Dienstag, 26. März 2013

Ägypten: Kulturgutraub und -zerstörung - Bilanz der letzten sechs Wochen (Februar/März 2013)

ein Gastbeitrag von Jutta Zerres

Seit dem letzten Blogbeitrag (Archaeologik 14.02.2013), der die Lage der gefährdeten ägyptischen Altertümer seit Ausbruch des arabischen Frühlings dokumentiert, sind fast sechs Wochen vergangen. Die Bedrohungen durch Raubgräber, aber auch durch  die Ausweitung von Baumaßnahmen und landwirtschaftlichen Tätigkeiten in die Areale von Kulturstätten  nehmen  indessen nicht ab, wie die Vielzahl der Meldungen zeigt.

Knickpyramide des Snofru in Dahshur
(Foto: Pentaur [eigenes Werk, Public domain], via Wikimedia Commons)

Die Raubgräber- und Bauaktivitäten beim Pyramidenfeld von Dahshur wurden schon im letzten Blogpost thematisiert. Seither sind die Meldungen zu diesem Thema nicht abgerissen. Die amerikanische Online-Zeitung „Tribelive“ veröffentlichte einen ausführlichen Artikel mit Fotos und Video (16.03.2013):

Die Ägyptologin Monica Hanna (Humboldt-Universität Berlin) hat am 15.03.2013 neue Fotos aus Dahshur via googleplus gepostet:
Weitere Bilder von dem Fotojournalisten David Degner:
Und eine Onlinepetition:

Die Vorgänge beim Pyramidenfeld von Dahshur und an anderen archäologischen Stätten sowie die Gründung eines regionalen Zentrums für Weltkulturerbe waren Themen eines Treffens des ägyptischen Antikenministers Mohamed Ibrahim und der UNESCO Generaldirektorin Irina Bokova. Ahram online vom 12.03.2013 berichtet:  

Die englische Zeitung „Sunday Express“ veröffentlichte ein eindringliches Statement vom prominenten Ägyptologen Zahi Hawass, der der ägyptischen Regierung Untätigkeit vorwirft (10.3.2013):
Neu in den Fokus der Berichterstattung rückten in den vergangenen Wochen die mittelägyptischen Fundstätten Tell-el-Amarna und Antinoopolis sowie Al-Bordan, westlich von Alexandria.


Archaeologik auf einer größeren Karte anzeigen

In Tell-el-Amarna konnte ein weiterer Fall von Übergriffen auf dem Gelände der antiken Stätte durch landwirtschaftliche Aktivitäten gerade noch verhindert werden.
Über Antinoopolis berichten:
Die Vorgänge in Antinoopolis, der Stadt, die Kaiser Hadrian zum Andenken an seinen Liebhaber Antinoos errichten ließ, veranlassten auch Gaystarnews zu einem Artikel (15.03.2013)

Al-Bordan, eine Fundstätte aus griechisch-römischer Zeit 

Nicht nur die antiken Stätten sind betroffen, auch gibt es auch Übergriffe auf neuzeitliche Denkmäler. Der österreichische Archäologe Friedrich Schipper von der Universität Wien berichtet in einem Gastkommentar in „Der Standard“ von Plünderung und Brandschatzung der denkmalgeschützten Villa Casdagli am Midan Simon Bolivar in Kairo (08.03.2013):

Was war sonst noch ? An eine AllianzArena oder ein Rheinenergie-Stadion haben wir uns schon gewöhnt. An die „TUI-Pyramiden von Giza“ oder den „Thomas-Cook-Tempel von Karnak“ müssen wir uns wohl nicht gewöhnen..., vorerst jedenfalls....   



Interner Link



Jutta Zerres ist promovierte provinzialrömische Archäologin, hat aber ein Faible für Ägypten.

1 Kommentar:

Rainer Schreg hat gesagt…

verlinkt bei http://www.archaeologieforum.at/index.php/forum/krieg-und-kulturgueter/2756-aegypten-und-der-arabische-fruehling