Dienstag, 14. August 2018

Von der Grubenhütte zum Pfarrhaus

H. Wiegand/ K. Wirth (Hrsg.)

Von der Grubenhütte zum Pfarrhaus.
Archäologie und Geschichte der Parzelle Oberdorfstraße 3 in Heddesheim

Sonderveröffentlichung der Mannheimer Geschichtsblätter Band 10
Publikationen der Reiss-Engelhorn-Museen Band 68

Mannheim 2017

ISBN 978-3-95505-069-4

248 S.


“Mit den Ausgrabungen in der Oberdorfstraße 3 in Heddesheim gelang es in den Jahren 2013/14 erstmalig, mit Hilfe archäologischer Methoden eine lückenlose Aufeinanderfolge von Bebauungsspuren vom Hochmittelalter (11./12. Jahrhundert) bis ins 20. Jahrhundert nachzuweisen“ (K. Wirth, S. 99). Damit ist die Bedeutung des Bandes grundsätzlich umrissen.

In 12 Beiträgen wird die Geschichte des ehemals an zentraler Stelle im Dorf gelegenen Hauses beschrieben. Dabei spielen die Bewohner, insbesondere der 1848er Revolutionär Georg Friedrich Schlatter ebenso eine Rolle wie die Hausgeschichte und die an Gegenständen des ehemaligen Inventars greifbare Kulturgeschichte. Neu ist, dass archäologische Forschungen dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Da solche interdisziplinäre Studien innerhalb dörflicher Siedlungen dermaßen Mangelware sind, dass noch kaum Erfahrungen und - wie beispielsweise in der Stadtarchäologie - etablierte Fragelisten vorliegen, lohnt, es sich, einen genaueren Blick auf die Publikation und die ihr zugrunde liegenden archäologischen Daten zu werfen.

Dorfforschung


Die bisherige weitgehende Vernachlässigung der Dorfkerne in der Forschung ist der Tatsache geschuldet, dass man diese für uninteressant oder gar irrelevant hielt. Dem ländlichen Raum billigte man keine historische Bedeutung zu, da man dachte, das Leben der Bauern hätte gefangen im ewigen Wechsel von Aussaat und Ernte kaum Veränderungen gesehen und große, interessante Geschichte sei ohnehin von den Mächtigen und nicht von Bauern gemacht worden. Übersehen hat man damit nicht nur die Komplexität der mittelalterlichen Dorfgenese, sondern auch die sozial- und umweltgeschichtliche Bedeutung gerade der Bauern.

Zwar ging man davon aus, dass zumindest im Altsiedelland die frühmittelalterliche Besiedlung unter den heutigen Dörfern zu suchen sei, doch rechnete man - in bemerkenswertem Gegensatz zu den Erfahrungen aus der Stadtarchäologie - nicht damit, dass sich Befunde erhalten hätten. Früh- und hochmittelalterliche ländliche Siedlungen seien eher in Wüstungen zu erforschen (was übrigens auch nicht in ausreichendem Maß geschehen ist). Seit längerem weiß man jedoch, dass die Dorfgenese weit komplexer war und ein entscheidender Beitrag zu ihrem Verständnis aus einer Dorfkernarchäologie kommen muss.

Grabungsaufschlüsse in Ortskernen, die wie derjenige in Heddesheim die Übergangsphase vom Hoch- zum Spätmittelalter erfassen und zudem auch noch Funde des Frühmittelalters liefern, ist hier eine Schlüsselrolle zuzubilligen. Leider aber geht der Band darauf nicht ein, so dass viele grundlegende Informationen einfach fehlen. Selbst eine Verortung der Parzelle in der historischen Ortstopographie ist erst in der Mitte des Bandes im Beitrag von Klaus Wirth zu finden, in dem Abb. 3 auf S. 100 (leider sehr klein reproduziert) einen Übersichtsplan der Gemarkung zeigt. Nichts erfährt man über die siedlungsgeschichtlichen Zusammenhänge wie etwa die von der Gemarkung bereits bekannten merowingerzeitlichen Grab- und Siedlungsfunde. Immerhin sind im näheren Umfeld von Heddesheim zwei merowingerzeitliche Gräberfelder bekannt, die auch zugehörige Siedlungsstellen nahelegen. Wie passen da die Funde von der Parzelle ins Bild? Unklar bleibt daher auch die Situation in der Ortstopographie, ob die untersuchte Parzelle im Bereich alter Höfe oder einer Ortserweiterung, zwischen großen Bauernhöfen oder kleinen Taglöhnerhäusern lag und wie sie sich zur benachbarten Kirche verhielt. Hier ist es nicht unbedeutend, dass die benachbarte evangelische Kirche eben nicht die alte Pfarrkirche ist, die etwa 250 m weiter westlich liegt, sondern erst nach der Reformation entstanden ist.

