Samstag, 30. August 2025

Bundeswehr schlägt ein wie eine Bombe

Zugegeben - ein blöder Kalauer als Überschrift. Aber tatsächlich überschlagen sich die Medienberichte zu einer Bundeswehrübung. Auch die DGUF hat noch rasch reagiert und die Meldung im  Newsletter (16.8.2025)  untergebracht.

Das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein nahm eine Sicherungsgrabung in einem Grabhügel im Wald bei Ahrensbök (Lkr. Ostholstein) vor. Solche Notgrabungen, um die Schäden von Raubgräbern zu dokumentieren und den meist nicht wieder gut zu machenden wissenschaftlichen Schaden zu minimieren, sind vielfach leider Routine. Bei der Grabung fand man zahlreiche, mitten auf dem Denkmal vergrabene Sandsäcke, wie sie die Bundeswehr  bei der Anlage von Gefechtsstellungen benutzt.  "Eine übende Truppe befand sich im Juni diesen Jahres im Raum Ahrensbök in der einsatzvorbereitenden Ausbildung, die auch den Bau von Gefechtsstellungen beinhaltetet", sagte laut ndr der Sprecher der Bundeswehr zu diesem Vorfall.  "Für die Soldatinnen und Soldaten war dieser Grabhügel aus unterschiedlichen Gründen leider nicht als historischer Grabhügel erkennbar". Die Abläufe und Vorbereitungen der Übungen sollen überdacht werden, "um künftig konkret den Schutz von historischen Grabhügeln zu gewährleisten", so der Bundswehr-Sprecher.  Festzuhalten ist, dass die Problematik wahrscheinlich nicht nur Grabhügel, sondern auch andere Geländedenkmälr betrifft. 

Eigentlich müsste die Bundeswehr sehr gut Bescheid wissen. Gerade auf Truppenübungsplätzen haben sich Geländedenkmäler erhalten, denn sie wurden in den vergangenen Jahrzehnten nicht durch den Pflug zerstört. Nicht selten wurden extensiv genutzte Flächen schon vor langer Zeit - oft noch im Deutschen Kaiserreich - als Truppenübungsplätze genutzt.

Ein prominentes Beispiel sind etwa die Megalithgräber "Sieben Steinhäuser" auf dem Truppenübungsplatz Bergen in Niedersachsen. Auf dem Standortübungsplatz der ehem.  Tilly-Kaserne am Burgholz in Neuburg an der Donau befindet sich eine Wüstung. Bei Übungen auf dem Gelände wurde - nach eigenen Erinnerung meiner Grundwehrdienstzeit - Anfang der 1990er Jahre in der dort stationierten Heimatschutzbrigade auf die Lage des abgesiedelten Dorfes Kreut hingewiesen,. Dabei gab es dort Einschränkungen für den Übungsbetrieb. - etwa beim Anlegen von Stellungen.  Das Dorf war allerdings auch erst in den 1950er Jahre für den Übungsplatz abgesiedelt worden. 

Dennovh sind Zerstörungen durch den Bau von Übungsstellungen und Sprengtrichter und Panzerspuren nicht ungewöhnlich.   Anfang der 1970er Jahre tieften Soldaten auf dem Truppenübungsplatz Baumholder drei große und tief eingegrabene Schützenlöcher in einen Grabhügel ein, die sie später als Abfallgruben und Latrinen benutzten. Die Gräber wurden dabei zerstört, Andere Grabhügel wurden durch Panzerketten zerwühlt (Haffner 1971).

Ein Monitoring findet kaum statt und so ist schwer zu beurteilen, wie sind aktuelle Fälle vielleicht bei den Landesämtern bekannt, werden aber jedenfalls kaum publik.  Wie häufig derartige Fälle wohl auch nur selten publik, wenn sie eben nicht auf einem Übungsplatz passieren.


 

 Links

 Literaturhinweis

 

Sonntag, 24. August 2025

Zugeschütteter Beton

Schottlands erster Outdoor-Skatepark wurde 1978 im Kelvingrove Park in Glasgow eröffnet. Nach nur 5 Jahren, in denen er außerordentlich populär war und Ort der ersten schottischen Meisterschaft wurde er geschlossen. Seine Ruinen liegen neben einer modernen Skateanlage. Nun legen ihn Archäologen und Skater gemeinsam frei.
Ziel ist es, die Erinnerung wach zu halten. Die Grabungen sind insbesondere auch Anlass, Zeitzeugenberichte, Bilder und Filmmaterial zu sammeln. 

