 und 2023 je 2, 2021: 5; 2020: 15, 2019: 5). Zu danken ist Miriam Steinborn, Iris Nießen und Jutta Zerres für ihre Beiträge.
Ich wiederhole meine Einladung vom vorigen Jahr: Wer einen interessanten (und natürlich wissenschaftlich-seriösen) Beitrag auf Archaeologik platzieren möchte, ist herzlich eingeladen, mich zu kontaktieren. Er sollte nur passen, denn Archaeologik zielt auf eine kritische Archäologie, die sich mit methodisch-theoretischen, wissenschaftspolitischen und gesellschaftlichen Aspekten der Archäologie auseinandersetzt und die alltägliche Forschungspraxis reflektiert. "Wissenschaftskritische" Posts, wie sie mir per facebook angetragen wurden, die aber nur die Opferrolle von Parawissenschaftlern propagieren oder Werbung für unseriöse Webseiten oder Fernsehserien machen, übernehme ich nicht - wenn da auch manch spannendes kritische Thema drin steckt, meist aber eher anders als von den Vorschlagenden gedacht.
 
Die zehn meist gelesenen Beiträge 2024 (mit Zahlen v. 31.12.2024) waren:
  1. Mittelalterliche Keramik aus Geislingen. Archaeologik (14.12.2011). - 810 Seitenaufrufe 
  2. Zeichnerische Dokumentation von Keramikfunden. Archaeologik (26.2.2017). -794 Seitenaufrufe. Die Zugriffsverteilung über das Jahr zeigt, dass der Beitrag irgendwo in der universitären lehre eingesetz wird
  3. J. Zerres, „Das nennt sich Fieldwork, ihr Schnarchzapfen“ – Der Rülzheimer „Barbarenschatz“ und die öffentliche Wahrnehmung von Denkmalpflege und Archäologen. Archaeologik 27.2.2014 - 600 Seitenaufrufe
  4. Wieder lieferbar: Keramik aus Südwestdeutschland . Archaeologik 10,5,2012. - 491 Seitenaufrufe
  5. Die Maske fällt: Der kommerzielle Hintergrund von academia.edu. Archaeologik 12.2.2017. - 450 Seitenaufrufe
  6. Wieder einmal ein Skandal in der Denkmalpflege Rheinland-Pfalz Archaeologik 13.10.2024 - 442 Seitenaufrufe
  7. "Migranten fressen Hunde" - Trumps Rassismus im Spiegel von Hundefunden. Archaeologik 11.9.2024. - 373 Seitenaufrufe
  8. Noch nie dagewesen? Hochwasser und Starkregen im Juli 2021 und im Juli 1342. Archaeologik 20.7.2021. - 301 Seitenaufrufe
  9. Filshochwasser am 12. Mai 1853. Archaeologik 2.6.2024. - 294 Seitenaufrufe
  10. Ein Räuber im Zauberwald - die Vernichtung einer Quelle zur Völkerwanderungszeit. Archaeologik 21.2.2014. - 291 Seitenaufrufe
In den Top 20 stehen noch einige Posts, bei denen ich eigentlich größere Aufmerksamkeit erwartet (oder mir diese erwünscht) hätte,  so z.B.
Wie in den Vorjahren gab es wieder keinen total herausragenden Blogpost, was die Zugriffszahlen angeht. Platz 1 hatte lediglich etwa 790 Zugriffe,
    2024: 155,195 Seitenaufrufe
    2023: 125.211 Seitenaufrufe
    2022: 121.723 Seitenaufrufe
    2021: 139.726 Seitenaufrufe
    2020: 134.220 Seitenaufrufe
    2019: 102.204 Seitenaufrufe
    2018: 129.260 Seitenaufrufe
    2017: 193.417 Seitenaufrufe
    2016: 221.789 Seitenaufrufe
In der Graphik von Google sieht das so aus:

Entwicklung der Zugriffe seit Beginn von Archaeologik auf der Plattform Blogger,
(Quelle: Blogger Statistik via GoogleAnalytics)


