Donnerstag, 23. März 2017

Marsch für die Wissenschaft - #BlogsforScience

Die Politik präsentiert uns derzeit schamlos alternative Fakten, betreibt eine Agenda gegen jede Vernunft und schlägt wissenschaftliche Erkenntnisse in den Wind. Der Öffentlichkeit wird dies gerade vor allem durch die Klimaleugnern in der US-Regierung deutlich vor Augen geführt. Aber auch historische Fakten werden nach Belieben zurecht gestutzt, als politisches Eskalationsinstrument wie beispielsweise die Nazi-Vergleiche des türkischen Präsidenten Erdogan, die nichts mit historischen Fakten mehr zu tun haben. Oder sie werden wieder einmal zur Überhöhung der eigenen Nation selektiv oder parawissenschaftlich gedeutet.

Der amerikanische Klimaforscher Jonathan Foley stellt in einem Blogbeitrag zur Website des Scientific American dar, weshalb seiner Meinung nach ein Krieg gegen Fakten ein Krieg gegen die Demokratie darstellt.
«the War on Facts is a War on Democracy.»
Die moderne Gesellschaft baut auf Wissen und Wissenschaft auf. Unser ganzer Lebensstil, unser ganzes Wertesystem beruht auf einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Natur und mit menschlichen Gesellschaften. Fakten, eine gebildete, informierte Bürgerschaft, der freie wissenschaftliche Austausch sind grundlegend für eine demokratische Gesellschaft. 
Wissenschaftler müssen aufstehen und laut aufschreien. Wenn wir auch normalerweise politische Debatten meiden, sollten Wissenschaftler immer für die Fakten einstehen, für Objektivität und die Freiheit der Wissenschaften. das nicht zu tun wäre unmoralisch"
«Scientists need to stand up and call it out. While we generally avoid political conversations, scientists should always stand up for facts, objectivity, and the independence of science itself. Not doing so would be almost unethical. »
Michael Hagner, Professor für Wissenschaftsforschung an der ETH Zürich,  formuliert in einem Beitrag der NZZ ähnlich:
"[Die Wissenschaften] sorgen erstens für die Förderung von Gesundheit, Wohlstand und allgemein einer Erleichterung des Lebens. Sie stehen zweitens für kritisches Denken, skeptische Distanz gegenüber den eigenen Forschungsergebnissen und eine nicht-doktrinäre Haltung, die zu Autoritäten ein eher sportliches Verhältnis hat. Die Demokratie profitiert vom kritischen Denken insofern, als es gegen Mystifizierungen und Simplifizierungen wappnet und damit eine zentrale Komponente für die Erziehung zu mündigen, verantwortungsvollen Bürgerinnen und Bürgern ausmacht."

Das Problem ist kein spezifisch amerikanisches. Wir haben es längst auch in Europa, wo Politiker, beispielsweise in Ungarn, Wissenschaften, die ihnen nicht ins Konzept passen, klein sparen - und schon lange in vielen Fragen sich als relativ beratungsresistent zeigen und lieber den Argumenten einer Wirtschaftslobby oder nationalistischer Pseudowissenschaftler folgen. 

Blogger erheben die Hände gegen Faktenfeindlichkeit und rufen auf zum „Marsch für die Wissenschaft“ am 22. April: Blogger for Science&Facts. (Logo: Julia Uraji mit freepix.com via Wissenschaft kommuniziert)

In den USA ist die Idee eine "march for science" entstanden, der am 22. April stattfinden soll. Auch in Deutschland soll in 14 Städten (Berlin, Bonn/Köln, Dresden, Frankfurt, Freiburg, Göttingen, Greifswald, Hamburg, Heidelberg, Jena, Leipzig, München, Stuttgart, Tübingen) wie auch in Österreich (Wien) demonstriert werden. Die Demonstration wird von vielen Wissenschaftsorganisationen, wie zum Beispiel der Leibniz-Gemeinschaft, aber auch der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF) unterstützt.
Demonstriert wird für eine Gesellschaft, in der Fakten die Basis des konstruktiven Dialogs und demokratischer Entscheidungen sind, nicht nur als Meinungen angesehen werden. Es geht gegen "alternative Fakten", "Fake News" und gegen Befindlichkeiten als Grundlage gesellschaftlicher Kommunikation.

Der Blog "Wissenschaft kommuniziert" ruft alle an Demokratie Interessierten auf, sich zu beteiligen. Er hat eine große Blogger-Gemeinschaftsaktion "Blogger for Science&Facts", die den Marsch für die Wissenschaft unterstützen soll.


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