Projektleiter Dr Kenny Brophy sieht eine große Gefahr, dass der Skatepark, der für viele Jugendliche vor nur wenigen Jahrzehnten ein ganz besonderer iPlatz war, verloren geht.

Stätten des Alltagslebens sind heute oft flüchtig und einem ständigen Wandel unterworfen. Zwar gibt es viele Quellen, aber oft Sind es erst die realen Relikte, die es erlauben, sie zu ordnen? oder die nötige Aufmerksamkeit auf das Thema zu ziehen. Gerade Freizeiteinrichtungen sind ein wichtiger Spiegel der sozialen Entwicklung. und der Alltagskultur des 20. Jahrhunderts

Kelvingroveparc in Glasgow
(Foto: Richard Sutcliffe, CC BY-SA 2.0, via WikimediaCommons)




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Dienstag, 19. August 2025

Ein Mannheimer Parkhaus als Denkmal - Anfragen an die Landesregierung BaWü

Eine kleine Anfrage aus dem Landtag an die Landesregierung Baden-Württemberg aus dem April 2025 wird vom zustandigen Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen beantwortet. Doch es zeigt sich: Es gibt für die Denkmalpflege in Baden-Württemberg keine Statistik zu Bauanträgen, keine Übersicht über die Sanierungsanträge, keine Datenerhebung zum Förderbedarf, keine Einschätzung zur Wirksamkeit der Hilfe und vor allem: keine Hinweise oder Berichte, ob Gebäude wegen finanzieller Engpässe verfallen und auch keine Informationen zum Erfolg der Förderprogramme. Die Antwort des zuständigen Ministeriusm konstatiert das eindeutig - oder weicht den Fragen aus.
 
Die Frage nach der Zahl der Denkmäler ist in Baden-Württemberg nicht leicht festzustellen, denn hier gilt das deklaratorische (oder ipso-jure-) Prinzip, wonach ein Denkmal nicht in einer Liste eingetragen sein muss, sondern die Denkmaleigenschaft sich aus den im Denkmalschutzgesetz festgelegten Bedingungen ergibt. Die Denkmalliste hat also eher informativen Charakter - wobei sie in Baden-Württemberg gar nicht öffentlich zugänglich ist. Das stößt seit langem auf Unverständnis und eigentlich wollte die Landesregierung dies ändern und die Informationen digital zugänglich machen (vgl. Archaeologik 8.5.2021). Immerhin ist nun die Karte Kulturdenkmale auf Geoportal BW im Aufbau, die sich bisher aber auf Ensembles mit raumgreifender Wirkung und UNESCO-Stätten beschränkt und ehr halbherzig daher kommt. Vom Bayerischen Denkmalatlas ist man weit entfernt, Der war lange als Schatzkarte für Raubgräber verpönt, da er aber sehr niederschwellig zugänglich ist, zählt die Ausrede der Sondengänger nicht mehr, sie hätten nicht gewusst, auf einem Bodendenkmal zu sondeln. 
Die Landesregierung Baden-Württemberg schätzt die Gesamtzahl der Kulturdenkmale im Bereich der Bau- und Kunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg aktuell auf rund 96 000.
 
Solche Statistiken sind freilich arbeitsintensiv und wesentliches Futter für das Bürokratiemuster, aber eine kritische (Selbst-)Evaluierung der Wirksamkeit des ganzen Behördenbetriebs ist darauf angewiesen. Und: Intransparenz (dieer Eindruck kann von außen entstehen) kommt in Politik, Medien und Öffentlichkeit nicht gut an.  
 
Auf die Situation in der Archäologie wird in der Antwort des Ministeriums nicht eingegangen, denn Anlaß für die Anfrage waren ein Fall in der Baudenkmalpflege und allgemein die "Herausforderungen für Eigentümer von denkmalgeschützten Gebäuden bei der Sanierung". Die Stadt Mannheim wehrt sich gegen die Ausweisung eines (für Mannheim nicht ungewöhnlich häßlichen) Parkhauses der 1960er Jahre und weiterer Gebäude, darunter das Stadthaus und das Nationaltheater in der Innenstadt als Kulturdenkmal. Die Stadt Mannheim steckt in großen finanziellen Schwierigkeiten. Der OB befürchtet eine Finanzaufsicht des Landes und verweist auf die steigenden Sanierungskosten unter anderem beim Theater. Wohl nicht zufällig findet in diesem Jahr die landesweite Eröffnung zum Tag und zur Nacht des offenen Denkmals am 13. September just im Stadthaus N1 statt.

