Dienstag, 6. Mai 2014

Ägyptens Kulturerbe im April 2014

ein Gastbeirag von Jutta Zerres


Raubgrabungen und Zerstörungen:
El-Ahram berichtet, dass das archäologische Areal von Al-Fustat (Alt-Kairo) durch die Anlage eines Gartens bedroht ist. Das Antikenministerium habe eine Genehmigung zum Bau und damit das Gelände freigegeben. Al-Fustat (zu deutsch: „Das Zelt“) ist heute ein Stadtteil von Kairo und wurde 643 als Verwaltungszentrum des arabisch-islamischen Ägypten gegründet. Erst im 10. Jahrhundert verlor die Siedlung ihre Funktion an das neugegründete Kairo:


Die Ruinen von Fustat im Jahr 1865.
(Foto: Théodule Devéria [1831 - 1871], AO: The J. Paul Getty Museum
[Public Domain] via Wikimedia Commons und Google Cultural Institute/Google Arts Project)

Auch „Egypt’s Heritage Task Force“ berichtete mehrfach in ihrer Timeline und veröffentlichte am 6., 14. und 19. April Bilder von den Vorgängen. Dazu wurde eine Petition auf change.org gestartet (arabisch).


Außerdem meldeten die Aktivisten der FB-Gruppe, dass die königliche Nekropole des Alten Reiches von Umm-el Kaab (Abydos, bei Sohag ca 500 km südlich von Kairo) durch die Ausdehnung landwirtschaftlicher Nutzflächen akut gefährdet ist:

Die Fundstelle liegt etwa 1,5 km außerhalb des fruchtbaren Niltals in der Wüste. Das Gräberfeld, das die Ausbildung eines frühen Herrschaftszentrum wiederspiegelt, ist Gegenstand langjähriger Forschungen des DAI Kairo:
Plan des Gräberfelds Umm el-Qaab
(Graphik R. Schreg, unter CC BY SA 3.0 verändert
nach GDK und Jolle auf wikimedia Commons)


Antikenraub und Hehlerei:
Zwei antike Statuetten wurden aus dem Fundmagazin des Chicago Institutes in Luxor gestohlen:

Die ägyptische Antikenpolizei stellte in der Oase Fayoum eine Bande von Antikenschmugglern, die versucht hatte, 11 gestohlene Objekte zu verkaufen:
Ein britisches Gericht verurteilte einen britischen Staatsbürger wegen Hehlerei mit ägyptischen Antiken zu 500 Pfund Strafe:
Im Damietta (Nildelta) haben die ägyptischen Behörden die illegale Ausfuhr von jüdischen Kultgegenständen, darunter 11 silberne Thora-Rollen nach Belgien verhindert:

Ägypten hat seit Januar 2011 Antiken im Wert von 3 Milliarden Dollar verloren, so schreibt Al-Monitor, ohne allerdings die Quelle für diese Zahl zu nennen. Das Land strebt nun die Unterzeichnung eines „Memorandum of understanding“ mit den USA an, damit der amerikanische Zoll leichter geschmuggelte Objekte konfiszieren kann:

Restitutionen:
Das Landgericht in Freiburg i. Breisgau entschied  nach einem fast fünfjährigen Verfahren, dass vier altägyptische Antiken an das Herkunftsland herausgegeben werden müssen. Die Stücke waren durch die Zollfahndung in Weil am Rhein beschlagnahmt worden. Die Bundesregierung hat die Abgabe an Ägypten lange Zeit nicht gestattet:


Die Stücke werden am Samstag, dem 3.5. 2014 in der ägyptischen Botschaft in Berlin an Ägypten zurückgegeben, berichtet El-Ahram:

Der französische Ägyptologe Olivier Perdu entdeckte in Brüssel in einer Galerie zufällig das zum Kauf angebotene Fragment einer pharaonischen Statue. 1989 hatte er genau dieses Stück im Ägyptischen Museum in Kairo untersucht, wo es 2011 zerbrochen und gestohlen wurde. In Fragmenten gelangte es zwischenzeitlich als Diebesgut nach Belgien. Reuters nutzt die Geschichte zu einer breiteren Darstellung der Plünderung und Hehlerei mit Antiken.

El-Ahram Online meldet, dass 10 Objekte, die bei den Unruhen der Tahir-Revolution vom Januar 2011 aus dem Ägyptischen Nationalmuseum gestohlen wurden, von der Polizei wieder sichergestellt wurden:
Weitere Medienberichte

National Geographic veröffentlicht einen Artikel über die Gefährdung von ägyptischen Kulturerbestätten durch das Bevölkerungswachtum:

Die Ägyptologin Salina Ikram äußert sich über das Ausmaß und die Ursachen der Kulturgüterzerstörung in Ägypten seit der Revolution.

interner Link

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