In der ehrenamtlichen Bodendenkmalpflege ist die exakte Dokumentation der Funde und Befunde extrem wichtig. Dazu gehört auch die mobile Erfassung (Einzelfund-Einmessung) der Fundpunkte per GPS-Handheld. Zur Weiterverarbeitung dieser Geodaten steht den Ehrenamtlichen mit QGIS 2.0 eine benutzerfreundliche, kostenfreie Open-Source-Anwendung zur Verfügung, welche die Dokumentation von archäologischen Funden qualitativ auf ein höheres Level stellt. Erlernen kann es im Prinzip jeder, der das notwendige Interesse mitbringt. Es stehen diverse Möglichkeiten zur Verfügung, sich in die Materie einzuarbeiten.
Einzelfundeinmessung gehört heute zu den Grundprinzipien archäologischer Geländearbeit. QGIS ermöglicht es auch den ehrenamtlichen Mitarbeitern ihre Funde zu kartieren (Foto: B. Schroeder) |
Als ehrenamtliche Mitarbeiterin des Landesdenkmalamtes Hessen bin ich seit 2009 - mit der dazu erforderlichen Nachforschungsgenehmigung - aktiv in der Bodendenkmalpflege tätig. Um die bei den Feldbegehungen gesicherten Funde und Befunde zu kartieren, habe ich bis vor einem Jahr die Anwendung „Hessenviewer“ genutzt. Die Benutzung war zum Teil recht umständlich und die Ergebnisse waren nicht immer zufriedenstellend. Rainer Schreg war es, der mich damals auf die Idee brachte, eine OpenSouce GIS-Anwendung für die Zwecke der Kartierung zu nutzen. Ich entschied mich nach einiger Recherche für die Installation der Software QGIS (Version 1.7). Nach ersten „Gehversuchen“ und vielen offenen Fragen stieß ich durch Zufall auf die fachlich orientierte facebook-Gruppe „Archäologie und GIS“. Hier kam ich erstmals mit Kai-Christian Bruhn, Professor für Informations- und Messtechnik in der Archäologie an der FH Mainz, in Kontakt, der spontan anbot, mir mit einem Crash-Kurs den Einstieg zu erleichtern. So entstand später auch die Idee zu einem Workshop für Ehrenamtliche, welcher unter seiner Leitung am 12. April erstmals an der an der FH Mainz (Geoinformatik & Vermessung) veranstaltet wurde. Unterstützt wurde er von Tobias Kohr und Thomas Engel, die als wissenschaftliche Mitarbeiter am i3mainz, Institut für raumbezogene Informations- und Messtechnik an der FH Mainz diverse Forschungsprojekte im Bereich Archäologie und GIS durchführen. Der Workshop war eine Veranstaltung von terraplana in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege, Wiesbaden und der i3mainz -Institut für raumbezogene Informations- und Messtechnik, Fachhochschule Mainz.
Ehrenamtliche Bodendenkmalpflege mit QGIS
Die Motivation der 11 Teilnehmer war recht einheitlich: Vorhandenes Grundwissen zu ergänzen und zu erlernen, wie man QGIS 2.0 möglichst effektiv für die Erfassung, Verwaltung und Kartierung von Geodaten, speziell für die eigene Fundverwaltung nutzen kann.
Zu Beginn des Workshops erklärte Kai-Christian Bruhn, er verstehe sich an diesem Tag ebenfalls als Ehrenamtlicher, denn die Entwicklung und Verbreitung von Open Source Software wie QGIS 2.0 habe viel mit ehrenamtlichen Engagement gemeinsam. So vermittelte er uns im Laufe der folgenden 7 Stunden zunächst die notwendigen Grundlagen zu QGIS und Geodaten allgemein. Im Folgenden bekamen wir Einblicke in die Themenbereiche Geometrie, Topologie, Thematik, Semantik und Dynamik von Geodaten sowie Koordinatenbezugssystemen, Geodatenformaten und den messtechnischen Grundlagen der Erfassung per GPS. Die praktischen Übungen waren geprägt vom Einbinden von Geodiensten, der Vektorisierung von Geodaten und der Georeferernzierung von Kartenmaterialien. Zum Schluss wurde gezeigt, wie man die Daten dann in einer Druckzusammenstellung anschaulich darstellen kann. Jeder von uns bekam den Link zu der von Prof. Bruhn erstellten Präsentation, welche neben den behandelten Themen eine Vielzahl an nützlichen Links und Tipps enthielt.
Diese Präsentation steht auch online:
Diese Präsentation steht auch online:
Am Ende bleibt festzuhalten: Die Erwartungen der Teilnehmer an den Workshop wurden erfüllt! Da allerdings die praktischen Übungen aus Zeitgründen etwas zu kurz kamen, wünschten sich alle Teilnehmer einen Folgekurs.
Zum Umgang mit archäologischen Funden gehört eben nicht nur die Geländearbeit, sondern auch deren Dokumentation. Kostenlose GIS-Programme ermöglichen es heute auch dem Ehrenamtlichen, Funddaten so aufzuzeichnen, dass sie wissenschaftlich auch tatsächlich verwertbar sind.
Ausdrücklicher Dank für die Unterstützung geht nochmals an Kai-Christian Bruhn!
Biggi Schroeder ist ehrenamtliche Mitarbeiterin der HessenArchäologie und macht regelmäßige Begehungen auf mittelalterlichen Wüstungen. Sie hat den Workshop mit Kai-Christian Bruhn als eine Veranstaltung des Vereins terraplana organisiert, dessen Vorstand sie angehört.
7 Kommentare:
Beneidenswertes Hessen! R.B:
Resonanz bei
- http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/Newsletter-Archiv/DGUF-Dok_26_DGUF-Newsletter_2014-05-15.pdf
- http://423930.forumromanum.com/member/forum/entry_ubb.user_423930.1181378678.1120790824.1120790824.1.ehrenamtliche_bodendenkmalpflege_mit_qgis-aga_coburg.html
- http://www.terraplana.de/index.php?option=com_content&view=article&id=143
http://www.gesellschaft-fuer-archaeologie.de/LINKS/links-formulare.php#n%C3%BCtzlichesehrenamt
http://www.forum.lnv-hof.de/index.php?page=Thread&postID=5026
Der o.g. Link ist innerhalb der terraplana-Webseite umgezogen:
http://www.terraplana.de/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=54&Itemid=81
Gutes Konzept! Habe zwar selbst nie mit Sonden herumgesucht, weiß aber dass hier in meiner Heimat (Kärnten) viel Schindluder getrieben wird. Einige dieser Sondengeher wären durchaus bereit ihre Funde offiziel zu melden, gäbe es eine gesetzliche Grundlage. Schwarze Schafe wird es immer geben, aber daneben sind auch aufrichtige, geschichtsinteressierte Hobbyarchäologen die durchaus einen wissenschaftlichen Beitrag leisten wollen- sie gilt es einzubinden.
Es gibt auch ein kostenloses App für Handys / Tablet. Funktioniert genau so gut, und man kann die Funde später exportieren (für google maps, basecamp etc pp).
https://play.google.com/store/apps/details?id=io.cordova.fundikpro
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