Nachdem es bei der Jahrestagung der Society of American Archaeologists (SAA) in Memphis am 18. April bereits eine Podiumsdiskussion gab, die die Ausplünderung archäologischer Stätten für Unterhaltungsshows theatisiert hat, fand nun am 4. Mai in Washington D.C. ein "Meeting on Archeological Preservation, Avocational Metal Detecting, Ethics of Archeology", ausgerichtet von National Geographic Society und National Geographic Channel statt.
Die Teilnehmer waren neben Vertretern von NG und dem verbundenen Sender Archäologen (u.a. SAA, SHA), aber auch Sondengänger.
Man war sich einig, dass mit dem Detektor geortete Funde allenfalls aus der Pflugzone entnommen werden dürfen, wo der stratigraphische Kontext bereits gestört ist. Dabei wurden aber auch Bedenken formuliert, es könne der falsche Eindruck entstehen, dass die Funde in der Pflugzone keinerlei Kontextinformationen besitzen und deshalb unbekümmert und undokumentiert ausgegraben werden könnten. Mag auch der stratigraphische Kontetx gestört sein, so sind doch die zweidimensionalen Lagebeziehungen wichtige Informationen für die Verbreitung von Strukturen und Aktivitätszonen im Raum. Als Minimum müssen daher bei jedem Objekt die exakten Koordinaten festgehalten werden - eine Forderung die im übrigen genauso für jede konventionelle Begehung ohne Metalldetektor gelten muss.
Zur Tagung steht ein ausführliches Protokoll als pdf im Netz. Die Vertreter des Senders nahmen die folgenden Punkte als Ergebnisse für sich mit nach hause:
- geeignete archäologische Institutionen auf der Ebene der Staaten und der Kommunen müssen kontaktiert werden, um dafür zu sorgen, dass der rechtliche und ethische Rahmen eingehalten wird.
- das Programm sollte von einer spannenden Fragestellung zwischen Archäologen und Landbesitzer ausgehen, die die Ausgrabung klären kann.
- Die Fragen sollten innerhalb des Senderahmens zu beantworten sein.
- Archäologen und Historiker sollen zu Fragen und Antworten beratend hinzugezogen werden.
- Fragen und Kontexte der Sendung können von Episode zu Episode anders gestaltet sein, von der Erforschung archäologischer/historischer Stätten bis zur Suche verlorenen Familienerbes
- Episoden, die auf archäologische Fundstellen eingehen sollten zeigen, wie Archäologen die Ausgräber hinzuziehen und sich mit ihnen beraten.
- Ethische Richtlinien für einen veantwortungsvollen Umgang mit Metalldetektoren müssen in das Sendeprogramm eingebunden werden .
- Hinweise auf den Verkauf der Objekte müssen unterbleiben und der Wert der Objekte muss an anderen Kriterien ausgerichtet werden
- Der historische Kontext muss als der eigentliche Wert des Fundobjektes vermittelt werden.
Die Erfahrungen der Archäologie aus dem Ganzen sind schwieriger zu fassen. Festgestellt wird ein Versagen der Archäologie in ihrer eigenen Öffentlichkeitsarbeit. Es sei, so Charles Ewen, nicht gelungen, der Öffentlichkeit klar zu vermitteln, dass Archäologie mehr ist, als Dinge zu finden.
Das Risiko sei auch nicht gebannt. Spike sendet weiter und inzwischen haben andere Sender solche Diggers-Konzepte an Archäologen herangetragen. "Diese Anrufe sind Besorgnis erregend - aber mich drückt mehr, dass die irgendwann nicht mehr anrufen und ihre Shows ohne unseren Beitrag durchziehen" meint Ewen.
Links
- Blog-Post von Charles Ewen auf dem Blog der Society for Historical Archaeology
- Transcript from the meeting with the National Geographic Society.
- Stellenausschreibung für NGC
1 Kommentar:
Der Mensch lebt im Jetzt. Zunehmend. Er zerstört nicht nur seine alten Kulturzeugnisse und Belege der Menschheitsentwicklung, er zerstört genau so auch alle Lebensgrundlagen, aus ganz persönlichen Motiven. Er will teil haben, besitzen. Sammler geben horrende Summen aus, um Teil zu haben, oder nehmen Rechtsbrüche in Kauf und das Recht ist dabei das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt wurde. Kein Denkmalschutzgesetz dieser Welt reicht aus, das Erbe der Menschheit zu schützen und geht selbst vor den wirtschaftlichen Interessen zu Lasten des Erbes in die Knie, genauso wie ein verzweifelt agierender Umweltschutz zusehen muss, wie die Menschheit aus ähnlichen Interessen die natürlichen Lebensgrundlagen zerstört.Der Mensch lernt erst etwas schätzen, wenn er es verloren hat... Wer sich die Aufgabe des Denkmalschutzes zum Beruf gemacht hat und sich damit identifiziert, kann eigentlich nur entschieden haben bis zur Pensionierung professionell zu leiden, um etwas "Bleibendes" zu schaffen... wenigstens als Intention.
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