- R. Schreg, Ecological Approaches in Medieval Rural Archaeology. European Journal of Archaeology 17(1), 2014, 83-119
DOI 10.1179/1461957113Y.0000000045
[Die EAA und Maneys bieten regulär leider kein Open Access].
In den vergangenen Jahren haben neue Methoden der Bio- und Geoarchäologie innerhalb der Altertumswissenschaften zunehmend an Bedeutung gewonnen. Politische Veränderungen seit den 1990er Jahren haben die archäologische Wissenschafts-Community verändert. Zugleich sind Umwelt-Themen in der Gesellschaft immer wichtiger geworden, doch fehlt den entsprechenden Debatten meist die zeitliche Tiefe. Bezogen auf die Archäologie ländlicher Siedlungsräume des Mittelalters ist es an der Zeit, darüber zu reflektieren, welche Konsequenzen sich daraus für die archäologische Forschung ergeben
und wie ökologische Ansätze sich mit dem Selbstverständnis des Faches als historischer Disziplin vereinbaren lassen.
und wie ökologische Ansätze sich mit dem Selbstverständnis des Faches als historischer Disziplin vereinbaren lassen.
Der
Artikel geht auf mein Keynote-Referat beim Medieval Europe Research
Congress 2012 in Helsinki zurück. Meine Aufgabe war es, eine gewisse
Bilanz und Perspektiven der Siedlungsarchäologie des Mittelalters zu
skizzieren. Ich habe mich dafür entschieden, dies nicht durch ein Review
der Grabungstätigkeiten der vergangenen Jahre zu machen, sondern eher
theoretisch anzugehen und zu fragen, welche Perspektiven sich aus einer
eher umwelthistorisch oder ökologischen Perspektive ergeben.
MERC 2012 wurde im Rahmen der Tagung der European Association of Archaeology abgehalten. Auf Wunsch der anonymen Reviewer wurden gegenüber der Vortragsfassung die Fallbeispiele jedoch etwas auführlicher gehalten.
MERC 2012 wurde im Rahmen der Tagung der European Association of Archaeology abgehalten. Auf Wunsch der anonymen Reviewer wurden gegenüber der Vortragsfassung die Fallbeispiele jedoch etwas auführlicher gehalten.
Ziel des Artikels ist es, ausgehend von den Fallstudien, auf komplexere ökologische Fragestellungen in der Landschaftsarchäologie hinzuweisen.
Fallstudie: Stubersheimer Alb (Foto: R. Schreg) |
Fallstudie: Würzbach im Norschwarzwald, geoarchäologischer Schnitt (Foto: R. Schreg) |
Das Dorfökosystem bezieht sich auf kleinere agrarisch wirtschaftende Gemeinschaften, die typischerweise durch eine Dorfgemeinschaft repräsentiert werden. Ich möchte den Begriff des Dorfökosystems aber nicht auf das typische spätmittelalterliche Dorf begrenzen, sondern weiter fassen, um einen größeren chronologischen, wie kulturellen Kontext zuzulassen.
Die Dorfgenese während des Mittelalters und die Krise des Spätmittelalters werden beispielhaft aufgegriffen, um Hypothesen und Fragestellungen aufzuzeigen. Dabei hilft beispielsweise die Perspektive des Dorfökosystems, sehr unterschiedliche Ansätze der Wirtschaftsgeschichte, der Humanökologie und der Umweltgeschichte aufeinanderzu beziehen. Sowohl auf der theoretischen wie auf der praktischen Ebene ergibt sich daraus Diskussionsbedarf: Traditionelle Ansätze der Landschaftsarchäologie erweisen sich als ungenügend, wenn es darum geht, den Wandel von Dorfökosystemen wirklich zu verstehen. Soziale Aspekte und subjektive Umweltwahrnehmung müssen als grundlegende Elemente der Mensch-Umwelt-Interaktion berücksichtigt werden. Die Dorfökosystem-Perspektive bietet eine Möglichkeit, in spezifischen historischen Detailstudien speziell die Rolle menschlichen Handelns zu berücksichtigen. Eine stärkere Vernetzung mit Humanökologie und Umweltgeschichte kann künftig dazu beitragen, vergangene Gesellschaften und kulturellen Wandel besser zu verstehen.
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