Mannheim, Parkhaus N2 und Stadthaus N1
(Foto R. Schreg CC BY SA 4.0)
 
Als Konsequenz aus dem Mannheimer Fall hat die FDP Ende Juli nun einen weiteren Antrag ("Transparente und wirtschaftlich tragfähige Denkmalausweisung: Beteiligung der Kommunen und Eigentümer stärken") im Landtag gestell, nämlich auf eine Änderung des Denkmalschutzgesetzes. Begründet wird dieser damit, dass die Denkmalschutzausweisungen des Landesamtes vor Ort zunehmend auf Unverständnis stießen. "Immer häufiger werden auch Gebäude unter Schutz gestellt, deren baulicher Zustand einen wirtschaftlichen Erhalt kaum noch zulässt und bei denen ein Abriss aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoller erscheint. Zudem werden vermehrt Bauwerke als Denkmäler klassifiziert, die der Stadtentwicklung im Wege stehen und von der örtlichen Bevölkerung nicht als erhaltenswert angesehen werden." Der Antrag stellt die Frage, "warum den kommunalen Gremien keine Möglichkeit eingeräumt wird, in diese höchst umstrittenen und oftmals kostenintensiven Denkmalschutzentscheidungen einzugreifen oder zumindest mitzuentscheiden." Konkret schlägt er vor, "Ausweisungen als Denkmal durch einen Bürgerentscheid oder durch eine Zweidrittelmehrheit des Gemeinderats revidieren zu können" und eine Möglichkeit zu schaffen,  Denkmalausweisungen durch das Landesamt für Denkmalpflege etwa durch Gegengutachten anzufechten oder aufzuheben.
Das Ministerium weißt die Vorschläge zurück und verteidigt die rein fachwissenschaftliche Erklärung eines Denkmals. "Die Feststellung der Kulturdenkmaleigenschaft einer Sache ist ausschließlich eine fachliche und behördliche Feststellung auf der Grundlage des DSchG, die vollumfänglich gerichtlich überprüfbar ist."
 
Dass es sinnvoll ist, keine finanziellen Aspekte in die Denkmaldefinition einfließen zu lassen und die Einstufung als Denkmal an rein fachlichen Gründen festzumachen, zeigen aktuell die Vorgänge in Serbien, wo aktuell ein komödiantisch-dramatisches Trauerspiel mit Rücktritten, Entlassungen und Fälschungen aufgeführt wird, weil der Staatspräsident dem Schwiegersohn von POTUS Don. Trump zugesagt hat, dass ein Denkmalstatus aberkannt würde (vgl. Tagesspiegel 16.5.2025). Hier erweist es sich die rein fachliche Bewertung als ein Bollwerk gegen Korruption und Finanzhaie.
 
Schon lange ist jedoch ein Verbandsklagerecht vorgeschlagen - unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF)..  Sie meint: "Ein Verbandsklagerecht stärkt in der Praxis vor allem die Position der Fachbehörden, d.h. der Landesarchäologien und des Denkmalschutzes. Zudem führt das Verbandsklagerecht zu mehr Publizität und Transparenz der Entscheidungen und trägt zur Weiterentwicklung des Denkmalrechts bei. Während das Umwelt- und Naturschutzrecht dynamisch weiterentwickelt wird, u. a. weil es dort ein Verbandsklagerecht gibt, kommt es in den einzelnen Bundesländern immer öfter zu Verschlechterungen der Gesetze zum Denkmalschutz und zur Archäologie, weil es für kulturelle Belange an öffentlicher Aufmerksamkeit fehlt und kein Verbandsklagerecht besteht."(DGUF-Sandpunkt).
 
