Sonntag, 5. Juni 2011

Replikate von Feuersteinwerkzeugen werden zum Problem

Ein Artikel von John C. Whittaker und Michael Stafford "Replicas, Fakes, and Art: The Twentieth-Century Stone Age and Its Effects on Archaeology" berichtet bereits 1999 über die steigende Zahl von Hobby-Silexbearbeitern. Das Ausmaß dieser modernen Silexgeräteproduktion ist für die Archäologen kaum abzuschätzen. Es ist verbunden mit der Entstehung eines florierenden Markts für Antiquitäten, Fälschungen, Replikaten und moderner Silexkunst. Zunehmend wird die archäologische Überlieferung durch die modernen Schöpfungen und ihre Produktionsabfälle verunreinigt - oder es werden gar neue 'Fundstellen' geschaffen. Alte Silexquellen werden durch die Hobby-Steinschläger teilweise sehr erheblich ausgebeutet.
Whittaker und Stafford beschrieben die Situation vor über 10 Jahren in den USA. Was wissen wir über dieses Phänomen in Deutschland?

Literaturverweis
John C. Whittaker / Michael Stafford, Replicas, Fakes, and Art: The Twentieth Century Stone Age and Its Effects on Archaeology. American Antiquity 64 (2), 1999, 203-214 (http://www.jstor.org/stable/2694274)

1 Kommentar:

LESEFUNDE BLAUBEUREN hat gesagt…

Kaum war am Vogelherd das Pferdchen gefunden worden (1930er Jahre) blühte auch schon der Devotionalienhandel mit Stuckgipsrepliken. Es sind die Museen selbst, die zum ausprobieren animieren, Bastelnachmittage anbieten und wer will es wem verwehren, sich selbst aus zu probieren? Auch in den Urgeschichtlich orientierten Museen (Blaubeuren, Les Eyzies, usw.) liegen die Repliken gleichzeitig mit den Originalen in den Vitrinen, die einen zu Bestaunen, die Anderen zum mitnehmen. Ich bin selber Steinschläger und anders hätte sich mir diese Welt wohl gar nicht erschlossen, die Ansprache von Werkzeugen, die Nomenklatur...lerning by doing. Das größte Problem ist wie in anderen Zusammenhängen der mangelnde Schutz der Fundstätten, der Höhlen, der Höhlenvorplätze, der alten Rohmateriallagerstätten. Wenn das Alles in ausreichendem Maße geschützt würde und wäre, müsste man auch keine Angst haben, dass sich da rezenter Müll hinein mogeln könnte. Der Antikmarkt kann sich bei ausreichendem Schutz auch nicht an Originalen bedienen. Zertifikate für Originale wären ein Unding. die gehören in Museen, in Tresore, hinter Glas und nicht auf die Schreibtische von "Liebhabern". Was nicht wissenschaftlich nachgewiesen aus einem gesicherten Kontext kommt ist verloren und sinnlos. Wenn das so einfach wäre... Der Mensch will be- greifen, be- sitzen und wo ein Traum oder Wunsch nach Besitz ist, da ist auch ein Markt.Immer. Moderne Silexabfälle, Zeitgeist, Spiegel der Zeit und eine kommende Herausforderung. Zu verhindern ist das genau so wenig, wie den Töpfern das Töpfern und Nachtöpfern, oder Fälschen zu verbieten. Man wird auch nicht die Tonlager dafür schließen. Die Silexhorizonte unserer Zeit werden wachsen und auch das ist Geschichte! Wenn man moralisieren will, dann muss man fordern, dass die Steinschläger heutiger Zeit ihre Stücke kennzeichnen sollten. Ehrensache! Eben, nur Ehrensache. Bernanrd Ginelli in Les Eyzies de Tayac macht es. aber manchmal vergisst er es auch.