Die Dokumentation der Keramikfunde durch Uwe Gross zeigt, dass eine kontinuierliche Besiedlung erst im 11./12. Jahrhundert einsetzt und aus dem Beitrag von Klaus Wirth wird deutlich, dass in der Tat frühe Befunde fehlen. Die beiden vorliegenden Scherben der Merowingerzeit deuten wohl an, dass im Umfeld sehr wohl eine frühmittelalterliche Besiedelung existierte, diese jedoch eher locker und fluktuierend gewesen sein dürfte. Dieses Bild würde sehr gut in allgemeine Überlegungen zur mittelalterlichen Dorfgenese passen, wonach die Ortskerne um die Kirche erst spät entstanden sind.


Die Baubefunde


Baubefunde werden in mehreren der Beiträge des Bandes thematisiert. Sie behandeln die Bauforschung, die Ausstattung des Hauses sowie Schriftquellen zu seiner Nutzung und natürlich auch die archäologischen Grabungsbefunde.

Die älteste Bebauung, die auf der Parzelle Oberdorfstraße 3 nachweisbar ist, besteht aus Pfostenbauten und einem Grubenhaus. Der Beitrag von Klaus Wirth (S.99ff.) beschreibt diese Befunde genauer, die in einer Grabungsfläche versetzt zu dem 2012 abgerissenen Pfarrhaus gelegen, gefunden wurden.

Auch zu der folgenden spätmittelalterlichen Bauphase des 13. bis 15. Jahrhunderts gehört noch ein Grubenhaus. Es handelt sich um ein Firstpfostenhaus, wie sie im Hochmittelalter den älteren Sechspfostentyps ablösten. Generell wurden Grubenhäuser im Spätmittelalter durch andere Bauformen ersetzt, allen voran durch Keller oder Weberdunken. Das fragliche Heddesheimer Grubenhaus, das wohl zu den jüngsten dieses Typs zählt, scheint tatsächlich noch ein separater Bau gewesen zu sein. Reste von Steineinbauten oder einem Kellerhals wurden nicht identifiziert.

Im Befund zeichneten sich etwas vom Grubenhaus abgesetzt Spuren eines ebenerdigen Gebäudes ab, von dem vor allem Reste eines Schwellbalkens bemerkenswert sind. Weitere Stakenlöcher, Gruben, Pfostengruben im Süden der Grabungsfläche erscheinen als “indifferente Ansammlung“, die hier einen Pfosten-(?) Bau vermuten lassen (S. 103). Möglicherweise wird hier ein Tausch der Nutzungsareale greifbar. Dort wo im Hochmittelalter ein Grubenhaus stand, wurde ein Pfostenhaus errichtet, wie auch andersrum.

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden etwa 28 cm Erde aufplaniert. Darin befand sich ein annähernd vollständiges Gefäß des 15 Jahrhunderts, über dessen Funktion (S. 105) als Opfer- oder Nachgeburtsgefäß spekuliert wird. Leider fehlt ein Verweis auf die Kapitel der Fundbearbeitung, so dass der Leser nicht weiß, um welches Gefäß es sich genau handelt und ob es in dem Band überhaupt irgendwo abgebildet ist.

Die Bauten, die schließlich in der frühen Neuzeit über der Planierschicht errichtet werden, unterscheiden sich strukturell vom Vorausgehenden. Von den anzunehmenden Gebäuden haben sich keine Spuren der Wände erhalten, wohl aber ein Keller und ein Holzfußboden.

Ins 17. Jahrhundert gehört eine erneute Planierschicht aus Bauschutt, in der einige Steine und Ziegel Rußschwärzungen aufweisen. Hier wird vorsichtig die Frage aufgeworfen, ob damit schriftlich belegte Zerstörungen in Heddesheim 1674 und 1689 identifiziert werden können. Auf der genannten Planierschicht entstand nun der inzwischen abgerissene, als Schule und dann al Pfarrhaus genutzte Bau. Das Gebäude selbst wurde bauhistorisch untersucht (Beitrag Stadler S. 35ff.) Seine Bauzeit lässt sich archivalisch und durch eine Bauinschrift in das Jahr 1710 datieren. Die Bauhölzer datieren überwiegend bereits 1708.