Die Anfrage aus er FDP macht aber noch etwas anderes deutlich: Sie frägt insbesondere auch nach der Kommunikation und Vermittlung und sieht hier offenbar Defizite. Wenn eine fachwissenschaftliche Bewertung ausschlaggebend ist, kann sich leicht eine Arroganz der (kleinen) Macht entwickeln und Augenhöhe verloren  gehen - was beim aktuellen Politik- und Staatsverdruß Öl ins Feuer bedeutet. Ein Verbandsklagerecht kann auch hier positiv gegenwirken, da sie der Zivilgesellschaft ein Instrument an die Hand gibt, staatliches Handeln überprüfen zu lassen. 
 
Denkmalschutzgesetze sind nicht vom Himmel gefallen. Sie sind angreifbar und demokratisch auch zu ändern. In der Regel wohnt den Regeln eine Sinnhaftigkeit inne, die aber auch immer wieder überprüft werden muss, ob sie in der Praxis auch die gewünschten Effekte hat. Deshalb ist es bedenklich, wenn das Ministerium bei einer einfachen Anfrage nach grundlegenden Parametern so ins Schwimmen gerät. Dass daraus dann Initiativen erwachsen, das Gesetz zu ändern, darf nicht verwundern. 
Man kann sich dabei nicht per se auf das Gesetz berufen, man muss es stets aufs Neue erklären. Hier bestehen Defizite, weil die Öffentlichkeitsarbeit der Ämter weder auf im politischen Raum geführte aktuelle Debatten eingeht, noch Stellungnahmen in konkreten Einzelfällen geben möchte. 
Manches wiederholt sich aber. So hat die Landesregierung zur Erklärung des deklaratorischen Prinzips nur c&p verwendet, obwohl die FDP diesen Absatz bereits in der Antwort zur ersten Anfrage offenbar nicht verstanden hatte.
 

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Samstag, 16. August 2025

Waldbrände in Europa ein Risiko fürs Kulturerbe: Las Médulas

Ein Blick auf Copernicus, den Emergency Management Service und dort insbesondere in EFFIS, das European Forest Fire Information System zeigt allein in den letzten 7 Tagen Brände in Spanien, Portugal, Südfrankreich, Süditalien, Wales und Griechenland, aber auch in Sachsen und Brandenburg. Desweiteren sticht auch das Kriegsgebiet in der Ost-Ukraine heraus. Hier brennen wohl nicht nur die Vegetation, sondern ganze Dörfer. EFFIS nutzt Infrarot-Satellitenbilder von Systemen wie MODIS und VIIRS, um Hotspots zu erkennen, also Bereiche mit erhöhter Temperatur, die auf mögliche Brände hindeuten könnten. 

aktuelle Brände in Europa
(Screenshot von EFFIS https://forest-fire.emergency.copernicus.eu/apps/effis_current_situation/
Copyright © European Union, 1995-2025, CC BY SA 4.0)


 

Diesmal sind es bemerkenswert wenige Berichte, die versuchen, ein Gesamtbild zu geben und die Schäden aufzuzeigen. Auch die üblichen Berichte zu den Folgen des Klimawandels sind erstaunlich spärlich.

Gewöhnen wir uns schon an diese Brände oder ist es mit den aktuellen Regierungen (und anderen Krisen) nicht mehr in, darüber zu reden und zu berichten?

Das Global Wildfire Information System (GWIS) und EFFIS bieten auf Copernicus basierend ein Statistikportal, zeigt dass europaweit die Zahl der Feuer wie die abgebrannte Fläche massiv angestiegen ist, weit über den 10-Jahres-Durchschnitt. 

wöchentlich abgebrannte Flächen in kumulativer Darstellung in Europa (EU)
rot: 2025
blau: 10-jähriger Durchschnitt,
grau hinterlegt: Bisheriges Minimum-Maximum
(Download von EFFIS https://forest-fire.emergency.copernicus.eu/apps/effis.statistics/seasonaltrend
Copyright © European Union, 1995-2025, CC BY SA 4.0)

 

Derartige frei verfügbare Zahlen nutzt nur ein Bericht zu Spanien (AL24news 11.8.2025). Hier war noch die Rede davon, dass gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres die verbrannte Fläche "nur" um etwa 9% gestiegen sei und deutlich unter dem 10-Jahresdurchschnitt liege. Nur die Zahl von bislang 14 Großfeuern läge mit Flächen von über 500 ha weit über dem 10-Jahresmittel. In einer Woche hat sich das Bild radikal verändert. Mit den Bränden der vergangenen Woche ist die 2025 bislang abgebrannte Fläche dreimal so groß wie im 10jährigen Durschschnitt. 