Mit über 155.000 Seitenaufrufe im Jahr 2024 ist dies nach 2016 und 17 das Zugriff-stärkste Jahr. Wie die TopTen zeigt, haben dazu einige der älteren Posts beigetragen. Deutlich ist wiederum zum Jahresende der Effekt des Adventskalenders zu erkennen, der über 21.500 Aufrufe beschert hat. das ist allerdings deutlich weniger als im Dezember 2023, wo der Keramikadventskalender freilich auch einen didaktischen Mehrwert hatte.  Im Juni 2024 zeigt die Blogger-Statistik einen Peak, von über 20.000 Zugriffen, wobei allein am 10.6. über 40.00 Zugriffe aufgeführt werden. Einen konkreten Grund kann ich dafür nicht benennen, es könnte mit Änderungen bei Google Ads und Google Analytics und entsprechenden Crawler-Zugriffen zu tun haben. Damit aber ist die positive Jahresbilanz für 2024 wieder im Rahmen dessen, was in den letzten Jahren üblich war - und Archaeologik bleibt somit stabil.

Die Stabilität ist bemerkenswert, weil sich die Verbreitungswege in den Social Media verändern und ich die Archaeologik-Posts deutlich seltener teile. Nach wie vor kommen die meisten Zugriffe über Google, gefolgt von facebook. Die begleitende facebook-Gruppe Archaeologik ist 2024 wieder nur ein ganz klein wenig gewachsen (2242 Mitglieder gegenüber 2181 im Jahr 2023). Rund 1400 Zugriffen über facebook (2023: 2600) stehen allerdings 7500 (2023: 15.300) Views in der facebook-Gruppe gegenüber, d.h. nur ein Bruchteil der facebook-Follower klickt sich auch auf den Blog weiter. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich hier ein deutlicher Rückgang.
 
Twitter/X ist nicht zuletzt mit dem amerikanischen Wahlkampf immer unangenehmer geworden und längst keine Kommunikations- sondern eine Brüllplattform. Die bezahlte, zum Teil hemmungslos volksverdummende AfD-Werbung hat noch mehr zugenommen und ich schaue nur noch selten bei TwiX vorbei. Archaeologik auf TwiX war bereits im letzten Jahr weitgehend eingeschlafen, da die automatsche Weiterleitung nicht mehr funktionierte. Nach der Zählung von GoogleAnalytics kamen nur noch 230 Zugriffe auf den Blog.  TwiX wird demnächst abgeschaltet
Als Alternativen nutze ich Mastodon (@RSchreg.mastodon.social) und seit November 2024 auch bluesky (@schreg.bsky.social), die sich beide mit Openvibe vernetzen lassen. Dank des Starter-Pack "Archäologie in Deutschland und Österreich" für bluesky (https://bsky.app/starter-pack/leizafriends.bsky.social/3lay7nrs5mp2o) war der Umstieg schließlich einfach. Eine Routine, wie ich diesen Kanal anstelle von TwiX nun bespiele habe ich noch nicht, zumal ich noch kein kostenfreies Tool gefunden habe, wie Archaeologik-Posts dort automatisiert verbreitet werden können. 
 
Die wichtigsten einzelnen Websites, von denen immer wieder Zugriffe auf Archaeologik kommen sind Archivalia, die Seite der DGUF (bzw. deren immer lesenswerter Newsletter) und auch Archäologie-online.
 

Ausblick

Meine Vorsätze für 2024 konnte ich nicht halten. Ich wollte 2024 wieder mehr Rezensionen einstellen und mehr Forschungsthemen aufgreifen. Trotz - oder wegen - eines Forschungsfreisemesters bin ich dazu jedoch nicht gekommen. Vielleicht lässt sich das 2025 nun durchziehen.

 
Allen Archaeologik-Lesern ein Frohes Neues Jahr 2025, das ein Beitrag zu einem ruhigen, nachhaltigen Zeitlauf sein möge, das möglichst vielen Menschen Frieden, Gerechtigkeit, Gesundheit und ein ausreichendes Auskommen bringen möge.  Schade dass zu viele Leute dagegen arbeiten.  Wir sollten denen 2ß25 nicht überlassen...
 

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