Die bauhistorischen Untersuchungen konnten geringe Reste eines Vorgängerbaus erfassen. Das Kellergewölbe aus Backstein war auf älteres Feldsteinmauerwerk gesetzt worden und auch im Erdgeschoss war das Gebäude von 1710 teilweise auf ältere Fundamente gesetzt. Nach 1710 lassen sich sechs weitere Bauphasen differenzieren, die mit verschiedenen, auch in den Archivalien greifbaren Umnutzungen des Gebäudes zusammenhängen. Gebaut als Wohnhaus auf einem bäuerlichen Anwesen wurde es 1753 (die Tabelle S. 37 gibt falsch für Phase III nochmals 1708 an) von der reformierten Gemeinde gekauft und als Schulhaus genutzt. 1807 wurde es zum Pfarrhaus. Von der napoleonischen territorialen Neugliederung wurde auch die reformierte Kirchenverwaltung betroffen, was es möglich machte, dass Heddesheim zur eigenständigen Pfarrei erhoben wurde. Bei den anstehenden Umbauarbeiten entstand ein detaillierter Plan des Anwesens und im Übergabeprotokoll eine genaue Beschreibung des Zustands beim Einzug des ersten Pfarrers.

In einem eigenen Beitrag diskutiert Herbert Anzinger (S. 69-99) die schriftlichen Quellen zum Anwesen. Sie zeigen uns die Bewohner, aber auch die Veränderungen am Gebäude. Neben einer Bauinschrift von 1710 gibt es Urkunden zu Grundstücksgeschäften, Eingaben der Pächter wegen Bauschäden, Notizen in Kirchenbüchern, Übernahmeprotokolle und verschiedene Unterlagen zu Umbaumaßnahmen. So erfahren wir 1834 vom Neubau einer Waschküche. Nach der Umnutzung des Stalles, in dem man bislang gewaschen hatte, argumentierte Pfarrer Schlatter, man sei "wegen des viel zu beschränkten Raumes in der Küche jedesmal genöthigt, unter freiem Himmel zu waschen, und da bei einer Familie von 10 bis 11 Personen die Nothwendigkeit hierzu sehr oft eintritt, so ist leicht zu begreifen, wie sehr wir dadurch genirt sind, namentlich wenn dieses Geschäft bei regnerischem Wetter vorgenommen werden muss". Von solchen Alltagsproblemen erfährt man auch 1874, als sich der damalige Pfarrer beklagt, dass der jetzige Abtritt gesundheitsgefährend sei und durch den Schlauch zur Dunggrube unangenehme Düfte ins Haus drängen.  Anzinger verfolgt so die Baugeschichte bis 1909, als ein neues Pfarrhaus bezogen werden konnte. Die Geschichte des Hauses im 20. Jahrhundert, die weitere Reparaturen und Umbauten sah, bleibt außen vor. Nachdem schließlich die letzten Reparaturen in den 1970er Jahren erfolgten, waren tragende Stützen und Deckenbalken verfault und das Gebäude durch einen gefährlichen Schimmelpilz befallen. 

Die Parzelle Oberdorfstraße 3 in Heddesheim nach der Neubebauung
(Foto: R. Schreg, 2018)

Der Heddesheimer Grabungsbefund stellt eine erste wichtige Fallstudie zu Fragen des Übergangs von der Pfosten- zur Fachwerkbauweise dar, der hier möglicherweise später erfolgte, als allgemein vermutet wird. Letztlich bleiben die Befunde relativ unklar, was für Dorfkerngrabungen aber nicht untypisch scheint. Sehr viel öfter als im städtischen Bereich scheint es zu baulichen Umstrukturierungen zu kommen und die Gebäude sind weniger massiv. Latrinen, die im städtischen Bereich meist den rückwärtigen Teil der Parzelle markieren und so auch in kleinen Grabungsflächen noch eine grobe Orientierung bieten, fehlen in den Dörfern für gewöhnlich. Hier in Heddesheim ist - mit Ausnahme eines wohl erst ins 19. Jahrhundert zu datierenden Befundes - ebenfalls keine der Gruben eindeutig als Latrine zu bestimmen.