wöchentlich abgebrannte Flächen in kumulativer Darstellung in Spanien
rot: 2025
blau: 10-jähriger Durchschnitt,
grau hinterlegt: Bisheriges Minimum-Maximum
(Download von EFFIS https://forest-fire.emergency.copernicus.eu/apps/effis.statistics/seasonaltrend
Copyright © European Union, 1995-2025, CC BY SA 4.0)

Um das Bild abzurunden, gebe ich auch noch die Graphik zu Deutschland. Hier ist die 2025 bislang abgebrannte Fläche neun mal so groß wie im 10jährigen Durschschnitt und deutlich über dem bisherigen Maximum. 

wöchentlich abgebrannte Flächen in kumulativer Darstellung in Deutschland
rot: 2025
blau: 10-jähriger Durchschnitt,
grau hinterlegt: Bisheriges Minimum-Maximum
(Download von EFFIS https://forest-fire.emergency.copernicus.eu/apps/effis.statistics/seasonaltrend
Copyright © European Union, 1995-2025, CC BY SA 4.0)

 


Auswirkungen auf Kulturdenkmale

Auf Archaeologik geht es im Kern jedoch weder um den Klimawandel noch um Medienkritik, sondern darum, wie die Wildfeuer/Waldbrände Kulturlandschaften und archäologische Stätten betreffen. Wie immer, findet das nur Aufmerksamkeit, wenn es um prominente Stätten, etwa UNESCO-Welterbe geht. Allerdings brennt (bzw. brannte) es in den vergangenen Tagen in vielen alten Kulturlandschaften, so in Nord-Portugal östlich von Viseu, in Südfrankreich zwischen Narbonne und Carcassonne, in Apulien, in Sizilien bei Agrigent, In Albanien und in Griechenland. Die Nachrichten geben  bislang wenig Informationen darüber, ob bzw. eher wie Kulturdenkmale von den Bränden betroffen sind. Das will im Augenblick nicht viel heißen, denn natürlich haben die Menschen dort gerade andere Probleme, als sich um Bodendenkmäler zu kümmern. 

Römische Minen von Las Médulas in Nordspanien 

So fokussieren die Berichte auf das UNESCO-Welterbe von Las Médulas in Nordspanien, eine römische Goldmine und ein ungewöhnliches Zeugnis vormoderner Umweltzerstörung. 

Die ruinierten Berge von Las Médulas: durch römischen hydromechanischen Bergbau abgetragene Hügelkette mit Reststümpfen.
(Foto: 80kmh - CC BY SA 4.0 via WikimediaCommons)

 

Auf BR24 und beim Deutschlandfunk habe ich im Radio Berichte  über das UNESCO-Welterbe Las Médulas gehört, online konnte ich das aber nicht finden.  Es sind vor allem arabische Medien, die über das bedrohte Kulturerbe berichten (AL24news, The Peninsula aus Qatar, SEE sowie AlJazeera) und die die Google-News ausspucken (Suchbegriffe Las Médulas UNESCO bzw. heritage fire, Region & Sprache English (UK)). The Newzealand Herald greift auf eine Meldung von AFP zurück, die bei den deutschen Medien offenbar wenig Interesse gefunden hat. Hier greift vor allem ein Reise-Magazine das Thema auf.

 

Las Médulas ist ein römisches Goldbergwerk des 1. und 2. Jahrhunderts n.Chr., das mit sog. hydromechanischem Bergbau betrieben wurde, d.h. mit hoher Wasserkraft wurde der Boden abgeschwemmt. In Las Médulas musste man das Wasser über 100 km in mindestens sieben Wasserleitungen herleiten: Das Wasser wurde dann in großen Becken gespeichert und dann durch Schächte und Stollen in den Berg geleitet, wo es die aus Lehm bestehenden Berge geradezu sprengte und abschwemmte. Die goldführenden Schichten wurden damit zugänglich und das Gold konnte ausgewaschen werden. Zurück blieben spektakuläre Bergruinen, die heute romantisch erscheinen, aber das Zeugnis früherer Umweltzerstörung sind.  Plinius der Ältere beschreibt das Verfahren der Goldgewinnung in ruinierten Bergen, berichtet aber nur von der Anlage von Stollen und Schächten, jedoch nicht vom Wassereinsatz (Plin., nat. hist. 33,70). Seit Jahren gelten archäologische Forschungen daher der Verifikation des Abbauverfahrens (z.B. Alejano et al. 2023). Für die römische Wirtschaft  waren diese Minen jedenfalls von großer Bedeutung. Im Vorland war im heutigen Léon seit 68 n.Chr. eine Legion stationiert. 

