Lesenswert zur Diskussion um die Rückgabe illegal gehandelter Museumsobjekte an die Herkunftsstaaten die Position des Generaldirektors des Getty Trusts James Cuno:
Die Getty Museen haben in der Vergangenheit öfters durch Skandale mit illegal gehandelten Kunstobjekten und archäologischen Fundstücken Schlagzeilen gemacht und mussten in den letzten Jahren einigen Rückgabeforderungen etwa von Italien nachgeben. James Cuno spricht sich gegen eine Rückgabe von Museumsobjekten an die Herkunftsstaaten aus. Rückgabeforderungen seien nationalistisch.
An
einem wichtigen Punkt hat Cuno durchaus Recht: Die Rückgabe an einen
Staat erweckt den Eindruck, Kultur sei Staatseigentum. (Was bei einigen unserer
heimischen Sondler dann auch zu der absurden Meinung führt, der Staat würde sie
durch das Schatzregal bestehlen.) Kultur gehört nicht dem Staat, sondern den Menschen - als Gemeinschaft. Es ist in der Tat
nicht der moderne Staat, der einen moralischen Rückgabeanspruch hat (wohl aber einen rechtlichen), sondern es sind die Menschen der Region - basierend auf dem Aspekt des Raumes, nicht der
Abstammung. Der Staat ist hier nur ihr Vertreter.
Was Cuno aber übergeht, ist der Fakt, dass die meisten Objekte illegal außer Landes gebracht worden sind. Repatriierung ist eben auch ein Instrument, künftigen Schmuggel und Raubgrabungen zu vermeiden. Es dürfen keine Anreize gesetzt werden, Fundstellen und Geschichte dem Sammlerwahn und Kommerz zu opfern.
Links und Literatur
- J. Felch, Antiquities issue rears head with Getty leaders Potts, Cuno in place. Los Angeles Times (17.2.2012) - http://articles.latimes.com/2012/feb/17/entertainment/la-et-getty-antiquities-20120217
- J. Felch/R. Frammolino, Chasing Aphrodite. The hunt for looted antiquities at the world's richest museum (Boston 2011).
- als Beispiel: B. Brodie, Getty Aphrodite. Trafficking Culture (21.8.2012) - http://traffickingculture.org/encyclopedia/case-studies/1059/
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