Die Funde

Uwe Gross kommentiert die Keramikfunde (S. 115ff.) wobei er sich an den gängigen Warenarten orientiert. Die Funde werden in klassischen Strichzeichnungen vorgelegt. In seinem Beitrag spricht Gross einleitend zwar davon, dass die Funde getrennt nach Fundkomplexen und auch annähernd vollständig vorgelegt würden, doch dann werden die Fundkomplexe keineswegs klar angesprochen. Tatsächlich fehlt in vorliegender Publikation eine Verknüpfung der Funde mit den Befunden weitgehend. In den als Abbildungslegenden gestalteten Katalogtexten wird zwar die Befundnummer angegeben, die aber mangels eines Befundkatalogs und angesichts sehr kleiner Nummern in den Befundplänen nur einen mühsamen Abgleich ermöglichen. Das ist aber nicht unwichtig, denn letztlich hängt an den stratifizierten Keramikfunden die Antwort darauf, wie lange die Pfostenbauten und Grubenhäuser noch genutzt worden sind und wie sich die baulichen Veränderungen in den Prozess der Dorfgenese einpassen. M.E. wird es für die Keramikforschung in Südwestdeutschland absehbar zum Problem, dass Keramikfunde meist nur in knappen Beiträgen oder Vorberichten in Auswahl, meist ohne Kontextualisierung und nur mit kurzen Bemerkungen zu den jeweiligen Warenarten vorgelegt werden, die selten systematisch auf den neuen Forschungsstand referenzieren. Da die südwestdeutsche Forschung in den vergangenen Jahrzehnten von der methodisch eigentlich zwingend erforderlichen Relativchronologie, wie sie noch Uwe Lobbedey oder Barbara Scholkmann in Sindelfingen verfolgt hatten, weitgehend abgegangen;ist, geben solche Kurzvorlagen meist direkt absolute Datierungen ohne genauere Begründungen, Daten- bzw. Katalogvorlage und Fundstatistiken. Der Forschungsstand wird dadurch immer schwerer nachvollziehbar und die Keramikfunde laufen Gefahr isoliert zu werden, da der Kontext aus dem Blickfeld gerät.

Die beiden Aufsätze von Eva Blanc behandeln Steinzeugflaschen (S. 175ff.) und Funde von Steingut, die aus einer Abfallschicht der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammen (S. 189ff.). Da diese Funde im Beitrag von Uwe Gross nicht erwähnt werden, stellt sich die Frage, wie die dort behauptete Vollständigkeit zu verstehen ist. Offenbar wurden die Funde des 20. Jahrhunderts nicht gleichwertig als archäologisches Fundmaterial akzeptiert.
Eva Blanc vermeidet einige der angeführten Schwierigkeiten, da hier Farbfotos, genauere Beschreibungen und Fundnummern geboten werden. Die Funde werden in beiden Beiträgen jeweils vorgelegt und anschließend unter Heranziehung zeitgenössischer Reklame eingeordnet und als kulturgeschichtliche Quelle diskutiert.

Weitere Fundkapitel behandeln die Tierknochen (Carola Oelschlägel, S. 156ff.) und Münzfunde (Matthias Ohm, S. 151ff.).

Sozialgeschichte


Neben die bisher angesprochenen Beiträge, die im Zusammenhang mit den archäologischen und bauhistorischen Untersuchungen zu sehen sind, treten weitere Artikel, die sich auf Basis schriftlicher Quellen dem Haus und seinen Bewohnern annähern. Die bereits genannten Beiträge von Eva Blanc zur neuzeitlichen Keramik wie eine Darstellung der Befunde zur historischen Farbgestaltung (Wilfried Maag, S. 55-68) schlagen auch hier die Brücke zur materiellen Überlieferung.

Schon der erste Beitrag des Bandes widmet sich Pfarrer Georg Schlatter (1799-1875), der von 1832 bis 1844 in Heddesheim wirkte und mit seiner Familie im Pfarrhaus wohnte. Nachdem Schlatter schon in Heddesheim die sozialen Zustände kritisiert hatte, wurde er 1844 nach Mühlbach strafversetzt. Im Revolutionsjahr 1848/49 wurde er als Abgeordneter Alterspräsident bei der Eröffnung der  „konstituierenden Landesversammlung“ in Karlsruhe. Nach der Niederschlagung der Revolution wurde Schlatter in Rastatt der Prozess gemacht, der ihn wegen Hochverrats zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilte. Der Beitrag von Gritt Arnscheidt und Peter Galli (S. 5-34) stellt seine Tagebuchaufzeichnungen aus dem Jahr 1850 vor, die seine Zeit im Rathausturmgefängnis und dann im Amtsgefängnis in Durlach schildern. So hat der Beitrag letztlich wenig mit dem Haus in Heddesheim zu tun, doch vermittelt er die spezielle Alltagsperspektive, wie sie mit der Analyse eines einzelnen Gebäudes verbunden ist.