Wasserleitung zum Bergwerk von Las Médulas
(Foto: Karkeixa, CC BY 3.0 via Wikimedia Commons)

 
Bergwerk von Las Médulas
(Foto: 
David Perez, CC BY 3.0 via Wikimedia Commons)

EFFIS zeigt, wie das Feuer sich aktuell nach Osten weg vom Minengebiet verlagert, wo es sich vielleicht auslaufen wird, da hier bereits eine zweite Feuerfront das brennbare Material verbraucht hat. Aktuell breitet sich diese zweite Front nach Nordosten aus. Das Kernareal des Begbaugebietes wird in EFFIS als bereits abgebrannt markiert, obwohl hier nur wenige Brände lokalisiert sind.

aktuelle Brände in Las Médulas, 
Die blaue Beschriftung gibt Hinweise auf die archäologischen Spuren des Bergbaus.
(Screenshot von EFFIS https://forest-fire.emergency.copernicus.eu/apps/effis_current_situation/
Copyright © European Union, 1995-2025, CC BY SA 4.0, Ergänzungen ´[dunkel blau] durch R. Schreg)
 

Eine Bestandsaufnahme soll in Las Médulas auch erst vorgenommen werden, wenn das Feuer vollständig unter Kontrolle ist. Es verwundert akso nicht, dass aus den Medien keine genauen Angaben über Schäden zu gewinnen sind. Der Abgleich von Branddaten aus EFFIS mit dem Schutzgebiet von Las Médulas  zeigt indes, dass der südliche Teil des Denkmals  ein Schwerpunkt der Brände war. Hier sind die Relikte der römischen Bergbau-Infrastrktur, insbesondere von Kanälen und Staubecken zu finden, die weniger spektakulär sind als die ruinierten Berge, aber wichtig für das Verständnis des ganzen Betriebs. 


Das Feuer bedroht nicht nur die touristische Infrastruktur des Parkes sondern auch das Geländedenkmal. Die Hitzeinwirkung kann das Gestein mürbe machen und originale Oberflächen beispielsweise mit Bearbeitungsspuren zerstören. Auch freigelegtes Mauerwerk kann hier Schaden nehmen. Immerhin hat das Feuer bislang einen Bogen um eine Siedlung nordöstlich der ruinierten Berge gemacht. Im letzten Bericht an die UNESCO 2024 (Periodic Reporting Cycle 3, Section II) war das Risiko durch Wildfeuer noch als irrelevant eingestuft worden.

Das wirft die Frage auf, wie gut wir auf das Risiko der Wildfeuer und Waldbrände für Gelände- und Bodendenkmäler vorbereitet sind. 


Literaturhinweis

  • Alejno et al 2023: Leandro R. Alejano/ Elena Martín/ Ignacio Pérez-Rey/ Brais X. Currás/ Fco.-Javier Sánchez-Palencia, Roman gold exploitation at the archeological site of Las Médulas (NW-Spain) by means of Ruina Montium: a rock and fluid mechanics perspective. 15th ISRM Congress 2023 & 72 nd Geomechanics Colloquium  -  https://www.researchgate.net/publication/374752860
  • Sánchez-Palencia 2000 : F.-Javier Sánchez-Palencia (Hrsg.), Las Médulas (León). Un paisaje cultural en la Asturia Augustana (León 2000). 
     


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Montag, 28. Juli 2025

Das Heidelberger Propylaeum

Wer in der Archäologie arbeitet, hat das Heidelberger Propylaeum zu schätzen gelernt: den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützen Fachinformationsdienst, der digital(isiert)e Zeitschriften und inzwischen auch Monographien bereit stellt. 

Mit der Anfrage "Heidelberg Propylaeum Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg" hat mir Google zwar den gesuchten richtigen Link bereit gestellt. aber die inzwischen standardmäßige "Übersicht mit KI" verursacht heftige Kopfschmerzen. Es ist aber die KI, die hier Fieber hat (- oder Humor...).

Viel Spaß bei der Suche in den Kellern der Uni heidelberg...