Die privatwirtschaftliche Archäologie ist in Deutschland in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. 2021 ist die Zahl der Mitarbeite*innen in der kommerziellen Archäologie um über 10% gewachsen. Für 2021 planen die Firmen weitere Einstellungen mit einer weiteren Steigerung um 14% (Siegmund7 Scherzler 2022).
Die Entwicklung der Grabungsfirmen im Jahr 2021 war durchaus sehr heterogen, doch gab es insgesamt im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von um 12,5 %. Dabei ist nicht nur die Zahl der Mitarbeiter*innen in den Grabungsfirmen angestiegen, sondern es hat sich auch der Anteil der unbefristeten, sozialversicherten Arbeitsverträge deutlich erhöht, während die weniger stabilen Beschäftigungsmodelle rückläufig waren.
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% 2021 |
% 2020 |
% 2019 |
Unbefristet sozialvers. |
80 % |
67 % |
71 % |
Saisonkräfte |
8 % |
13 % |
15 % |
Mitarbeiter auf Werkvertragsbasis |
0 % |
4 % |
1 % |
Freie Mitarbeiter |
2 % |
7 % |
2 % |
Studentische Helfer |
10 % |
9 % |
11 % |
Diesen Zahlen liegen die Umfrageergebnisse der DGUF-Befragung zugrunde (Siegmund/ Scherzler 2022), die auch erhoben haben, welche Stellen die Grabngsfirmen im laufenden Jahr besetzen wollen. Demnach werden gesucht:
- 4 % Verwaltungskräfte,
- 13 % Hilfskräfte/Grabungshelfer
- 33 % Facharbeiter,
- 22 % (Grabungs-) Techniker/ techn. Mitarbeiter,
- 28 % Grabungsleiter/wiss. Mitarbeiter
- 0 % Projektleiter und -koordinatoren.
Insgesamt geht es um eine grobe Größenordnung von 200 Stellen. Nach den Erhebungen von Siegmeund, ebenfalls in den Archäologischen Informationen haben 2021 demgegenüber 169 Studierende ihr Studium mit einem Bachelor- oder Mastergrad abgeschlossen.
Es zeichnet sich hier ein Fachkräftemangel ab, der sich indes nicht in der Lohnentwicklung wiederspiegelt. Siegmund/ Scherzler 2022 urteilen im Vergleich der Löhne 2019 und 2021:
"Für wesentliche Mitarbeitergruppen stiegen die Löhne im Vergleich zur Gesamtentwicklung in Deutschland zu gering. Wenn es die Branche in einer Phase steten und starken Wachstums nicht schafft, sukzessive auf ein angemessenes Lohnniveau zu klettern, wird es ihr sehr schwerfallen, die offenbar benötigten zusätzlichen Fachkräfte zu gewinnen resp. sich zu erhalten." (Siegmund/ Scherzler 2022, [S. 5 im early view])
Die gegenwärtige Krisensituation mit anthropogenen Umweltveränderungen,
Coronafolgen, populistisch-nationalistischen Strömungen, Krieg,
Energiekrise, Inflation und vielfältigem Fachkräftemangel macht es
generell schwer, Zukunftsprognosen abzugeben. Aktuell scheint die Situation für Absolvent*innen aber günstig, einen Einstieg in die privatwirtschaftliche Archäologie zu finden. Wie hier die weiteren Aufstiegsmöglichkeiten aussehen, ist zunächst eine andere Frage. Bei der Lohnentwicklung haben die höher qualifizierten Stellen (Grabungstechniker und Grabungsleiter) in den Grabungsfirmen eher schlechter abgeschnitten als die Grabungshelfer und Facharbeiter.
Tatsächlich scheint das zu einer Beobachtung zu passen, die in diesem Semester zumindest in der Bamberger Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit zu machen ist. Aus dem Kontakt mit Studierenden weiss ich, dass einige die Gelegenheit nutzen, Grabungserfahrung zu sammeln und dafür die Fortsetzung des Studiums nach dem BA-Abschluss zurückstellen bzw. das Studium nur in Teilzeit betreiben.
Literatur
- Siegmund/ Scherzler 2022: F. Siegmund/ D. Scherzler, Zu geringes Lohnwachstum trotz Arbeitskräftemangels und zweistelliger Wachstumsraten bei Umsatz und Mitarbeitern – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2021. Archäologische Informationen 45, 2022, Early View, online publiziert 6. Juni 2022. [PDF]
- Siegmund 2022: F. Siegmund, Die Studierenden- und Absolventenzahlen in den Fächern Ur- und Frühgeschichte sowie Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit im Jahr 2021. Archäologische Informationen 45, 2922, Early View, online publiziert 14. Juni 2022. [PDF]
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