Fazit


Mit dem Band wird eine Dorfkerngrabung aus Südwestdeutschland monographisch vorgelegt. Erst vor kurzem haben die Reiss-Engelhorn Museen in Mannheim schon einmal eine Dorfkerngrabung vorgelegt und damit erste Erfahrungen gesammelt. Eine Einordnung der im Band angesprochenen Funde und Befunde in das Themenfeld der Dorfkernarchäologie hätte dem Band gut und gerne eine Bedeutung verschafft, die über die Regionalgeschichte hinaus geht. Während es für die Stadtarchäologie längst zahlreiche Vorbilder für eine Publikation und damit einen Kanon von Fragestellungen und Themen gibt, sind die Themen für die Dorfforschung noch nicht so offensichtlich. Die strikt quellenorientierte Bearbeitung der Befunde und Quellen zu dem ehemaligen Gebäude Oberdorfstraße 3 ohne eine ausgreifendere Einordnung und Reflektion der Forschungsperspektiven und -fragen hat wissenschaftliches Potential verspielt.
Wichtig für die Analyse einer Dorfparzelle ist genau so wie in der Stadt die bauliche Entwicklung, nur dass im Dorf der siedlungsgeschichtliche Rahmen meist noch sehr viel unklarer ist, als in der Stadt. 
Interessant wird es auch sein, zu beobachten, wie die Befundlage im Dorf sich generell darstellt. Im Vergleich zur Stadt sind Gebäude aber oft weniger stark fundamentiert, Keller sind weniger häufig und Latrinen eher die Ausnahme. Auch ist die bauliche Dynamik auf dem Dorf zwar wohl eher größer - dennoch hat sich entgegen früherer Meinung durchaus in manchen Dörfern auch mittelalterliche Bausubstanz von ländlichen Gebäuden erhalten -, aber durch die spezifischen Formationsprozesse sind die archäologischen Überreste unscheinbarer. Es gibt nicht die Planierschichten, die man von mancher städtischer Parzelle kennt, vielleicht weil, wie bei den fehlenden Latrinen auch zu beobachten, Schutt und Abfall außerhalb der Siedlung entsorgt wurde.
Die Befundsituation der Oberdorfstraße 3 in Heddesheim scheint also nicht untypisch für Grabungssituationen im Dorf.



Inhaltsverzeichnis

  • Grit Armscheidt/ Peter Galli: “Ich werde Heddesheim nie vergessen…“‘ Unbekannte Tagebuch-Aufzeichnungen des Pfarrers Georg Friedrich Schlatter von 1850 - S. 5-34
  • Benedikt Stadler: Bauhistorische und archäologische Untersuchungen am ehemaligen Pfarrhaus in Heddesheim - S. 35-54
  • Wilfried Maag: Heddesheim, Oberdorfstraße 3 - Historische Farbgestaltungen im Innenbereich - S. 55-68
  • Herbert Anzinger: “Diese alte, viele Jahre hindurch völlig verwahrloste Pfarrwohnung…“ Auswertung archivalischer Quellen zur Geschichte des Heddesheimer Schul- und Pfarrhauses im 18. und 19. Jahrhundert - S. 69-98
  • Klaus Wirth: Zur Bebauungsgeschichte der Parzelle Oberdorfstraße 3 nach archäologischen Quellen - S. 99-114
  • Uwe Gross: Mittelalterliche und neuzeitliche Keramikfunde aus Heddesheim, Oberdorfstraße 3 - S. 115-150
  • Matthias Ohn: Schüsselpfennig, Kreuzer und Heller. Die Fundmünzen aus dem Gebäude Oberdorfstraße 3 in Heddesheim - S. 151-155
  • Carola Oelschlägel: Die Tierknochenfunde der Fundstelle Oberdorfstraße 3 in Heddesheim - S. 156-173
  • Eva Blanc: Flaschen aus Steinzeug - Die Funde aus Heddesheim, Oberdorfstraße 3 - S. 174-188
  • Eva Blanc: Keramische Funde der Steingutfabrik JACOBI, ADLER & CO., Neuleiningen, aus einer Abfallschicht in Heddesheim - S. 189-194
  • Jutta Neuhaus: Der Flaschenfund von Heddesheim - S. 195-241
  • Klaus Wirth und Autoren: Zusammenfassung - S. 243-247

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